18. Mai: Napa und Sonoma

Das Zentrum der amerikanischen Weinproduktion liegt nördlich von SF in Napa und Sonoma, wobei die beiden Regionen angeblich heftig miteinander konkurrieren. Besuch eines Weinguts ist da quasi Pflichtprogramm, also bin ich auf Tinis Rat zum ArtesaVineyard und Winery, einem relativ kleinen Betrieb. Artesa gehört einer Winzerfamilie aus Barcelona; urspünglich wurde hier fast nur Sekt hergestellt, seit etwas über 10 Jahren nunmehr primär Rot- und Weißwein, nur ca. 600.000 Flaschen im Jahr. Daher kriegt man das Zeug auch nicht außerhalb der USA; für einen echten Export müssten sie viel mehr liefern können, so wie Gallo, etc. das machen.

Das Weingut ist wie eine Hobbithöhle in einen Hügel reingebaut.
Das Fasslager ist unterirdisch und somit natürlich gekühlt. Außerdem werden hier auf Anweisung des Chef-Önologen ständig gregorianische Choräle gespielt, damit es dem Wein gut geht(!).
Die Abfüllanlage (aus Italien). Bis vor kurzem hatten sie noch keine, sondern benutzten „the truck“, eine mobile Abfüllanlage, die von vielen kleinen Winzereien in Anspruch genommen wird.
Die Weinstöcke. Von Weinbergen kann eigentlich keine Rede sein. Napa ist zwar hügelig, der Wein wird jedoch hauptsächlich eben angebaut.

Und der Wein? Nun, ich bin kein Weinkenner. Mir hat der 2008 Limited Release Sauvignon Blanc gut geschmeckt und der 2006 Limited Release Cabernet Sauvignon. Cab ist in der Region ohnehin die führende Rebsorte, es entstehen veritable Fruchtbomben, die sehr gut beim Publikum ankommen. Teilweise haben sie hier das Problem, dass die Weine schon fast zu stark werden, weil es so sonnig ist. Doch dank moderner Önologie ist alles im Griff (es wird nicht gepanscht, sondern sorgfältig wissenschaftlich vermessen und so der Fermentierungsprozess genau gesteuert.)

Letztlich bin ich dann doch eher Historiker als Weinfan, und mehr als eine Weinprobe kann man als Autofahrer auch nicht wirklich machen (man will halt doch nicht alles ausspucken). Zweiter Teil des Tages war daher das historische Sonoma, der nördlichste Außenposten des mexikanischen Kalifornien.

Die Mission wurde 1823 gegründet. Es ist die nördlichste der Missionen und die einzige, die unter mexikanischer Herrschaft gebaut wurde. Ziel war es hauptsächlich, die Russen in Fort Ross auszubremsen. Auch diese Mission wurde ca. 10 Jahre nach der Gründung säkularisiert.
In diesen Kasernen war die mexikanische Armee (ein paar Dutzend Mann) stationiert.
In Sonoma fand 1846 auch die sog. Bear Flag Revolt statt. Der Krieg zwischen Mexiko und den USA hatte schon begonnen, der mexikanische General Vallejo wollte wohl auch die amerikanischen Siedler im Umland rausschmeissen. Statt dessen überfielen diese Sonoma und erklärten die unabhängige Republik Kalifornien, so wie das Texas bereits 10 Jahre zuvor schon gemacht hatte. Die „Bear Flag Republic“ dauerte allerdings nichtmal einen Monat, dann übernahm die US-Armee und die US-Flagge wurde gehisst. Dennoch sieht sich Sonoma als Geburtsstätte des amerikanischen Kaliforniens. Die Machtübernahme verlief übrigens nicht so sehr auf Kosten der Mexikaner/Californios: Landrechte und auch die Besitzrechte von Frauen wurden aufrechterhalten. Vallejo war einer der Delegierten beim Verfassungskonvent. Erst mit dem Goldrausch ging alles drunter und drüber, da verloren dann auch viele rancheros viel Besitz.
An dieser historischen Bärenflagge orientiert sich das moderne Staatswappen Kaliforniens.

So, jetzt heißt es packen, denn morgen geht es zurück nach München. Vorher werde ich wohl in Santa Rosa noch das Charles Schulz Museum aufsuchen.