Wir hatten ein schönes Halloween-Essen mit lecker Sushi und Gemüse:
Irgendwas muss aber schlecht gewesen sein, oder Halloween war heuer extra ungeheuer, denn:
Am nächsten Morgen war die Welt dann wieder in Ordnung. Tini und Miho haben sich ein Museum für moderne Kunst angesehen, da habe ich lieber nochmal einen Spaziergang durch den Koraku-en und Kanazawa gemacht.
Jetzt noch ein paar Fotos aus dem Koraku-en:
Der Weg zurück zum Bahnhof führte mich durch den Omicho-Markt, einen überdachten Markt hauptsächlich für Lebensmittel…
Aktuell sitzen wir im Zug nach Nagoya, dem nächsten Ziel unserer Reise. Da diese Fahrt mal nicht durch tausend Tunnels führt habe ich sogar Internet zum Bloggen.
Aktuell ist unser Basislager in Nagoya, das wir aber erst noch erkunden müssen. Hier ein paar nächtliche Bilder:
Unser erster Tagesausflug führte uns nach Hikone, eine Stadt am Biwasee, dem größten See Honshus und außerdem so ziemlich die Mitte. Dort gibt es eine der fünf historischen Burgen, die als nationale Schätze gelten. Damit habe ich vier von ihnen gesehen (Himeji, Matsumoto, Matsue und Hikone), die fünfte ist ganz in der Nähe und kommt auch noch dran.
Unser zweites Ziel war Sekigahara. Dort fand im Jahre 1600 die Entscheidungsschlacht zwischen dem späteren Shogun Tokugawa Ieyasu und den Loyalisten des zu dem Zeitpunkt schon verstorbenen Reichsvereiners Toyotomo Hideyoshi statt. Es war das Ende der Kriegswirren der Sengoku-Periode und der Beginn der weitgehend friedlichen Edo-Periode, letztlich der wichtigste historische Moment des neuzeitlichen Japan.
Wie man sich vorstellen kann ist von einem über 400 Jahre alten Schlachtfeld nicht mehr viel zu sehen, aber Sekigahara, heute eine kleine Industriestadt, müht sich redlich die historischen Stellen auszuweisen und mit Infotafeln zu kommentieren, das sogar auf Englisch.
Warum übrigens fand diese Schlacht in Sekigahara statt? Das ist quasi der Verkehrknotenpunkt zwischen dem östlichen Japan um Tokio (damals Edo) wo Tokugawa seine Macht hatte und dem westlichen Japan um Kyoto und Osaka, wo Hideyoshi (dessen Sohn noch ein Kind war und für den Feldherr Ishida Mitsunari kämpfte) sein Zentrum hatte. Man spricht daher auch vom Kampf der östlichen mit der westlichen Armee. Und es waren große Armeen: insgesamt waren bis zu 200.000 Soldaten involviert. Es war mit Abstand die größte Schlacht der japanischen Geschichte bis zum 2. Weltkrieg und die wohl größte Schlacht auf den japanischen Hauptinseln überhaupt.
Bizarr war übrigens auch eine Ausstellung im Museum, wo es um Gettysburg und Waterloo ging. Anscheinend gibt es da eine Art Kulturaustausch zwischen historischen Schlachtenfans.
Wie verliert man eine Schlacht, in der man zahlenmäßig überlegen ist und auch noch den höheren Grund hält? Ganz einfach: Verrat! Tokugawa hatte mehrere Klans, die eigentlich auf Ishidas Seite waren dazu überredet, sich herauszuhalten oder sogar die Seiten zu wechseln. Womit man wieder sieht: Kriege werden nicht militärisch, sondern politisch gewonnen. Das Ganze passierte natürlich auch in schönster Game of Thrones – Manier.
Ansonsten ist Sekigahara eine völlig harmlose Stadt mit Fabriken und Feldern und so manchen schönen Flecken:
Hier noch mein Mittagessen:
Heute keine Videos. Morgen sehen wir uns Nagoya an, vor allem das Tokugawa-Museum. Dort lagern die Schätze, die Tokugawa Ieyasus Klan in über 250 Jahren Herrschaft angesammelt hat!
Heute war Nagoya an der Reihe. Mit ca. 2,3 Mio Einwohnern die viertgrößte Stadt Japans ist das schon Großstadt, aber doch erheblich gemächlicher als Tokio.
Erster Programmpunkt war die Burganlage.
Viel wichtiger ist der angeschlossen Honmaru-Palast. Auch dies ein Nachbau, aber eben ein brandneuer ausschließlich mit traditionellen Techniken gefertigt. Dabei konnte man auf Fotografien zurückgreifen, um auch die kunstvolle Innenausstattung wiederherzustellen.
Burg Nagoya war der Sitz eines Nebenzweigs der Tokugawa-Familie, also soz. die Cousins vom Shogun. Diese Nebenzweige waren vor allem dafür da, die Erblinie sicherzustellen, falls der Herrscher keinen eigenen Nachwuchs hat. Die Owari Tokugawa wurden aber auch recht bald selbst mächtige Fürsten.
Zweiter Programmpunkt war das Tokugawa-Museum. Hier haben die Owari Tokugawa, die es immer noch gibt (wenngleich nicht als Fürsten) ihre Schätze und die der Shogunats-Tokugawas zusammengetragen. Rüstungen, Schwerter, Schriftrollen, Teegeschirr, Lackkunst, alles vom Feinsten. Es war gut, der Cousin vom Shogun zu sein. Leider darf man nicht fotografieren.
Neben dem Museum ist noch der Tokugawa-en, ein Garten der Familie. Leider ebenfalls ein Nachbau, in Nagoya hat der zweite Weltkrieg ziemlich viel zerstört.
Morgen machen wir einen Ausflug nach Ise, zum wichtigsten Schrein des Shintoismus: dem der Sonnengöttin und Ahnherrin des Kaiserhauses Amaterasu.
Heute haben wir einen Ausflug nach Ise gemacht. Dort sind sehr viele shintoistische Schreine, vor allem aber die beiden Schreine der Sonnengöttin und Kaiserahnherrin Amaterasu. Zusammen mit Izumo, wo ich letztes Jahr war, sind das die wichtigsten Schreine des traditionellen japanischen Kami-Glaubens.
Ise ist ziemlich abgelegen (s. Reiseroute), aber von Nagoya aus kommt man da in 1,5 Stunden hin.
Tini war da schon mal vor 15 Jahren und berichtete von einer nahezu verlassenen Stadt und Schreinen in weitläufigen Parks. Nun waren wir Samstag bei leidlich schönem Wetter und da sah das schon anders aus:
Der noch wichtigere Naiku, der „innere Schrein“ ist ein gutes Stück vom Bahnhof weg, man fährt ca. 20-30 Minuten mit dem Bus. Vor dem Gelände gibt es ein sehr geschäftiges Viertel mit Läden und Lokalen. Das ging es zu wie im Taubenschlag.
Beim Geku gibt es ein Museum, wo man ein 1:1 Modell des Naiku hätte sehen können. Leider hatte das Museum beim Taifun einen Wasserschaden und war geschlossen.
Schon spannend ist aber immer die Architektur der Schreine, die seit weit über Tausend Jahren gleich geblieben ist (dank des ständigen Abreißens und originalgetreu Wiederaufbauens). Faktisch der einzige Teil der japanischen Kultur, der eben nicht durch den Kontakt mit China beeinflusst wurde.
Morgen geht es nach Inuyama, der für mich letzten der fünf Burgen, die als nationale Schätze deklariert sind, und dann weiter nach Tokio.
Heute reisen wir weiter nach Tokio, aber vorher stand noch ein Halbtagsausflug nach Inuyama auf dem Programm, das ist ganz in der Nähe von Nagoya. Wir sind für einen Sonntag sehr früh aufgebrochen und haben die Bahn um 7.45 Uhr genommen, damit wir bei der Öffnung um 9 Uhr an der dortigen Burg sein konnten. Das war auch eine gute Idee, denn das Wetter ist schön, es ist das 3-5-7 Fest wo 3&7jährige Mädchen und 5jährige Jungs zum Schrein des örtlichen Schutz-Kami geführt werden und eine Art von Umzug war auch geplant. Sprich, es wurde im Laufe des Vormittags immer voller, aber wir haben das ganz gut umgangen.
In Inuyama ist die kleinste, aber auch älteste der fünf berühmtesten Originalburgen in Japan. Im Gegensatz zu solchen Prachtbauten wie Himeji wurde sie tatsächlich als Festung für den Krieg gebaut.
Es gab natürlich mehrere Schreine.
So, damit habe ich alle fünf Originalburgen mit „national treasure“ Status gesehen, die Japan zu bieten hat.
Mittlerweile sitzen wir im Zug nach Tokio, dem letzten Basislager unserer Reise.
Von unserem Basislager in Tokio sind wir nach Kamakura, südlich von Yokohama gefahren (s. Reiseroute). Das ist eine frühere Hauptstadt Japans aus dem Mittelalter (1185-133), und zwar genau die, welche der erste mittelalterliche Shogun Minamoto no Yoritomo gründete (s. den Beitrag zu Hiraizumi vom Beginn der Reise). Sinn und Zweck war derselbe, der später den neuzeitlichen Shogun Tokugawa Ieyasu dazu veranlasste, die Hauptstadt nach Edo (das heutige Tokio) zu verlegen: weg vom Kaiserhof, Regierung und Kaiserhaus räumlich voneinander trennen.
Heute ist Kamakura vor allem für seine Tempel bekannt, so ähnlich wie Hiraizumi. Die Leute in Hiraizumi behaupten auch, dass ihre Stadt das Vorbild für Kamakura war.
Unseren Ausflug machten wir wohlweislich unter der Woche an einem Montag, denn Kamakura ist ein beliebtes Ziel.
Erstes Ziel war der Tsurugaoka Hachiman-gū, der wichtigste Shinto-Schrein der Stadt.
Ebenfalls auf einem Hügel gelegen war der Tōkei-ji, der wichtigste Zen-buddhistische Tempel der Region.
Das berühmteste Highlight der Gegend ist der Kōtoku-in mit dem großen Buddha.
Ganz in der Nähe von Kamakura liegt Enoshima, das ist von Tokio aus eine der nächsten Möglichkeiten, richtig ans Meer zu kommen (Tokio liegt auch an einer Bucht, aber die ist wirklich nicht schön).
Aber es gibt einen Trick: für 360 Yen kann man mit einer Serie von versteckten Rolltreppen ganz nach oben fahren.
Letztes Ziel war das Ramen Museum in Yokohama, dort werden die leckeren Nudelgerichte zelebriert. Die Nudelart kommt zwar aus China, doch die Perfektionierung der Suppen und der Toppings ist höchst japanisch.
Logischerweise sind die „Exponate“ hier Ramen aus verschiedenen Regionen in verschiedenen Variationen. Glücklicherweise gibt es auch kleine Portionen, so konnte ich mich durch vier Varianten durchmampfen.
Nach Hause gekommen sind wir erst spät, die Wege sind weit. Für morgen haben wir keine Auslflugspläne, wir werden einkaufen und uns vielleicht die ein oder andere Ecke in Tokio ansehen.
Heute waren wir im Edo-Tokyo Open Air Architectural Museum. Das ist ein Ableger des hervorragenden historischen Edo-Tokyo Museum, der sich mit Architektur beschäftigt, und zwar indem es Gebäude in einem großen Freilichtgelände westlich von Tokio zusammenträgt.
Natürlich gibt es da auch alte Bauernhäuser und Residenzen aus der Edo-Zeit, aber für mich waren die Spuren der Modernisierung interessanter.
Morgen: Mito und der letzte der drei großen Gärten.
Wir waren in Mito, ca. eine Stunde nordöstlich von Tokio. Das ist die Hauptstadt der Präfektur Ibaraki, allerdings „nur“ mit ca. 270.000 Einwohnern. Der Grund, warum man als Tourist hierher fährt, ist der Kairakuen, der dritte und letzte der drei großen Gärten.
Im Gegensatz zu den anderen beiden großen Gärten, welche die Prinzipien des japanischen Gartenbaus verkörpern, ist Kairakuen berühmt, weil er als erster Garten nicht nur für den Daimyo gebaut wurde, sondern von Anfang an für die Öffentlichkeit zugänglich war. Er wirkt daher auch mehr wie ein westlicher Park als wie ein japanischer Garten. Kirsch- und Pflaumenbäume zwecks Blüte sowie andere typisch japanische Elemente sind natürlich trotzdem da.
Der Erbauer der Kairakuen (ein Daimyo von einer Tokugawa-Nebenfamilie) war ein Reformer. Ganz demokratisch ging es dann trotz allgemeiner Öffnung des Parks doch nicht zu, er baute sich eine private Residenz in den Park.
So, damit habe ich jetzt eine Menge von dem gesehen, was Japan dem Touristen zu bieten hat: die drei großen Gärten, die vier wichtigsten historischen Hauptstädte, die fünf berühmtesten Burgen. Fehlen noch die sieben Ringe der Zwerge und die dreißig Kammern der Shaolin.
In japanischen Kneipen (Izakaya) teilt man sich kleine Portionen verschiedener Speisen, ähnlich wie spanische Tapas.
Morgen machen wir einen Ausflug auf die Tokio Bay und nach Yokohama.
Ein Ausflug zu einer Autobahnraststätte! Natürlich nicht irgendeiner Raststätte, sondern zum Umihotaru, dem Meeresglühwürmchen. Das ist das Konstrukt in der Mitte der Tokio Bay, wo der Tunnel aus der Tokio Bay rauskommt und für die letzten Kilometer zu einer Brücke wird. Wer schonmal über Haneda nach Tokio geflogen ist, hat das Ding schon von oben gesehen.
Um hin zu kommen nimmt man einen Bus von Kawasaki.
Danach haben wir uns das Chinatown von Yokohama angesehen, das größte Chinatown in Japan. Es entstand nach der Öffnung Japans für den Seehandel 1854. Heute sind da mehr Läden und Lokale als Bewohner, es ist mehr eine Art kulinarisches Disneyland als ein echtes Einwandererviertel.
Die Reise nähert sich ihrem Ende. Heute waren wir noch in der Kappabashidori, der Straße wo Tokio Restaurants ihren Bedarf an Geschirr, Geräten und Essensattrappen für die visuelle Darstellung der Speisekarte kaufen. Da gehen zwar auch viele Touristen hin, aber es geht eindeutig um Profibedarf. Ich selbst habe mir eine Takoyaki-Form aus Gußeisen gekauft. Morgen muss ich mein Gepäck sorgfältig wiegen!
Abends waren wir dann noch in Shibuya und haben uns mit Regina, einer Freundin von Tini getroffen. Shibuya wird umgebaut, ein neuer Wolkenkratzer steht schon und zwei weitere kommen bis 2027.
Morgen steht dann der Rückflug an, online eingecheckt sind wir schon. Das ist der einzige Wermutstropfen an einer Japanreise: zweimal 12 Stunden in einer Blechzigarre. Shoganai, wie der Japaner sagt, kann man nix machen.