29.12.2022: Nikko

Heute dann wie angekündigt Besuch von Nikko: Grab und Schrein des ersten Shoguns Tokugawa Ieyasu und seines Enkels Tokugawa Iemitsu, UNESCO-Weltkulturerbe, Zugang zum Nikko-Nationalpark und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Japans. Nicht zuletzt, weil man das als Tagesausflug von Tokio aus machen kann, so wie ich.

Los ging es am Bahnhof Ueno.

Dort gibt es tatsächlich einen automatisierten Ramenstand.
Hier fährt der Shinkansen ein, der mich die erste Hälfte des Wegs nach Utsunomiya brachte. Auf dem Weg musste er tatsächlich mal stehen bleiben, was uns drei Minuten Verspätung einbrachte. Skandal!
So sieht es drinnen aus (2. Klasse). Im Shinkansen sitzt man immer in Fahrtrichtung, denn die Sitze sind drehbar.

Der zweite Teil der Fahrt war mit dem Lokalzug von Utsunomiya nach Nikko. Insgesamt ca. 1h45min.

Willkommen in Nikko. Wie man sieht liegt das in den Bergen und es lag teils Schnee rum.

Man könnte jetzt knapp 2km zu den Schreinen bzw. Tempeln latschen aber die Stadt selber ist nicht gerade toll. Also lieber den Bus.

Taiyuin

Mein erster Besuch galt dem Taiyuin, dem Mausoleum von Tokugawa Iemitsu, dem dritten Shogun und Enkel von Ieyasu. Iemitsu war viel länger Shogun als Ieyasu und war wahrscheinlich mehr für die Festigung des Regierungssystems, das 260 Jahre überdauerte verantwortlich als sein berühmterer Großvater.

Ursprünglich waren sowohl Iemitsus als auch Ieyasus Mausoleen Mischungen aus Shinto-Schreinen und buddhistischen Tempeln. Das war nach 1867 verboten. Der Taiyuin wurde Tempel, der Toshogu (das Mausoleum von Ieyasu) wurde Schrein.

Der Taiyuin ist absichtlich weniger prächtig als der Toshogu. Aber wenn man ihn das erste mal sieht, merkt man das nicht, denn auch der Taiyuin erinnert massiv an ein chinesisches Kaisergrab der Ming-Dynastie.
Ein Tor prächtiger…
…als das andere.

Und allesamt grimmig bewacht:

Das hier ist nun der eigentliche Tempel.
Nohcmal von der Seite.
Hier geht es zum Grab, aber nicht für die Öffentlichkeit.
Diese Pagode steht eigentlich beim Toshogu, also beim Großvater. Aber da Pagoden nunmal buddhistisch sind wurde sie dem Tempel Taiyuin zugerechnet und nicht dem Schrein Toshogu.

Toshogu

Man geht tunlichst erst zum Taiyuin und erst dann zum Toshogu, damit es nicht antiklimaktisch wirkt. Denn so chinesisch-protzig wie das Mausoleum des Enkels auch ist, das Mausoleum des Großvaters ist mit voller Absicht noch protziger, denn es geht schließlich um den Gründer der Dynastie und somit auch das Prestige des ganzen Shogunats.

Zugang zum Schreingelände.
Ein erster Blick auf den unteren Teil der Anlage.
Hier findet man schon die ersten berühmten Schnitzereien…
…hier die berüchtigt schlechten Elefanten. Der Künstler hatte halt nie einen gesehen.
Schon ehrlicher berühmt sind diese Affen…
Die weisen…
…wie die grimmigen.
Hier parkt der mobile Schrein des Shogun-Kami. Darin wird er bei Festen rumgetragen und geschüttelt.
Das historische Original aus dem 17. Jahrhundert steht allerdings im Museum.

Der Showstopper der Anlage ist aber das Yomeimon, das Tor vor dem Schrein.

Mehr Schmuck und Schnitzerei geht nicht.

Weitere Eindrücke davon:

Wobei Tokugawa Iyeasus Schrein nicht von Ungeheuern beschützt wird, sondern von Scharfschützen. Er wird schon wissen warum:

Hier der Zugang…
…zum Schrein selber, bzw. zur Gebetshalle. (In einen Schrein kann man grundsätzlich nicht rein, aber eben teilweise in eine davor liegende Gebetshalle. Ich nenne sie die Halle der kalten Füße, denn da konnte man rein, aber natürlich nur ohne Schuhe. Nicht die reine Freude im Dezember…

Wer will, kann dann noch gegen extra-Gebühr den inneren Schrein aufsuchen, der gut 200 Treppenstufen höherliegt. Das macht man aus zwei Gründen.

Zum einen sieht man so die schlafende Katze, die berühmteste Schnitzerei der ganzen Anlage. Sie ist ganz klein über einer Tür.
Auf der anderen Seite sieht man diese Spatzen.

Zum anderen klettert man da hoch, um das eigentliche Grab des ersten Shoguns zu sehen.

Er liegt unter dieser Struktur aus Bronze.

Rinnoji

Sowohl Taiyuin als auch Toshogu hatte ich 2014 schon gesehen. Doch der große buddhistische Tempel Rinnoji (von dem der Taiyuin technisch gesehen ein Untertempel ist) war damals eingerüstet bzw. in ein komplettes Gerüsthaus verschwunden.

Jetzt ist er fertig renoviert.
Ansicht von vorne…
…und von hinten.
Diesen Kirschbaum würde man gerne zur Blüte erleben.
Immerhin war ich zufällig zum 12 Uhr Läuten da.
Nun ist Nikko auch für seine Wasserfälle bekannt. Dieser hier ist zwar direkt neben dem Rinnoji aber denn doch arg mikrig.

Okunikko

Also bin ich – nachdem die ex-kaiserliche Villa Tamozawa sich als heute geschlossen erwies – nach Okunikko westlich von Nikko gefahren. Da geht dann richtig der Nationalpark los. Leider war die Fahrt eine reine Tortur: 45 Minuten einfache Fahrt in einem heillos überfüllten Bus im Stehen über einen hohen Bergpass mit engen Serpentinen und mit ordentlich Karacho.

Endlich angekommen. Okunikko liegt deutlich höher als Nikko. Hier ist richtig Winter.

Der Grund für die ganze Aktion: der Kegon-Wasserfall, über den sich der Chuzenji-See entleert.

Und zwar aus schwindliger Höhe. Hier die Ansicht von oben.
Der Clou ist aber: man kann mit einem Aufzug 100 Meter durch den Fels nach unten fahren und solche Bilder von der Front des Wasserfalls schießen.
Das Wasser stürzt wirklich weit hinunter.

Danach bin ich zurück nach Nikko gefahren (die Busfahrt zurück war glücklicherweise weniger schrecklich).

Dabei machte ich noch aus dem Bus diesen Schnappschuss der Shinkyo-Brücke. Dort geht man rüber, wenn man vom Bahnhof zu den Schreinen und Tempelnb läuft.

Von Nikko zurück nach Utsunomiya. Was macht man in Utsunokiya? Man steigt hier hauptsächlich um. Aber die Stadt ist auch sehr für Ihre Gyoza berühmt.

Also habe ich auf Mihos Anraten hin bei der in Utsunomiya bekannten Restaurantkette MinMin zwölf Gyoza verspeist: 6 gebraten und 6 gedämpft. Sehr lecker!
Der Shinkansen brachte mich dann wieder nach Ueno.

Morgen: Kusatsu Onsen.

2 Gedanken zu „29.12.2022: Nikko“

  1. Every time I read your blog (in Japanese translation), I can’t stop admiring you, Markus! Sooo much knowledge!
    Kegon no taki is a bit difficult to reach.
    Super!!!

  2. Die Katze ist klasse! Die Elefanten gefallen mir aber auch. Man stelle sich vor, sie sähen wirklich so aus und hüpften durch die Savanne!

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