13. Mai: Hearst Castle und Big Sur

Nach einem weiteren Vormittag Fahrt bin ich wieder an die Westküste gelangt, ca. 200 Meilen süflich von SF und dort auf den schon bekannten Highway 1 abgebogen. Dieser Küstenabschnitt, ca. die 100 Meilen südlich von Monterey, ist als Big Sur bekannt. Eine sehr schöne, sehr kurvige Küstenstrecke mit tollen Ausblicken aufs Meer. Wenn da nur nicht dieser Lastwagen gewesen wäre, der hinter mir fuhr und mich umbringen wollte… ach nein, das war Steven Spielberg’s Film „Duell“ (ok, der wurde nicht an Big Sur gedreht, aber man könnte es sich sehr gut vorstellen…)

Bevor ich allerdings Big Sur von Süden nach Monterey im Norden gefahren bin, war der erste Stopp das Hearst Castle, der Ferien- und später Hauptwohnsitz des Medienmagnaten William Randolph Hearst, quasi der Rupert Murdoch des späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hearst war stinkreich, ein Egomane erster Ordnung, und einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner seiner Zeit. Hearst Castle (er selbst nannte es die Ranch oder La Cuesta Encantada) ist die zweitgrößte (ehemalige) Privatresidenz in den USA (die größte ist das Biltmore der Vanderbilts in North Carolina) und ist im Gegensatz zu Biltmore komplett mit Originalmöbeln und einem riesigen Kunstschatz ausgestattet. Hearst Castle lässt die Villen in Newport, Rhode Island aussehen wie Reihenhäuschen. Heute ist es im Besitz des Staates Kalifornien. Nach Hearsts Tod wollte seine Familie (vor allem seine Frau) das Haus nicht mehr haben, da er hier mit seiner Geliebten, und nicht seiner Familie gelebt hatte. Als es keiner kaufen wollte (zu teuer), nahm es der Staat für 50 Mio Steuernachlass und machte ein Museum draus. Hearst Castle war ursprünglich teil des größten privaten Landbesitzes in Nordamerika: ein Küstenstreifen 50 Meilen lang und knapp 30 Meilen tief. Zum Museum gehört nur ein kleiner Teil des Landes, das meiste gehört immer noch der Hearst Corporation.

Noch ein paar Worte zu Hearst und seiner Familie: Hearst erbte große Mengen Geld und Land von seinem Vater, und stellte dann dessen ökonomischen Erfolg weit in den Schatten. Er lieferte sich das größte Zeitungsauflagenduell aller Zeiten mit Pulitzer und gewann (Hearsts New York Journal hatte auf dem Höhepunkt eine Auflage von 1,2 Millionen). Er hatte auch viele Feinde, nicht zuletzt Orson Welles; „Citizen Kane“ ist eine (nicht auf Tatsachen basierende) Abrechnung mit Hearst. William Randolph Hearst war auch der letzte große Spross seiner Familie: aus den fünf Söhnen wurde nichts Besonderes und die Enkelin Patty gelangte zu zweifelhaftem Ruhm, als sie von der linken Terrorgruppe „Symbionese Liberation Army“ (ja, die gewinnen den Preis für den bescheuertsten Namen aller Zeiten) entführt wurde, sich ihnen dann anschloss und später als Kronzeugin gegen sie aussagte… Milliardärs Töcher, Milliardärs Vieh, geraten selten oder nie (wobei Patty heutzutage wohl einige sehr vernünftige und hilfreiche Dinge mit ihrem Geld tut). 1968 legte die SLA auch noch einen Sprengsatz auf Hearst Castle, der eines der Gästehäuser beschädigte. Die Hearsts verzichteten daraufhin auf ihr noch verbliebenes Übernachtungsrecht…

Das Hearst Castle aus der Ferne. Und ich meine aus der Ferne: die letzten 4 Meilen fährt man mit dem Tourbus dort hoch. Für dieses Bild musste ich erstmals auf meinen Digitalzoom zurückgreifen.
Der sog. Neptunbrunnen
Das Haupthaus
Eine Veranda. Ich fand die blühenden Bäume im Hintergrund besonder schön.
Die Haupteingangstür. Einer der Gäste frotzelte mal, es sein ein Wunder, dass Hearsts Ego da durch passt.
Ein Blütenbild, ich kann nicht anders.
Die Innenausstattung kaufte Hearst in Kirchen und Schlössern in Italien und Spanien zusammen. Um diesen Kamin lieferte er sich ein Gebotsduell mit Rockefeller und gewann. Hearst daraufhin in bester Schulfhofmanier: „Now I own it and you don’t!“ Es ist doch immer wieder erhebend, wie die Wirtschaftseliten in einer ganz eigenen Liga spielen…
Der Speisesaal…
…und das Gedeck. Auch Ketchup und Senf sind Original. Liebte Hearst Ketchup und Senf? Oder wollte er seinen Gästen (Hollywoodschauspieler, Politiker, Geschäftsleute) einfach alles anbieten?
Zu guter letzt noch das Hallenbad. Es ist schön, Großkapitalist zu sein.

Jetzt noch ein paar Bilder von Big Sur. Das nördlichste Drittel wurde übrigens zunehmend wolkig und kühl; heute Abend musste ich zum ersten Mal seit langem wieder eine Jacke anziehen.

Auch an Big Sur gibt es eine Seeelefanten-Kolonie; den Viechern geht es offensichtlich gut…
Zwei Jungbullen beim Raufen. Die riesigen erwachsenen Bullen waren leider schon nicht mehr da.
Ein Ausblick von Big Sur
mehr Blüten
Und noch ein Ausblick. Hier wird es schon langsam neblig...
Und noch ein Ausblick. Hier wird es schon langsam neblig…

So, jetzt habe ich mich für einige Nächte in Monterey eingemietet, vor allem wegen des Aquariums und den historischen Stätten, Monterey war die mexikanische Hauptstadt Kaliforniens.

14. Mai: Monterey Bay Aquarium und Cannery Row

Zur Zeit bin ich für zwei Tage in Monterey, der mexikanischen Hauptstadt Kaliforniens bis 1848. Da das Wetter heute eher trüb und kühl war, habe ich den ersten Tag für den Besuch des Monterey Bay Aquarium genutzt. Das MBA ist angeblich das größte und beste Aquarium der Welt. Mir ist jedenfalls kein größeres oder besseres bekannt; das Aquarium in der California Academy of Sciences ist jedenfalls im Vergleich klein und eingeschränkt; allerdings haben sie dort einige der Ideen aus dem MBA kopiert. Das MBA wurde von David Packard (einem der Gründer von Hewlett Packard) gestiftet. Es ist zugleich ein Forschungsaquarium und hat viele Projekte zur Artenrettung und Auswilderung am Laufen, nicht zuletzt für die Seeotter Kaliforniens. Viele der Tierarten sind in der Region heimisch und die Ausstellungen sind zum großen Teil auch regional nach Lebensräumen geordnet.

Highlight des MBA sind die Seeotter, die im 19. Jhdt fast ausgerottet wurden. Das MBA rettet und pflegt verlassene und kranke Tiere und wildert sie dann wieder aus. Nur wenige Otter wohnen permanent im MBA; bei diesen Tieren schlug die Auswilderung fehl, weil sie sich zu sehr auf Menschen ausgerichtet hatten. In der Freiheit interagierten sie mit Kajakfahrern und Tauchern, was für Mensch und Tier nicht immer ganz ungefährlich war. Daher wurden sie wieder eingefangen und sind die Stars des Aquariums.
Highlight des MBA sind die Seeotter, die im 19. Jhdt fast ausgerottet wurden. Das MBA rettet und pflegt verlassene und kranke Tiere und wildert sie dann wieder aus. Nur wenige Otter wohnen permanent im MBA; bei diesen Tieren schlug die Auswilderung fehl, weil sie sich zu sehr auf Menschen ausgerichtet hatten. In der Freiheit interagierten sie mit Kajakfahrern und Tauchern, was für Mensch und Tier nicht immer ganz ungefährlich war. Daher wurden sie wieder eingefangen und sind die Stars des Aquariums.
Die bunten Plastikspielzeuge enthalten Futter. Seeotter essen Muscheln und andere „harte“ Meerestiere und benutzen Werkzeuge wie Steine, um sie zu öffnen. Im Glasbecken geht das nicht, denn dann benutzen sie die Glaswände, um die Muscheln zu öffnen; das Glas zerkratzt und wird trübe und unsicher. Daher bekommen sie (wenn sie gerade im Innenbecken gefüttert werden) ihre Nahrung in solchen Behältern, wo sie das Essen mit geschickten Pfoten und allerlei Tricks rausangeln.

Webcam der Seeotter: http://www.montereybayaquarium.org/efc/efc_otter/otter_cam.aspx

Einen tollen Oktopus gibt es auch; mit ISO 3200 lässt er sich sogar fotografieren.
Das hier ist zwar kein „Octopus’s Garden“, aber dennoch ein besondes schönes Becken.
Monterey lebte früher vom Sardinenfang. Das MBA hat mindestens drei große Becken mit Sardinen- und Anchovyschwärmen. Die Viecher sind Synchronschwimmer und bewegen sich wie programmiert im Schwarm.
Diese Seegurke im Streichelzoo versucht verzweifelt, stachlig und gefährlich auszusehen. Sie ist aber ganz weich. Es gibt auch einen Streichelzoo mit (harmlosen und zutraulichen) Bat Rays (kalifornische Adlerrochen). Die fühlen sich ganz samtig an.
Phänomenal ist die Ausstellung über Seepferdchen. Wo sonst kriegt man Baby-Seepferdchen wie diese zu sehen? Sie sind ca. 2cm lang.
Erwachsene Tiere verschiedener Arten…
…gibt es natürlich auch…
…ebenso Sea Dragons.
Dieser Seehund (Harbor Seal) gehört übrigens nicht zum Aquarium, er wohnt nur in der Nachbarschaft…
…genau wie dieser Seestern.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Hauptindustrie von Monterey die Sardinenfischerei und -verarbeitung. Das MBA selbst ist auf Cannery Row in mehreren ehemaligen Sardinenfabriken untergebracht. Cannery Row ist auch der Titel eines berühmten Romans von John Steinbeck (ja, der mit Früchte des Zorns, quasi der amerikanische Bert Brecht). In Cannery Row schufteten die Leute wie irre, es stank zum Gottserbarmen, aber die Sardinen waren profitabel und es gab Jobs, z.B. für Einwanderer aus Sizilien, Japan und sogar Spanien (eher selten, dass Spanier in die USA auswandern anstatt nach Lateinamerika). Dann wurden die Sardinen überfischt und eine gleichzeitige natürliche Schwankung des Bestandes (alle 25 Jahre werden die Sardninen von den Anchovies verdrängt, warum auch immer) brachte die Sardinenfischerei zum Erliegen. Heute ist Cannery Row eher eine Touri-Meile wie Fisherman’s Wharf, aber dank des MBA ist Cannery Row heute ein Hauptreiseziel. Immerhin hat man sich die Mühe gemacht, die historische Dimension von Cannery Row mit Schautafeln zu dokumentieren.

In den historischen Sardinenfabriken sind heute Läden und Restaurants. Übrigens: die Sardinen wurden in den noch offenen Dosen vor- und dann in den bereits verschlossenen Dosen gargekocht.
In solchen Buden wohnten damals die Farbikarbeiter.

Morgen ist dann der mexikanisch-historische Teil von Monterey dran.

15. Mai: Monterey SHP und Carmel-by-the-Sea

Monterey gilt als die historischste Stadt Kaliforniens: 1770 von den Spaniern als „Hauptstadt“ Kaliforniens gegründet (hauptsächlich als Zwischenhafen für die Schiffe zwischen Manila und Acapulco), dann ab 1822 Hauptstadt der nunmehr mexikanischen Provinz und Haupthafen Kalifornien, 1846 Schauplatz der Machtübernahme durch die USA und 1850 Ort des Verfassungskonvents. Gut ist vor allem das Geschichtsbewusstsein der Stadtbehörden, die den Tourismus stark in diese Richtung lenken. Monterey hat eine self-guided walking tour namens „Path of History“, ähnlich dem „Liberty Trail“ in Bosten, der einem die historische Altstadt gut vor Augen führt.

Dies ist das Zollhaus, das Älteste Regierungsgebäude Kaliforniens (1827). Alle(!) Schiffe, die nach Kalifornien kamen, mussten hier landen, ihre gesamte Ladung zum Zollhaus bringen und Zoll entrichten und durften erst dann zu anderen kalifornischen Häfen wie San Francisco oder Santa Barbara.
Die meisten alten Gebäude sind aus Adobe, d.h. aus Lehmziegeln gebaut. Allerdings entwickelte sich hier ein eigener Stil mit Balkonen aus Redwood.
Auch das älteste Theater Kaliforniens steht hier.
1850 war die Bevölkerung wegen des Goldrauschs explodiert und Kalifornien (das noch unter US-Militärregierung stand) brauchte dringen eine richtige Regierung. Normalerweise organisierte der Kongress eine Territorialregierung für den Übergang zum Staats-Status, aber der Kongress war wegen der Skalvereifrage heillos zerstritten. Die Kalifornier kamen daher einer unauthorisierten Aufforderung des Militärgouverneurs nach und schickten Delegierte zu einem Verfassungskonvent. Die Delegierten waren ein diverser Haufen und eher ausgeschnappst als gewählt. Dennoch schrieben sie eine relative tragfähige und progressive Verfassung und so wurde Kalifornien der 31. Bundesstaat. Das Staatswappen zeigt die Göttin Pallas Athene, die erwachsen dem Geiste Zeus‘ entsprang, genau wie Kalifornien ohne Territorialübergang sofort Staat wurde.
Ich erwähnte schon, dass Kalifornien pleite ist. Das Geld reicht gerade noch für Wasser, aber nicht mehr für Seife und Handtücher. Das Gebäude, wo die Verfassung geschrieben wurde war nur deswegen geöffnet, weil es von der Stadt Monterey und nicht vom Staat Kalifornien betrieben wird.

Im Westen der Halbinsel Monterey fährt der sog. 17-Mile-Drive an der Küste entlang, mit vielen schönen Aussichten. Es gibt auch Seehunde, die derzeit sogar Junge haben. Diese werden aber aus Tierschutzgründen von den Blicken der Fahrer abgeschirmt, mit einem hohen grünen Zaun.

Aussicht vom 17-Mile-Drive
Am 17-Mile-Drive liegen auch mehrere teils berühmte Golfplätze. Dieser grüne Fleck auf einer Landzunge ist tatsächlich ein Green.
Dieser Fleck heisst aus ersichtlichen Gründen „Lone Cypress“.

Südlich von Monterey liegt Carmel-by-the-Sea. Hauptattraktion hier ist die Mission San Carlos Borroméo de Carmelo. Das ist zwar nicht die älteste Mission Kaliforniens und auch nicht die erste, die der Franziskanermissionar Junipeo Serra gründete, aber es war sein Hauptstützpunkt und hier liegt er auch begraben. Ursprünglich lag die Mission ebenfalls in Monterey, aber schon 1771 verlegte Serra die Mission nach Carmel, um etwas Distanz zwischen die Soldaten und die Indianerkonvertiten zu bringen. Wie alle Missionen wurde auch diese nach der mexikanischen Unabhängigkeit säkularisiert und das Land an rancheros verteilt. Erst unter US-Regierung erhielt die Mission einen Teil ihrer Besitztümer zurück.

Vor allem vom Innenhof sieht die Mission toll aus, wie aus einem Clint-Eastwood-Western…
…was insofern lustig ist, weil Clint Eastwood mal Bürgermeister von Carmel-by-the-Sea war.

Morgen geht es weiter nach Santa Cruz.

16. Mai: Santa Cruz

Am Nordrand der Monterey Bay ist Santa Cruz ein nettes Städtchen mit Hippie- und Surferfeeling. Erstes Ziel dort war der Mystery Spot, eine ganz alte Sehenswürdigkeit seit 1939. An einer sehr steilen Hangseite scheinen die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt: Wasser fließt aufwärts, Körpergrößen scheinen sich zu ändern, usw. Angeblich spielen Kompasse verrückt und Bäume wachsen unerklärlich krumm, eine Art Bermuda-Dreieck auf dem Festland. Hauptsächlich geht es um eine Kombination der extremen Schräglage des Hangs und verzerrter Perspektiven durch eine bewusst schiefe Hütte. Aber die Führer sind prima und könnten ohne weiteres als Anpreiser in einer Karneval-Sideshow arbeiten, um bärtige Frauen und siamesische Zwillinge zu präsentieren. Man muss sich einfach drauf einlassen, dann ist es ein Heidenspaß.

Hier sieht man schön das schräge Haus am schrägen Hang mit schräger Führerin.
Die Tourteilnehmer der Größe nach aufsteigend von links nach rechts…
…und von rechts nach links. Wohlbemerkt, das Brett ist laut Wasserwaage eben…
In der Hütte kann man die Szene aus Matrix nachstellen, wo Neo den Kugeln ausweicht.

Santa Cruz selber ist primär für seinen Strand und sein Pier bekannt. Letzteres ist zwar touristisch, aber viel netter als das in SF oder Monterey, obgleich auch hier jeder versucht, einem mittelmäßiges Clam Chowder in einer Brotschüssel anzudrehen.

Auch hier gibt es Seelöwen, die teils rege…
…teils faul sind…
…und sich in keiner Weise an Menschen stören. Dieses Bild entstand aus ca. 2m Entfernung. Ein Bootsfahrer legte direkt an diesem Pier an, ohne dass die Viecher sich auch nur umgedreht hätten.

Am Strand von Santa Cruz ist auch der Boardwalk, ein ganz klassischer Vergnügungspark am Strand, der älteste an der Westküste (1906) und der letzte von den Klassikern im Stile von Coney Island, der noch übrig ist.

Die Achterbahn „Giant Dipper“ stammt von 1924 und ist die älteste noch in Betrieb.
Der Boardwalk besteht zwar nicht mehr aus Brettern, aber er wirkt wirklich sehr Old School. Hier spielt übrigens auch der Vampirfilm „Lost Boys“ mit Kiefer Sutherland als er noch jung war.
Neben traditionellem Amusement Park-„Spezialitäten“ wir Corn Dogs (Würstchen im Maisteigmantel, burps) werden auch noch extremere Dinge wie „Deep Fried Twinkies“ verkauft. Ein Twinkie ist ein cremegefülltes Dessertröllchen, wahrscheinlich ohne jede natürlich Inhaltstoffe. Dann noch frittiert, Mahlzeit. (Den Corn Dog habe ich gegessen, den Deep Fried Twinkie nicht). Und weiss der Teufel, warum das Bild unscharf ist.

Morgen geht’s weiter nach San Jose, zum Winchester Mystery House und dann nach Napa.

17. Mai: Winchester Mystery House (San Jose)

Der Urlaub neigt sich dem Ende zu, leider wird das Wetter immer schlechter (heute hat es den Großteil des Tages geregnet). War heute in San Jose (im Silicon Valley südlich von SF), hauptsächlich um das Winchester Mystery House zu besuchen. Sarah Winchester war die Witwe von William Wirt Winchester, dem Hersteller des Winchester-Gewehrs. William starb 1881 und hinterließ Sarah 20 Mio Dollar plus Aktien und Aufsichtsratsgehalt. Sarah (deren einziges Kind als Säugling starb) ging es danach nicht so gut. Sie glaubte (nicht zuletzt weil ein Medium ihr das erzählte), das die rachsüchtigen Geister aller von den Winchester-Gewehren getöteten das Unglück gebracht hätten. Um die Geister zu verwirren, ließt Sarah die nächsten 38 Jahre ihr Haus aus- und umbauen. Jeden Tag, zu jeder Stunde, waren die Handwerker am Bauen. Das Resultat ist…eklektisch. Sarah war kein Architekt, daher waren einige bizarre Baumaßnahmen vielleicht einfach nur Fehler. Aber vieles lässt sich nicht anders erklären, als das die gute Frau nicht so ganz bei Trost war: Treppen und Türen führen ins nichts, ein Wandschrank öffnet sich in den nächsten Raum, ein anderer ist nur 2cm tief, usw. Das Haus besteht aus 160 Zimmern und ist ein reines Labyrinth, da kommt nicht mal das Uni-Hauptgebäude mit (wenngleich größer). Total irre. Leider darf man auf der Tour keine Fotos machen, daher nur ein paar Außenaufnahmen, aber es ist wirklich beeindruckend. Sarah Winchester war wohl zwar ziemlich verrückt, aber in mancherlei Hinsicht visionär: sie erfand mehr oder minder die Fußbodenheizung, ließ als eine der ersten Bauherren Elektrizität installieren und überall Treppen einbauen, die nur 10 cm hohe Stufen haben, sie litt im Alter nämlich an Arthritis. Für sie zu arbeiten war wohl einträglich (Löhne doppelt so hoch wie normal), aber sie spionierte ihre Diener aus und feuerte jeden, der sie auslachte. Immerhin: ihr Bauleiter arbeitete den Großteil der 38 Jahre Bauzeit (1884-1922) für sie, also ließ es sich wohl aushalten.

Übrigens: das Haus hat Dutzende Schlafzimmer, einen fertigen und einen zweiten, halbfertigen Ballsaal. Sarah Winchester empfing aber niemals(!) Gäste. Modern war übrigens auch die (einzige) Dusche im Haus, die den Duschenden von allen Seiten gleichzeitig benässte, vorausgesetzt man war 1,45m groß wie Frau Winchester.

Das Geld kam aus der Waffenherstellung. Ganz oben das berühmte „Henry Rifle“ (Henry-Stutzen für alle Karl May Fans), das dritte von oben ist das Winchester 1873, „the gun that won the West“, das erste massentaugliche, robuste Repetiergeweht, im Prinzip ein Henry mit Stahl statt Messing. Erfinder beider Gewehre war übrigens Benjamin Tyler Henry.
Die Ansicht von vorne macht nicht klar, wie verwinkelt das Haus ist.
Diese Perspektive schon eher…
Diese „Tür ins nichts“ befindet sich in 5m Höhe.
Hier der (zweite) Wasserturm. Der erste brannte nieder, wie immer er das auch geschafft hat.
Hier der (zweite) Wasserturm. Der erste brannte nieder, wie immer er das auch geschafft hat.

Nach San Jose bin ich durch den dichten Berufsverkehr von Oakland und Berkeley nach Napa gefahren und bin nun im Gaia Napa Valley Hotel and Spa, einem umweltfreundlichen Hotel, wo ich die letzten beiden Nächte verbringen werde.

18. Mai: Napa und Sonoma

Das Zentrum der amerikanischen Weinproduktion liegt nördlich von SF in Napa und Sonoma, wobei die beiden Regionen angeblich heftig miteinander konkurrieren. Besuch eines Weinguts ist da quasi Pflichtprogramm, also bin ich auf Tinis Rat zum ArtesaVineyard und Winery, einem relativ kleinen Betrieb. Artesa gehört einer Winzerfamilie aus Barcelona; urspünglich wurde hier fast nur Sekt hergestellt, seit etwas über 10 Jahren nunmehr primär Rot- und Weißwein, nur ca. 600.000 Flaschen im Jahr. Daher kriegt man das Zeug auch nicht außerhalb der USA; für einen echten Export müssten sie viel mehr liefern können, so wie Gallo, etc. das machen.

Das Weingut ist wie eine Hobbithöhle in einen Hügel reingebaut.
Das Fasslager ist unterirdisch und somit natürlich gekühlt. Außerdem werden hier auf Anweisung des Chef-Önologen ständig gregorianische Choräle gespielt, damit es dem Wein gut geht(!).
Die Abfüllanlage (aus Italien). Bis vor kurzem hatten sie noch keine, sondern benutzten „the truck“, eine mobile Abfüllanlage, die von vielen kleinen Winzereien in Anspruch genommen wird.
Die Weinstöcke. Von Weinbergen kann eigentlich keine Rede sein. Napa ist zwar hügelig, der Wein wird jedoch hauptsächlich eben angebaut.

Und der Wein? Nun, ich bin kein Weinkenner. Mir hat der 2008 Limited Release Sauvignon Blanc gut geschmeckt und der 2006 Limited Release Cabernet Sauvignon. Cab ist in der Region ohnehin die führende Rebsorte, es entstehen veritable Fruchtbomben, die sehr gut beim Publikum ankommen. Teilweise haben sie hier das Problem, dass die Weine schon fast zu stark werden, weil es so sonnig ist. Doch dank moderner Önologie ist alles im Griff (es wird nicht gepanscht, sondern sorgfältig wissenschaftlich vermessen und so der Fermentierungsprozess genau gesteuert.)

Letztlich bin ich dann doch eher Historiker als Weinfan, und mehr als eine Weinprobe kann man als Autofahrer auch nicht wirklich machen (man will halt doch nicht alles ausspucken). Zweiter Teil des Tages war daher das historische Sonoma, der nördlichste Außenposten des mexikanischen Kalifornien.

Die Mission wurde 1823 gegründet. Es ist die nördlichste der Missionen und die einzige, die unter mexikanischer Herrschaft gebaut wurde. Ziel war es hauptsächlich, die Russen in Fort Ross auszubremsen. Auch diese Mission wurde ca. 10 Jahre nach der Gründung säkularisiert.
In diesen Kasernen war die mexikanische Armee (ein paar Dutzend Mann) stationiert.
In Sonoma fand 1846 auch die sog. Bear Flag Revolt statt. Der Krieg zwischen Mexiko und den USA hatte schon begonnen, der mexikanische General Vallejo wollte wohl auch die amerikanischen Siedler im Umland rausschmeissen. Statt dessen überfielen diese Sonoma und erklärten die unabhängige Republik Kalifornien, so wie das Texas bereits 10 Jahre zuvor schon gemacht hatte. Die „Bear Flag Republic“ dauerte allerdings nichtmal einen Monat, dann übernahm die US-Armee und die US-Flagge wurde gehisst. Dennoch sieht sich Sonoma als Geburtsstätte des amerikanischen Kaliforniens. Die Machtübernahme verlief übrigens nicht so sehr auf Kosten der Mexikaner/Californios: Landrechte und auch die Besitzrechte von Frauen wurden aufrechterhalten. Vallejo war einer der Delegierten beim Verfassungskonvent. Erst mit dem Goldrausch ging alles drunter und drüber, da verloren dann auch viele rancheros viel Besitz.
An dieser historischen Bärenflagge orientiert sich das moderne Staatswappen Kaliforniens.

So, jetzt heißt es packen, denn morgen geht es zurück nach München. Vorher werde ich wohl in Santa Rosa noch das Charles Schulz Museum aufsuchen.

19. Mai: Santa Rosa und Rückreise

Am Tag der Rückreise stand nur noch ein Punkt auf dem Programm: das Charles M. Schulz Museum in Santa Rosa. Schulz war der Erfinder und Zeichner der Peanuts, und das Museum ist unmittelbar am Ort seines Wirkens gebaut worden, inklusive seines Studios. Schulz zeichnete die Peanuts von 1950 bis zu seinem Tod 2000, 50 Jahre lang also. Der einzige, der da mithalten kann, ist Herblock, der Karikaturist der Washington Post, der von 1946-2001 zeichnete. Schulz hatte also eine enorme Arbeitsethik und war sehr einflussreich; den klassischen 4-Bilder Zeitungscomic hat er geprägt wie kein anderer. Das Museum ist sehr gut, mit vielen Originalzeichnungen und einer guten Ausstellung, die auch andere Klassiker wie Walt Kelly’s Pogo mit einbezieht. Leider darf man die Exponate (darunter auch eine Kinderzimmerwand, die Schulz für seine Tochter bemalte) nicht fotografieren, daher hier nur ein paar wenige Eindrücke.

Hier der gefürchtete drachenfressende Baum, an dem Charlie Brown immer wieder scheitert
Ein Päuschen
Ein Päuschen
Der Eingang zum Museum

Tja, das war’s dann auch schon mit meinem Kalifornien-Urlaub, wobei 4 Wochen eine durchaus signifikante Zeit sind und mir der Abschied nicht mehr so furchtbar schwerfiel. Der Rückflug war glücklicherweise relativ angenehm, habe ca. die Hälfte davon verschlafen. Mal sehen, wie mich der Jetlag umhaut. Diese Zeilen schreibe ich bereits wieder vom heimischen PC (mit Maus und großen Bildschirm, wie angenehm!) und hiermit schließe ich mein Urlaubsblog offiziell. Danke fürs Lesen!