31.10.2017 Kanazawa

Ganz ohne Martin Luther und nur wenig mit Halloween haben wir uns heute in Kanazawa herumgetrieben. Das ist ein mittelgroße Stadt mit knapp einer halben Million Einwohnern. In der Edo-Periode war dies die reichste Feudalregion Japans, entsprechend ist eins der Schriftzeichen der Stadt auch das für Gold. Auch heute noch hat die Stadt schmucke Flecken und anscheinend auch einiges an Geld:

So ist der Bahnhof hochmodern und hat ein interessantes Haupttor.

Hauptsehenswürdigkeit ist der Kenroku-en, einer der drei „Großen Gärten“ Japans, früher der Garten des Feudalherren (daimyo). Der Kenroku-en ist berühmt, weil er die sechs Prinzipen des japanischen Gartenbaus, Weitläufigkeit (宏大 kōdai), Abgeschiedenheit (幽邃 yūsui), Kunstfertigkeit (人力 jinryoku), Althergebrachtes (蒼古 sōko), fließendes Wasser (水泉 suisen) und weiter Blick (眺望 chōbō) perfekt verkörpert. Es ist also quasi der Archetyp des japanischen Gartens überhaupt.

Das Gelände ist nicht arg weitläufig, aber wie immer bei solchen Gärten sehr verwinkelt, so dass es viel zu sehen gibt.

Z.B. den ersten Springbrunnen Japans.
Diese Brücke ist berühmt, weil sie aussieht, als bestünde sie aus zwei Steinplatten übereinander. Es ist aber nur eine, es handelt sich um einen Kunstgriff, um sie „leichter“ aussehen zu lassen.
Diese Aussicht gilt als besonders ausgewogen und interessant. Man beachte auch den orangen Fleck hinter dem Wasserfall, das ist Absicht um Spannung durch Unebenmäßigkeit zu erzeugen.
Ein Teehaus.
Momiji!
Laternen und andere Steinelemente gibt es überall.
Eine gewaltige Zeder mit Stützpfeilern. Ihre Wurzeln beginnen über dem Boden, das macht sie besonders.
Diese Zeder am Teich ist noch größer und stützbedürftiger.
Diese Laterne ist berühmt, weil sie mit einem Bein im Wasser steht – ein ungewöhnlicher Kunstgriff.
Wer sich fragt, was das für Stangen bei der Zeder sind: das sind Schirme gegen den Schnee. Morgen werden sie in einer traditionellen Zeremonie aufgespannt.
Kanazawa ist für seine Goldschmiedekunst, vor allem sein Blattgold bekannt. Man kann sogar Softeis mit Blattgold kaufen (kein Witz).
Eine Burg hat Kanazawa auch. Wem dieses Gebäude jetzt aber arg sauber vorkommt, hat vollkommen recht: die Burg wird seit 1995 mit traditionellen Baumethoden neu gebaut. Bis 1995 stand da eine Uni, denn die Burg war in der Edo-Periode abgebrannt. Das muss eine Stange Geld kosten!
Innen sieht es da so aus. Die Balken sind alle traditionell verzapft.
Dieses Tor ist allerdings noch original.
Die Mutter des Daimyos hatte übrigens ihren eigenen Garten, hier.

Als nächstes waren wir im Oyama-jinja, ein Schrein zu Ehren eines ehemaligen Daimyo und Feldherren der Sengoku-Periode (Kriegswirren vor der Shogunatszeit der Edo-Periode).

Der Schrein selbst sieht ganz normal aus.
Das Tor hingegen wurde teils von einem Holländer designt und ist eine bizarre Mischung japanischer und europäischer Elemente, mit Buntglasfenster. So was findet man sonst nicht(!) an Schreinen.

Kanazawa hat auch ein Samurai-Viertel und ein Geisha-Viertel, die gut erhalten sind und in denen es reihenweise sündhaft teure Geschäfte gibt.

Im Samuraiviertel sieht alles schön ordentlich aus.
Das Geishaviertel hingegen hat verwinkelte Gassen….
…Gebäude, die golden im Sonnenlicht schimmern…
…traditionelle Produkte…
…und teure Läden!

Hier noch Videoimpressionen des Tages:

So, und zur Feier des Tages (Halloween, Reformationstag, usw.) gehen wir jetzt Sushi Essen und Bier trinken!

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