Heute bin ich erstmals vom Wecker aufgewacht nach knapp acht Stunden Schlaf. Kaum neigt sich der Urlaub dem Ende zu ist auch schon der Jetlag weg – den ich aber tagelang als Hilfe zum Frühaufstehen genutzt habe. Tourismus funktioniert am besten, wenn man zu Öffnungszeit der ersten Sehenswürdigkeit schon vor Ort ist.
Das habe ich heute nicht geschafft, war aber auch nicht notwendig, da ich in Tokio selbst ja nur ein ausgewähltes Programm habe und nicht alle Klassiker abklappern muss. Ursprünglich hatte ich mal geplant, heute ins Nationalmuseum zu gehen, bei nochmaliger Recherche stellte ich dann fest, dass das heute auch noch zu ist. Nicht wegen Neujahr, sondern weil Montag ist! Sei’s drum, dann kommt das am 4. Januar an die Reihe.
Rikugien und Koishikawa Korakuen
Ich habe zwei klassische japanische Gärten besucht, die beide im Norden von Tokio liegen, sogar beide ziemlich genau auf der zwölf-Uhr-Linie wenn man den Kaiserpalast als Mitte von Tokio nimmt (was man handelsüblicherweise tut). Beide gehörten ursprünglich reichen Daimyo, feudalen Fürsten, die unter dem Shogunat immer eine gewisse Zeit in Edo verbringen mussten (der Shogun hatte gerne einen regelmäßigen, strengen Blick auf seine Untergebenen) und dafür Villen und Gärten unterhielten. Nach der Meiji-Restauration und dem Ende des Shogunats (und damit auch dem Ende der Feudalherrschaft) gingen diese Gärten teilweise auf dem Umweg über andere Privatbesitzer letztlich an den Staat und somit sind sie nun öffentliche Parks.
Da ich in beiden direkt hintereinander war bin ich ein wenig durcheinandergekommen, welche Bilder von welchem Garten sind. Sorry an alle Experten für Gartenbau, ich mische das jetzt einfach durch.


So ein japanischer Garten ist auch keineswegs für eine Totalperspektive angelegt, sondern immer zum Lustwandeln gemacht, mit hübschen Anblicken, die absichtlich erst hinter einer Biegung kommen oder von einem Hügel zu sehen sind.









Shibuya
Ok, ok. Wenn sie mich heute ins Museum nicht reinlassen und ich somit keine Highbrow-Kultur inhalieren kann, dann gibt es eben Populärkultur. Nein, nicht das Nerd-Mekka Akihabara, da war ich schon oft und es ist auch nicht mehr das, was es mal war. Stattdessen bin ich nach Shibuya, dem Zentrum des hypermodernen, neongetränkten, ultrakommerziellen Tokio.




Da mein Handy nunmehr wesentlich bessere Videos macht als meine Kamera vor 8,5 Jahren habe ich auch nochmal die Überquerung gefilmt:
Aber eine Neuerung ist mir dann doch gelungen: Ich bin auf das Hochhaus Shibuya Crossing Plaza hoch, was meines Wissens das letzte mal, wo ich da war, noch nicht fertig war. Für die Aussichtsplattform Shibuya Sky habe ich zwar kein Ticket mehr bekommen, aber es gab einen Teil des obersten Stockwerks, wo man umsonst reinkam und durch ein angenehm sauberes Fenster fotografieren:






Tatsächlich war der Trip nach Shibuya nicht wirklich eine Verlegenheitslösung, ich wollte da tatsächlich hin.



Meguro-gawa Minna no Illumination
Dezember/Januar ist letztlich keine schlechte Zeit für einen Trip nach Tokio oder Japan. Das Wetter ist etwas wärmer als in Deutschland, es regnet oder schneit nur wenig, die Luft ist klar und man hat bessere Chancen auf Aufsicht bis zum Fuji – was in den diesigen wärmeren Monaten selten ist.
Aber es gibt natürlich ein ganz grundsätzliches Problem: keine Kirschblüten. Keine Bilder von weiß und rosa behangenen Hainen unter denen Japaner ihre blauen Plastikplanen ausbreiten und Picknick machen. Keine leise rieselnden Blütenblätter die die Vergänglichkeit allen Seins symbolisieren und den Beginn eines neuen Schuljahres markieren.
Das Problem hat eine Lösung, die Meguro-gawa Minna no Illumination. Dabei werden entlang des Meguro-Flusses zwischen den Bahnhöfen Gotanda and Osaki (bei im Süden der Yamanote-Linie) die ohnehin vorhanden Kirschbäume mit rosa LEDs versehen.





Nur fürs Picknick war es dann doch zu kalt.
Morgen geht es noch einmal raus aus Tokio, nach Hakone, von wo ich vielleicht nochmal den Fuji zu sehen bekomme. Das hätte ich eigentlich lieber heute gemacht, aber da war Hakone Ekiden, das ist eine Art Super-Staffel-Marathon, wo zehn Läufer jeweils 20km von Tokio nach Hakone laufen und dann wieder zurück… Da wollte ich dann doch nicht in die Quere kommen.