03.01.2023: Hakone

Letzter Tagesausflug nach Hakone, einem Ausflugsziel südwestlich von Tokio mit Vulkan, heißen Quellen und (manchmal) Blick auf den Fuji. Und historisch ist Hakone immer im Weg, wenn man auf dem Landweg von Edo (Tokio) oder Kamakura (etwas südlich von Tokio, Sitz des ersten Shogunats im Mittelalter) will, denn da sind Berge.

Nach Hakone gelangt man am einfachsten mit der Odakyu-Bahn, das ist nicht Teil der ehemaligen Staatsbahn JR sondern eine private gebaute Linie. Wenn mich nicht alles täuscht wurde sie von einem Kaufhaus-Unternehmen gebaut, damit die Leute nach Shinjuku zum Einkaufen fahren konnten. Die Direktzüge nach Hakone nennen sich „Romancecar“ wobei die weder sonderlich romantisch sind noch übermäßig modern, jedenfalls für japanische Verhältnisse.

Die Bahn bringt einen allerding nur nach Hakone Yumoto, wo dann der Hakone-Circuit beginnt, also die Rundreise mit (in meinem Fall in dieser Reihenfolge) Bus, Schiff, Seilbahn, Cable Car und Schmalspurbahn. Alles ziemlich abenteuerlich aber gut aufeinander eingespielt.

Ein Grund, nach Hakone zu reisen, ist die Hoffnung auf einen guten Blick auf den Fuji-san. Leider hatte ich nicht ganz so viel Glück wie auf dem Takao-san.

Auf dem Hinweg aus dem Zug sah alles noch prima aus…

…aber ich konnte die herannahenden Wolken schon sehen. Daher habe ich den Ablauf meines Ausflug etwas umgestellt und bin vom Bahnhof gleich an den See gefahren, wo man den Fuji-san gut sehen können soll aber die Sicht war auch da schon eingeschränkt. Also kann ich genau so gut die Reihenfolge, wie sie eigentlich vorgesehen war, bloggen.

Vom Bahnhof bin ich mit dem Bus bis zum Amazake-chaya gefahren. Das ist ein traditionelles Teehaus, das auch Amazake (ein fermentiertes, aber alkoholfreies Reisgetränk) serviert.

Sieht von außen so aus.
Drinnen war ich nicht, weil ich Amazake schon kenne und drauf verzichten kann (ist nicht schlecht aber auch nicht toll) und ich außerdem ja zum See weitermarschieren wollte.
Denn direkt am Amazake-chaya ist ein Einstieg in den alten Tokaido, den Hauptweg von Edo nach Kyoto. Hier war ich um meine Wanderschuhe sehr dankbar, denn die dunkel aussehenden Pflastersteine sind feucht und glitschig und die Gefahr, die den Knöchel zu verrenken (oder zu brechen) nicht von der Hand zu weisen.
Man kann auch schon deutlich früher in den Tokaido einstiegen und dann über 5km den Weg wandern. Das war auch mein ursprünglicher Plan, den ich aber gestrichen habe. War auch eine gute Idee: die Strecke geht teilweise steil bergauf, da bin ich so auch schon gut ins Schnaufen gekommen.
Auf dem richtigen Weg!
Zum Beweis ein Blick zurück, ich bin wirklich hochgeklettert. Der alte Tokaido war auch der einzige Teil von Hakone, wo nicht viel los war. Eine Handvoll Wanderer grüßte mit freundlichem Konnichiwa! Anders als die zahlreicheren Touristen auf dem Rest des Hakone Circuit.
Eine Erklärung zum alten Tokaido. Das neuzeitliche Shogunat der Tokugawas ließ letztlich die Version des Tokaido anlegen, die Hakone nicht umging sondern durchlief. Bis heute heißt die moderne Autostraße 732 Tokaido. Und die wesentlich neuere Straße parallel dazu (die den Weg unfairerweise mit Tunneln abkürzt) ist die Nationalstraße 1. Aber der eigentliche Nachfolger des Tokaido ist der Tokaido-Shinkansen, der an der Küste entlangführt und die Strecke mit den schnellesten Zügen in knapp mehr als zwei Stunden schafft – im Vergleich zu 12 Tagen.

Wie gesagt machen die meisten Touris diesen Wanderteil des Circuit nicht und fahren einfach mit dem Bus bis nach Moto-Hakone am Ashi-See. Das hat auch durchaus seinen Grund, denn dort hat man mit Glück Blick auf den Fuji.

Der war aber leider ziemlich von Wolken verhangen.

Weitere Ausblicke:

Wobei der Ashi-See auch ohne Fuji recht hübsch ist.
Die Piraten kommen! Rette sich wer kann!
Aber natürlich ist das nur das Touristenschiff, mit dem man den Ashi-See überquert. Warum sie ihm dieses Design gegeben haben liegt in den Mysterien der Zeit verborgen.
Wer nicht mit dem Piratenschiff fahren will kann wohl auch den Ninjabus nehmen…
…wobei ich eher diesen empfehlen würde. Da besteht die Chance, dass er in einen EVA-Riesenroboter aus der Kultserie Neon Genesis Evangelion transformieren kann.
Auf der anderen Seite des Sees angekommen…
…geht es dann weiter mit der Seilbahn.
Bei der zweiten Seilbahnstation habe ich dann Halt gemacht in Owakudani…
…wo es heftig brodelt, spritzt und nach Schwefel stinkt, als wäre man in Yellowstone. Tatsächlich ist das ganze Hakone-Gebiet ein komplexer Vulkan, dem Yellowstone nicht unähnlich.
Warnungen, wie man sie nicht überall sieht. Selbst die Seilbahngondeln hatten eine Kiste mit Notfallsauerstoff dabei, falls es doch mal zu einem Ausbruch aus Gasaustritt kommt.
Örtliche Spezialität sind hartgekochte Eier, die sich dank des vulkanischen Quellwassers schwarz färben.

Nicht zuletzt aber hat Owakudani eine ganz wichtige Eigenschaft:

Man hat einen wesentlich besseren Blick auf den Fuji-san also vom See aus.
Wobei die Wolken die Freude trotz gedulidgen Wartens immer noch trübten…
Soviel Fuji-san war das höchste der Gefühle.

Danach ging es weiter mit Cable Car und Schmalspurbahn (letztere mit „Switchbacks“ also faktisch Serpentinen wo die Bahn dreimal umdrehte) zurück nach Hakone Yumoto um den Circuit zu beenden. Eigentlich hatte ich dann noch geplant einen Onsen zu besuchen aber es wurde mit langsam zu spät und ich war zu KO für eine weitere Aktion. Die Fahrt nach Shinjuku dauert ohnehin 1,5h und dann nochmal eine gute halbe Stunde bis „nach Hause“ in Nippori.

Dafür war ich dann in Nippori angekommen nochmal kurz auf der anderen Seite der Gleise in Yanaka.

Dort gibt es eine recht bekannte „old school“ Ginza. Eine Ginza ist quasi ein Einkaufszentrum in Form einer Straße, eine sehr traditionelle Form des Einzelhandels in Japan. (Nicht zu verwechseln mit der Ginza nahe des Tokioter Hauptbahnhofs, das ist eine Nobeleinkaufsmeile mit Luxusläden).
Die Yanaka Ginza war aber recht ausgestorben. Wohl eine Mischung aus Neujahr und später Stunde (wobei ich kurz nach 18 Uhr dort war).
Hier gab es sogar ein ganzen Häuschen mit Essensautomaten. Interessant, aber mangels nahe gelegenem Domizil oder einer Picknick-Ecke war das keine echte Option für mich.

Also zurück nach Nippori, zum Abendessen in einem Family Restaurant, Gusto, direkt am Bahnhof. Das Essen ist solide und vor allem ist es schnell und einfach: bestellen per Tablet (auf Englisch), zahlen mit Karte am self-checkout.

Servieren per Roboter. Wobei mein Essen von einer menschlichen Kellnerin geliefert wurde, die fürchteten wohl, ich würde das mit dem Roboter nicht blicken.
Japanischer Hamburger (Hacksteak), dazu zwei frittierte Austern.
Reis mit gehacktem Thunfisch.
Zur Abwechslung auch mal ein Nachtisch.

Morgen letzter voller Tag in Tokio. Zeit all die Dinge abzusehen, die bisher wegen Neujahr geschlossen hatten!

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