Nach drei Jahren Pandemie öffnet sich Japan wieder für Touristen. Ich gehöre zwar nicht zu den allerersten (seit Mitte Oktober 2022 kommt man wieder rein) aber bin trotzdem früh dran, mit Abflug am 25.12.2022 und Rückkehr am 05.01.2023. Und da ich erstmals ohne sprachkundige Begleitung reise beschränke ich mich zunächst mal auf Tokio und einige der am besten erschlossenen Tagesausflüge im Umland: Nikko, Kusatsu Onsen und Hakone. Aber auch in und um Tokio gibt es noch einiges, das ich noch nicht gesehen habe oder nochmal sehen will, insofern freue ich mich sehr drauf.
Monat: Dezember 2022
Ankunft
Bin nach 1h Flug von München nach Frankfurt und 12h Flug von Frankfurt nach Tokio-Haneda wohlbehalten angekommen. Die Einreise lief dank korrekt mit Daten befüllter japanischer Einreise- und Quarantäne(vermeidungs)app problemlos und schnell. Touchdown 10.45 Uhr Ortszeit, dann Einreise, Gepäck, mobiles Internet abholen, Pasmo-Karte (für den Nahverkehr) mit Guthaben aufladen und trotzdem war ich bereits 12.20 in meinem Hotel Almont Nippori so ziemlich am anderen Ende der Stadt.
Um wachzubleiben und den Jetlag abzumildern habe ich schon ein recht intensives touristische Programm mit viel Marschieren durchgezogen, danach war ich noch mit Miho (einer japanischen Freundin) essen und noch einen trinken. Mittlerweile bin ich wieder im Hotel und habe auch schon das hauseigene Sento (öffentliches Bad) genossen. (das Zimmer hätte natürlich auch eine Dusche aber ich bin fest entschlossen möglichst jeden Abend die japanische Badekultur zu zelebrieren). Jetzt ist es 22.45 Uhr Ortszeit und damit habe ich in den letzten 48h nur 2×4 Stunden Schlaf gehabt (4h vor dem Abflug für den ich mitten in der Nacht zum Flughafen fahren musste und 4h im Flugzeug) und bin entsprechend müde.
Bilder folgen entweder morgen in der Frühe, falls der Jetlag mich aus dem Bett reißt (das wäre früher Nachmittag am 27.12. in Deutschland) oder erst nächsten Abend wenn ich durchschlafen kann (das wäre dann im Laufe des 28.12.)
Das Wetter ist kühl, windig und wolkenarm – sowohl beim Landeanflug als auch bei der Fahrt vom Flughafen zum Hotel konnte ich den Fuji ganz klar in aller seiner Pracht sehen.
25.-26.12.2022: Erster Tag in Tokio
Heute bin ich um 5 Uhr aufgewacht nach ca. 6h Schlaf, das ist für den Jetlag gar nicht schlecht. Nun plane ich zwar heute eine „Bergwanderung“, aber nach dem Frühstück ist es nun doch schon viertel nach sieben und so habe ich beschlossen, erst nach neun Uhr loszufahre, sonst gerate ich in die berüchtige Rush Hour von Tokio. Also Zeit zum Bloggen.
Nach dem Einchecken fuhr ich nach Ueno um diverse Zugreservierungen abzuholen, was erstaunlich leicht am Automaten ging. Und danach war Zeit für Tourismus angesagt!
Eigentlich wollte ich den öffentlich zugänglich Park beim Kaiserpalast besuchen, aber trotz akribischer Recherche war der heute geschlossen. Nicht wegen Neujahr, sondern weil Montag ist und sie seit einiger Zeit Montag und Freitag schließen.
Aber macht nichts. Dafür habe ich dann verschiedene Schrein und andere „Heiligtümer“ abgeklappert, viel zu Fuß, zum Teil mit der U-Bahn. Was ich hier mache ist natürlich nicht das übliche Programm des Touristen am ersten Tag in Tokio – ich kenne vieles einfach schon.
Der Budokan ist in einem Park direkt angrenzend an den Park vom Kaiserpalast gelegen.
Dann wurde ich zum Wiederholungstäter, denn direkt gegenüber ist der Yasukuni-Schrein, wo ich 2016 schon war.
Den Yasukuni-Schrein habe ich schon früher als „Schrein des Antoßes“ bezeichnet. Hier wird aller japanischen Kriegstoten seit 1867 gedacht. Dummerweise gehören dazu auch Hideki Tojo und andere verurteilte Kriegsverbrecher. Jedes mal wenn ein japanischer Regierungschef diesen Schrein besucht protestieren Korea und China lautstark. Das wissen die japanischen Politiker natürlich und machen es trotzdem (oder deswegen?)
Weiter mit den Schreinen. Der Hie Schrein ein gutes Stück weiter südlich ist keineswegs berüchtigt, sondern vielmehr berühmt.
Warum sind Schreine gerne mal oben auf einem Hügel? Nicht, damit der Kug Fu Panda abnehmen muss. Sondern weil man die religiösen Gebäude in Japan meist dorthin baut, wo man keine andere Nutzung (Reisfeld, Wohnhaus, Wolkenkratzer mit Konzernzentrale) sinnvoll hinbauen kann.
Und der Hie Schrein ist keineswegs der am höchsten gelegene in Tokio. Das ist meines Wissens der Atago Schrein auf dem Berg Atago (26m über Meeresspiegel), dem höchsten „Berg“ von Zentraltokio.
Das war es mit dem touristischen Programm als solchem. Ich war aber noch zum Abendesse mit Miho, einer japanischen Freundin, verabredet und zwar in einem Sushi-Lokal bei Ueno, also wieder im Nordosten der Stadt.
Next: Takao-san, ein beliebter Wanderberg bei Tokio. Außerdem: das beste Frühstückbuffet. Stay tuned.
Beobachtungen zum Covidschutz
In Japan ist die Pandemie noch nicht vorbei. Die Schutzmaßnahmen sind ähnlich wie in Deutschland ca. April 2021. Alle tragen (meist medizinische) Masken in allen Innenräumen und die meisten nehmen sie auch außen nicht ab. Beim Frühstück im Hotel trägt man Plastikhandschuhe am Buffet und zwischen den Plätzen ist Plexiglas. Ist schon ein bisschen befremdlich, aber ich kann damit leben. Zumal ich erstmals seit Wochen weitgehend frei von Atemwegserkrankungen bin und mir nicht schon wieder was einfangen will.
27.12.2022 – Takao-san
Heute war strahlend schönes Wetter, Zeit für den ersten Tagesauflug. Zum Takao-san, das ist ein Berg ca. 1h südwestlich von Tokio. Nur 600m hoch, aber Tokio liegt ja auf dem Meeresspiegel, sind also doch einige Höhenmeter.
Aber zunächst: mein Hotel hat das beste Frühstücksbuffet, das ich je gesehen habe. Zumindest wenn man japanisches Essen mag – die westliche Auswahl ist vorhanden aber unspektakulär.
Und das ist noch längst nicht alles, es gibt noch viel auszuprobieren.
Dann aber auf zum Takao-san. Erstmal nach Shibuya, dem wichtigsten Bahnhof im Westen Tokios. Ich bin um 8.20 Uhr los und rechnete mit der schlimmsten Rush Hour, war aber total harmlos, anscheinend sind viele in Ferien. Und dann mit einer Privatbahn nach Takaosanguchi, also zum Fuß des Berges.
Nun könnte man den Berg komplett von unten erklimmen, es gibt verschiedene Routen von relativ leicht bis deutlich sportlicher.
Dann bin ich wieder runtergekraxelt, was natürlich etwas leichter ging. Dennoch rechne ich mit Muskelkater, morgen werde bzw. muss ich es langsamer angehen.
Immerhin hatte ich noch eine dritte Belohnung: unten an der Bahnstation gibt es (ebenfalls von der Bahngesellschaft betrieben) einen Onsen, also ein Bad mit natürlicher heißer Quelle. Aufgrund der japanischen Badegewohnheiten ohne Bekleidung kann man da nicht fotografieren. Also habe ich Bilder aus dem Internet geklaut:
Dann zurück nach Shinjuku und Nippori, „meine“ Station. Es war noch eine knappe Stunde Tageslicht übrig, also habe ich was nahe gelegenes aber ungewöhnliches gemacht.
Jeder, der schonmal in Japan war, hat von Tokugawa Ieyasu, dem ersten modernen Shogun gehört und weiß wahrscheinlich auch, wo der begraben ist: in Nikko in den Bergen nördlich von Tokio, superprächtige Anlage, UNESCO-Weltkulturerbe, etc. Ich war da schon mal und fahre am Donnerstag auch nochmal hin.
Aber was wurde aus dem letzten Shogun, Tokugawa Yoshinobu, der 1867 die Macht abgeben musste?
Tokugawa Yoshinobu, der letzte Shogun, machte 1867 das Licht aus und übergab die Macht zurück an den Kaiser (oder eigentlich die buntgemischte Junta aus Traditionalisten und Modernisierern, die das Shogunat besiegt hatten). War keine so schlechte Entscheidung: er lebte bis 1913, erhielt einen der höchsten Adelstitels des Landes und sein Clan ist bis heute steinreich.
Danach war nur noch Bildbearbeitung, bloggen und Abendessen in einem Izakaya (Kneipe, eine der praktischen mit Bestellung über mehrsprachiges Tablet) angesagt. Mittlerweile ist 21.30 Ortszeit und alt werde ich bestimmt nicht mehr heute. Was ich morgen mache hängt ein bisschen von der Intensität des befürchteten Muskelkaters ab…
Immerhin: der Plan mit dem jeden Tag Baden geht bislang auf. Gestern das große Bad (Sento) von Hotel genutzt, heute den Onsen beim Takao-san.
Morgens um 5 ist die Welt noch in Ordnung
Wegen dem blöden Jetlag wache ich immer noch um kurz vor 5 Uhr morgens auf, mehr als 6 Stunden Schlaf sind anscheinend nicht drin. Egal, ich bin eh nicht zum Schlafen in Tokio!
So kann ich noch gleich „food porn“ vom gestrigen Abendessen posten:
Und nun das Rätsel der Sphinx: was ist besser als jeden Tag ein japanisches Bad genießen? Antwort: mehr als einmal am Tag ein japanisches Bad genießen. Frühstück gibt es erst ab 6.30 Uhr aber das Bad im Hotel hat ab 5.30 Uhr geöffnet. Ich war tatsächlich der erste – knapp. Grad kam ich raus, da kamen schon die ersten anderen Gäste. Nun ist das Hotel-eigene Sento kein Luxus-Onsen mit mehreren Becken und Temperaturen, aber sehr angenehm ist es schon und man kann im Schlafanzug hingehen.
So, mittlerweile rückt die Öffnung des Frühstückbuffets in erreichbare Nähe. Danach geht es weiter mit meinem „Tokio (very) off the beaten track“ Programm.
28.12.2022: Tokio
Wie gesagt war ich schon ein paar mal in Tokio und habe viele der offensichtlichen Sehenswürdigkeiten (Meiji-Schrein, Shibuya, etc.) schon gesehen und/oder sehe sie im August 2023, wenn ich mit Freunden und Familie nach Japan reise. Also sehe ich mir auf dieser Reise primär Sachen an, die ich noch nicht gesehen habe und die eher ungewöhnlich oder zumindest nicht so stark von westlichen Touristen frequentiert sind.
Shibamata
Shibamata ist ein Ortsteil im Nordosten von Tokio, wo man einen Eindruck vom Tokio in den 1960er/70 Jahren bekommt, also vor dem ganz großen Wirtschaftsboom und danach Crash, der Bubble Economy der 1980er / frühen 1990er. Ältere Japaner (die Baby Boomer) assoziieren die Gegend auch mit einer Serie von japanischen Filmen über einen reisenden Händler, seine Familie und sein Pech in der Liebe: Otoko wa Tsurai yo (Es ist hart, ein Mann zu sein).
Nun kenne ich die Filme nicht und habe dementsprechend auch das Museum dazu ausgelassen, aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen. Die Japaner haben schon lange eine sehr eigene, sehr ausgeprägte Populärkultur von den man im Westen kaum die Spitze des Eisbergs mitbekommt.
Weitere Eindrücke vom Shibamata Taishakuten:
Entscheidender ist aber die Ausgestaltung der Wände mit unglaublich detaillierten Holzschnitzereien. Der Künstler hat auch beim Toshogu in Nikko (Tokugawa-Schrein, den ich morgen sehen werde) mitgearbeitet, der als der prächtigste Bau überhaupt in Japan gilt.
Außer dem Tempel gibt es in Shibamata noch das Yamamoto-tei, das ist das Haus eines reichen Händlers. Der Mann hielt was auf sich:
Die östliche Grenze von Shibamata ist auch die östliche Grenze von Tokio:
Jetzt noch was ganz, ganz Japanisches. In Japan stehen nahezu überall Getränkeautomaten, wo man zu günstigen Preisen kalte und heiße Getränke erstehen kann.
Danach bin ich ein paar Stationen zurück gefahren nach Horikirishōbuen. In der Nähe dieser Station werden wir mutmaßlich im August wohnen. Ich habe keine blogwürdigen Fotos geschossen (ein paar Schnappschüsse habe ich Tini geschickt) aber jetzt weiß ich wie es da aussieht.
Ueno
Dann bin ich mit derselben Bahn nach Ueno. Das ist ein Stadtzentrum im Nordosten von Tokio wo ich schon öfter war und das ich auch als logistische Zentrum für Bahnfahrten benutze. Hier war ich beim Sightseeing weitgehend Wiederholungstäter.
Shitamachi Museum
Erster Stopp war das Shitamachi Museum: ein sehr kleines und schönes Museum, das die „Unterstadt“ (Shitamachi) von Tokio, das meint letztlich den Ostteil der Stadt, in der Taisho und frühen Showa-Ära (ca. 1912 bis in die 1950er Jahre) zum Leben erweckt. Da war ich 2014 schon mal aber die schließen ab April 2023 für längere Zeit, drum wollte ich Fotos für die machen, die es im August notgedrungen verpassen werden.
Ueno Park
Wenn man aus dem Shitamachi Museum rauskommt steht man auch schon im Ueno Park, einem der größten öffentlichen Parks von Tokio.
Ueno Tosho-gu
Dann war ich im Ueno Tosho-gu. Das ist ein Schrein für den ersten Shogun, Tokugawa Ieyasu (wahrscheinlich die wichtigste Person der japanischen Geschichte). Erbaut 1627, gar nicht so lange nach Ieyasus Tod 1616. Auch hier war ich 2014 schon mal. Aber da ich morgen nach Nikko, dem eigentlichen Mausoleum von Ieyasu fahre wollte ich die Troika komplett machen: gestern Grab des letzten Shogun Tokugawa Yoshinobu, heute Schrein für Tokugawa Ieyasu in Ueno, morgen dann Mausoleum (und Schrein) von Tokugawa Ieyasu in Nikko. Übrigens: der letzte Shogun Tokugawa Yoshinobu wird in dem Schrein in Ueno gleich mitverehrt.
…nun ist eine Pagode aber eigentlich buddhistisch, nicht shintoistisch und passt somit nicht zum Schrein. In der Shogunatszeit kam man mit solchen Vermischungen durch, aber nach dem Absetzen des letzten Shoguns wurden Buddhismus und Shintoismus strikter getrennt. (Mutmaßlich um die Autorität des Kaisers, des Shinto-Oberhaupts, zu stärken). Damit die Pagode nicht zerstört wurde schlug man sie kurzerhand einem anderen buddhistischen Tempel zu.
Ueno Zoo
Ebenfalls im Ueno Park ist ein Zoo, der älteste von Japan. Ich bin nicht der größte Zoo-Fan aber ich war hier wegen zwei Dingen.
Zum einen wollte ich einen Skandal dokumentieren. Die Japaner haben sich närrischerweise völlig von chinesischen Pandas abhängig gemacht. Die überaus meisten Pandas kommen aus China, die heimische Pandaproduktion in Japan ist völlig unzureichend, trotz der Geburt zweier Jungtiere 2021.
Nun stelle man sich mal vor, die Volksrepublik China greift Taiwan an, was den Japanern gar nicht schmecken würde. Aber was wollen sie tun? Wenn China den Panda-Zufluss abdreht hat Japan viel zu wenige Pandas. Die Wartezeiten werden aufs doppelte oder dreifach anschnellen. Dagegen wird die Regierung nicht viel tun können, denn auch Notstandsgesetze erschaffen keine zusätzlichen Pandas.
Da hätte die ewige Regierungspartei LDP mal früher handeln müssen. Aber nein, es war soviel einfach und billiger, die chinesischen Pandas zu importieren. Nur wenn es jetzt zum Krieg um Taiwan kommt ist Japan in der Zwickmühle: sie könnten es sich kaum leisten, China mit Sanktionen zu belegen denn sonst rastet die japanische Bevölkerung wegen Pandamangel aus! Warum nur sind Politiker immer so kurzsichtig!
Mein anderes Anliegen im Zoo war es, japanische Riesenflughörnchen zu finden, die ich auf dem Takao-san ja nicht sehen konnte. Leider habe ich sie auch im Ueno-Zoo nicht gefunden, obwohl es sie da eigentlich geben müsste.
Aber immerhin: ich habe das Zwergflughörnchen (Momonga) gefunden. Das Biest war sauschwer zu fotografieren. Nicht nur lebt es im Dunkeln und man kann nur ohne Blitz und Fokuslicht fotografieren, sondern es flitzt auch wie irre durch sein Gehege. Nur mit Mühe konnte ich zwei einigermaßen akzeptable Bilder schießen.
Tokyo Sakura Tram
Zu guter Letzt noch was ganz Nerdiges: vor den U-Bahnen, JR und der Yamanote-Linie, in den ersten zwei Dritteln des 20. Jahrhunderts, wurde der ÖPNV in Tokio von Trambahnen beherrscht. Aber heute sind alle weg. Wirklich alle? Nein, eine letzte Tramlinie, die Toden Arakawa Line (besser bekannt als Tokyo Sakura Tram) harrt aus und verbindet bis heute Arakawa (der Stadtteil von Tokio wo mein Hotel ist) im Nordosten mit Waseda im Südwesten. Quasi einmal halb um Tokio rum, aber ein bisschen weiter draußen als die moderne Ringlinie Yamanote.
Bei der von mir dafür genutzten Haltestelle habe ich dann auch Ramen-Nudeln zu Mittag gegessen. Ganz klassisch: Ticket am Automaten ziehen (der keine englische Beschriftung hatte, also musst der Google-Übersetzer ran) und dann am Tresen essen während um einen herum die anderen Gäste enthusiastisch ihr Essen schlürfen (in diesem Falle mehrere männliche Schüler mit offensichtlich Mordshunger, die haben zusätzlich zu den großen Ramenportionen noch Reis gegessen und diesen mit kostenlosem Knoblauch und eingelegten Gurken gepimpt.)
Morgen dann geht es wie nun schon mehrfach angedroht nach Nikko zum Shogun Mausoleum und anderen Sehenswürdigkeiten. Der erste Teil der Fahrt mit dem Shinkansen!
29.12.2022: Nikko
Heute dann wie angekündigt Besuch von Nikko: Grab und Schrein des ersten Shoguns Tokugawa Ieyasu und seines Enkels Tokugawa Iemitsu, UNESCO-Weltkulturerbe, Zugang zum Nikko-Nationalpark und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Japans. Nicht zuletzt, weil man das als Tagesausflug von Tokio aus machen kann, so wie ich.
Los ging es am Bahnhof Ueno.
Der zweite Teil der Fahrt war mit dem Lokalzug von Utsunomiya nach Nikko. Insgesamt ca. 1h45min.
Man könnte jetzt knapp 2km zu den Schreinen bzw. Tempeln latschen aber die Stadt selber ist nicht gerade toll. Also lieber den Bus.
Taiyuin
Mein erster Besuch galt dem Taiyuin, dem Mausoleum von Tokugawa Iemitsu, dem dritten Shogun und Enkel von Ieyasu. Iemitsu war viel länger Shogun als Ieyasu und war wahrscheinlich mehr für die Festigung des Regierungssystems, das 260 Jahre überdauerte verantwortlich als sein berühmterer Großvater.
Ursprünglich waren sowohl Iemitsus als auch Ieyasus Mausoleen Mischungen aus Shinto-Schreinen und buddhistischen Tempeln. Das war nach 1867 verboten. Der Taiyuin wurde Tempel, der Toshogu (das Mausoleum von Ieyasu) wurde Schrein.
Und allesamt grimmig bewacht:
Toshogu
Man geht tunlichst erst zum Taiyuin und erst dann zum Toshogu, damit es nicht antiklimaktisch wirkt. Denn so chinesisch-protzig wie das Mausoleum des Enkels auch ist, das Mausoleum des Großvaters ist mit voller Absicht noch protziger, denn es geht schließlich um den Gründer der Dynastie und somit auch das Prestige des ganzen Shogunats.
Der Showstopper der Anlage ist aber das Yomeimon, das Tor vor dem Schrein.
Weitere Eindrücke davon:
Wobei Tokugawa Iyeasus Schrein nicht von Ungeheuern beschützt wird, sondern von Scharfschützen. Er wird schon wissen warum:
Wer will, kann dann noch gegen extra-Gebühr den inneren Schrein aufsuchen, der gut 200 Treppenstufen höherliegt. Das macht man aus zwei Gründen.
Zum anderen klettert man da hoch, um das eigentliche Grab des ersten Shoguns zu sehen.
Rinnoji
Sowohl Taiyuin als auch Toshogu hatte ich 2014 schon gesehen. Doch der große buddhistische Tempel Rinnoji (von dem der Taiyuin technisch gesehen ein Untertempel ist) war damals eingerüstet bzw. in ein komplettes Gerüsthaus verschwunden.
Okunikko
Also bin ich – nachdem die ex-kaiserliche Villa Tamozawa sich als heute geschlossen erwies – nach Okunikko westlich von Nikko gefahren. Da geht dann richtig der Nationalpark los. Leider war die Fahrt eine reine Tortur: 45 Minuten einfache Fahrt in einem heillos überfüllten Bus im Stehen über einen hohen Bergpass mit engen Serpentinen und mit ordentlich Karacho.
Der Grund für die ganze Aktion: der Kegon-Wasserfall, über den sich der Chuzenji-See entleert.
Danach bin ich zurück nach Nikko gefahren (die Busfahrt zurück war glücklicherweise weniger schrecklich).
Von Nikko zurück nach Utsunomiya. Was macht man in Utsunokiya? Man steigt hier hauptsächlich um. Aber die Stadt ist auch sehr für Ihre Gyoza berühmt.
Morgen: Kusatsu Onsen.
30.12.2022: Kusatsu Onsen
Heute war mein Ziel Kusatsu Onsen. Das ist ein Ort mit heißen Quellen nordwestlich von Tokio, der seit jeher für sein sehr heißes und reichliches Wasser mit viel Schwefel und Säure bekannt ist.
2,5h mit dem Zug und nochmal eine halbe Stunde mit dem Bus. Ich hätte es trotzdem als Tagesausflug gemacht, aber das war a) wegen des Fahrplans nicht praktikabel und b) will man da auch nach Einbruch der Dunkelheit sein wegen der abendlichen Beleuchtung und dann kommt man nicht mehr weg.
Logischerweise dreht sich in Kusatsu alles um das Baden. Zum Beispiel gibt es an jeder Ecke ein kostenloses heißes Fußbad!
Aber die zentrale Sehenswürdigkeit ist das Yubatake. Hier wird extrem heißes Mineralwasser (bis zu 95 Grad Celsius!) durch eine Serie von offenen Leitungen aus Holz und einen Wasserfall abgekühlt. So muss man sich das vorstellen:
Drumherum sind die Bäder, Restaurants und Geschäfte.
Natürlich war ich auch baden, in bisher zwei der mehreren Bäder. Wie üblich kann man nicht selber fotografieren, also habe ich Fotos aus dem Internet geklaut.
Wie man sieht ist eines der Bäder im Freien. Das macht im Winter richtig Spaß, man muss nur einigermaßen zügig vom Innenbad ins Außenbad gehen. So eine knappe Minute hält die Wärme im Körper vor.
Weil das Wasser in Kusatsu so extrem heiß ist wurde eine Technik entwickelt, das Wasser auch noch weiter als das Yubatake abzukühlen.
Nun erwähnte ich eine nächtliche Beleuchtung der Sehenswürdigkeiten.
…sondern natürlich die Yubatake. Seht selbst:
Das war’s dann für heute. Morgen fahre ich erst nachmittags wieder zurück, also bleibt Zeit zum Shoppen und für ein Bad in einem etwas höher gelegenen, sehr großen Rotemburo (Bad im Freien).
31.12.2022: Kusatsu Onsen
Ich habe einigermaßen gut auf dem Futon geschlafen, wobei ich sehr um die dicken Decken über mir dankbar war: in den Bergen ist es kalt und zum Heizen gab es nur eine kleine Kerosinsheizung, die man tunlichst vor dem Schlafengehen abschaltet (ansonsten tut sie es nach einer Weile von selbst).
Ein wichtiger Punkt stand noch auf dem Programm: Der Sainokawara Naturpark und das dort gelegene Bad.
Nun, da das heiße Baden das Gütesiegel der deutschen Medizin trägt steht ja nichts mehr im Wege! Tatsächlich ist das Rotemburo (Bad im Freien) von Sainokawara das beste, in dem ich je war und ganz bestimmt das größte. Allerdings muss man geduscht herkommen, es gibt zur Abwechslung mal keine Einrichtungen, um sich vor dem Bad gründlich zu waschen. Ist aber auch nicht ganz so wichtig: das Bad ist riesig und hat einen hohen Wasserdurchsatz, so dass kleinere Verunreinigungen nicht ins Gewicht fallen. Ist schon klasse, wenn das heiße Wasser mal nicht lau, aber für lau ist!
Nach dem Rotemburo bin ich zurück nach Kusatsu, habe noch ein wenig eingekauft und ansonsten die Zeit bis zur Rückfahrt totgeschlagen (ich konnte erst für den Zug um 14.06 Uhr eine Reservierung ergattern).
Mittlerweile sitze ich im Zug zurück nach Tokio. Noch zwei Beobachtungen zu Kusatsu Onsen:
Eigentlich ein sehr schmucker Ort, er hat nur ein Problem: die Innenstadt ist keine Fußgängerzone. Das nervt durchaus, weil die Straßen eng sind und sich trotzdem alle Naslang Autos und Kleinbusse durchschlängeln. Ist aber auch schwierig: die Gäste wollen zu ihren Hotels, die Restaurants und Läden wollen beliefert sein. Dennoch suboptimal. Die Bäder und die Yubatake machen es wett.
Die Züge in Japan sind wie immer angenehm und zuverlässig. Mit den Bussen ist es etwas schwieriger. Wobei ich beeindruckt war, wie der Bustransfer vom nächsten Bahnhof (Naganohara-Kusatsuguchi, kein Witz) nach Kusatsu organisiert war. Aus dem Zug quollen Unmengen von Leuten und ich dachte schon, alles bricht zusammen. Doch dann zauberten die JR-Angestellten ausreichend zusätzliche Busse aus dem Hut, um alle Fahrgäste zeitnah nach Kusatsu zu bringen bzw. zurück zum Bahnhof (noch wichtiger, denn sonst kommt man hier nicht weg und es fahren nur eine Handvoll Züge am Tag nach Tokio).
Heute abend feiere ich Silvester zusammen mit Miho mit einer Sento- und Kneipentour im Viertel Kita-Senju.