13. Mai: Hearst Castle und Big Sur

Nach einem weiteren Vormittag Fahrt bin ich wieder an die Westküste gelangt, ca. 200 Meilen süflich von SF und dort auf den schon bekannten Highway 1 abgebogen. Dieser Küstenabschnitt, ca. die 100 Meilen südlich von Monterey, ist als Big Sur bekannt. Eine sehr schöne, sehr kurvige Küstenstrecke mit tollen Ausblicken aufs Meer. Wenn da nur nicht dieser Lastwagen gewesen wäre, der hinter mir fuhr und mich umbringen wollte… ach nein, das war Steven Spielberg’s Film „Duell“ (ok, der wurde nicht an Big Sur gedreht, aber man könnte es sich sehr gut vorstellen…)

Bevor ich allerdings Big Sur von Süden nach Monterey im Norden gefahren bin, war der erste Stopp das Hearst Castle, der Ferien- und später Hauptwohnsitz des Medienmagnaten William Randolph Hearst, quasi der Rupert Murdoch des späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hearst war stinkreich, ein Egomane erster Ordnung, und einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner seiner Zeit. Hearst Castle (er selbst nannte es die Ranch oder La Cuesta Encantada) ist die zweitgrößte (ehemalige) Privatresidenz in den USA (die größte ist das Biltmore der Vanderbilts in North Carolina) und ist im Gegensatz zu Biltmore komplett mit Originalmöbeln und einem riesigen Kunstschatz ausgestattet. Hearst Castle lässt die Villen in Newport, Rhode Island aussehen wie Reihenhäuschen. Heute ist es im Besitz des Staates Kalifornien. Nach Hearsts Tod wollte seine Familie (vor allem seine Frau) das Haus nicht mehr haben, da er hier mit seiner Geliebten, und nicht seiner Familie gelebt hatte. Als es keiner kaufen wollte (zu teuer), nahm es der Staat für 50 Mio Steuernachlass und machte ein Museum draus. Hearst Castle war ursprünglich teil des größten privaten Landbesitzes in Nordamerika: ein Küstenstreifen 50 Meilen lang und knapp 30 Meilen tief. Zum Museum gehört nur ein kleiner Teil des Landes, das meiste gehört immer noch der Hearst Corporation.

Noch ein paar Worte zu Hearst und seiner Familie: Hearst erbte große Mengen Geld und Land von seinem Vater, und stellte dann dessen ökonomischen Erfolg weit in den Schatten. Er lieferte sich das größte Zeitungsauflagenduell aller Zeiten mit Pulitzer und gewann (Hearsts New York Journal hatte auf dem Höhepunkt eine Auflage von 1,2 Millionen). Er hatte auch viele Feinde, nicht zuletzt Orson Welles; „Citizen Kane“ ist eine (nicht auf Tatsachen basierende) Abrechnung mit Hearst. William Randolph Hearst war auch der letzte große Spross seiner Familie: aus den fünf Söhnen wurde nichts Besonderes und die Enkelin Patty gelangte zu zweifelhaftem Ruhm, als sie von der linken Terrorgruppe „Symbionese Liberation Army“ (ja, die gewinnen den Preis für den bescheuertsten Namen aller Zeiten) entführt wurde, sich ihnen dann anschloss und später als Kronzeugin gegen sie aussagte… Milliardärs Töcher, Milliardärs Vieh, geraten selten oder nie (wobei Patty heutzutage wohl einige sehr vernünftige und hilfreiche Dinge mit ihrem Geld tut). 1968 legte die SLA auch noch einen Sprengsatz auf Hearst Castle, der eines der Gästehäuser beschädigte. Die Hearsts verzichteten daraufhin auf ihr noch verbliebenes Übernachtungsrecht…

Das Hearst Castle aus der Ferne. Und ich meine aus der Ferne: die letzten 4 Meilen fährt man mit dem Tourbus dort hoch. Für dieses Bild musste ich erstmals auf meinen Digitalzoom zurückgreifen.
Der sog. Neptunbrunnen
Das Haupthaus
Eine Veranda. Ich fand die blühenden Bäume im Hintergrund besonder schön.
Die Haupteingangstür. Einer der Gäste frotzelte mal, es sein ein Wunder, dass Hearsts Ego da durch passt.
Ein Blütenbild, ich kann nicht anders.
Die Innenausstattung kaufte Hearst in Kirchen und Schlössern in Italien und Spanien zusammen. Um diesen Kamin lieferte er sich ein Gebotsduell mit Rockefeller und gewann. Hearst daraufhin in bester Schulfhofmanier: „Now I own it and you don’t!“ Es ist doch immer wieder erhebend, wie die Wirtschaftseliten in einer ganz eigenen Liga spielen…
Der Speisesaal…
…und das Gedeck. Auch Ketchup und Senf sind Original. Liebte Hearst Ketchup und Senf? Oder wollte er seinen Gästen (Hollywoodschauspieler, Politiker, Geschäftsleute) einfach alles anbieten?
Zu guter letzt noch das Hallenbad. Es ist schön, Großkapitalist zu sein.

Jetzt noch ein paar Bilder von Big Sur. Das nördlichste Drittel wurde übrigens zunehmend wolkig und kühl; heute Abend musste ich zum ersten Mal seit langem wieder eine Jacke anziehen.

Auch an Big Sur gibt es eine Seeelefanten-Kolonie; den Viechern geht es offensichtlich gut…
Zwei Jungbullen beim Raufen. Die riesigen erwachsenen Bullen waren leider schon nicht mehr da.
Ein Ausblick von Big Sur
mehr Blüten
Und noch ein Ausblick. Hier wird es schon langsam neblig...
Und noch ein Ausblick. Hier wird es schon langsam neblig…

So, jetzt habe ich mich für einige Nächte in Monterey eingemietet, vor allem wegen des Aquariums und den historischen Stätten, Monterey war die mexikanische Hauptstadt Kaliforniens.

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