Neujahr in Tokio

Nach drei Jahren Pandemie öffnet sich Japan wieder für Touristen. Ich gehöre zwar nicht zu den allerersten (seit Mitte Oktober 2022 kommt man wieder rein) aber bin trotzdem früh dran, mit Abflug am 25.12.2022 und Rückkehr am 05.01.2023. Und da ich erstmals ohne sprachkundige Begleitung reise beschränke ich mich zunächst mal auf Tokio und einige der am besten erschlossenen Tagesausflüge im Umland: Nikko, Kusatsu Onsen und Hakone. Aber auch in und um Tokio gibt es noch einiges, das ich noch nicht gesehen habe oder nochmal sehen will, insofern freue ich mich sehr drauf.

Hier die Schauplätze der Reise.

Ankunft

Bin nach 1h Flug von München nach Frankfurt und 12h Flug von Frankfurt nach Tokio-Haneda wohlbehalten angekommen. Die Einreise lief dank korrekt mit Daten befüllter japanischer Einreise- und Quarantäne(vermeidungs)app problemlos und schnell. Touchdown 10.45 Uhr Ortszeit, dann Einreise, Gepäck, mobiles Internet abholen, Pasmo-Karte (für den Nahverkehr) mit Guthaben aufladen und trotzdem war ich bereits 12.20 in meinem Hotel Almont Nippori so ziemlich am anderen Ende der Stadt.

Um wachzubleiben und den Jetlag abzumildern habe ich schon ein recht intensives touristische Programm mit viel Marschieren durchgezogen, danach war ich noch mit Miho (einer japanischen Freundin) essen und noch einen trinken. Mittlerweile bin ich wieder im Hotel und habe auch schon das hauseigene Sento (öffentliches Bad) genossen. (das Zimmer hätte natürlich auch eine Dusche aber ich bin fest entschlossen möglichst jeden Abend die japanische Badekultur zu zelebrieren). Jetzt ist es 22.45 Uhr Ortszeit und damit habe ich in den letzten 48h nur 2×4 Stunden Schlaf gehabt (4h vor dem Abflug für den ich mitten in der Nacht zum Flughafen fahren musste und 4h im Flugzeug) und bin entsprechend müde.

Bilder folgen entweder morgen in der Frühe, falls der Jetlag mich aus dem Bett reißt (das wäre früher Nachmittag am 27.12. in Deutschland) oder erst nächsten Abend wenn ich durchschlafen kann (das wäre dann im Laufe des 28.12.)

Das Wetter ist kühl, windig und wolkenarm – sowohl beim Landeanflug als auch bei der Fahrt vom Flughafen zum Hotel konnte ich den Fuji ganz klar in aller seiner Pracht sehen.

25.-26.12.2022: Erster Tag in Tokio

Heute bin ich um 5 Uhr aufgewacht nach ca. 6h Schlaf, das ist für den Jetlag gar nicht schlecht. Nun plane ich zwar heute eine „Bergwanderung“, aber nach dem Frühstück ist es nun doch schon viertel nach sieben und so habe ich beschlossen, erst nach neun Uhr loszufahre, sonst gerate ich in die berüchtige Rush Hour von Tokio. Also Zeit zum Bloggen.

Dank meine Flugbuchung noch vor Öffnung Japans konnte ich mir Business Class leisten. Das macht den langen Flug (12h) schon viel angenehmer.
Das Essen ist…
…da auch besser.
Mein Hotelzimmer. Für Tokioter Verhältnisse ist das sogar ziemlich geräumig.

Nach dem Einchecken fuhr ich nach Ueno um diverse Zugreservierungen abzuholen, was erstaunlich leicht am Automaten ging. Und danach war Zeit für Tourismus angesagt!

Der „Hauptbahnhof“ von Tokio. Also Tokio Station – der größte und meistbenutzte Bahnhof ist Shinjuku am anderen Ende der Stadt.

Eigentlich wollte ich den öffentlich zugänglich Park beim Kaiserpalast besuchen, aber trotz akribischer Recherche war der heute geschlossen. Nicht wegen Neujahr, sondern weil Montag ist und sie seit einiger Zeit Montag und Freitag schließen.

So sieht das dann von außen aus.
Das wäre der Eingang gewesen.

Aber macht nichts. Dafür habe ich dann verschiedene Schrein und andere „Heiligtümer“ abgeklappert, viel zu Fuß, zum Teil mit der U-Bahn. Was ich hier mache ist natürlich nicht das übliche Programm des Touristen am ersten Tag in Tokio – ich kenne vieles einfach schon.

Dies ist der Budokan. Ursprünglich für das Judoturnier bei den Olympischen Spielen 1964 erbaut wird es heute als Konzert- und Veranstaltungshalle genutzt. Nahezu jede international Rockband von Rang und Namen hat da schon gespielt und jedes japanische „idoru“ (Idol, mehr oder minder Girl Groups) träumt davon, den Budokan zu füllen.

Der Budokan ist in einem Park direkt angrenzend an den Park vom Kaiserpalast gelegen.

Es gibt sogar einen „Burggraben“.

Dann wurde ich zum Wiederholungstäter, denn direkt gegenüber ist der Yasukuni-Schrein, wo ich 2016 schon war.

Der hat das größte und hässlichste Torii (symbolisches „Tor“ am Eingang des Schreins) das ich kenne. Mindestens 10 Meter hoch und aus Brachialbeton.

Den Yasukuni-Schrein habe ich schon früher als „Schrein des Antoßes“ bezeichnet. Hier wird aller japanischen Kriegstoten seit 1867 gedacht. Dummerweise gehören dazu auch Hideki Tojo und andere verurteilte Kriegsverbrecher. Jedes mal wenn ein japanischer Regierungschef diesen Schrein besucht protestieren Korea und China lautstark. Das wissen die japanischen Politiker natürlich und machen es trotzdem (oder deswegen?)

Dieser Herr auf der Statue ist aber kein Kriegsverbrecher, sondern der Gründer der modernen japanischen Streitkräfte Ōmura Masujirō.
Und das hier…
…ist der berüchtigte Schrein selbst. 2016 fand ich ihn hübscher, aber da war auch Kirschblüte – da sieht alles schön aus.

Weiter mit den Schreinen. Der Hie Schrein ein gutes Stück weiter südlich ist keineswegs berüchtigt, sondern vielmehr berühmt.

Nicht wegen seinem ersten Torii, das ist auch nur aus Beton…
Sondern wegen den vielen roten Torii auf dem Weg nach oben.
Hier von oben als Beweis, dass ich auch wirklich hochgeklettert bin.
Hier der Schrein selbst auf dem Hügel. Man beachte den Kranz davor. Mit dem richtigen Ritual kann man angeblich Seuchen vorbeugen.
Aber nur, wenn man es auch richtig macht!
Ein weiteres Gebäude des Hie Schreins.

Warum sind Schreine gerne mal oben auf einem Hügel? Nicht, damit der Kug Fu Panda abnehmen muss. Sondern weil man die religiösen Gebäude in Japan meist dorthin baut, wo man keine andere Nutzung (Reisfeld, Wohnhaus, Wolkenkratzer mit Konzernzentrale) sinnvoll hinbauen kann.

Und der Hie Schrein ist keineswegs der am höchsten gelegene in Tokio. Das ist meines Wissens der Atago Schrein auf dem Berg Atago (26m über Meeresspiegel), dem höchsten „Berg“ von Zentraltokio.

Dorthin gelangt man über die „Treppe des Erfolgs“. Angeblich ist da ein junger Samurai hoch und wieder runtergeritten und hatte danach viel Erfolg im Leben. Das Pferd sah das mutmaßlich anders. Übrigens ist es heute streng verboten, die Treppen à la Rocky zum Training zu benutzen.
Einmal mehr zum Beweis: ich bin wirklich hochgeklettert.
Droben ist dann der Schrein. Übrigens liegen auf dem selben „Berg“ mehrere Gebäude des staatlichen Rundfunks NHK.
Hier die von mir so benannte „Treppe des Misserfolgs“ – die ist auf der anderen Seite des Schreins und führt wieder nach unten. Das Bild wird der Hässlichkeit und der Verwinkeltheit nicht wirklich gerecht.
Nächstes „Heiligtum“: Der Tokyo Tower. 1958 als Fernsehturm erbaut ist er mit 333m etwas höher als der Eiffelturm und immer noch das zweithöchste Gebäude in Japan (das höchste ist der andere Fernsehturm Tokyo Skytree).
Hier nochmal in voller Pracht. Wie man deutlich sehen kann wurde es bereits dunkel kurz nach 17 Uhr. Das macht den Tokyo Tower nur fotogener.
Aber dafür ist es umso schwieriger, den nahe gelegenen Zojo Tempel (dies also ein buddhistischer Tempel) zu fotografieren.

Das war es mit dem touristischen Programm als solchem. Ich war aber noch zum Abendesse mit Miho, einer japanischen Freundin, verabredet und zwar in einem Sushi-Lokal bei Ueno, also wieder im Nordosten der Stadt.

In vieler Hinsicht ist Tokio bei Nacht hübscher als am Tag. Hier ein recht normales Straßenbild.
karaoke ist in Japan weiterhin sehr beliebt. Das ganze Gebäude in rot ist ein Big Echo, ein Karaokeanbieter. Man mietet sich dort Räume mit Karaoke-Anlage und bequemen Sitzen. Essen und Getränke kann man direkt in den Raum liefern lassen. Zwei Häuser weiter ist ein weiteres Gebäude wo Big Echo zwei Stockwerke betreibt.
Die quirligen Gassen zwischen Omachikachi und Ueno.
Treffen mit Miho…
…einer guten und erstaunlich günstigen Sushikette.
Sushi!
Second Party in einem Gyoza-Lokal.
Gyoza!
Diese Chicken Wings sind auch Gyoza, sie sind gefüllt!
Alles geschafft. Ich auch – danach haben wir uns verabschiedet und ich bin zurück zu meinem Hotel um zu kollabieren.

Next: Takao-san, ein beliebter Wanderberg bei Tokio. Außerdem: das beste Frühstückbuffet. Stay tuned.

Beobachtungen zum Covidschutz

In Japan ist die Pandemie noch nicht vorbei. Die Schutzmaßnahmen sind ähnlich wie in Deutschland ca. April 2021. Alle tragen (meist medizinische) Masken in allen Innenräumen und die meisten nehmen sie auch außen nicht ab. Beim Frühstück im Hotel trägt man Plastikhandschuhe am Buffet und zwischen den Plätzen ist Plexiglas. Ist schon ein bisschen befremdlich, aber ich kann damit leben. Zumal ich erstmals seit Wochen weitgehend frei von Atemwegserkrankungen bin und mir nicht schon wieder was einfangen will.

27.12.2022 – Takao-san

Heute war strahlend schönes Wetter, Zeit für den ersten Tagesauflug. Zum Takao-san, das ist ein Berg ca. 1h südwestlich von Tokio. Nur 600m hoch, aber Tokio liegt ja auf dem Meeresspiegel, sind also doch einige Höhenmeter.

Aber zunächst: mein Hotel hat das beste Frühstücksbuffet, das ich je gesehen habe. Zumindest wenn man japanisches Essen mag – die westliche Auswahl ist vorhanden aber unspektakulär.

Gegrillter Lachs und Makrele. Monja Korokke (frittierte Mochi) und Hühnchen mit Gemüse.
Natto, diverse eingelegte Gemüse und (ich glaube) ein Tapiokabrei.
Würziger Tofu und gegrilltes Hühnchen.
Curry und im anderen Topf sind glaube ich Würstchen.
Meine erste Runde.

Und das ist noch längst nicht alles, es gibt noch viel auszuprobieren.

Dann aber auf zum Takao-san. Erstmal nach Shibuya, dem wichtigsten Bahnhof im Westen Tokios. Ich bin um 8.20 Uhr los und rechnete mit der schlimmsten Rush Hour, war aber total harmlos, anscheinend sind viele in Ferien. Und dann mit einer Privatbahn nach Takaosanguchi, also zum Fuß des Berges.

Nun könnte man den Berg komplett von unten erklimmen, es gibt verschiedene Routen von relativ leicht bis deutlich sportlicher.

Oder man nimmt wie ich für den halben Weg die Cable Car, wird schon noch genug Kletterei auf der zweiten Hälfte.
Die Talstation.
Die Bahn fährt alle 15 Minuten, auf halber Strecke können die beiden Züge aneinander vorbei.
Gut, dass das dicke Stahlkabel gehalten hat, sonst wäre das eine einmalige Achterbahn – für jeden Insassen die letzte Fahrt. Die Steigung ist teils über 30 Grad.
Schon von der Bergstation der Bahn hat man schöne Ausblicke.
Hier beginnt dann der Wanderweg. Ich bin natürlich die Route Nummer 1, das ist der einfache für Zivilisten.
Auf dem Weg kommt man entlang langer Reihen solcher Stelen. Ich glaube, die kann man oben beim Tempel kaufen und beschriften lassen. Wozu, weiß ich nicht. Vielleicht Fürbitten oder so was? Schnell, ist ein Japanologe, Indologe oder Religionswissenschaftler (m/w/d) im Saal?
Hier spaltet sich der Wanderweg 1 in die „Männertreppe“ und die „Frauensteige“, die etwas weiter oben wieder zusammenkommen. Ich bin links hoch und später rechts wieder runter.
Hier, schon ziemlich weit oben, beginnt das Gelände des buddhistischen Tempels Yakuōin Yūkiji.
Streng bewacht von Tengu, geflügelten Berggeistern bzw. -ungeheuern.
Andere Tengu sehen…
…vergleichsweise lustig aus.
Der Tempel selbst…
…zieht sich über reichlich Stockwerke.
Alle über reichlich Treppenstufen verbunden…
…aber mit hübscher Deko.
Das hier ist der Gipfel vom Tempel, allerdings noch nicht vom Berg.
Auf dem Berg leben wohl auch Riesenflughörnchen aber die sind leider nachtaktiv.
Trotz halbem Weg mit der Cable Car ist es dann doch eine ziemliche Kletterei (mit erstaunlich viele Treppenstufen).
Man erreicht dann diese Aussichtsplattform und hat dann dank des schönen und kühlen, daher nicht diesigen, Wetters:
eine beachtliche Aussicht auf den Fuji-san.
Hier auch.
Und hier.
Tatsächlich war es eins meiner Ziele für diesen Urlaub, vernünftige Fotos vom Fuji zu schießen. Ich werde noch nach Hakone fahren (heute Tickets geholt), da ist man näher dran. Aber ob dann das Wetter noch so gut ist?
Die zweite Belohnung für den Aufstieg war Mittagessen: Sobanudeln mit Berggemüse. Mit 1,000 Yen (ca. 7 Euro) vergleichweise teuer für so eine simple Nudelsuppe aber man ist halt auf dem Berg und sie war wirklich lecker.

Dann bin ich wieder runtergekraxelt, was natürlich etwas leichter ging. Dennoch rechne ich mit Muskelkater, morgen werde bzw. muss ich es langsamer angehen.

Immerhin hatte ich noch eine dritte Belohnung: unten an der Bahnstation gibt es (ebenfalls von der Bahngesellschaft betrieben) einen Onsen, also ein Bad mit natürlicher heißer Quelle. Aufgrund der japanischen Badegewohnheiten ohne Bekleidung kann man da nicht fotografieren. Also habe ich Bilder aus dem Internet geklaut:

Dann zurück nach Shinjuku und Nippori, „meine“ Station. Es war noch eine knappe Stunde Tageslicht übrig, also habe ich was nahe gelegenes aber ungewöhnliches gemacht.

Jeder, der schonmal in Japan war, hat von Tokugawa Ieyasu, dem ersten modernen Shogun gehört und weiß wahrscheinlich auch, wo der begraben ist: in Nikko in den Bergen nördlich von Tokio, superprächtige Anlage, UNESCO-Weltkulturerbe, etc. Ich war da schon mal und fahre am Donnerstag auch nochmal hin.

Aber was wurde aus dem letzten Shogun, Tokugawa Yoshinobu, der 1867 die Macht abgeben musste?

Er ist 10 Minuten zu Fuß von meinem Hotel auf der anderen Seite der Gleise auf dem riesigen Friedhof Yanaka begraben. Das ist nicht ganz der Zentralfriedhof von Wien aber schon richtig groß. Hier das (verschlossene) Tor zur Grabanlage, zu erkennen am Tokugawa-Mon (Wappen) mit den drei Blättern.
Wenn ich die Plakette richtig gedeutet habe, ist das hier das eigentliche Grab…
…oder vielleicht doch das linke dieser beiden.

Tokugawa Yoshinobu, der letzte Shogun, machte 1867 das Licht aus und übergab die Macht zurück an den Kaiser (oder eigentlich die buntgemischte Junta aus Traditionalisten und Modernisierern, die das Shogunat besiegt hatten). War keine so schlechte Entscheidung: er lebte bis 1913, erhielt einen der höchsten Adelstitels des Landes und sein Clan ist bis heute steinreich.

So sieht der Friedhof…
…jenseits des Tokugawa-Grabs aus. Buddhistisch begraben zu werden hat seine Vorteile:
Es gibt leckere Mikan-Mandarinen…
…und die Aussicht auf den Tokyo Skytree, das höchste Gebäude Japans und dritthöchste der Welt ist auch nicht schlecht. Und letztlich wird man eh bald wiedergeboren.

Danach war nur noch Bildbearbeitung, bloggen und Abendessen in einem Izakaya (Kneipe, eine der praktischen mit Bestellung über mehrsprachiges Tablet) angesagt. Mittlerweile ist 21.30 Ortszeit und alt werde ich bestimmt nicht mehr heute. Was ich morgen mache hängt ein bisschen von der Intensität des befürchteten Muskelkaters ab…

Immerhin: der Plan mit dem jeden Tag Baden geht bislang auf. Gestern das große Bad (Sento) von Hotel genutzt, heute den Onsen beim Takao-san.

Morgens um 5 ist die Welt noch in Ordnung

Wegen dem blöden Jetlag wache ich immer noch um kurz vor 5 Uhr morgens auf, mehr als 6 Stunden Schlaf sind anscheinend nicht drin. Egal, ich bin eh nicht zum Schlafen in Tokio!

So kann ich noch gleich „food porn“ vom gestrigen Abendessen posten:

Und nun das Rätsel der Sphinx: was ist besser als jeden Tag ein japanisches Bad genießen? Antwort: mehr als einmal am Tag ein japanisches Bad genießen. Frühstück gibt es erst ab 6.30 Uhr aber das Bad im Hotel hat ab 5.30 Uhr geöffnet. Ich war tatsächlich der erste – knapp. Grad kam ich raus, da kamen schon die ersten anderen Gäste. Nun ist das Hotel-eigene Sento kein Luxus-Onsen mit mehreren Becken und Temperaturen, aber sehr angenehm ist es schon und man kann im Schlafanzug hingehen.

Das Bild musste ich wie üblich aus dem Internet klauen, drum ist es auch kleiner aufgelöst als normal.

So, mittlerweile rückt die Öffnung des Frühstückbuffets in erreichbare Nähe. Danach geht es weiter mit meinem „Tokio (very) off the beaten track“ Programm.

28.12.2022: Tokio

Wie gesagt war ich schon ein paar mal in Tokio und habe viele der offensichtlichen Sehenswürdigkeiten (Meiji-Schrein, Shibuya, etc.) schon gesehen und/oder sehe sie im August 2023, wenn ich mit Freunden und Familie nach Japan reise. Also sehe ich mir auf dieser Reise primär Sachen an, die ich noch nicht gesehen habe und die eher ungewöhnlich oder zumindest nicht so stark von westlichen Touristen frequentiert sind.

Shibamata

Shibamata ist ein Ortsteil im Nordosten von Tokio, wo man einen Eindruck vom Tokio in den 1960er/70 Jahren bekommt, also vor dem ganz großen Wirtschaftsboom und danach Crash, der Bubble Economy der 1980er / frühen 1990er. Ältere Japaner (die Baby Boomer) assoziieren die Gegend auch mit einer Serie von japanischen Filmen über einen reisenden Händler, seine Familie und sein Pech in der Liebe: Otoko wa Tsurai yo (Es ist hart, ein Mann zu sein).

Kaum ist man aus der Bahn ausgesteigen sieht man auch schon die Statue des Hauptcharakters Tora-san…
…und seiner Schwester Sakura.

Nun kenne ich die Filme nicht und habe dementsprechend auch das Museum dazu ausgelassen, aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen. Die Japaner haben schon lange eine sehr eigene, sehr ausgeprägte Populärkultur von den man im Westen kaum die Spitze des Eisbergs mitbekommt.

Interessanter war für mich diese sehr „old school“ Einkaufsstraße…
…die von der Bahnstation…
…zum Fluss und zum Tempel (dazu gleich mehr) führt. Die vielen geschlossenen Geschäfte vor allem auf den oberen Bildern sind der frühen Stunde und nicht dem Sterben des Einzelhandels geschuldet.
Die Einkaufsstraße führt direkt auf einen berühmten buddhistischen Tempel, den Shibamata Taishakuten zu, hier das Tor.
Das ist die Haupthalle leicht von der Seite. Die Buden dürften dem baldigen Neujahr geschuldet sein, da geht es an Schreinen und Tempeln rund.

Weitere Eindrücke vom Shibamata Taishakuten:

Entscheidender ist aber die Ausgestaltung der Wände mit unglaublich detaillierten Holzschnitzereien. Der Künstler hat auch beim Toshogu in Nikko (Tokugawa-Schrein, den ich morgen sehen werde) mitgearbeitet, der als der prächtigste Bau überhaupt in Japan gilt.

Außer dem Tempel gibt es in Shibamata noch das Yamamoto-tei, das ist das Haus eines reichen Händlers. Der Mann hielt was auf sich:

Neben eleganten japanischen Räumen…
…hatte er noch einen westlichen Salon…

Die östliche Grenze von Shibamata ist auch die östliche Grenze von Tokio:

Der Edogawa. Für japanische Verhältnisse ist das schon ein ziemlich mächtiger Fluss.

Jetzt noch was ganz, ganz Japanisches. In Japan stehen nahezu überall Getränkeautomaten, wo man zu günstigen Preisen kalte und heiße Getränke erstehen kann.

Man beachte, dass die Getränkeautomaten überdacht sind, nicht aber die sechs fassförmigen Hocker drumherum. Klar, die Automaten sind elektrisch und wetterempfindlich, die Kundschaft nicht gar so sehr.

Danach bin ich ein paar Stationen zurück gefahren nach Horikirishōbuen. In der Nähe dieser Station werden wir mutmaßlich im August wohnen. Ich habe keine blogwürdigen Fotos geschossen (ein paar Schnappschüsse habe ich Tini geschickt) aber jetzt weiß ich wie es da aussieht.

Ueno

Dann bin ich mit derselben Bahn nach Ueno. Das ist ein Stadtzentrum im Nordosten von Tokio wo ich schon öfter war und das ich auch als logistische Zentrum für Bahnfahrten benutze. Hier war ich beim Sightseeing weitgehend Wiederholungstäter.

Shitamachi Museum

Erster Stopp war das Shitamachi Museum: ein sehr kleines und schönes Museum, das die „Unterstadt“ (Shitamachi) von Tokio, das meint letztlich den Ostteil der Stadt, in der Taisho und frühen Showa-Ära (ca. 1912 bis in die 1950er Jahre) zum Leben erweckt. Da war ich 2014 schon mal aber die schließen ab April 2023 für längere Zeit, drum wollte ich Fotos für die machen, die es im August notgedrungen verpassen werden.

Ueno Park

Wenn man aus dem Shitamachi Museum rauskommt steht man auch schon im Ueno Park, einem der größten öffentlichen Parks von Tokio.

Hier der Shinobazuno-Teich mit buddhistischem Tempel vor urbaner Kulisse.
Im Park blühen die Kamelien. Außerdem ist ab Neujahr sogar ein Festival mit Zugang zu besonderen Pfingstrosen-Gärten. Werde ich mir evtl. ansehen.
Dieses Ding wird als „Monster-Laterne“ bezeichnet. Leider nicht eine Laterne in Form von Godzilla, sondern nur eine besonders große japanische Laterne.

Ueno Tosho-gu

Dann war ich im Ueno Tosho-gu. Das ist ein Schrein für den ersten Shogun, Tokugawa Ieyasu (wahrscheinlich die wichtigste Person der japanischen Geschichte). Erbaut 1627, gar nicht so lange nach Ieyasus Tod 1616. Auch hier war ich 2014 schon mal. Aber da ich morgen nach Nikko, dem eigentlichen Mausoleum von Ieyasu fahre wollte ich die Troika komplett machen: gestern Grab des letzten Shogun Tokugawa Yoshinobu, heute Schrein für Tokugawa Ieyasu in Ueno, morgen dann Mausoleum (und Schrein) von Tokugawa Ieyasu in Nikko. Übrigens: der letzte Shogun Tokugawa Yoshinobu wird in dem Schrein in Ueno gleich mitverehrt.

Von Laternen gesäumte Allee zum Schrein.
Der Honden, das Hauptgebäude des Schreines. Zumindest die frühen Tokugawas mochten es lieber chinesisch-prunkvoll als zen-minimalistisch. Das wird morgen in Nikko noch deutlicher.
Und viele, viele große Kupferlaternern mochten die frühen Shogune wohl auch.
Diese Pagode gehörte ursprünglich auch zum Tosho-Gu…

…nun ist eine Pagode aber eigentlich buddhistisch, nicht shintoistisch und passt somit nicht zum Schrein. In der Shogunatszeit kam man mit solchen Vermischungen durch, aber nach dem Absetzen des letzten Shoguns wurden Buddhismus und Shintoismus strikter getrennt. (Mutmaßlich um die Autorität des Kaisers, des Shinto-Oberhaupts, zu stärken). Damit die Pagode nicht zerstört wurde schlug man sie kurzerhand einem anderen buddhistischen Tempel zu.

Ueno Zoo

Ebenfalls im Ueno Park ist ein Zoo, der älteste von Japan. Ich bin nicht der größte Zoo-Fan aber ich war hier wegen zwei Dingen.

Zum einen wollte ich einen Skandal dokumentieren. Die Japaner haben sich närrischerweise völlig von chinesischen Pandas abhängig gemacht. Die überaus meisten Pandas kommen aus China, die heimische Pandaproduktion in Japan ist völlig unzureichend, trotz der Geburt zweier Jungtiere 2021.

Entsprechend stellen sich die Japaner eine gute Stunde an, um die Pandas zu sehen.

Nun stelle man sich mal vor, die Volksrepublik China greift Taiwan an, was den Japanern gar nicht schmecken würde. Aber was wollen sie tun? Wenn China den Panda-Zufluss abdreht hat Japan viel zu wenige Pandas. Die Wartezeiten werden aufs doppelte oder dreifach anschnellen. Dagegen wird die Regierung nicht viel tun können, denn auch Notstandsgesetze erschaffen keine zusätzlichen Pandas.

Rote Pandas gibt es mehr, aber die sind einfach nicht niedlich genug, um die Lücke zu füllen.
Und Nacktmulle sind bestimmt kein Ersatz. Man könnte zwar eine Weile behaupten, das seinen winzige-Pandababies, aber nach ein paar Wochen fliegt der Betrug doch auf!

Da hätte die ewige Regierungspartei LDP mal früher handeln müssen. Aber nein, es war soviel einfach und billiger, die chinesischen Pandas zu importieren. Nur wenn es jetzt zum Krieg um Taiwan kommt ist Japan in der Zwickmühle: sie könnten es sich kaum leisten, China mit Sanktionen zu belegen denn sonst rastet die japanische Bevölkerung wegen Pandamangel aus! Warum nur sind Politiker immer so kurzsichtig!

Mein anderes Anliegen im Zoo war es, japanische Riesenflughörnchen zu finden, die ich auf dem Takao-san ja nicht sehen konnte. Leider habe ich sie auch im Ueno-Zoo nicht gefunden, obwohl es sie da eigentlich geben müsste.

So ein Okinawa-Flughund ist leider kein Riesenflughörnchen.
Und dieses Hörnchen ist zwar ziemlich groß, aber es kann nicht fliegen bzw. gleiten.

Aber immerhin: ich habe das Zwergflughörnchen (Momonga) gefunden. Das Biest war sauschwer zu fotografieren. Nicht nur lebt es im Dunkeln und man kann nur ohne Blitz und Fokuslicht fotografieren, sondern es flitzt auch wie irre durch sein Gehege. Nur mit Mühe konnte ich zwei einigermaßen akzeptable Bilder schießen.

Aber niedlich sind sie schon…
…die kleinen Biester. Vielleicht können die bei akutem Pandamangel aushelfen.

Tokyo Sakura Tram

Zu guter Letzt noch was ganz Nerdiges: vor den U-Bahnen, JR und der Yamanote-Linie, in den ersten zwei Dritteln des 20. Jahrhunderts, wurde der ÖPNV in Tokio von Trambahnen beherrscht. Aber heute sind alle weg. Wirklich alle? Nein, eine letzte Tramlinie, die Toden Arakawa Line (besser bekannt als Tokyo Sakura Tram) harrt aus und verbindet bis heute Arakawa (der Stadtteil von Tokio wo mein Hotel ist) im Nordosten mit Waseda im Südwesten. Quasi einmal halb um Tokio rum, aber ein bisschen weiter draußen als die moderne Ringlinie Yamanote.

Die meisten der eingesetzten Fahrzeuge sind recht modern…
…aber es gibt auch noch ältere, nostalgische Fahrzeuge.

Bei der von mir dafür genutzten Haltestelle habe ich dann auch Ramen-Nudeln zu Mittag gegessen. Ganz klassisch: Ticket am Automaten ziehen (der keine englische Beschriftung hatte, also musst der Google-Übersetzer ran) und dann am Tresen essen während um einen herum die anderen Gäste enthusiastisch ihr Essen schlürfen (in diesem Falle mehrere männliche Schüler mit offensichtlich Mordshunger, die haben zusätzlich zu den großen Ramenportionen noch Reis gegessen und diesen mit kostenlosem Knoblauch und eingelegten Gurken gepimpt.)

Mir haben die leckeren Miso-Ramen mehr als ausgereicht!

Morgen dann geht es wie nun schon mehrfach angedroht nach Nikko zum Shogun Mausoleum und anderen Sehenswürdigkeiten. Der erste Teil der Fahrt mit dem Shinkansen!

29.12.2022: Nikko

Heute dann wie angekündigt Besuch von Nikko: Grab und Schrein des ersten Shoguns Tokugawa Ieyasu und seines Enkels Tokugawa Iemitsu, UNESCO-Weltkulturerbe, Zugang zum Nikko-Nationalpark und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Japans. Nicht zuletzt, weil man das als Tagesausflug von Tokio aus machen kann, so wie ich.

Los ging es am Bahnhof Ueno.

Dort gibt es tatsächlich einen automatisierten Ramenstand.
Hier fährt der Shinkansen ein, der mich die erste Hälfte des Wegs nach Utsunomiya brachte. Auf dem Weg musste er tatsächlich mal stehen bleiben, was uns drei Minuten Verspätung einbrachte. Skandal!
So sieht es drinnen aus (2. Klasse). Im Shinkansen sitzt man immer in Fahrtrichtung, denn die Sitze sind drehbar.

Der zweite Teil der Fahrt war mit dem Lokalzug von Utsunomiya nach Nikko. Insgesamt ca. 1h45min.

Willkommen in Nikko. Wie man sieht liegt das in den Bergen und es lag teils Schnee rum.

Man könnte jetzt knapp 2km zu den Schreinen bzw. Tempeln latschen aber die Stadt selber ist nicht gerade toll. Also lieber den Bus.

Taiyuin

Mein erster Besuch galt dem Taiyuin, dem Mausoleum von Tokugawa Iemitsu, dem dritten Shogun und Enkel von Ieyasu. Iemitsu war viel länger Shogun als Ieyasu und war wahrscheinlich mehr für die Festigung des Regierungssystems, das 260 Jahre überdauerte verantwortlich als sein berühmterer Großvater.

Ursprünglich waren sowohl Iemitsus als auch Ieyasus Mausoleen Mischungen aus Shinto-Schreinen und buddhistischen Tempeln. Das war nach 1867 verboten. Der Taiyuin wurde Tempel, der Toshogu (das Mausoleum von Ieyasu) wurde Schrein.

Der Taiyuin ist absichtlich weniger prächtig als der Toshogu. Aber wenn man ihn das erste mal sieht, merkt man das nicht, denn auch der Taiyuin erinnert massiv an ein chinesisches Kaisergrab der Ming-Dynastie.
Ein Tor prächtiger…
…als das andere.

Und allesamt grimmig bewacht:

Das hier ist nun der eigentliche Tempel.
Nohcmal von der Seite.
Hier geht es zum Grab, aber nicht für die Öffentlichkeit.
Diese Pagode steht eigentlich beim Toshogu, also beim Großvater. Aber da Pagoden nunmal buddhistisch sind wurde sie dem Tempel Taiyuin zugerechnet und nicht dem Schrein Toshogu.

Toshogu

Man geht tunlichst erst zum Taiyuin und erst dann zum Toshogu, damit es nicht antiklimaktisch wirkt. Denn so chinesisch-protzig wie das Mausoleum des Enkels auch ist, das Mausoleum des Großvaters ist mit voller Absicht noch protziger, denn es geht schließlich um den Gründer der Dynastie und somit auch das Prestige des ganzen Shogunats.

Zugang zum Schreingelände.
Ein erster Blick auf den unteren Teil der Anlage.
Hier findet man schon die ersten berühmten Schnitzereien…
…hier die berüchtigt schlechten Elefanten. Der Künstler hatte halt nie einen gesehen.
Schon ehrlicher berühmt sind diese Affen…
Die weisen…
…wie die grimmigen.
Hier parkt der mobile Schrein des Shogun-Kami. Darin wird er bei Festen rumgetragen und geschüttelt.
Das historische Original aus dem 17. Jahrhundert steht allerdings im Museum.

Der Showstopper der Anlage ist aber das Yomeimon, das Tor vor dem Schrein.

Mehr Schmuck und Schnitzerei geht nicht.

Weitere Eindrücke davon:

Wobei Tokugawa Iyeasus Schrein nicht von Ungeheuern beschützt wird, sondern von Scharfschützen. Er wird schon wissen warum:

Hier der Zugang…
…zum Schrein selber, bzw. zur Gebetshalle. (In einen Schrein kann man grundsätzlich nicht rein, aber eben teilweise in eine davor liegende Gebetshalle. Ich nenne sie die Halle der kalten Füße, denn da konnte man rein, aber natürlich nur ohne Schuhe. Nicht die reine Freude im Dezember…

Wer will, kann dann noch gegen extra-Gebühr den inneren Schrein aufsuchen, der gut 200 Treppenstufen höherliegt. Das macht man aus zwei Gründen.

Zum einen sieht man so die schlafende Katze, die berühmteste Schnitzerei der ganzen Anlage. Sie ist ganz klein über einer Tür.
Auf der anderen Seite sieht man diese Spatzen.

Zum anderen klettert man da hoch, um das eigentliche Grab des ersten Shoguns zu sehen.

Er liegt unter dieser Struktur aus Bronze.

Rinnoji

Sowohl Taiyuin als auch Toshogu hatte ich 2014 schon gesehen. Doch der große buddhistische Tempel Rinnoji (von dem der Taiyuin technisch gesehen ein Untertempel ist) war damals eingerüstet bzw. in ein komplettes Gerüsthaus verschwunden.

Jetzt ist er fertig renoviert.
Ansicht von vorne…
…und von hinten.
Diesen Kirschbaum würde man gerne zur Blüte erleben.
Immerhin war ich zufällig zum 12 Uhr Läuten da.
Nun ist Nikko auch für seine Wasserfälle bekannt. Dieser hier ist zwar direkt neben dem Rinnoji aber denn doch arg mikrig.

Okunikko

Also bin ich – nachdem die ex-kaiserliche Villa Tamozawa sich als heute geschlossen erwies – nach Okunikko westlich von Nikko gefahren. Da geht dann richtig der Nationalpark los. Leider war die Fahrt eine reine Tortur: 45 Minuten einfache Fahrt in einem heillos überfüllten Bus im Stehen über einen hohen Bergpass mit engen Serpentinen und mit ordentlich Karacho.

Endlich angekommen. Okunikko liegt deutlich höher als Nikko. Hier ist richtig Winter.

Der Grund für die ganze Aktion: der Kegon-Wasserfall, über den sich der Chuzenji-See entleert.

Und zwar aus schwindliger Höhe. Hier die Ansicht von oben.
Der Clou ist aber: man kann mit einem Aufzug 100 Meter durch den Fels nach unten fahren und solche Bilder von der Front des Wasserfalls schießen.
Das Wasser stürzt wirklich weit hinunter.

Danach bin ich zurück nach Nikko gefahren (die Busfahrt zurück war glücklicherweise weniger schrecklich).

Dabei machte ich noch aus dem Bus diesen Schnappschuss der Shinkyo-Brücke. Dort geht man rüber, wenn man vom Bahnhof zu den Schreinen und Tempelnb läuft.

Von Nikko zurück nach Utsunomiya. Was macht man in Utsunokiya? Man steigt hier hauptsächlich um. Aber die Stadt ist auch sehr für Ihre Gyoza berühmt.

Also habe ich auf Mihos Anraten hin bei der in Utsunomiya bekannten Restaurantkette MinMin zwölf Gyoza verspeist: 6 gebraten und 6 gedämpft. Sehr lecker!
Der Shinkansen brachte mich dann wieder nach Ueno.

Morgen: Kusatsu Onsen.

30.12.2022: Kusatsu Onsen

Heute war mein Ziel Kusatsu Onsen. Das ist ein Ort mit heißen Quellen nordwestlich von Tokio, der seit jeher für sein sehr heißes und reichliches Wasser mit viel Schwefel und Säure bekannt ist.

2,5h mit dem Zug und nochmal eine halbe Stunde mit dem Bus. Ich hätte es trotzdem als Tagesausflug gemacht, aber das war a) wegen des Fahrplans nicht praktikabel und b) will man da auch nach Einbruch der Dunkelheit sein wegen der abendlichen Beleuchtung und dann kommt man nicht mehr weg.

Also habe ich mir ein günstiges Zimmer für eine Übernachtung genommen, ohne mein Hotel in Tokio dafür zu räumen. Ist mit Gemeinschaftsbad (egal, ich bade im Onsen) und Gemeinschafts-WC (nicht ideal aber ok für eine Nacht) und ich schlafe auf echten japanischen Futons (hart) aber dafür mit ca. €50 extrem günstig.

Logischerweise dreht sich in Kusatsu alles um das Baden. Zum Beispiel gibt es an jeder Ecke ein kostenloses heißes Fußbad!

Aber die zentrale Sehenswürdigkeit ist das Yubatake. Hier wird extrem heißes Mineralwasser (bis zu 95 Grad Celsius!) durch eine Serie von offenen Leitungen aus Holz und einen Wasserfall abgekühlt. So muss man sich das vorstellen:

Drumherum sind die Bäder, Restaurants und Geschäfte.

Wie dieser Ghibli-Laden. Ob ich da wohl ein Geschenk für einen bestimmten Fan finde?
Hier werden Onsen-Eier angeboten. Das sind Eier, die bei einer Temperatur von ca. 64 Grad wachsweich gekocht…
…und dann mit einer Mischung aus Sojasauce, Dashi und Mirin verzehrt werden.
In Kusatsu Onsen ist man stolz auf die hohe Lage…
…und anscheinend auch die Kontakte nach Deutschland (?).

Natürlich war ich auch baden, in bisher zwei der mehreren Bäder. Wie üblich kann man nicht selber fotografieren, also habe ich Fotos aus dem Internet geklaut.

Wie man sieht ist eines der Bäder im Freien. Das macht im Winter richtig Spaß, man muss nur einigermaßen zügig vom Innenbad ins Außenbad gehen. So eine knappe Minute hält die Wärme im Körper vor.

Weil das Wasser in Kusatsu so extrem heiß ist wurde eine Technik entwickelt, das Wasser auch noch weiter als das Yubatake abzukühlen.

Dazu wird das Wasser mit Paddeln umgewälzt. Weil das dauert und langweilig ist, wurden dazu Lieder und ein Tanz ersonnen, die hier aufgeführt werden. Erst ist das alles ganz gemächlich…
…aber dann kommt…
…richtig Schwung in die Sache!

Nun erwähnte ich eine nächtliche Beleuchtung der Sehenswürdigkeiten.

Damit meinte ich nicht diesen Weihnachtsbaum…

…sondern natürlich die Yubatake. Seht selbst:

Das war’s dann für heute. Morgen fahre ich erst nachmittags wieder zurück, also bleibt Zeit zum Shoppen und für ein Bad in einem etwas höher gelegenen, sehr großen Rotemburo (Bad im Freien).

31.12.2022: Kusatsu Onsen

Ich habe einigermaßen gut auf dem Futon geschlafen, wobei ich sehr um die dicken Decken über mir dankbar war: in den Bergen ist es kalt und zum Heizen gab es nur eine kleine Kerosinsheizung, die man tunlichst vor dem Schlafengehen abschaltet (ansonsten tut sie es nach einer Weile von selbst).

Ein wichtiger Punkt stand noch auf dem Programm: Der Sainokawara Naturpark und das dort gelegene Bad.

Dazu muss man vom Zentrum Kusatsus wieder ein bisschen nach oben klettern…
…vorbei an Snow Art…

Da wird auf einmal am Wegesrand die deutsch-japanische Freundschaft beschworen. Warum?
Wegen diesen beiden Herren: Dr. Erwin von Baelz and Dr Julius Scriba. Diese beiden deutschen Ärzte untersuchten (und bestätigten) im späten 19. Jahrhundert die medizinische Wirkung der heißen Quellen von Kusatsu, drum hat man sie hier ins Herz geschlossen.
Hier wird die Story erzählt. Man beachte die daraus resultierende Städtepartnerschaft mit Bietigheim-Bissingen!

Nun, da das heiße Baden das Gütesiegel der deutschen Medizin trägt steht ja nichts mehr im Wege! Tatsächlich ist das Rotemburo (Bad im Freien) von Sainokawara das beste, in dem ich je war und ganz bestimmt das größte. Allerdings muss man geduscht herkommen, es gibt zur Abwechslung mal keine Einrichtungen, um sich vor dem Bad gründlich zu waschen. Ist aber auch nicht ganz so wichtig: das Bad ist riesig und hat einen hohen Wasserdurchsatz, so dass kleinere Verunreinigungen nicht ins Gewicht fallen. Ist schon klasse, wenn das heiße Wasser mal nicht lau, aber für lau ist!

Wie üblich musste ich das Bild aus dem Internet klauen, aber immerhin ist es auch eins vom Winter!

Nach dem Rotemburo bin ich zurück nach Kusatsu, habe noch ein wenig eingekauft und ansonsten die Zeit bis zur Rückfahrt totgeschlagen (ich konnte erst für den Zug um 14.06 Uhr eine Reservierung ergattern).

Hier noch eine Außenansicht von Gozanoyu, wo ich gestern gebadet habe.
Und noch einmal die Yubatake von oben gesehen, mit deutlich weniger Dampf im Bild als gestern.

Mittlerweile sitze ich im Zug zurück nach Tokio. Noch zwei Beobachtungen zu Kusatsu Onsen:

Eigentlich ein sehr schmucker Ort, er hat nur ein Problem: die Innenstadt ist keine Fußgängerzone. Das nervt durchaus, weil die Straßen eng sind und sich trotzdem alle Naslang Autos und Kleinbusse durchschlängeln. Ist aber auch schwierig: die Gäste wollen zu ihren Hotels, die Restaurants und Läden wollen beliefert sein. Dennoch suboptimal. Die Bäder und die Yubatake machen es wett.

Die Züge in Japan sind wie immer angenehm und zuverlässig. Mit den Bussen ist es etwas schwieriger. Wobei ich beeindruckt war, wie der Bustransfer vom nächsten Bahnhof (Naganohara-Kusatsuguchi, kein Witz) nach Kusatsu organisiert war. Aus dem Zug quollen Unmengen von Leuten und ich dachte schon, alles bricht zusammen. Doch dann zauberten die JR-Angestellten ausreichend zusätzliche Busse aus dem Hut, um alle Fahrgäste zeitnah nach Kusatsu zu bringen bzw. zurück zum Bahnhof (noch wichtiger, denn sonst kommt man hier nicht weg und es fahren nur eine Handvoll Züge am Tag nach Tokio).

Heute abend feiere ich Silvester zusammen mit Miho mit einer Sento- und Kneipentour im Viertel Kita-Senju.