04.01.2023: Tokio

Letzter Tag in Tokio, Zeit die Orte anzusehen, die bisher aufgrund des Neujahrs oder schlechten Timings verschlossen blieben. Heute war ich nur noch mit dem Smartphone unterwegs, dessen Kamera ich auch sonst öfters mal wegen seines größeren Weitwinkels und seiner besseren Aufnahmen bei Dunkelheit eingesetzt habe.

Kaiserpalast Ostkaisergarten / Burg Edo

Der einzige der Öffentlichkeit mehr oder minder permanent zugängliche Teil des Kaiserpalastes ganz in der Mitte von Tokio ist der Ostkaisergarten (und das auch erst seit 1968). Eine bessere Beschreibung wäre aber Burg Edo – denn hier war der Palast der Shogune, die Japan über 250 Jahre lang beherrschten. Allzu viel ist nicht übrig, was aber nicht unbedingt an der Absetzung des Shogunats während der Meiji-Revolution 1867 liegt.

Heute stand das Otemon-Tor offen, pünktlich ab 9 Uhr.

Wie immer bei japanischen Burgen folgt man verschlungenen Wegen durch verschiedene Tore bzw. an verschiedenen Befestigungen vorbei, um ins Innere zu gelangen.

Die Befestigungsmauern wurden teils wieder hergestellt.
Es ist schon erstaunlich, wie stark sich Städte verändern. Wo jetzt diese Hochhäuser stehen war in Edo-Zeit noch ein Teil der Bucht von Tokio. Die ganze Gegend um den heutigen Bahnhof herum war Marschland.
Dies sind nun die Überreste des Donjon, also des großen Turms von Burg Edo. Allerdings wurde der nicht bei der Meiji-Revolution geschleift sondern brannte bereits 1657 ab. Man begann mit dem Wiederaufbau (daher dieser erste Stock) aber beschloss dann, dass sich das nicht lohnte. Japan war befriedet und solche Festungen waren militärisch mittlerweile eher nutzlos. Die Satsuma in Kagoshima – alte Gegner der Tokugawas – kamen übrigens zum selben Schluss.
So ungefähr sah das wohl mal aus.
Auf diesem Areal (man sieht das Fundament des Turms im Hintergrund) stand der Palast des Shoguns, der Wohn- und Regierungssitz zugleich war. Der brannte regelmäßig ab, wurde aber stets wieder aufgebaut, bis zum Feuer von 1863. Auch hier war es also nicht die Meiji-Revolution sondern der große Zerstörer von Japans Baugeschichte: Feuer.
So sah die Palastanlage mal aus.
Übrig ist nur dieser Lagerkeller (in den Hügel reingebaut).
Orginal ist auch noch dieser Wachturm aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Aber die Anlage heißt nicht umsonst Ostkaisergarten.

…Teehäuser…
…und japanischen Gartenbau.
Auch der kaiserliche Konzertsaal findet sich hier.

Viel los war nicht im Ostkaisergarten. Dies war auch der erste Ort, wo ich definitiv mehr westliche Touristen als Japaner gesehen habe.

Ueno-Park

Im Ueno-Park war ich am Anfang der Reise schonmal aber hier noch ein Nachtrag. Es gab nämlich mal einen Daibutsu, einen großen Buddha in Ueno.

Siehe dieses historische Foto.

Der überstand aber das große Kanto-Erdbeben von 1923 nicht, das Gesicht fiel ab. Der Körper hingegen wurde im zweiten Weltkrieg requiriert für die Rüstungsproduktion. Schade, sonst könnte man sich den Trip nach Kamakura zum dortigen Daibutsu sparen (natürlich nicht wirklich).

Das Gesicht kann man heute noch besichtigen.

Nun hatte ich in einem früheren Post in meiner botanischen Ignoranz eine blühende (und in Tokio weit verbreitete) Pflanze als Pfingstrose bezeichnet, was Quatsch ist. Es ist vielmehr eine Kamelie, wenn die Weisheit von Google Lens nicht täuscht.

Es gibt aber sehr wohl blühende Pfingstrosen in Tokio im Januar, und zwar im Garten beim Toshogu, dem Tokugawa-Schrein. Jede Menge Pfingstrosen! Alle mit einem Häuschen gegen etwaigen Schnee, nehme ich an.

Auch der Zierkohl gedeiht prächtig.
Panorama eines Teils des Gartens, die meisten Pfingstrosen waren in Reih und Glied in Beeten.

Völlig anders als bei Ostkaisergarten war ich im Toshogu-Garten der einizige westliche Besucher. Die meisten waren ältere japanische Herren mit beeindruckender Fotoausrüstung: riesige Mittelformatkameras mit Objektiven groß wie Ofenrohren.

Nationalmuseum Tokio

Zu guter Letzt war ich noch im Nationalmuseum, welches an den Ueno-Park angrenzt. Nun bin ich nicht so der riesige Museumsfan aber nun bin ich schon zum vierten Mal in Tokio, da wird es langsam Zeit. Es ist die älteste solche Institution in Japan und hat auch beeindruckende Exponate.

Das Hauptgebäude vom Ueno-Park aus gesehen.
Tongefäß aus der Jomon-Periode, der japanischen Steinzeit.
Weitere frühe Exponate.

Ich gebe hier einfach mal ein paar Highlights wieder, thematisch geordnet:

Aus irgendeinem Grund fand ich „Die große Welle vor Kanagawa“ nicht, das berühmteste Ukiyo-e. Hätte eigentlich in demselben Saal hängen sollen wie die Bilder oben. Sei’s drum, bei einem Holzschnitt-Druck ist „Original“ eh relativ.

Nach dem Museum war ich ziemlich fertig und beschloss es gut sein zu lassen. Ich war noch in einem Sento, habe noch ein bisschen eingekauft und später war ich noch zum Abendessen in einem Izakaya.

Hier noch ein bisschen food porn:

Morgen heißt es dann zurück zum Flughafen und dann nach Deutschland. Ich melde mich nochmal mit einem Fazit.

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