01.01.2023: Matsumoto

Erst einmal: Happy New Year an alle! Der Beitrag wurde aktualisiert, Videos jetzt am Schluss mit dabei.

Auch Burg Matsumoto wünscht allen ein gutes 2023!

Silvester

Silvester habe ich zusammen mit Miho gefeiert.

Da wir beide große Fans von Sento (also öffentlichen Bädern) sind, haben wir den Silvesterabend in diesem traditionellen Bad eingeläutet. Das ist noch kein Wellness-Tempel sondern eben ein öffentliches Bad, welches einst das in vielen Häusern noch fehlende Bad ersetzte.
Nach einem solchen hießen Bad ist man tiefenentspannt – man könnte auch sagen rechtsschaffen geschafft.
Aber ein erstes Bier in der Lobby des Sento weckt die Lebensgeister wieder.

Das zweite Bier war hingegen gar nicht so einfach zu finden, denn Silvester ist in Japan keine Partynacht, sondern einfach der Abend vor Neujahr. Und Neujahr verbringt man zu Hause bei der Familie, d.h. an Neujahr (und teils eben auch schon an Silvester) werden die Gehsteige ziemlich hochgeklappt.

Das hier ist eigentlich eine Kneipeneile in Kita-Senju, aber am Silvesterabend waren viele Lokale geschlossen.

Natürlich haben wir trotzdem eine Kneipe gefunden, aber eben nicht eine extra kultige, sondern ein Chain Izakaya mit standardisierter Karte. Aber mich stört das weniger als Miho, denn für mich haben auch solche Franchise-Kneipen noch Erlebniswert.

Das Essen…
…hat mir auch geschmeckt…
…insbesondere diese „russischen“ Takoyaki (Oktopusbällchen). „Russisch“ wie in „russisches Roulette“ – in einem Bällchen ist scharfer Senf drin. Uuuuh, scary! (Die japanische Küche ist köstlich, aber ihre Vorstellungen von „scharfem“ Essen sind extrem gemäßigt).
Für die Second Party sind wir dann von Kita-Senju in ein Izakaya in Ueno umgezogen – von dort kommen wir beide gut nach Hause.

Der Jetlag ist zwar eigentlich vorbei aber das intensive touristische Programm fordert seinen Tribut, schließlich war ich morgens noch in Kusatu in den Bergen gewesen. Um 1 Uhr morgens musste ich die Reißleine ziehen und ins Hotel fahren. Immerhin: zu Silvester fahren die Züge in Tokio durch die Nacht, es gibt nicht das Problem mit der berüchtigten last train. Was meine Aussagen zur Silvesterkultur eigentlich konterkariert. Wahrscheinlich ging in Shibuya der Bär ab – aber eben nicht in Kita-Senju oder Ueno.

Neujahrstag in Tokio

Natürlich bin ich dann kurz vor 8 wieder aufgewacht, war also nix mit ausschlafen. Egal. Dadurch hatte ich aber noch ein bisschen Zeit in Tokio, die ich für Sightseeing nutzen wollte.

Nur was ansehen? Ich hatte die Idee, mir den Koishikawa Korakuen, einen der ältesten Gärten in Tokio anzusehen. Aber der hatte natürlich – wie so ziemlich alles außer Schreinen und Tempeln – an Neujahr zu.

Glücklicherweise war gerade ein UFO ganz in der Nähe gelandet!
OK, kein UFO, nur das Baseballstadium Tokyo Dome. Wobei da auch Konzerte stattfinden und auch schon Security und Logistik für irgendein Event da waren, ich habe aber nicht herausgefunden, wer oder was.

Mit den vielen Schließungen an Neujahr erschien es mir am besten, Orte aufzusuchen, die man schlicht nicht schließen kann.

Wie zum Beispiel Nihonbashi, die „Japan-Brücke“, das historische Zentrum der Shitamachi, die pulsierende „Unterstadt“ des alten Edo. Warum zum Geier die da eine Schnellstraße drüber gebaut haben erschließt sich mir nicht.
Eine echte Bausünde, solche Brückenpfeiler zu verdecken.
Hier findet sich auch der historische Kilometerstein Null, von dem aus alle Entfernungen in Japan berechnet werden. Hier war auch den Anfang des Tokaido, der wichtigste Straße des alten Japan unter den Shogunen, die Tokio entlang der Küste mit Kyoto verband. Nach dem Tokaido ist bis heute auch die wichtigste Shinkansen.Roure benannt.

Dann war es auch Zeit, wieder zum Bahnhof Ueno zurückzukehren, von wo ich nach Matsumoto gefahren bin (s.u.). Dabei geriet ich allerdings in eine Art Rush Hour: die U-Bahn (Ginza Line) füllte sich extrem. Kein Wunder: die fährt nach Asakusa, wo der berühmteste Tempel von Tokio liegt und auch ein wichtiger Schrein. Und eins machen die Japaner an Neujahr in großer Zahl: Hatsumode, den ersten Schreinbesuch des Jahres (und manche gehen stattdessen in einen buddhistischen Tempel).

Matsumoto

Aber gut, ich konnte schon in Ueno wieder aussteigen und dem Gedränge entkommen. Von Ueno nahm ich einen Shinkansen nach Nagano (Olympische Winterspiele 1998) und von dort aus nach Matsumoto. Das war schon ein kleiner logistischer Kraftakt, man fährt dann doch gut 2,5 Stunden. Und ich war schonmal in Matsumoto und komme dort wahrscheinlich auch im August nochmal durch. Also warum jetzt dorthin?

Immerhin gab es auf der Fahrt schöne Ausblicke…
…und leckeres Ekiben (Eki-Bento, am Bahnhof gekauftes Lunchpaket).

Der Grund, nach Matsumoto zu fahren, ist die Burg dort. Das ist die wohl zweitberühmteste Burg in Japan, nach Himeji. Und obwohl Himeji fraglos beeindruckender ist, finde ich Matusmoto-jo eigentlich die schönste Burg Japans. Ich habe immerhin die Mehrzahl der historisch erhaltenen Burgen gesehen und alle jene, die als „National Treasure“ registriert sind.

Das hier ist Matsumoto-jo. Eine der wenigen „schwarzen“ Burgen von Japan und einmalig schön gelegen mit den Bergen als Backdrop.

In den Burggraben sollte man nicht reinfallen. Diese Karpfen sind hungrig – und groß!

Trotzdem, die Burg haben schon 2014 gesehen und diesmal konnte ich auch nicht rein, weil die schon um 15 Uhr geschlossen haben. Also warum?

Jedenfalls nicht für den Hatsumode, den ersten Schreinbesuch. Die Schlangen sind lang!
Wobei da immerhin…
…ein kleines Matsuri ist, eine Kirmes.
Mit allerlei Imbissständen.
Immerhin, so musste ich nicht auf diesen wirklich bizarren Automaten zurückgreifen, der total im Off stand und wo man vorgegarte Fleischgerichte in Restaurant-Qualität kaufen kann. Das war laut Miho eine der Strategien während der Pandemie, wie Restaurants Umsatz machen konnten. Übrigens wurden während der Pandemie auch Lieferdienste wie Uber Eats populär, die vorher keine so große Rolle spielten.

Apropos bizarr:

Ich war auch noch in diesem winzigen Sento. Das ist echt alt, ich schätze aus den 50er Jahren, ist ein reines Männerbad (soweit ich das erkennen konnte) und die Umkleide ist derselbe Raum wie die Lobby bzw. die Kasse. Das ist ein echtes altes Wasch-Sento für die Nachbarschaft. Die haben ziemlich gestaunt, als ein ausländischer Tourist da auftauchte.
So so sieht es da aus.

And now for something completely different:

Was für ein Betrieb hat einen solchen Fuhrpark? Genau, ein ambulanter Pflegedienst. Aber warum sind die an Neujahr alle geparkt? Man sollte meinen, dass Pflege eine Dienstleistung selbst an Neujahr ist.

OK, aber nun im Ernst: warum bin ich ohne Not nach Matsumoto gefahren? Tini hat mir während des Urlaubs diesen Link geschickt: This winter illumination at Matsumoto Castle in Nagano is spectacular.

Und da musste ich dann doch hin, und zwar erst zu einer Zeit mit Tageslicht, für die Fotos am Tag und dann bis 18 Uhr ausharren, wo der Lightup losgeht. Hat es sich gelohnt?

Das könnt Ihr selbst beurteilen, ich finde schon.

Die Beleuchtung bewegt sich natürlich. Videos geben also einen besseren Eindruck:

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