23.10.2017 Aomori

Heute haben uns die Ausläufer des Taifuns leider eingeholt, bzw. sie zogen südlich von uns nach Osten übers Land. Ergebnis: starker Regen und Wind. Zeit für Museen und ähnliches. Wir sind weitergereist nach Aomori ganz im Norden von Honshu, eine Stadt mit ca. 1/4 Million Einwohnern. Von dort fuhren früher die Fähren zur Nordinsel Hokkaido, außerdem ist die Stadt bekannt für ihre Apfelproduktion und ihr Neuta-Festival (s.u.).

Und für einen Fischmarkt, wo man seine eigene Reisschale mit frischem Fisch zusammenstellen kann. Man kauft ein Heftchen mit Wertmarken. Für eine davon bekommt man eine Schüssel Reis, dann geht man zu den verschiedenen Ständen und wählt Stücke rohen Fischs aus.

Das ist ein solcher Stand.
Und hier das Ergebnis. Itadakimas!
Es ist aber auch ein ganz normaler Fischmarkt mit ganzen Fischen und Meeresfrüchten.

Der Brüller ist aber das Nebuta-Matsuri. Das ist ein Festival im August, wo „Wägen“ (eigentlich Tragen) mit fantasievollen Aufbauten aus Draht und Papier herumgetragen werden, ungefähr in Größe der Wägen auf dem Kölner Karneval. Sinn ist es wohl, die Dämonen der Müdigkeit auszutreiben, welche die Ernte im Sommer sabotieren. Vor allem aber sind die „Wägen“ von innen beleuchtet.

Ursprünglich wollten Tini und ich die Reise im August machen um ein solches Fest (es gibt andere, ähnlich in der Region) mitzukriegen, das war aber logistisch nicht machbar. Aber immerhin gibt es ein sehr schönes Museum wo man viele der „Wägen“ sehen kann und vor allem auch fotografieren – das wohl sogar besser als auf dem Fest selbst.

Die „Wägen“ sind total spektakulär und zeigen oft solche Kampfszenen.
Oder Gruseliges!
Oder Moderneres.
Manche sind einfach auch kawaii (süß).
Hier noch einer.

Im Museum bekommt man auch Einblick in die Produktion der „Wägen“ etc.

Ein Grund warum Aomori so mit dem Nebuta-Fest (und den allgegenwärtigen Äpfeln) wirbt, ist weil der Fährbetrieb nach Hokkaido heute keine so große Rolle mehr spielt. Seit den 1980ern gibt es einen Tunnel, seit letztem Jahr fährt da auch der Shinkansen durch, vorher nur Regional- und Frachtzüge. Klar gibt es auch noch Fähren, aber ihre eigentliche Rolle als Transportzentrum hat die Stadt eingebüßt, mit entsprechenden Folgen für Wirtschaft und Bevölkerungszahl.

Des Fährbetriebs wird in einem eigenen Museum bedacht, das in einer alten Fähre untergebracht ist.
Wie man sieht, eine Eisenbahnfähre.
Man kann sogar den Maschinenraum besichtigen.

Zum Abendessen gab es Yakiniku, also „koreanisches“ Grillen wo der Gast Fleisch am eigenen Platz selbst grillt. In diesem speziellen Falle hat das Restaurant sich auf Innereien wir Zunge, Herz, Hähnchengurgeln, etc. spezialisiert. Alles ganz zart und lecker, gar nicht wie man viele dieser Innereien kennt.

Hier sieht man den passenden Tischgrill, mit Kohle befeuert.

Vor dem Abendessen waren wir noch im Onsen, die haben hier nämlich ein öffentliches Bad mit Naturquelle mitten in der Stadt. Sehr angenehm!

Ich schreibe diese Zeile am Morgen des nächsten Tages. Es hat aufgehört zu regnen und zu winden, hurra! Heute sind ein Kunstmuseum und eine Ausgrabungsstätte auf dem Programm.

24.10. Aomori und Hirosaki

Der Taifun hat Japan verlassen, an seine Stelle tritt kühles aber sonniges Wetter, ideal für den Touristen!

Erster Programmpunkt war heute das Aomori Museum of Art, ein Museum für moderne Kunst. Normal nicht so mein Ding, aber a) Tini wollte da hin b) die Ausstellung der Künstlerin Yoshitomo Nara, die in Düsseldorf studierte, ist ziemlich interessant. Die Bilder und Zeichnungen konnte man nicht fotografieren, wohl aber die beiden großen Skulpturen

Aomori Ken, den Aomori-Hund und..
Miss Forest

Direkt nebenan ist der Sanmai-Maruyama Ausgrabungspark, wo eine Siedlung der Yomon-Periode (vor ca. 4.500 Jahren) ausgegraben wird und es Nachbauten gibt. Ähnliches sahen wir letztes Jahr auf Kyushu, wo die Yomon von Korea aus ankamen. Aomori ist eher die nördlichste Ausbreitung dieser Steinzeitkultur. Noch weiter nördlich sind die wahrscheinlich über die Kurilen aus Norden eingewanderten Ainu, die es heute noch als Ureinwohner Hokkaidos gibt. Inwieweit die sich mit den Yomon vermischten ist unklar.

Zu sehen gibt es kleine Grubenbauten…
größere Pfahlbauten…
sowie ein Langhaus nebst Wachturm.
Was kaum jemand weiß: die Yomon bauten schon vorbildlich barrierefrei ihre Langhäuser mit Zugangsrampe für Mobilitätsbehinderte.
Es kreucht und fleucht auch allerlei, so wie diese ca. 7cm lange Libelle…
…oder diese arachnide Freundin, mit Beinen ca. 10cm im Durchmesser und einer Körperlänge von 3cm. Es ist eine Nephila Clavata, auf japanisch Joro Gumo („Prostituiertenspinne“ – wahrscheinlich weil eine Menge viel kleinerer Männchen um das Netz rumhängt). In der Folklore kann sich Joro Gumo in eine schöne Frau verwandeln, Männer verführen und fressen.

Nach Museum und Ausgrabung war es erst ca. 13 Uhr, also sind wir noch nach Hirosaki gefahren, eine Stadt ca. 50km südwestlich von Aomori. Dort gibt es noch eine Originalburg und vor allem einen Schlosspark in dem sich die Blätter schon schön gefärbt haben. Hier ein paar der besten Schnappschüsse:

Das ist die Burg, daneben ein „Kunstwerk“ aus roten und gelben Äpfeln. Erwähnte ich schon, dass in der Region Äpfel angebaut werden?

Morgen geht es im Mietwagen weiter Richtung Towada-See, wo wir ebenfalls auf schöne Naturaufnahmen hoffen.

Hier noch Videoimpressionen:

25.10. Momiji Yama und Towadasee

Update: anders als erwartet habe ich doch einigermaßen Internet obwohl weit ab vom Schuss. Videos müssen aber ein paar Tage warten.

Heute haben wir unseren Mietwagen abgeholt und sind Richtung Towadasee aufgebrochen.

Hier aber erstmal noch zwei Eindrücke aus Aomori:

Man sieht hier das Fährschiffmuseum und die Hafenbrücke, so sieht der Hafen von Aomori schon fast schmuck aus.

Und wer sich immer schon mal gewundert hat, was Japaner mit Weihnachten und Halloween anfangen:

Sie legen es einfach zusammen!

Unser Ausflugsziel auf dem Weg zum Towadasee war der Momiji Yama, der „Blätterschauen Berg“. Und in der Tat hat da jemand einen Schrein angelegt und die schönsten japanischen Ahorn gepflanzt, die er finden konnte. Der Effekt ist erstaunlich. Wohlbemerkt, diese Bilder sind nicht „gephotoshopt“. Natürlich habe ich ein Programm mit der Kamera genommen, das die Farben gut rausbringt, aber der Effekt deckt sich mit dem was meine Augen sahen.

Danach ging es weiter zum Towadasee, wo ich diese Zeilen schreibe. Etwas ab vom Schuss, aber sehr schön. Die Gegend werden wir morgen erkunden, hier ein Vorgeschmack:

Bild vom Seeufer direkt beim Hotel.

26.10.2017 Lake Towada und Oirase Stream

Der Towadasee ist der größte Kratersee Japans und ziemlich ab vom Schuss. Wir übernachten in einer Mischung aus Hotel und Naturfreundehaus direkt am See, zu sensationell günstigem Preis. Die Zimmer sind einfach, aber geräumig, es gibt Halbpension und vor allem:

Der Ausblick aus meinem Zimmer
Eine Aufnahme von Tini: Sonnenaufgang am See.

Außer uns ist noch ein japanisches Ehepaar und eine Reisegruppe aus Taiwan da. Glücklicherweise sind das eher Fotografie-Fans als Partywütige. Insgesamt ist in diesem Urlaub die Präsenz chinesischer Reisegruppen recht auffällig – anscheinend ist Japan jetzt „in“ dort.

Hier unser Abendessen. In den geschlossenen Töpfen links und rechts sind Eintopf (Nabe) und Schmorfleisch, die am Tisch mit Flammpastenkochern zubereitet werden.

Morgens sind wir dann mit dem Auto ans Südufer der Sees, wo Ausflugsboote entweder Rundfahrten machen oder einen ans Ostufer des Sees bringen, letzteres haben wir gemacht.

In so einem Boot sind wir über den See gefahren, mit ein paar Schlenkern, damit man was sieht.
Zum Beispiel sowas
…oder sowas.

Vom Ostufer fließt der See über den Oirase-Bach letztlich in den Pazifik. Der Oirase ist ebenfalls bei Ausflüglern beliebt, denn er ist landschaftlich schön, vor allem im Herbst. Entsprechend sind wir die ersten ca. 7km entlang gewandert.

Das läuft ein Wanderweg, der zwar manchmal unwegsam ist aber mit schönen Eindrücken wie diesen belohnt.

Wir sind dann mit dem Bus zurück in die „Stadt“ am Südufer, wo unser Auto parkte und haben uns da noch ein wenig umgeschaut. Das darf man sich jetzt nicht als Metropole vorstellen, es gab auch reichlich Hotels und Läden, die nicht mehr in Betrieb waren. Aber ein bisschen was zu sehen gab es schon:

Wie z.B. diese Mini-Insel mit Minischreinen.
Oder diesem normal großen, aber sehr hübsch gelegenen Schrein.

Morgen geht es dann weiter zum Tsunuryo-Onsen, einem der ältesten, ganz traditionellen Onsen in einer ziemlich abgelegenen Gegend. Kann gut sein, dass ich da erst verzögert bloggen kann mangels Internetempfang. Also keine Sorge bei Funkstille, ich liege nur im heißen Wasser und entspanne mich.

Videos wird es auch noch geben, aber erst wenn ich wieder ordentlich fixes Internet habe.

27.10.2017 Tsunuryo Onsen

Heute haben wir uns ins Auto gesetzt und sind vom Towadasee zum Tsunuryo Onsen gefahren, eines der ältesten Thermalbäder Japans. Das war ein ziemliches Gegurke durch die Berge, die so unpraktisch quasi das „Rückgrat“ von Honshu bilden, aber die wunderschöne Herbstlandschaft hat es uns vergolten.

Abschied vom Towadasee
Ein Wasserfall am Wegesrand
und ein Stausee

Auf dem Weg sind wir auch in Kosaka vorbei gekommen, das ist eine alte Minenstadt, die ca. von 1890-1920 stark boomte, nicht zuletzt dank Entwicklungshilfe des deutschen Bergbauingenieurs Curt Netto, der später die Bergbaufakultät der Uni Tokio gründete und in Kosaka als Held verehrt wird.

Heute ist Kosaka ein Nest von 5000 Einwohnern, aber vor 100 Jahren war es ein Zentrum der Moderne in Tohoku.

Zum Beispiel sah das Verwaltungsgebäude der Minengesellschaft so aus.

Vor allem aber gibt es da den Kourakukan, das älteste erhaltene Kabukitheater Japans und definitiv das größte nördlich von Tokio. Es wurde auch für Kino und anderes Theater genutzt und war das kulturelle Zentrum der Region. Wie die meisten Kabukitheater wurde es beinahe abgerissen, aber 1985 wurde es wiederbelebt.

Der Kourakukan von außen…
…und von innen.
Die Lobby.

Ziel war aber letztlich der Tsunuryo Onsen. Das ist wahrscheinlich der älteste kontinuierlich betriebene Onsen in Japan, von 1650 – da war das Shogunat noch kein halbes Jahrhundert alt. Entsprechend ist die Anlage auch ganz bewusst simpel und rustikal gehalten, sehr old school. Aber einigermaßen fixes Internet haben sie trotzdem 🙂

Der Zugangsweg.
Mehrere Szenen aus der Anlage.

Die Bäder selbst kann man logischerweise nicht fotografieren.

Aber dieses Bild des großen Freiluftbeckens konnte ich aus dem Netz ziehen. Das Wasser ist milchig weiß und ziemlich schweflig.

Und für die Freunde bewegter Bilder hier noch ein Video der Eindrücke der Fahrt:

28.10.2017 Kakunodate und Tazawako

Zunächst mal ein paar Bilder aus dem kulinarischen Bereich:

Das Abendessen im Tsunuryo Onsen. Alles aus lokalen Produkten, rustikal und auch lecker, für meinen Geschmack mit sechs verschiedenen Pilzgerichten aber zu pilzlastig.
Mein Mittagessen heute hingegen ganz ohne Pilze: Hamburg (ein Fleischpflanzerl mit Ketchup-Sake-Sauce).
Tini hatte Oyakodon: Hühnchen und Ei auf Reis.

Heute morgen haben wir nochmal das Outdoor-Bad im Tsunuryo Onsen genossen, danach ging es weiter nach Kakunodate. Das ist eine kleine Stadt ebenfalls in der Gegend mit der besterhaltenen Altstadt im nördlichen Japan. Auf jeden Fall die beste Altstadt, die ich bisher in Japan sah, mit einer ganzen Anzahl von Samurai-Residenzen, die eben nicht nur vereinzelt standen wie sonst, sondern noch ein ganzes Gebiet von mehreren Blocks prägten. Das darf man sich jetzt nicht wie Rothenburg ob der Tauber oder Landshut vorstellen, aber nett ist es allemal.

Ein Straßenbild. Es war Samstag und schönes Wetter, wir waren nicht allein.
Eine der genannten Samurai-Residenzen.
nebst Garten.
Das hier ist keine Samurai-Residenz, sondern ein modernes Haus. Aber anders als sonstwo in Japan gibt es hier eine Art Ensembleschutz – ein andernortens unerhörtes Konzept!
Es war gut, der Samurai zu sein. Eigentlich waren die Samurai zu dieser Zeit Beamte, nicht Soldaten, aber sie hatten durchaus die passende Ausrüstung.
Manchmal sogar eine ganze Sammlung…
…aus verschiedenen Epochen…
…und Waffengattungen. Natürlich sind diese Uniformen jüngeren Datums, als nach Ende der Shogunatszeit und damit auch der Samurai.

Die Samurai der Edo-Periode waren Beamte, die gerne darüber Gedichte schrieben, Krieger zu sein. Der wichtigste und mächtigste Samurai, der in dieser Straßen wohnte, war Buchhalter. Wie trafen auch seinen Nachfahren, der uns auf Englisch durch das Haus führte.

Das Haus war mit der modernsten Unterhaltungstechnologie des frühen 18. Jahrhunderts ausgestattet: Schildkrötenschnitzereien, die Schatten werfen.
Feine Kimonos gab es auch zu sehen.
Eine Besonderheit in Kakunodate sind die alten Lagerhäuser, die extrem dicke Wände und Fensterläden hatten. Dieser Fensterladen ist gut 50cm dick!

Nach Kakunodate reisten wir weiter zum Tazawa-See, wo wir unsere letzte Nacht in Tohoku verbringen. Das ist der zweitgrößte Kratersee Japans und ebenfalls landschaftlich sehr schön.

Der See ist vor allem mit der Legende von Tatsuko verbunden. Davon gibt es mehrere Versionen, aber es ist letztlich eine japanische Variante der kleinen Meerjungfrau, in der das Mädche Tatsuko sich in einen Wasseerdrachen verwandelt, der seitdem im See haust.

Drum ist diese Statue – quasi direkt neben unserem Hotel – die primäre Sehenswürdigkeit der Region.
Tatsuko blickt auf diesen, ihren, Schrein…
…an dessen Fuße sich reichlich Fischlein tummeln.
Hier noch der Blick aus meinem Zimmer. Wir haben Panoramazimmer mit Fenster in zwei Richtungen: ebendiese und auf den Schrein.

Hier noch Videoeindrücke:

Morgen geben wir unseren Mietwagen in Morioka ab und fahren in eine ganz andere Region von Honshu: Chubu, nördlich und westlich von Tokio. Unser Aufenthalt in der Region Tohoku endet damit, aber es gibt noch viel zu entdecken.

29.10.2017 Fahrt nach Kanazawa

Heute gibt es keine Bilder, es war ein verregneter Reisetag, den wir glücklicherweise hauptsächlich in Auto und Zug auf dem Weg vom Tazawa-See nach Kanazawa verbracht haben. Kaum hat man das halbe Land durchquert (s. Reiseroute), Wäsche in einem Waschsalon gewaschen, zu Abend gegessen und Vorräte für den nächsten Tag eingekauft, ist der Tag auch schon vorbei.

Morgen geht es weiter zu den historischen Dörfern von Shirakawa-go und Gokayama, Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und nach Takayama, einer historischen kleinen Stadt. Kanazawa bleibt aber für die nächsten Tage unser Basislager, d.h. wir kehren Abends hierher zurück.

30.10.2017 Shirakawa-go und Takayama

Japans Weltkulturerbe steht unter Wasser. Naja, vielleicht nicht ganz, aber es ist auffällig: als wir letzte Woche in Hiraizumi (UNESCO Weltkulturerbe) waren, regnete es in Strömen. Als wir heute in Shirakawa-go waren (ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe) regnete es auch – es war sogar ein ziemlich isolierte Regen, der nur über uns hing. Natürlich haben wir uns den Ausflug nicht vermiesen lassen, aber nass war es trotzdem.

Die Dörfer von Shirakawa-go und Gokayama liegen südöstlich von Kanazawa und sind Weltkulturerbe wegen der besonderen Bauernhäuser, die dort traditionell gebaut wurden, um den winterlichen Schnee abzuwehren. Es sind insgesamt drei Dörfer, wir waren in Ogimachi, dem größten der drei.

Was hat es mit den sog. Gassho-Häusern nun auf sich? Es sind traditionelle japanische Bauernhäuser mit einem sehr spitzen Giebel gegen den vielen Schnee, der hier im Winter fällt. In Ogimachi leben eine ganze Reihe Leute ganz normal, teils in besagten Gassho-Häusern, teils in moderneren Bauten.

So kann man sich das vorstellen…
…oder so…
…oder so.

Dies sind nun alles noch bewohnte Häuser im tatsächlichen Dorf. Direkt nebenan gibt es noch ein Freilichtmuseum wo man Gebäude aus der ganzen Region zusammengetragen hat. In die kann man dann auch ganz ohne irgendwelche Bewohner zustören hinein.

Eins der spektakulärsten Häuser im Freilichtmuseum.
Ein Einblick ins Innere.
Dort hat man sich alle Mühe gegeben…
…ein schönes Ambiente zu schaffen.

Wäre bei schönem Wetter natürlich noch toller gewesen, was aber auch so schon ein netter Einblick ins ganz ländliche, traditionelle Japan.

Zweiter Teil war die Stadt Takayama noch ein Stückchen weiter südöstlich von Kanazawa. Die Distanzen haben wir mit dem Mietauto überwunden, allerdings bestand die Fahrt zu gefühlt 80% aus Tunneln. Praktisch und schnell, wegen der Maut aber leider auch teuer.

Takayama ist ebenfalls für seine schön erhaltene Altstadt bekannt. Dort gibt es zwar nicht so viele Samuraihäuser wie in Kakunodate, dafür ist das Areal deutlich größer und man sieht viele Händlerhäuser aus der Edo-Periode und (aus meiner Sicht fast noch besser) moderne Gebäude, die dazu passen.

So gibt es da zum Beispiel eine altmodische Einkaufstraße…
…aber eben auch neuere Häuser, die ins Gesamtbild passen.
In Takayama fließt ein großer Fluss…
…und ein kleinerer mit mehreren…
…schmucken…
…Brücken und Ansichten.

Ein Highlight war auch der Takayama-Jinya. Das ist das einzige erhaltene regionale Verwaltungsgebäude des Shogunats in Japan. Die Region Hida (wo Takayama liegt) hatte über weite Teile der Edo-Periode keinen Feudalherrn, sondern wurde durch einen aus Edo (Tokio) eingesetzten Beamter verwaltet.

Der Jinya war also Verwaltungs- und Gerichtsgebäude, Polizei und Gefängnis und vor allem Finanzamt, mit einem riesigen Lagerhaus für Reis. Das Ganze ist mindestens so groß wie die Daimyo-Paläste, nur weniger prunkvoll.
Der Blick in diesen kafkaesken Korridor ist etwas besonderes: nur wenige alte japanische Gebäude sind überhaupt so lang.

Da der Jinya durch einen Magistraten geleitet wurde und nicht einen Fürsten gibt es wenig Prunk.

Aber ein schöner Garten muss sein.

So jetzt noch ein paar Bilder aus dem Bereich Essen:

Das ist ein Omurice. Ein Omelett, gefüllt mit gebratenem, mit Ketchup gewürzten Reis. Bei Kindern und solchen, die es geblieben sind beliebt. Obendrauf liegt eine Krabbenkrokette quasi als „Beilage“.
Das sind Menchi Katsu: panierte und fritterte Fleischpflanzerl. Die Japaner panieren und frittieren gerne – soviel zum Thema gesunde Diät aus Reis, Seetang und Fisch.
Und nochmal Yakiniku, also Fleisch mit Tischgrill. Das japanische Rindfleisch wird in dünnen Scheiben gereicht, die fein mit Fett marmoriert sind.

Hier noch ein paar Videoeindrücke des Tages:

Morgen erkunden wir Kanazawa, vor allem den Kenroku-en, einen der drei großen japanischen Gärten.

31.10.2017 Kanazawa

Ganz ohne Martin Luther und nur wenig mit Halloween haben wir uns heute in Kanazawa herumgetrieben. Das ist ein mittelgroße Stadt mit knapp einer halben Million Einwohnern. In der Edo-Periode war dies die reichste Feudalregion Japans, entsprechend ist eins der Schriftzeichen der Stadt auch das für Gold. Auch heute noch hat die Stadt schmucke Flecken und anscheinend auch einiges an Geld:

So ist der Bahnhof hochmodern und hat ein interessantes Haupttor.

Hauptsehenswürdigkeit ist der Kenroku-en, einer der drei „Großen Gärten“ Japans, früher der Garten des Feudalherren (daimyo). Der Kenroku-en ist berühmt, weil er die sechs Prinzipen des japanischen Gartenbaus, Weitläufigkeit (宏大 kōdai), Abgeschiedenheit (幽邃 yūsui), Kunstfertigkeit (人力 jinryoku), Althergebrachtes (蒼古 sōko), fließendes Wasser (水泉 suisen) und weiter Blick (眺望 chōbō) perfekt verkörpert. Es ist also quasi der Archetyp des japanischen Gartens überhaupt.

Das Gelände ist nicht arg weitläufig, aber wie immer bei solchen Gärten sehr verwinkelt, so dass es viel zu sehen gibt.

Z.B. den ersten Springbrunnen Japans.
Diese Brücke ist berühmt, weil sie aussieht, als bestünde sie aus zwei Steinplatten übereinander. Es ist aber nur eine, es handelt sich um einen Kunstgriff, um sie „leichter“ aussehen zu lassen.
Diese Aussicht gilt als besonders ausgewogen und interessant. Man beachte auch den orangen Fleck hinter dem Wasserfall, das ist Absicht um Spannung durch Unebenmäßigkeit zu erzeugen.
Ein Teehaus.
Momiji!
Laternen und andere Steinelemente gibt es überall.
Eine gewaltige Zeder mit Stützpfeilern. Ihre Wurzeln beginnen über dem Boden, das macht sie besonders.
Diese Zeder am Teich ist noch größer und stützbedürftiger.
Diese Laterne ist berühmt, weil sie mit einem Bein im Wasser steht – ein ungewöhnlicher Kunstgriff.
Wer sich fragt, was das für Stangen bei der Zeder sind: das sind Schirme gegen den Schnee. Morgen werden sie in einer traditionellen Zeremonie aufgespannt.
Kanazawa ist für seine Goldschmiedekunst, vor allem sein Blattgold bekannt. Man kann sogar Softeis mit Blattgold kaufen (kein Witz).
Eine Burg hat Kanazawa auch. Wem dieses Gebäude jetzt aber arg sauber vorkommt, hat vollkommen recht: die Burg wird seit 1995 mit traditionellen Baumethoden neu gebaut. Bis 1995 stand da eine Uni, denn die Burg war in der Edo-Periode abgebrannt. Das muss eine Stange Geld kosten!
Innen sieht es da so aus. Die Balken sind alle traditionell verzapft.
Dieses Tor ist allerdings noch original.
Die Mutter des Daimyos hatte übrigens ihren eigenen Garten, hier.

Als nächstes waren wir im Oyama-jinja, ein Schrein zu Ehren eines ehemaligen Daimyo und Feldherren der Sengoku-Periode (Kriegswirren vor der Shogunatszeit der Edo-Periode).

Der Schrein selbst sieht ganz normal aus.
Das Tor hingegen wurde teils von einem Holländer designt und ist eine bizarre Mischung japanischer und europäischer Elemente, mit Buntglasfenster. So was findet man sonst nicht(!) an Schreinen.

Kanazawa hat auch ein Samurai-Viertel und ein Geisha-Viertel, die gut erhalten sind und in denen es reihenweise sündhaft teure Geschäfte gibt.

Im Samuraiviertel sieht alles schön ordentlich aus.
Das Geishaviertel hingegen hat verwinkelte Gassen….
…Gebäude, die golden im Sonnenlicht schimmern…
…traditionelle Produkte…
…und teure Läden!

Hier noch Videoimpressionen des Tages:

So, und zur Feier des Tages (Halloween, Reformationstag, usw.) gehen wir jetzt Sushi Essen und Bier trinken!