01. Mai: Pazifikküste

Heute ging es die Pazifikküste entlang nach Norden, immer dem Highway 1 nach. Eine kurvige Berg- und Talbahn (was eine Menge Radfahrer nicht abschreckte), aber mit sehr spektakulären Ausblicken.

Ein Eindruck von der wilden Pazifikküste, mit vielen Klippen und Stränden.

Auf dem Weg lag der Fort Ross Historic State Park. Hier hatten die Russen bis 1841 einen Außenposten (der von den Spaniern und später Mexikanern natürlich als illegal betrachtet wurde), um ihre Kolonie in Alaska zu versorgen und die Pelzjagd auf Seeotter voranzutreiben. Dazu brachten sie extra eine Menge Aleuten aus Alaska mit, die mit Kajaks die Seeotter massiv jagten; später erließen die Russen selbst ein Jagdmoratorium, damit die Bestände sich erholen konnten. 1841 verkauften die Russen das Fort an Johann Sutter, den Schweizer, der sich in Sacramento eine Art ein-Mann-Imperium geschaffen hatte. Der ließ das Fort prompt demontieren und nach Sacramento verfrachten. Was man heute sieht, ist ein Nachbau. Das hat aber den Vorteil, das man prima überall reinkann, weil man keine archäologischen Schäden anrichtet.

Haupthaus und Kirche von Fort Ross

Im sog. Pygmäenwald im Van Damme State Forest (hat nix mit dem Schauspieler zu tun) werden die Bäume kaum mehr als mannhoch, weil aufgrund der Geologie der Boden dort sehr sauer ist.

Der Pygmäenwald mit echter Pygmäe

Mendocino ist ein malerisches Dorf an der Küste, wo mehrere Filme (z.B. Jenseits von Eden) gedreht wurden. Viel Touristen, aber keine Kettenunternehmen wie McDonald’s etc.

Was man halt so hat in Mendocino: historischer Wasserturm, Porsche…
…und gepflegte Gärten

Heute nicht so viele Fotos, da die Internetverbindung hier in Fort Bragg, wo ich nächtige, sehr langsam ist. Morgen geht es weiter die Küste hoch und durch den Humboldt Redwood State Park.

02. Mai: Highway 101 nach Norden

Nördlich von Fort Bragg geht der Highway 1 von der Küste weg und stößt dann auf den wesentlich größeren Highway 101, der nicht ganz so kurvig und verwinkelt ist und mehr durchs Landesinnere führt. Hier dreht sich alles um die Redwood-Mammutbäume, deren einzig großer Bestand in Nordkalifornien und Südoregon in einem schmalen Streifen zu finden ist. Schon seit Anfang des 20. Jhdts ziehen die Riesen (höchstgewachsene Lebensform des Planeten) Touristen an, und genausolange gibt es schon Touristenfallen wie den Chandelier Driv-Thru Tree bei Leggett.

Natürlich bin ich auch prompt durchgefahren.
und nochmal zum Größenvergleich, der Baum selbst ist ca. 100m hoch

Ein Stück weiter nach Norden führt parallel zum Highway 101 die sog. „Avenue of the Giants“, eine Straße, die mitten durch die alten großen Baumbestände führt. Sehr beeindruckend (erheblich beeindruckender als Muir Woods), aber schwer zu fotografieren.

Immerhin gelang mir diese seltene Aufnahme des scheuen Bigfoot, ein dummes, aber freundliches Waldwesen.

Highway 101 führt dann wieder an die Küste, nach Eureka. Hier gibt es leider weder verrückte Wissenschaftler, noch einen geheimen Forschungsbunker, noch ein kostenloses Café Diem. Dafür den Fort Humboldt State Historic Park, der die Abholzung der Redwood-Wälder seit 1850 und die Bestrebungen, sie zu erhalten, dokumentiert.

Mit solchen sog. „steam donkeys“ baute man Seilbahnen, um die riesigen Stämme aus dem Wald zu transportieren.

Außerdem ließ sich hier der Holzbaron William Carson sein Traumhaus bauen. Es sieht aus, als hätten ein Architekt und ein Zuckerbäcker sich bekriegt.

Die Carson Mansion in Eureka

Danach bin ich von der Küste nach Osten abgebogen und habe mich auf den Weg in den Nordosten Kaliforniens gemacht. Übernachten tue ich übrigens in einer (Motel-)Hütte in Weaverville, sehr lauschig.

03. Mai: Shasta SHP, Shasta Dam, Lassen Volcanic NP

Zeichenerklärung: SHP: State Historic Park; NP: National Park

Zwischen Weaverville und Redding liegen u.a. der Whiskeytown Lake, ein Naturschutzgebiet in ehemaligem Goldgräberland und Shasta, eine Geisterstadt aus dem Goldrausch. Shasta brannte zweimal nieder, danach wurde mit Ziegeln und Stahl gebaut, deshalb sind die Ruinen (direk am Highway) gut erhalten.

Der Whiskeytown Lake
Shasta: einst ein blühendes Goldgräberstädtchen…
…mit eigener Freimaurerloge.
Heute wohnen hier andere Gesellen.

Der Shasta Dam nördlich von Redding ist der zweitgrößte in den USA, nach dem Hooverdamm. Er wurde zur Zeit des New Deal und des Zweiten Weltkriegs gebaut und dient sowohl als Wasserkraftwerk als auch als Reservoir für das durstige Central Valley.

Blick auf den Shasta Dam
An den Böschungen ist es wohl aber nicht ganz ungefährlich. Insgesamt ist das Umland aber extrem malerisch.

Zu guter letzt habe ich mich noch zum Lassen Volcanic National Park aufgemacht. Mt Lassen ist ein aktiver, aber ruhiger Vulkan und drumherum viel geothermisches Aktivität. Allerdings war mir nur begrenzter Erfolg beschieden:

…denn die Durchfahrtstraße war wegen Schnee gesperrt, wohl noch bis Juni.
Die Schneemengen waren denn auch nicht ganz unerheblich.
Immerhin konnte ich mich zu Fuß bis zu den blubbernden Schwefelquellen durchschlagen. Es kochte, brodelte und stank nach Schwefel, wie es sich gehört!

Übernachet wird in Chico, einer Unistadt nördlich von Sacramento. Morgen: Goldrausch!

04. Mai: Empire Mine SHP und Malakoff Diggnis SHP

Nördlich und östlich von Sacramento war das Herz des Goldrauschs. Die Zeit der Goldwäscher, die das Gold aus dem American River holten, war schnell vorbei; professionellere Abbaumethoden waren länger von Bedeutung. Zu zwei dieser Abbaumethoden gibt es sehr gute State Historic Parks: die Empire Goldmine und Malakoff Diggins, wo das Gold mit Wasserdruck abgebaut wurde.

Die Empire State Mine bei Grass Valley blieb bis in die 1950er Jahre in Betrieb. Heute ist der Großteil der unterirdischen Mine zwar mit Wasser gefüllt, aber die Gebäude sind gut erhalten und werden von vielen freiwilligen Helfern geplfegt.

Hier ragt das Transportsystem aus dem Minenschacht heraus, damit man das Erz besser verladen konnte.
Zumindest ein Stück weit konnte man in die Mine hineinsehen.
Hier wurden Transportkabel und Pumpen für die Mine angetrieben.
Der Minen-Manager wohnte sehr luxuriös.

In der Mine selbst arbeiteten zunächst vor allem Bergleute aus Cornwall, die in dieser Art Bergbau erfahren waren. Für eine Mine war die Arbeit in der Empire recht gut bezahlt und relativ sicher: in den mehr als 100 Jahren Betrieb gab es nur 24 Todesfälle, und nur wenige davon durch Unfälle.

Die Malakoff Diggins sind eine andere Geschichte. Hier hat mich übrigens mein (ansonsten geniales und völlig unverzichtbares) Navi das erste mal buchstäblich auf den Holzweg geführt. Nach fast 20 Meilen Piste, wo man froh sein konnte, wenn die Schlaglöcher mit Tannenzapfen gefüllt waren, bzw. wo der einzige Straßenbelag aus Tannenzapfen und abgebrochenen Ästen bestand, war ich dann auch „schon“ da. Nur um von der sehr netten Rangerin zu erfahren, dass man durchaus auf asphaltierter Straße nach North Bloomfield hätte gelangen können… Dabei hatte ich nichtmal „kürzeste Route“ eingestellt. Zum Namen der Stadt: ursprünglich hieß sie „Humbug“, weil einige Goldsucher wohl sehr skeptisch waren, was ihre Chancen hier anging. Als das in den 1850er-60er Jahre blühende Städtchen (7 Saloons!) dann ein Postamt beantragte, lehnte die Post „Humbug“ ab, es gab schon zu viele Anträge gleichen Namens(!). Man einigte sich dann auf Bloomfield, aber davon gab es auch schon eins, also North Bloomfield. Warum der Ort Malakoff Diggins heißt, ist noch unklarer; evtl wurde er nach einer Schlacht im Krimkrieg benannt.

Auf jeden Fall wurde das Gold hier mit Wasserdruck abgebaut, d.h. man schoss mit riesigen Wasserwerfern auf die Felswand und spülte das Gestein einfach nach unten, wo es dann weiterverarbeitet wurde. Das war billig und effizient, es lohnte sich, auch geringe Goldvorkommen abzubauen. Es war natürlich auch massiv umweltzerstörend. In den 1880er Jahren wurde das Verfahren dann weitgehend verboten; die Farmer im Tal hatten gegen die Zerstörung ihrer Felder und Überflutung ihrer Dörfer erfolgreich geklagt. Heute ist die Stadt beinahe verlassen und das Gelände hat etwas von einer Marslandschaft. Allerdings hat die die Natur sich das Land längst zurückgeholt. Selten habe ich soviele Frösche, Eidechsen und Vögel gesehen wie hier. Ich bin allerdings auch den ca. 5km langen (und noch teilweise matschigen und von Bächen überschwemmten) Rundpfad um das ganze Gelände gestapft, wo  mir keine Menschenseele begegnete.

Einer der sieben historischen Saloons.
Der Barbier…
…und der Pferdestall. Alles, was der Goldgräber braucht.
So sahen die Monitors, also die Wasserkanonen, aus.
Ein Eindruck von der Felswand, wo das Gestein hydraulisch abgebaut wurde…
…und noch einer.

Morgen geht’s weiter zum Marshal Gold Discovery SHP, wo das ursprüngliche „Rausch-„gold gefunden wurde.

05. Mai: Marshall Gold Discovery SHP und Gold Bug Mine

Ohne Goldrausch kein Kalifornien. Ungefähr fünf Minuten nachdem die USA Kalifornien von Mexiko übernommen hatten (nach dem Krieg von 1846-48) wurde Gold am American River entdeckt. Die Nachricht machte die Runde, und 1849 kamen ca. 100,000 „49ers“ nach Kaliforninen gestürmt. Ohne den Goldrausch hätte es keinen dringenden Anlass gegeben, die transkontinentale Eisenbahn zu bauen, und es hätte wohl eher 30 als 3 Jahre gedauert, bis aus dem Territorium ein Staat wurde. Es kamen übrigens nicht nur Amerikaner und Europäer: gerade in der Frühphase des Goldrausches waren es sogar mehr Südamerikaner und Chinesen. Die Völkerwandernung ging auf Kosten der Indianer, die innerhalbt 10 Jahren von 300,000 auf 30,000 dezimiert wurden, hauptsächlich durch Malaria, aber auch jede Menge Mord und Totschlag.

Gefunden hat das erste Gold James Marshall, der für John Sutter (den Schweizer mit erst mexikanischer, dann amerikanischer Staatbürgerschaft und Gründer von Sacramento) eine Sägemühle am American River errichten sollte. Ausgeplaudert hat das Geheimnis dann einer der mormonischen Arbeiter von Marshall. Weder Marshall noch Sutter hatten mit dem Gold Glück, beide starben verarmt. Zumindest im Falle von Marshall lag das aber auch daran, dass er schlicht kein guter Geschäftsmann war.

Das leicht erreichbare Gold wurde übrigens schon 1848 so gut wie erschöpft, so dass die ganzen 49ers hauptsächlich harte Arbeit und mittelprächtige Ausbeuten fanden. Später ging nur noch mit Minen ein ernstzunehmender Abbau. Der California Highway 49 folgt übrigens der „Mother Lode“ von Norden nach Süden bis heute. Der Marshall Gold Discovery SHP dokumentiert die historische Stätte und die ehemalige Stadt Coloma ziemlich gut.

Eine Replika von Marshalls Sägemühle.
Der tatsächliche Fundort des ersten Goldes.
Hütte von Marshalls Arbeitern
Historischer Knast, der früher in ein Gebäude eingebaut war.
Chinesischer Laden. Die Chinesen blieben am längsten in Coloma.

In der Nähe liegt Placerville, das vormals aus gebebenem Anlass „Hangtown“ hieß. Dort ist die Gold Bug Mine, die weder groß noch tief, dafür aber prima begehbar ist.

Eingang zur Gold Bug Mine
Ende des Minenschachtes. Ganz hinten sieht man übrigens Zündschnüre in der Wand, wo noch Sprenglöcher sind. Die Mine wurde allerdings 1942 wegen des Zweiten Weltkriegs aufgegeben.

Morgen: Sacramento

06. Mai: Sacramento

Sacramento ist die Hauptstadt Kaliforniens und im Gegensatz zu vielen US-Staatshauptstädten kein Kuhkaff. Da von allen Sehenswürdigkeiten nur das Kapitol vor 10 Uhr öffnet, ging ich zunächst dorthin. Das Kapitol sieht wie alle amerikanischen Kapitole aus: Kuppel, Säulen, weiß, etc. Es ist aber zumindest in den 80ern sehr schön renoviert worden, mit handgeschnitzten Geländern, etc. Ein paar Besonderheiten gibt es aber schon:

Kalifornien ist pleite. Daher werden zur Senkung der Kantinenkosten im Vorgarten des Kapitols Orangen angepflanzt.
Kalifornien ist so pleite, dass der Geldschrank im Finanzministerium offen steht und leer ist.
Vielleicht ist in diesem älteren Modell noch was drin?
Selbst der Governator muss sparen. Ursprünglich gehörte zur Wachmannschaft ein echter Bär.

Sacramento geht aus Sutter’s Fort zurück. Johann August Sutter (der sich selbst in John umbenannte) war Schweizer, Mexikaner und Amerikaner, in dieser Reiheinfolge. Er gründete 1840 ein Mittelding aus Handelsposten, Farm, Ranch und Festung, heuerte Indianer als Soldaten an und bastelte sich eine Art Ein-Mann-Imperium. Solange Kalifornien mexikanisch war, war er der mexikanischen Regierung gegenüber loyal und versuchte sogar, einen Aufstand gegen die Regierung niederzuschlagen. Der Goldrausch machte Sutter einen dicken Strich durch die Rechnung: die Goldsucher stahlen sein Vieh und ließen sich ohne Bezahlung auf seinem Land nieder, zumal die USA einen Großteil seiner mexikanischen Landrechte nicht anerkannten. Sutter war wohl aber auch kein allzu begnadeter Geschäftsmann. Die Stadt Sacramento gründete allerdings sein Sohn: der parzellierte und verkaufte das Land des verschuldeten Vaters am Sacramento River. Sutter sr. war dagegen und warnte vor (völlig zu Recht) vor Überflutungen. Dennoch wurde die Stadt ein Erfolg während Sutter’s Fort über die Jahre verfiel. Mittlerweile ist es allerdings sehr schön wieder hergestellt und ein State Historic Park, der leider (wie so viele Sehenswürdigkeiten im Mai) von marodierenden Schulklassen überrannt war.

Sutter’s Fort von außen…
…und von innen.

Sacramento hat eine sehr schöne Altstadt. Die ist zwar ein bisschen arg Disneyfiziert, aber die Gebäude sind echt und es kommt durchaus Western-Feeling auf.

…wie man hier sieht.

Auch gut ist das State Railroad Museum, das sehr schön die transkontinentale Eisenbahn dokumentiert, sowie die Geschichte der Eisenbahn in den USA insgesamt. Sehr modern und politisch korrekt, d.h. Chinesen, Mexikaner, etc. werden alle entsprechend gewürdigt. Auch sehr interessant: ein Ausstellung über moderne Wanderarbeiter (primär Mexikaner), in Kalifornien, die unter Dritt-Welt-Bedingungen hausen und das Obst und Gemüse des Central Valley ernten.

Eine der älteren Lokomotiven im Railroad Museum.

Morgen geht es weiter in die Sierra Nevada. Da einige kleinere Pässe (u.a. der durch Yosemite) noch gesperrt sind, nehme ich den Highway 50, der südlich am Lake Tahoe vorbei führt.

07. Mai: Bodie und Mono Lake

Die Sierra Nevada sind die hohen Berge, die Kalifornien vom Osten der USA trennen. Heute bin ich von Sacramento nach South Lake Tahoe (die meisten anderen Pässe waren zu), habe einen kleinen Abstecher nach Nevada gemacht, und bin dann den Highway 395 (Eastern Sierra Byway) nach Süden. Entlang der Strecke waren vor allem zwei Ziele: Bodie SHP und der Mono Lake.

Bodie ist die Königin der Geisterstädte und ist komplett als Historical Park zugänglich. Allerdings sehr abgelegen: man fährt vom Highway 10 Meilen und dann nochmal 3 Meilen Schotterpiste. Das empfand nicht nur ich als abgelegen: in einem historischen Brief schrieb ein kleines Mädchen: „Goodbye, God, I’m going to Bodie.“ Auf ihrem Höhepunkt 1880 hatte die Stadt 10.0000 Einwohner, und das in einer Gegend wo nichts wächst, die Sommer brennend heiß ist und die Winter 9 Monate dauern. Der Grund waren natürlich Goldminen. Endgültig wurde Bodie im 2. Weltkrieg aufgegeben, aber schon seit ca. 1900 war da nicht mehr viel los.

Blick auf die Sierra Nevada
Eins der besser erhaltenen Häuser in Bodie
Auch innen sieht es gespenstisch aus
Die Schule blieb bis 1941 in Betrieb
ein aktueller Bewohner von Bodie

Der Mono Lake liegt nur wenig südlich von Bodie und ist so eine Art totes Meer, mit hohem Salz- und Alkaligehalt. Allerdings mit reichhaltiger Fauna: primitive Krebse, Insekten und jede Menge Vögel. Beinahe hätte der Durst von LA dem See endgültig das Wasser abgegraben, jetzt füllt er sich langsam wieder. Aus dem Seeboden wachsen Kalktuff-Formationen, die durch das Einströmen kalkhaltigen Süßwassers in den salzigen See entstehen.

der Mono Lake im Gegenlicht
die Kalktuffsteine, „Tufa Towers“ genannt

08. Mai: Manzanar National Historic Site und Death Valley

Im Süden der östlichen Sierra Nevada, unweit von Independence, liegt Manzanar. Der Ort war ursprünglich von Paiute-Indianern bewohnt. Die hat man vertrieben, um Äpfel anzubauen. Dann kaufte die Stadt Los Angeles die Wasserrechte der ganzen Region auf und bald gab es nicht mehr genügend Wasser für Äpfel. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Gegend allerdings dicht besiedelt, und zwar mit ca. 10.0000 japanischen Einwanderern (Isei) und ihren in Amerika geborenen Kindern (Nisei, US-Staatsbürger), die hierhin interniert wurden. Manzanar war eins von vielen solchen Internierungslagern, die alle eins gemeinsam hatten: sie lagen am A… der Welt. Dabei war Manzanar bei weitem nicht das schlimmste der Lager (das war Tule Lake hoch im Norden von Kalifornien, dorthin hat man diejenigen verfrachtet, die sich weigerten einen Loyalitätseid zu leisten, aus den verschiedensten Gründen). In Manzanar war hauptsächlich die Entrechtung schlimm und die vor allem anfangs extrem primitiven Quartiere. Nach und nach haben die Internierten die karge Gegend und ihre Baracken aufgehübscht. Die Nachbarn in Independence reagierten gemischt: manche arbeiteten in Manzanar, manche wollten die „Japs“ nicht vor der Haustür haben (als 1943 die Wachtürme nicht mehr bemannt waren, schaltete man trotzdem die Suchscheinwerfer ein, um die Leute von Independence zufrieden zu stellen), wieder andere suchten auch den Kontakt (die gesamte Schülerschaft der High School von Independence protestierte schriftlich, als ein Basketballspiel gegen die Schüler von Manzanar verboten wurde, übrigens nicht vom Militär sondern von der örtlichen Schulbehörde).

Die Internierung ging im Laufe von 1944 zu Ende, 1945 wurde das Lager geschlossen. Erst in den 1980er Jahren erhielten die überlebenden Internierten eine Entschuldigung von Präsident Reagan und eine Zahlung von $20.000.

Manzanar NHS ist auf jeden Fall eine hervorragend dokumentierte Stätte. Leider stehen von den Gebäuden nur noch das Auditorium (jetzt Museum), zwei Wachhäuschen und der Friedhof. Trotzdem kann man eine driving tour machen, das Layout des ganzen alten Lagers ist dokumentiert.

Modell des Lagers
Gedenkstätte mit den Namen aller in Manzanar Internierten
Einer von mehreren japanischen Gärten, die die Internierten hier anlegten. Er war gänzlich zugeweht worden und wurde von Archäologen wieder freigelegt.
Friedhof mit Obelisk, der von je einem katholischen und buddhistischen Priester designt wurde. Es liegen hier nur noch 6 Tote. Es waren mal 15, aber die meisten anderen Leichen wurden umgebettet. Es starben mehr als 15 Menschen in Manzanar eines natürlichen Todes, aber die meisten wurden kremiert. Es starben auch zwei Nisei gewaltsam bei einer Ausschreitung, als Soldaten in die Menge feuerten.
Einer der Nisei war Steinmetz. Er designte u.a. dieses Wachhäuschen, das als eines der wenigen Originalgebäude nocht steht. Der Stil macht merkliche Anleihen in Japan.

Ca. eine Autostunde von Manzanar liegt Death Valley. Hier eine Besonderheit der Jahreszeiten von Kalifornien: der Pass von Osten nach Yosemite ist noch gesperrt, weil Winter ist. In Death Valley sind die Öffnungszeiten schon verkürzt, weil Sommer ist. Was so knapp 3000 Höhenmeter nicht alles ausmachen… Selbst heute war es in Death Valley schon ca. 35 Grad heiß. Im Juni-August kann es 45 und mehr werden. Später als Anfang Mai sollte man sich da wohl nicht hinverirren… Heute habe ich den Park von Westen nach Osten durchquert, morgen fahre ich wieder rein und durchquere ihn von Norden nach Süden.

ein Joshua Tree (Josua-Palmlilie) noch außerhalb des Death Valley
Death Valley ist von Bergen umgeben, weitläufig, flach…
…und vor allem tief. Wie man hier sieht, liegt ein Teil des Tales unter dem Meeresspiegel.
Sogar richtige Sanddünen gibt es.

09.-11. Mai: Vegas, Baby!

Am Sonntag habe ich das Death Valley noch weiter erkundet.

Der sog. „Golfplatz des Teufels“. Die Brocken bestehen nicht aus Erde, sondern aus Salz.
…wie man in der Vergrößerung sieht.
Mit solchen Lastzügen (1 Wasser, 2 Ladung), die von 20(!) Mulis gezogen wurden, wurde früher das Borax aus dem Death Valley transportiert.
Das Badwater-Becken liegt ca. 85m unter dem Meeresspiegel, der tiefste Punkt Amerikas. Gut, dass die Deiche halten. Ach so, die nennt man hier Berge…
Badwater heisst es, weil hier tatsächlich Salzwasser aus dem Boden tritt und verdunstet.
So entsteht eine Salzwüste.

Ca. zwei Autostunden vom Death Valley entfernt liegt „the happiest place on Earth“ – nicht Disneyland, sondern Vegas, Baby! Die Stadt ist nur eins: extrem. Ich habe ein (da unter der Woche sehr günstiges) Hotel in der Mitte des Strip. Drumherum liegen die ganzen Casinos, die man aus Film und Fernsehen kennt. Die Spielhallen selbst sind nahezu identisch: jede Menge Slot Machines und Video Poker plus Tischspiele wie Roulette, Blackjack, etc. Für mich ist der Reiz der Stadt diese totale Aufgabe von jeglichem Sinn und Verstand, von jeglicher Proportion und gutem Geschmack. Man muss es sehen, um es zu glauben. Ich konnte mir beim Wandern entlang des Strip selten ein Grinsen verkneifen.

Mein Hotel, Bill’s Gamblin‘ Hall and Saloon ist eines der kleineren und älteren, aber extrem zentral gelegen.
Nebenan das Flamingo, das ursprünglich dem Mafia-Boss Bugsy Siegel gehörte und wo Sinatra sang.
Das Caesar’s Palace direkt gegenüber.
Das Siegfried and Roy Denkmal (kein Witz!)
Das New York, New York
Das Luxor. Diese Nase!
Das Excalibur
Auch einen M&Ms-Laden, wo man sich seine eigene Mischung abfüllen lassen kann, gibt es.

Immerhin habe ich in meinem Badezimmer noch keinen Tiger gefunden (wer den Witz nicht kapiert, möge sich „Hangover“ anschauen, zum Brüllen!) Morgen folgen wahrscheinlich noch mehr Bilder.

12. Mai: Mojavewüste

Zeit, von Nevada zurück nach Kailfornien und letztlich an die Westküste zu fahren. Damit der lange Trek nach Westen nicht zur Autofahrtortur wird, habe ich einen Abstecher in die Mojavewüste gemacht. Das ist heute glücklicherweise etwas einfacher als im 19. Jhdt, wo die Mojavewüste eines der größten Hindernisse auf dem Weg nach Westen war. Dabei ist die Wüste gar nicht so wüst, sondern mit einer einzigartigen Flora ausgestattet.

Die Joshua Trees bilden hier einen ganzen Wald und wachsen auch auf respektable Baumhöhe an.
Hier noch ein Eindruck von der Landschaft.
Die Wüste lebt nicht nur, sie blüht…
..und blüht…
…und blüht…
…und blüht.

Ebenfalls in der Mojave liegt der Ort „Zzyzx“. Das ist kein Schreibfehler. Der Ort wurde von Curtis Springer, einem Radio-Prediger aus den 1940er Jahren (ja, bevor es Fernsehprediger gab, gab es Radioprediger) so benannt, der hier eine Art Club Med für Evangelikale aufgebaut hat. Ursprünglich hieß der Ort Soda Springs, aber Springer wollte das letzte Wort haben, bzw. der letzte Eintrag in jedem Verzeichnis sein, und dafür sorgt „Zzyzx“ (gesprochen „Seisiks“) zuverlässig. Dummerweise errichtete Springer seinen Ferienort hier, ohne wirklich die Grundrechte zu erwerben, drum wurde er 1979 kurzerhand rausgeschmissen. Heute hat hier die Universität von Kalifornien eine Wüsten-Forschungseinrichtung. Die historischen Gebäude sind aber erhalten und werden wohl auch genutzt.

Springer machte aus der Quelle ein Mineralbad…
…pflanzte Palmen an…
…und gab den Gässchen hochtrabende Namen.
Zzyzx ist jedenfalls ein beeindruckender Ort. Leider muss man Wüstenforscher sein, um hier übernachten zu können.