01.11.2017 Kanazawa

Wir hatten ein schönes Halloween-Essen mit lecker Sushi und Gemüse:

Wer sich jetzt hier fragt, was in die Rollen rechts eingewickelt ist: Das ist Natto, vergorene Sojabohnen.

Irgendwas muss aber schlecht gewesen sein, oder Halloween war heuer extra ungeheuer, denn:

Aus Tini und Miho wurden plötzlich…
…schreckliche Yurei (Gespenster). Also nix wie weg!

Am nächsten Morgen war die Welt dann wieder in Ordnung. Tini und Miho haben sich ein Museum für moderne Kunst angesehen, da habe ich lieber nochmal einen Spaziergang durch den Koraku-en und Kanazawa gemacht.

Mittlerweile haben die Gärtner auch angefangen, die Yukizuri, also die Seile, die die Bäume vor dem Schnee schützen sollen, aufzubauen.
Tollkühne Gärtner in schwindelerregenden Höhen.

Jetzt noch ein paar Fotos aus dem Koraku-en:

Die Wildgans-Brücke, so genannt weil sie geformt ist wie ein Schwarm Wildgänse im Flug.
nochmal die im Wasser stehende Laterne…
…und eine Totale auf den See. Man beachte, dass der Gärtner gerade eines der Seile auswirft.

Der Weg zurück zum Bahnhof führte mich durch den Omicho-Markt, einen überdachten Markt hauptsächlich für Lebensmittel…

…wie sündhafte teure Krebse (die beiden Viecher kosten ca. €75…
…und wesentlich günstigeres Gemüse. Leider kriegt man die japanischen Gurken, die kürzer, dünner und aromatischer sind als die üblichen deutschen Salatgurken in Deutschland so gut wie nicht.

Aktuell sitzen wir im Zug nach Nagoya, dem nächsten Ziel unserer Reise. Da diese Fahrt mal nicht durch tausend Tunnels führt habe ich sogar Internet zum Bloggen.

Hier noch Videoimpressionen vom Tage:

 

02.11.2017 Hikone und Sekigahara

Aktuell ist unser Basislager in Nagoya, das wir aber erst noch erkunden müssen. Hier ein paar nächtliche Bilder:

Das hier ist das Oasis 21, ein architektonisch seltsames Einkaufszentrum…
…mit Wasser auf dem Dach. Im Hintergrund der Fernsehturm.
Es gibt dort die seltsamsten Dinge zu kaufen.
Ein Blick aufs nächtliche Nagoya. Ja, das ist ein Riesenrad im Hintergrund.

Unser erster Tagesausflug führte uns nach Hikone, eine Stadt am Biwasee, dem größten See Honshus und außerdem so ziemlich die Mitte. Dort gibt es eine der fünf historischen Burgen, die als nationale Schätze gelten. Damit habe ich vier von ihnen gesehen (Himeji, Matsumoto, Matsue und Hikone), die fünfte ist ganz in der Nähe und kommt auch noch dran.

Und das ist sie, Burg Hikone. Viel kleiner als Himeji und deutlich kleiner als Matumoto und Matsue, aber sehr schmuck.
In Japan hat jede Burgstadt ein beklopptes Maskottchen.
Und jede Burg, die was auf sich hält hat einen Garten.

Die Kirschbäume sind aber völlig durchgeknallt und haben im November noch eine Teilblüte, warum auch immer.
Dieser Bewohner findet das prima!

Unser zweites Ziel war Sekigahara. Dort fand im Jahre 1600 die Entscheidungsschlacht zwischen dem späteren Shogun Tokugawa Ieyasu und den Loyalisten des zu dem Zeitpunkt schon verstorbenen Reichsvereiners Toyotomo Hideyoshi statt. Es war das Ende der Kriegswirren der Sengoku-Periode und der Beginn der weitgehend friedlichen Edo-Periode, letztlich der wichtigste historische Moment des neuzeitlichen Japan.

Wie man sich vorstellen kann ist von einem über 400 Jahre alten Schlachtfeld nicht mehr viel zu sehen, aber Sekigahara, heute eine kleine Industriestadt, müht sich redlich die historischen Stellen auszuweisen und mit Infotafeln zu kommentieren, das sogar auf Englisch.

Gleich beim Bahnhof sind die Wappen der beteiligten Klans zu sehen…
…und selbst dieses eher industriell anmutende Gebilde ist mit einem Motiv der Schlacht verziert.

Warum übrigens fand diese Schlacht in Sekigahara statt? Das ist quasi der Verkehrknotenpunkt zwischen dem östlichen Japan um Tokio (damals Edo) wo Tokugawa seine Macht hatte und dem westlichen Japan um Kyoto und Osaka, wo Hideyoshi (dessen Sohn noch ein Kind war und für den Feldherr Ishida Mitsunari kämpfte) sein Zentrum hatte. Man spricht daher auch vom Kampf der östlichen mit der westlichen Armee. Und es waren große Armeen: insgesamt waren bis zu 200.000 Soldaten involviert. Es war mit Abstand die größte Schlacht der japanischen Geschichte bis zum 2. Weltkrieg und die wohl größte Schlacht auf den japanischen Hauptinseln überhaupt.

Bizarr war übrigens auch eine Ausstellung im Museum, wo es um Gettysburg und Waterloo ging. Anscheinend gibt es da eine Art Kulturaustausch zwischen historischen Schlachtenfans.

An dieser Stelle wird der heftigsten Kampfhandlungen gedacht.
Hier sieht man das Hauptquartier von Ishida Mitsunari von unten…
…und von oben.

Wie verliert man eine Schlacht, in der man zahlenmäßig überlegen ist und auch noch den höheren Grund hält? Ganz einfach: Verrat! Tokugawa hatte mehrere Klans, die eigentlich auf Ishidas Seite waren dazu überredet, sich herauszuhalten oder sogar die Seiten zu wechseln. Womit man wieder sieht: Kriege werden nicht militärisch, sondern politisch gewonnen. Das Ganze passierte natürlich auch in schönster Game of Thrones – Manier.

Unter diesem Baum wurden die Köpfe der Gefallenen der Ostarmee begraben. Damals war es usus, den Getöteten die Köpfe abzuscheiden und sie rituell auszustellen, bevor man sie bestattete.

Ansonsten ist Sekigahara eine völlig harmlose Stadt mit Fabriken und Feldern und so manchen schönen Flecken:

Hier noch mein Mittagessen:

Unagi, gegrillter Aal. Sehr lecker, aber fett!

Heute keine Videos. Morgen sehen wir uns Nagoya an, vor allem das Tokugawa-Museum. Dort lagern die Schätze, die Tokugawa Ieyasus Klan in über 250 Jahren Herrschaft angesammelt hat!

03.11.2017 Nagoya

Heute war Nagoya an der Reihe. Mit ca. 2,3 Mio Einwohnern die viertgrößte Stadt Japans ist das schon Großstadt, aber doch erheblich gemächlicher als Tokio.

Erster Programmpunkt war die Burganlage.

Dabei ist der Festungsturm zwar nett anzuschauen, aber er ist ein Beton-Nachbau aus der Nachkriegszeit.

Viel wichtiger ist der angeschlossen Honmaru-Palast. Auch dies ein Nachbau, aber eben ein brandneuer ausschließlich mit traditionellen Techniken gefertigt. Dabei konnte man auf Fotografien zurückgreifen, um auch die kunstvolle Innenausstattung wiederherzustellen.

Burg Nagoya war der Sitz eines Nebenzweigs der Tokugawa-Familie, also soz. die Cousins vom Shogun. Diese Nebenzweige waren vor allem dafür da, die Erblinie sicherzustellen, falls der Herrscher keinen eigenen Nachwuchs hat. Die Owari Tokugawa wurden aber auch recht bald selbst mächtige Fürsten.

Entsprechend prächtig ist der nachgebaute Palast. Ganz fertig wird er erst 2018, wie man am Kran im Hintergrund sieht.
Umwerfend sind die Warteräume ganz am Anfang des Palasts. Hier warteten Gäste und Bittsteller auf ihr Treffen mit dem Fürsten.
Dabei sind die Tigermotive geschickt gewählt: prächtig, aber auch gleichzeitig bedrohlich.
Motive in angrenzenden…
Räumen.
Alle Wandtafeln bisher waren Nachbauten. Diese hier ist Original.
Beindruckend ist, wie hell das Holz des neuen Nachbaus ist. In zweihundert Jahren ist das genauso dunkel wie in den erhaltenen Burgen.
Die Skyline von Nagoya vom Festungsturm aus gesehen.
Der Palastnachbau von oben.
Im Burggarten: die Blumen Japans. Gut dass ich größer bin als die meisten Japaner und über den Riesenpulg von Fotografen drüberknipsen konnte.

Zweiter Programmpunkt war das Tokugawa-Museum. Hier haben die Owari Tokugawa, die es immer noch gibt (wenngleich nicht als Fürsten) ihre Schätze und die der Shogunats-Tokugawas zusammengetragen. Rüstungen, Schwerter, Schriftrollen, Teegeschirr, Lackkunst, alles vom Feinsten. Es war gut, der Cousin vom Shogun zu sein. Leider darf man nicht fotografieren.

Neben dem Museum ist noch der Tokugawa-en, ein Garten der Familie. Leider ebenfalls ein Nachbau, in Nagoya hat der zweite Weltkrieg ziemlich viel zerstört.

Reizvoll dennoch der Garten mit modernem Hintergrund.

Morgen machen wir einen Ausflug nach Ise, zum wichtigsten Schrein des Shintoismus: dem der Sonnengöttin und Ahnherrin des Kaiserhauses Amaterasu.

04.11.2017 Ise

Heute haben wir einen Ausflug nach Ise gemacht. Dort sind sehr viele shintoistische Schreine, vor allem aber die beiden Schreine der Sonnengöttin und Kaiserahnherrin Amaterasu. Zusammen mit Izumo, wo ich letztes Jahr war, sind das die wichtigsten Schreine des traditionellen japanischen Kami-Glaubens.

Ise ist ziemlich abgelegen (s. Reiseroute), aber von Nagoya aus kommt man da in 1,5 Stunden hin.

Tini war da schon mal vor 15 Jahren und berichtete von einer nahezu verlassenen Stadt und Schreinen in weitläufigen Parks. Nun waren wir Samstag bei leidlich schönem Wetter und da sah das schon anders aus:

Dies hier ist nur der Weg vom Bahnhof zum Geku, dem „äußeren Schrein.“
Dies ist der Eingang zur Anlage, da hatte ich Glück und nur wenige Leute außer Tini im Bild.
Wie immer sieht man von den Schreinen nicht allzu viel, das wusste ich schon. Hier ein Blick auf den Geku von außen…
…und von vorne. Man kommt nur wenig weiter und darf da nicht fotografieren.
Was man gut sieht, sind die Standorte für den nächsten Schrein. Die Schreine werden alle 20 Jahre abgerissen und neu gebaut, hier kommt der nächste hin.
Bei diesem kleineren Schrein sieht man das gut, rechts der aktuelle Schrein, links das Gelände für den nächsten Bau.

Der noch wichtigere Naiku, der „innere Schrein“ ist ein gutes Stück vom Bahnhof weg, man fährt ca. 20-30 Minuten mit dem Bus. Vor dem Gelände gibt es ein sehr geschäftiges Viertel mit Läden und Lokalen. Das ging es zu wie im Taubenschlag.

Das hier ist noch der leerste Weg zum Schrein.
Wie man sieht, waren viele Leute zum Naiku unterwegs.
Hübsche Flecken…
…gibt es trotz der Massen.
Das hier ist mitnichten der Schrein sondern der Kagura-den, eine Halle für rituelle Tänze und Noh-Theater. Immerhin kann man das Gebäude ganz gut fotografieren.
Das ist nun der Naiku-Schrein so nahe man ihm mit der Kamera kommt.

Beim Geku gibt es ein Museum, wo man ein 1:1 Modell des Naiku hätte sehen können. Leider hatte das Museum beim Taifun einen Wasserschaden und war geschlossen.

Das hier ist schlicht ein abfotografiertes Plakat. Da sieht man ganz gut das Modell des Naiku (die kleinen Gebäude). Im Hintergrund steht natürlich kein Riesenschrein, es ist eine große Darstellung des Hauptgebäudes von der Seite.

Schon spannend ist aber immer die Architektur der Schreine, die seit weit über Tausend Jahren gleich geblieben ist (dank des ständigen Abreißens und originalgetreu Wiederaufbauens). Faktisch der einzige Teil der japanischen Kultur, der eben nicht durch den Kontakt mit China beeinflusst wurde.

Morgen geht es nach Inuyama, der für mich letzten der fünf Burgen, die als nationale Schätze deklariert sind, und dann weiter nach Tokio.

 

05.11.2017 Inuyama

Heute reisen wir weiter nach Tokio, aber vorher stand noch ein Halbtagsausflug nach Inuyama auf dem Programm, das ist ganz in der Nähe von Nagoya. Wir sind für einen Sonntag sehr früh aufgebrochen und haben die Bahn um 7.45 Uhr genommen, damit wir bei der Öffnung um 9 Uhr an der dortigen Burg sein konnten. Das war auch eine gute Idee, denn das Wetter ist schön, es ist das 3-5-7 Fest wo 3&7jährige Mädchen und 5jährige Jungs zum Schrein des örtlichen Schutz-Kami geführt werden und eine Art von Umzug war auch geplant. Sprich, es wurde im Laufe des Vormittags immer voller, aber wir haben das ganz gut umgangen.

In Inuyama ist die kleinste, aber auch älteste der fünf berühmtesten Originalburgen in Japan. Im Gegensatz zu solchen Prachtbauten wie Himeji wurde sie tatsächlich als Festung für den Krieg gebaut.

Entsprechend steht sie auch auf einem Hügel, d.h. man muss erst hochklettern. Frei nach Kung Fu Panda: My old enemy, stairs!
Hübsch anzusehen…
…ist sie allemal. Sie ist aber so klein, dass die Treppen im Inneren de facto Leitern sind.
Dafür kann man dann aber auch ganz nach oben und im Freien ohne Fenster die Aussicht genießen. Es war gut, der Daimyo zu sein.
Dass ein Umzug ansteht, erwähnte ich schon. Hier das Gefährt für den Schrein-Kami. Die Träger bzw. Schieber machen aber noch Pause.
Hier wird ein Puppenspiel vorbereitet, inkl. einem Modell dieses Gefährts.
An der Straße zur Burg und zum Schrein gab es allerlei Snacks, hier Takoyaki (Oktopusbällchen).

Es gab natürlich mehrere Schreine.

Inuyama heißt Hunde-Berg, entsprechend die Wächter am Schrein.
Und nochmal im Closeup.
An Schreinen kann man Wünsche auf Holztäfelchen schreiben. Man kann sich denken, auf was für Wünsche sich dieser Schrein spezialisiert hat.
Ein Gang aus lauter Torii.
Und einfach noch eine nette Ecke.

So, damit habe ich alle fünf Originalburgen mit „national treasure“ Status gesehen, die Japan zu bieten hat.

Mittlerweile sitzen wir im Zug nach Tokio, dem letzten Basislager unserer Reise.

 

06.11.2017

Von unserem Basislager in Tokio sind wir nach Kamakura, südlich von Yokohama gefahren (s. Reiseroute). Das ist eine frühere Hauptstadt Japans aus dem Mittelalter (1185-133), und zwar genau die, welche der erste mittelalterliche Shogun Minamoto no Yoritomo gründete (s. den Beitrag zu Hiraizumi vom Beginn der Reise). Sinn und Zweck war derselbe, der später den neuzeitlichen Shogun Tokugawa Ieyasu dazu veranlasste, die Hauptstadt nach Edo (das heutige Tokio) zu verlegen: weg vom Kaiserhof, Regierung und Kaiserhaus räumlich voneinander trennen.

Heute ist Kamakura vor allem für seine Tempel bekannt, so ähnlich wie Hiraizumi. Die Leute in Hiraizumi behaupten auch, dass ihre Stadt das Vorbild für Kamakura war.

Unseren Ausflug machten wir wohlweislich unter der Woche an einem Montag, denn Kamakura ist ein beliebtes Ziel.

Es war trotzdem reichlich los.

Erstes Ziel war der Tsurugaoka Hachiman-gū, der wichtigste Shinto-Schrein der Stadt.

Auch hier warteten sie wieder, meine alten Feinde: Treppen!

Ebenfalls auf einem Hügel gelegen war der Tōkei-ji, der wichtigste Zen-buddhistische Tempel der Region.

Wenn jetzt einer fragt: Warum sind Tempel und Schreine immer auf Hügeln? Wäre es da eben, würden sie ein Reisfeld hinbauen.
Für einen ach so stoischen Zen-Tempel gibt es eine Menge Schmuck und Blattgold.

Das berühmteste Highlight der Gegend ist der Kōtoku-in mit dem großen Buddha.

Der Buddha ist zwar deutlich kleiner und viel jünger als der riesige Steinbuddha in Datong, China, aber für eine Bronzestatue aus dem 13. Jahrhundert schon richtig beeindruckend.
Auf dem Rücken hat der Buddha Fenster (zur Belüftung?)
Und zwei bequeme Sandalen in passender Größe für den Feierabend.
Ganz in der Nähe liegt der Hase-Dera, ebenfalls eine weitläufige Tempelanlage.
Mit vielen Buddhas(?) in Reih und Glied.

Ganz in der Nähe von Kamakura liegt Enoshima, das ist von Tokio aus eine der nächsten Möglichkeiten, richtig ans Meer zu kommen (Tokio liegt auch an einer Bucht, aber die ist wirklich nicht schön).

Eine Brücke führt auf die Insel…
…die natürlich aus einem Berg mit Schrein besteht. Also Treppen!

Aber es gibt einen Trick: für 360 Yen kann man mit einer Serie von versteckten Rolltreppen ganz nach oben fahren.

So kommt man…
…viel einfacher…
…zu den Sehenswürdigkeiten.
Dies hier ist keine Fernet Brance Werbung sondern die Sea Candle, das Wahrzeichen der Insel ganz oben.
Die Milane fliegen hier zu Dutzenden rum. Hätte Tini einen gegrillten Kalmar gehabt, hätten sie ihn schwupps geklaut.
Und was ist das im Hintergrund? Genau! Der Fuji! Leider war trotz gutem Wetter die Sicht bescheiden.

Letztes Ziel war das Ramen Museum in Yokohama, dort werden die leckeren Nudelgerichte zelebriert. Die Nudelart kommt zwar aus China, doch die Perfektionierung der Suppen und der Toppings ist höchst japanisch.

Das muss man sich wie ein nachgebautes Tokio der 50er-60er Jahre vorstellen mit engen Gassen…
…und jeder Menge Nudellokale.

Logischerweise sind die „Exponate“ hier Ramen aus verschiedenen Regionen in verschiedenen Variationen. Glücklicherweise gibt es auch kleine Portionen, so konnte ich mich durch vier Varianten durchmampfen.

Einmal Tonkotsu-Miso Ramen (Suppe aus ausgekochten Schweineknochen, gewürzt mit Miso). Bei dem Stand (der aus Deutschland stammt!) gibt es sogar glutenfreie Ramen, sehr zu Tinis Freude.
Einmal Shoju-Ramen (Suppe aus Huhn, Schwein und Seetang, gewürzt mit Sojasauce).
Einmal Thunfisch-Tonkotsu (Suppe aus ausgekochten Thunfischknochen, das Topping ist Thunfisch) – höchst selten und ungewöhnlich.
Letztlich Spicy Miso Ramen (Suppe aus Huhn und Schwein, gewürzt mit scharfem, roten Miso, ebenfalls ungewöhnlich).

Nach Hause gekommen sind wir erst spät, die Wege sind weit. Für morgen haben wir keine Auslflugspläne, wir werden einkaufen und uns vielleicht die ein oder andere Ecke in Tokio ansehen.

07.11.2017 Edo-Tokyo Open Air Museum und Nakano

Heute waren wir im Edo-Tokyo Open Air Architectural Museum. Das ist ein Ableger des hervorragenden historischen Edo-Tokyo Museum, der sich mit Architektur beschäftigt, und zwar indem es Gebäude in einem großen Freilichtgelände westlich von Tokio zusammenträgt.

Natürlich gibt es da auch alte Bauernhäuser und Residenzen aus der Edo-Zeit, aber für mich waren die Spuren der Modernisierung interessanter.

Wie zum Beispiel dieses Art Deco Gebäude von 1937, das auch in Miami Beach stehen könnte.
Wie der Name schon sagt ein Photostudio, wo mit Naturlicht Porträts gemacht wurden.
Das Bad ist aber noch ganz „old school“.
Dieses Haus von 1952 sieht von außen noch einigermaßen traditionell aus.
Drinnen hingegen wirkt es…
…deutlich moderner.
Dieses Gebäude wurde für einen Europäer gebaut, aber später kaufte es ein Japaner, der Erfinder des Erfrischungsgetränkes Calpis.
Ganz in der Nähe wohnt diese Dame, ca. 10cm lang.
Das wiederum ist ein Mausoleaum aus dem 17. Jahrhundert für eine Konkubine der Neben-Tokugawa aus Nagoya.
Bis auf die Form der Dachziegel könnte dieses Gebäude auch in den Südstaaten der USA stehen, dabei ist es von 1925!
Auch innen höchst westlich und modern.
Dieses Sento (Bad) aus dem frühen 20. Jahrhundert war angeblich eine Inspiration für das Bad in „Chihiros Reise“.
Diese Dame hat vielleicht nicht bemerkt, dass das Bad stillgelegt ist.
Hier ein ganzer Straßenzug aus derselben Zeit.
Ein eher traditionelles Gebäude, aber außen mit Glas anstatt Papier.
Nach dem Museum sind wir nach Nakano. Dort gibt es den Nakano Broadway, sozusagen das Akihabara des Westens. Also ein Mekka für alle Otaku (Nerds) sei es nun im Manga-, Film-, Eisenbahn- oder sonst einem Bereich.
Hier hat Mandarake, eine Kette von Second Hand Läden für Populärkultur, seinen Hauptsitz. Es gibt gleich mehrere Madarakes: zwei für Manga, einen für Karten, einen für Figuren, einen für Filmplakate, usw.
Hier finden selbst Fans von obskuren deutschen Serien noch Merchandise.
Auf der leider bislang erfolglosen Suche nach Ume-Sirup waren wir auch in der Amüsiergegend nahe des großen Bahnhofs Shinjuku.
Dort gibt es allerlei Versuchungen. Diese hier ist sogar jugendfrei.
Diese letztlich auch. Es ist ein Themen-Restaurant wo die Kellnerinnen als Robotermädchen verkleidet sind.
Das Robot Restaurant. Anders als letztes Jahr im Lockup waren wir da aber nicht drin.

Morgen: Mito und der letzte der drei großen Gärten.

08.11.2017 Mito, Kairakuen

Wir waren in Mito, ca. eine Stunde nordöstlich von Tokio. Das ist die Hauptstadt der Präfektur Ibaraki, allerdings „nur“ mit ca. 270.000 Einwohnern. Der Grund, warum man als Tourist hierher fährt, ist der Kairakuen, der dritte und letzte der drei großen Gärten.

Im Gegensatz zu den anderen beiden großen Gärten, welche die Prinzipien des japanischen Gartenbaus verkörpern, ist Kairakuen berühmt, weil er als erster Garten nicht nur für den Daimyo gebaut wurde, sondern von Anfang an für die Öffentlichkeit zugänglich war. Er wirkt daher auch mehr wie ein westlicher Park als wie ein japanischer Garten. Kirsch- und Pflaumenbäume zwecks Blüte sowie andere typisch japanische Elemente sind natürlich trotzdem da.

Dies ist keineswegs der Karakuen, sondern ein ehemaliges Tretboot auf einem See in einer viel neueren Grünanlage auf dem Weg dorthin.
Auch hier fanden wir Kirschblüten. Das ist aber wohl kein Zeichen der nahenden Apokalypse, sondern eine spezielle Kirschbaumart, die nahezu ganzjährig Blüten trägt („semper florens“).
Wobei die Kirschblüten nicht alleine sind, ich habe aber keine Ahnung was hier blüht.
Hübsches Momoji fanden wir auch.
Dies ist nun tatsächlich Kairakuen, hier ein Stand schöner japanischer Zedern.
Sehr reizvoll fand ich auch dieses Wäldchen, links Zedern rechts Bambus.

Der Erbauer der Kairakuen (ein Daimyo von einer Tokugawa-Nebenfamilie) war ein Reformer. Ganz demokratisch ging es dann trotz allgemeiner Öffnung des Parks doch nicht zu, er baute sich eine private Residenz in den Park.

Dorthin lud er Dichter und andere illustre Gäste ein.
Wenn im Park mal nix zu sehen war, kein Problem, dafür gibt es Wandmalerei.
Und zwar in fast jedem Raum.
Dieser Raum wurde u.a. benutzt um den Mond anzuschauen.

So, damit habe ich jetzt eine Menge von dem gesehen, was Japan dem Touristen zu bieten hat: die drei großen Gärten, die vier wichtigsten historischen Hauptstädte, die fünf berühmtesten Burgen. Fehlen noch die sieben Ringe der Zwerge und die dreißig Kammern der Shaolin.

Außer dem Kairakuen hat Mito noch ein Glockenspiel am Bahnhof zu bieten.
Zum Mittagessen gab es Mapp Doufo, also Tofu in scharfer Chili-Hackfleisch-Bohnensauce mit Szechuanpfeffer. Das ist ein in Japan beliebtes chinesisches Gericht.
Abends waren wir noch in Tokio im Stadtteil Ueno aus. Dort geht es auch unter der Woche ganz schön zu.
Es gab sogar Kneipen mit Freiluftsitzen, bei ca. 15 Grad. Wir waren dann doch lieber drinnen.

In japanischen Kneipen (Izakaya) teilt man sich kleine Portionen verschiedener Speisen, ähnlich wie spanische Tapas.

Eingelegtes Gemüse…
…frittierte Süßkartoffeln…
…Spieße mit knuspriger Hühnerhaut…
…und sogar frittierte Hühnerknorpel. Knurpsig, aber lecker!

Morgen machen wir einen Ausflug auf die Tokio Bay und nach Yokohama.

09.11.2017 Umihotaru und Yokohama

Ein Ausflug zu einer Autobahnraststätte! Natürlich nicht irgendeiner Raststätte, sondern zum Umihotaru, dem Meeresglühwürmchen. Das ist das Konstrukt in der Mitte der Tokio Bay, wo der Tunnel aus der Tokio Bay rauskommt und für die letzten Kilometer zu einer Brücke wird. Wer schonmal über Haneda nach Tokio geflogen ist, hat das Ding schon von oben gesehen.

Von oben muss man sich das so vorstellen…
…und so von der Seite.

Um hin zu kommen nimmt man einen Bus von Kawasaki.

Das ist eine Industriestadt direkt südlich von Tokio.
Hier sieht man, wie es nach dem Tunnel weitergeht.
Und das ist der Ausblick nach Westen. Das weiße „Schild“ markiert den Tunnelbeginn.
Ein Panorama.
Das ist einer der Bohrschilde, mit dem die drei Tunnelröhren gebohrt wurden. 14m Durchmesser.
Ein Blick nach Nordosten, nach Chiba.
Wir waren nicht die einzigen Besucher. Diesen hier haben wir glücklicherweise verpasst.

Danach haben wir uns das Chinatown von Yokohama angesehen, das größte Chinatown in Japan. Es entstand nach der Öffnung Japans für den Seehandel 1854. Heute sind da mehr Läden und Lokale als Bewohner, es ist mehr eine Art kulinarisches Disneyland als ein echtes Einwandererviertel.

Yokohamas Chinatown hat nicht nur ein Tor…
…sondern sieben.
Die Hauptstraße ist prächtig dekoriert.
In den Nebenstraßen…
…geht es teilweise skurril zu.
Auch chinesische Tempel gibt es da.
Bunter und barocker als alles, was man in Japan findet, außer vielleicht in Nikko.
Zu guter Letzt ein Blick auf die Skyline von Yokohama, man beachte die Uhr im Riesenrad…
…und die historischen Lagerhäuser am alten Hafen.

10.11.2017 Kappabashidori und Shibuya

Die Reise nähert sich ihrem Ende. Heute waren wir noch in der Kappabashidori, der Straße wo Tokio Restaurants ihren Bedarf an Geschirr, Geräten und Essensattrappen für die visuelle Darstellung der Speisekarte kaufen. Da gehen zwar auch viele Touristen hin, aber es geht eindeutig um Profibedarf. Ich selbst habe mir eine Takoyaki-Form aus Gußeisen gekauft. Morgen muss ich mein Gepäck sorgfältig wiegen!

Da gibt es Töpfe, Tiegel und Messer…
…Laternen…
..Attrappen z.B. von Eiern und Knoblauch…
…seltsame Mülleimer….
…und angreifende Riesenhirschkäfer!

Abends waren wir dann noch in Shibuya und haben uns mit Regina, einer Freundin von Tini getroffen. Shibuya wird umgebaut, ein neuer Wolkenkratzer steht schon und zwei weitere kommen bis 2027.

Das hier ist die Aussicht vom Shibuya Hikarie, dem aktuell höchsten Gebäude des Stadtteils.

Morgen steht dann der Rückflug an, online eingecheckt sind wir schon. Das ist der einzige Wermutstropfen an einer Japanreise: zweimal 12 Stunden in einer Blechzigarre. Shoganai, wie der Japaner sagt, kann man nix machen.