Nach langer, aber letztlich reibungsloser Reise (11h Flug nach Tokio, gut 3h vom Flughafen über Hauptbahnhof zum Zielort im Norden) sind wir in Ichinoseki, einen Steinwurf von unserem ersten Reiseziel Hiraizumi angekommen.
Leider haben wir mit dem Wetter etwas Pech: dem von Süden nahenden Taifun entgehen wir wohl weitgehend, aber es regnet. Morgen, Sonntag soll es regnen und Montag stark regnen. Drum werden wir am Sonntag zwei Reiseziele zusammenfassen: Hiraizumi (altes buddhistisches und politisches Zentrum in Norden Honshus) und Geibikei (landschaftlich schöne Schlucht mit Bootsfahrt), damit wir diese Ziele nur im Regen machen müssen und nicht im starken Regen. Dafür fahren wir dann am Montag morgen gleich nach Aomori, wo es auch mehrere Museen und einen Fischmarkt gibt die bei starkem Regen deutlich attraktiver erscheinen.
Ab Dienstag soll es wieder schöner werden, mal sehen.
Jetzt bin ich jedenfalls hundemüde und sage Oyasumi Nasai (Gute Nacht).
Wie erwartet war das Wetter heute schlecht, Dauerregen. Um das Beste daraus zu machen haben wir unser Programm gestrafft: erst sind wir gleich in der Früh nach Geibikei, einer landschaftlich schönen Schlucht bei Hiraizumi gefahren. Die erste Bootsfahrt des Tages war nur leicht verregnet und leicht besucht, die nächste nach uns war schon deutlich voller!
Hauptziel war Hiraizumi. Das war gegen Ende des 12. Jahrhunderts als Japan von der noch sehr chinesisch anmutenden Heian-Epoche in das erste Shogunat der Kamakura-Epoche überging die „Hauptstadt“ des Nordens, die in Sachen Kultur durchaus mit Kyoto konkurrierte. Auf Dauer ging das nicht gut, der erste Shogun Minamoto Yoritomo marschierte ein, danach ging es den Bach runter. Aber Kulturschätze sind noch reichlich da, die Stadt ist UNESCO-Weltkulturerbe.
Morgen geht es weiter nach Aomori ganz im Norden von Honshu. Evtl. poste ich vorher noch ein paar Videos.
An alle Pokemon Go Spieler (zu denen ich ja bekanntlich nicht gehöre): Hier in Japan gibt es noch seltenere und seltsamere Gestalten zu jagen als in Deutschland!
Heute haben uns die Ausläufer des Taifuns leider eingeholt, bzw. sie zogen südlich von uns nach Osten übers Land. Ergebnis: starker Regen und Wind. Zeit für Museen und ähnliches. Wir sind weitergereist nach Aomori ganz im Norden von Honshu, eine Stadt mit ca. 1/4 Million Einwohnern. Von dort fuhren früher die Fähren zur Nordinsel Hokkaido, außerdem ist die Stadt bekannt für ihre Apfelproduktion und ihr Neuta-Festival (s.u.).
Und für einen Fischmarkt, wo man seine eigene Reisschale mit frischem Fisch zusammenstellen kann. Man kauft ein Heftchen mit Wertmarken. Für eine davon bekommt man eine Schüssel Reis, dann geht man zu den verschiedenen Ständen und wählt Stücke rohen Fischs aus.
Der Brüller ist aber das Nebuta-Matsuri. Das ist ein Festival im August, wo „Wägen“ (eigentlich Tragen) mit fantasievollen Aufbauten aus Draht und Papier herumgetragen werden, ungefähr in Größe der Wägen auf dem Kölner Karneval. Sinn ist es wohl, die Dämonen der Müdigkeit auszutreiben, welche die Ernte im Sommer sabotieren. Vor allem aber sind die „Wägen“ von innen beleuchtet.
Ursprünglich wollten Tini und ich die Reise im August machen um ein solches Fest (es gibt andere, ähnlich in der Region) mitzukriegen, das war aber logistisch nicht machbar. Aber immerhin gibt es ein sehr schönes Museum wo man viele der „Wägen“ sehen kann und vor allem auch fotografieren – das wohl sogar besser als auf dem Fest selbst.
Im Museum bekommt man auch Einblick in die Produktion der „Wägen“ etc.
Ein Grund warum Aomori so mit dem Nebuta-Fest (und den allgegenwärtigen Äpfeln) wirbt, ist weil der Fährbetrieb nach Hokkaido heute keine so große Rolle mehr spielt. Seit den 1980ern gibt es einen Tunnel, seit letztem Jahr fährt da auch der Shinkansen durch, vorher nur Regional- und Frachtzüge. Klar gibt es auch noch Fähren, aber ihre eigentliche Rolle als Transportzentrum hat die Stadt eingebüßt, mit entsprechenden Folgen für Wirtschaft und Bevölkerungszahl.
Zum Abendessen gab es Yakiniku, also „koreanisches“ Grillen wo der Gast Fleisch am eigenen Platz selbst grillt. In diesem speziellen Falle hat das Restaurant sich auf Innereien wir Zunge, Herz, Hähnchengurgeln, etc. spezialisiert. Alles ganz zart und lecker, gar nicht wie man viele dieser Innereien kennt.
Vor dem Abendessen waren wir noch im Onsen, die haben hier nämlich ein öffentliches Bad mit Naturquelle mitten in der Stadt. Sehr angenehm!
Ich schreibe diese Zeile am Morgen des nächsten Tages. Es hat aufgehört zu regnen und zu winden, hurra! Heute sind ein Kunstmuseum und eine Ausgrabungsstätte auf dem Programm.
Der Taifun hat Japan verlassen, an seine Stelle tritt kühles aber sonniges Wetter, ideal für den Touristen!
Erster Programmpunkt war heute das Aomori Museum of Art, ein Museum für moderne Kunst. Normal nicht so mein Ding, aber a) Tini wollte da hin b) die Ausstellung der Künstlerin Yoshitomo Nara, die in Düsseldorf studierte, ist ziemlich interessant. Die Bilder und Zeichnungen konnte man nicht fotografieren, wohl aber die beiden großen Skulpturen
Direkt nebenan ist der Sanmai-Maruyama Ausgrabungspark, wo eine Siedlung der Yomon-Periode (vor ca. 4.500 Jahren) ausgegraben wird und es Nachbauten gibt. Ähnliches sahen wir letztes Jahr auf Kyushu, wo die Yomon von Korea aus ankamen. Aomori ist eher die nördlichste Ausbreitung dieser Steinzeitkultur. Noch weiter nördlich sind die wahrscheinlich über die Kurilen aus Norden eingewanderten Ainu, die es heute noch als Ureinwohner Hokkaidos gibt. Inwieweit die sich mit den Yomon vermischten ist unklar.
Nach Museum und Ausgrabung war es erst ca. 13 Uhr, also sind wir noch nach Hirosaki gefahren, eine Stadt ca. 50km südwestlich von Aomori. Dort gibt es noch eine Originalburg und vor allem einen Schlosspark in dem sich die Blätter schon schön gefärbt haben. Hier ein paar der besten Schnappschüsse:
Morgen geht es im Mietwagen weiter Richtung Towada-See, wo wir ebenfalls auf schöne Naturaufnahmen hoffen.
Update: anders als erwartet habe ich doch einigermaßen Internet obwohl weit ab vom Schuss. Videos müssen aber ein paar Tage warten.
Heute haben wir unseren Mietwagen abgeholt und sind Richtung Towadasee aufgebrochen.
Hier aber erstmal noch zwei Eindrücke aus Aomori:
Und wer sich immer schon mal gewundert hat, was Japaner mit Weihnachten und Halloween anfangen:
Unser Ausflugsziel auf dem Weg zum Towadasee war der Momiji Yama, der „Blätterschauen Berg“. Und in der Tat hat da jemand einen Schrein angelegt und die schönsten japanischen Ahorn gepflanzt, die er finden konnte. Der Effekt ist erstaunlich. Wohlbemerkt, diese Bilder sind nicht „gephotoshopt“. Natürlich habe ich ein Programm mit der Kamera genommen, das die Farben gut rausbringt, aber der Effekt deckt sich mit dem was meine Augen sahen.
Danach ging es weiter zum Towadasee, wo ich diese Zeilen schreibe. Etwas ab vom Schuss, aber sehr schön. Die Gegend werden wir morgen erkunden, hier ein Vorgeschmack:
Der Towadasee ist der größte Kratersee Japans und ziemlich ab vom Schuss. Wir übernachten in einer Mischung aus Hotel und Naturfreundehaus direkt am See, zu sensationell günstigem Preis. Die Zimmer sind einfach, aber geräumig, es gibt Halbpension und vor allem:
Außer uns ist noch ein japanisches Ehepaar und eine Reisegruppe aus Taiwan da. Glücklicherweise sind das eher Fotografie-Fans als Partywütige. Insgesamt ist in diesem Urlaub die Präsenz chinesischer Reisegruppen recht auffällig – anscheinend ist Japan jetzt „in“ dort.
Morgens sind wir dann mit dem Auto ans Südufer der Sees, wo Ausflugsboote entweder Rundfahrten machen oder einen ans Ostufer des Sees bringen, letzteres haben wir gemacht.
Vom Ostufer fließt der See über den Oirase-Bach letztlich in den Pazifik. Der Oirase ist ebenfalls bei Ausflüglern beliebt, denn er ist landschaftlich schön, vor allem im Herbst. Entsprechend sind wir die ersten ca. 7km entlang gewandert.
Wir sind dann mit dem Bus zurück in die „Stadt“ am Südufer, wo unser Auto parkte und haben uns da noch ein wenig umgeschaut. Das darf man sich jetzt nicht als Metropole vorstellen, es gab auch reichlich Hotels und Läden, die nicht mehr in Betrieb waren. Aber ein bisschen was zu sehen gab es schon:
Morgen geht es dann weiter zum Tsunuryo-Onsen, einem der ältesten, ganz traditionellen Onsen in einer ziemlich abgelegenen Gegend. Kann gut sein, dass ich da erst verzögert bloggen kann mangels Internetempfang. Also keine Sorge bei Funkstille, ich liege nur im heißen Wasser und entspanne mich.
Videos wird es auch noch geben, aber erst wenn ich wieder ordentlich fixes Internet habe.
Heute haben wir uns ins Auto gesetzt und sind vom Towadasee zum Tsunuryo Onsen gefahren, eines der ältesten Thermalbäder Japans. Das war ein ziemliches Gegurke durch die Berge, die so unpraktisch quasi das „Rückgrat“ von Honshu bilden, aber die wunderschöne Herbstlandschaft hat es uns vergolten.
Auf dem Weg sind wir auch in Kosaka vorbei gekommen, das ist eine alte Minenstadt, die ca. von 1890-1920 stark boomte, nicht zuletzt dank Entwicklungshilfe des deutschen Bergbauingenieurs Curt Netto, der später die Bergbaufakultät der Uni Tokio gründete und in Kosaka als Held verehrt wird.
Heute ist Kosaka ein Nest von 5000 Einwohnern, aber vor 100 Jahren war es ein Zentrum der Moderne in Tohoku.
Vor allem aber gibt es da den Kourakukan, das älteste erhaltene Kabukitheater Japans und definitiv das größte nördlich von Tokio. Es wurde auch für Kino und anderes Theater genutzt und war das kulturelle Zentrum der Region. Wie die meisten Kabukitheater wurde es beinahe abgerissen, aber 1985 wurde es wiederbelebt.
Ziel war aber letztlich der Tsunuryo Onsen. Das ist wahrscheinlich der älteste kontinuierlich betriebene Onsen in Japan, von 1650 – da war das Shogunat noch kein halbes Jahrhundert alt. Entsprechend ist die Anlage auch ganz bewusst simpel und rustikal gehalten, sehr old school. Aber einigermaßen fixes Internet haben sie trotzdem 🙂
Die Bäder selbst kann man logischerweise nicht fotografieren.
Und für die Freunde bewegter Bilder hier noch ein Video der Eindrücke der Fahrt: