Morgens: Toei Film Studios. Das ist wie die Bavaria-Filmstudios, nur für Samurai- und Ninjafilme.
Dann den Kokkedera Tempel. Um den Moosgarten dort zu sehen muss man sich voranmelden, 3000 Yen zahlen und eine Stunde Sutren abschreiben. So wie hier:
Das ist dann der Lohn:
Am späten Nachmittag waren wir dann noch im Arashiyama Bambusgarten:
Morgen wollten wir eigentlich in den alten Kaiserpalast, aber der hat Sonntags zu. Macht nichts, es gibt da noch ein paar Museen, die wir sehen wollen.
Eindruck von Kyoto: die Stadt ist schön, aber der Nahverkehr ist schrecklich: fast keine U-Bahn, dafür jede Menge überfülllter Busse. Dabei ist die Stadt etwas größer als München.
Erster Halt war das Ryozen Museum, das sich auf das Ende des Shogunats, die Öffnung zum Westen und die Meiji Restoration (also 1853-1868) spezialisiert hat. Leider war nicht viel übersetzt, aber ein paar interessante Exponate gab es schon.
Per Zufall haben wir danach eine super Teezeremonie gefunden. Die junge Dame hat Englisch und Teezeremonie studiert und sich kürzlich mit einem englischsprachigen Angebot von Teezeremonie selbstständig gemacht. Es wurde alles erklärt, wir durften auch selber Tee anrühren und haben sogar noch den starken Tee (dickflüssig) probieren dürfen.
Spät Nachmittags waren wir noch im International Manga Museum. Das ist in einer ehemaligen Grundschule untergebracht und zeigt eindrucksvoll: Manga ist kein Genre, sondern ein Medium. Jedes Jahr kommen zehntausende Titel auf den Markt, in allen erdenklichen Stilrichtungen und Genren. Man macht sich im Westen keine Vorstellung davon, weder die amerikanische noch die frankobelgische Comicszene ist auch nur annähernd so groß.
Man nimmt sich Hefte aus dem Regal und kann sie dann drinnen oder draußen lesen.
Morgen verlassen wir Kyoto und reisen weiter auf die Insel Shikoku.
Von Kyoto reisten wir mit dem Zug nach Shikoku, der kleineren Insel südlich von Honshu (siehe Reiseroute), um dort die Hafenstädte Takamatsu und Matsuyama zu besuchen.
In Takamatsu war das Hauptziel der Ritsurin-Garten, einer der größten in Japan. Es war der Wandelgarten des örtlichen daimyo (Fürsten). Es war gut, der daimyo zu sein…
Parkszenen
Mit dem Zug ging es weiter nach Matsuyama, der größten Stadt aus Shikoku. Dort waren wir im Dogo Onsen. Das ist ein großes historisches Badehaus mit Wasser aus natürlichen heißen Quellen.
Mit der Fähre sind wir über die Inlandsee, das Binnenmeer zwischen Honshu, Shikoku und Kyushu. Quasi Japans privates Mittelmeer. Ziel: Hiroshima.
Hiroshima ist eine schöne Stadt mit tragischer Vergangenheit. Berühmt sind natürlich das Friedensmuseum und die Friedenskuppel, eines der ganz wenigen Gebäude, von denen die Atombombe auch nur eine Ruine übrig ließ, obwohl es ganz nahe am Zentrum der Explosion war.
Und hier das Museum, das ich sehr zwiespältig fand. Die Ausstellung und die Exponate (Kleidungsfetzen, Trümmer, persönliche Gegenstände der Opfer) sind natürlich sehr beeindruckend und vor allem bedrückend. Das Leiden der vielen zivilen Opfer in Hiroshima wird wirklich herzzerreißend dargestellt.
Die historische Einordnung jedoch mag für japanische Vehältnisse progressiv sein, aus wissenschaftlicher historischer Sicht ist sie ziemlich unterirdisch. Japans Kriegsschuld, Greueltaten in China und Vietnam, Versklavung koreanischer Arbeiter und Zwangsprostitution werden zwar erwähnt (was für Japan schon progressiv ist) aber eben nur ganz am Rande. Vor allem die Analyse, warum die Atombombe auf Japan und nicht auf Deutschland abgeworfen wurde ist ziemlich hanebüchen. Es wird immer wieder ein Dokument von 1943 zitiert, in dem Japan als mögliches Ziel der Bombe erwähnt wird, aber das Dokument stammt natürlich vom Beginn des Manhattan-Projekts. Tatsache ist: die Bombe wurde am 16. Juli 1945 fertig, und da hatte Deutschland bereits kapituliert. Mit keinem Wort wird erwähnt, warum Japan nicht schon vorher kapitulierte, warum es nicht einmal nach der ersten Bombe kapitulierte sondern erst nach der zweiten, und welchen Schaden eine Invasion Japans im Vergleich zur Atombombe angerichtet hätte. Fazit: Japan sieht sich nach wie vor eher als Opfer des Krieges, den es selber angefangen hat, eine Aufarbeitung wie in Deutschland, geschweige denn ein Äquivalent zu Brandts Kniefall, fand nie statt.
Zum Abendessen gab es wieder Okonomiyaki, was in Honshus Süden noch originaler ist und noch besser.
Von Hiroshima ist man sehr schnell auf Kyushu, der südwestlichsten der vier Hauptinseln. Das Klima ist merklich subtropisch. Erster Halt und Basislager für die nächsten drei Tage ist Kumamoto (siehe Reiseroute).
Hauptsächlich hat die Stadt aber eine tolle Burg, die bei der Satsuma-Rebellion 1877 eine wichtige Rolle spielte. Das war der letzte Aufstand von traditionalististischen Samurai gegen das modernisierende Meiji-Regime.
Außerdem gibt es eine sehr gut erhaltene Residenz eines sehr hochrangigen Samurai.
Morgen geht es nach Nagasaki, aber nicht wegen der zweiten Atombombe, sondern weil das ganz lange Japans einziger Kontakt zur Außenwelt war, dort handelten sie mit den Holländern und Chinesen.
(Die Blogeinträge kommen übrigens mit Verspätung, weil ich im Zug schreibe und dann erst Abends im Hotel hochlade. )
Nagasaki liegt ziemlich weit ab vom Schuss, an einer Bucht auf einer Halbinsel auf Kyushu. Man braucht von der Shinkansen – Strecke fast zwei Stunden, bis man da ist.
Weil wir schon in Hiroshima waren haben wir alles, was mit der Atombombe zusammenhängt ignoriert – die relevanten Orte sind ohnehin in einem Vorort, denn die Bombe ging leicht daneben und traf nicht das Zentrum.
Statt dessen haben wir uns auf die Geschichte Nagasakis als lange Zeit einziges Tor nach Europa konzentriert. Im 16. Jahrhundert handelten die Japaner vor allem mit den Portugiesen und ein wenig mit den Briten, Holländern und Chinesen. Sie hatten auch selbst Außenhandel bis nach Vietnam. Doch 1639 beschloss der Shogun die Isolation Japans. Japaner durften keinen Außenhandel mehr betreiben, die Portugiesen wurden rausgeschmissen und nur die Holländer durften noch handeln, und das nur in Nagasaki. Das dauerte bis 1854, als die Amerikaner mit viel Bluff und einer Handvoll Schiffen mit Kanonen Japan zur Öffnung für den Handel zwangen.
Ein Grund warum der Shogun die Portugiesen raus warf war die katholische Missionierung. Erst sah man darin eine Möglichkeit, die Macht der buddhistischen Mönche einzudämmen, doch bald galt die Missionierung eher als Gefahr der Kolonisierung wie auf den Philippinen und es kam zu Christenverfolgungen. 1597 wurden 26 Christen, die meisten von ihnen Japaner und manche nur Kinder, in Nagasaki gekreuzigt – sie wurden im 19. Jahrhundert heilig gesprochen.
Die Christenverfolgungen gingen im 17. Jahrhundert weiter, doch es gab weiterhin Untergrundgemeinden.
Mit der Meiji Restoration 1867 kam dann auch Religionsfreiheit und die Christen konnten wieder Kirchen bauen. Im Süden Japans sieht man immer mal wieder welche, besonders in dieser Region.
Morgen geht es weiter nach Kagoshima, der südlichsten Großstadt der Hauptinseln. Sie liegt direkt gegenüber von einem rege aktiven Vulkan…
Der letzte größere Trip unserer Reise führte uns nach Kagoshima, der südlichsten Stadt der Hauptinseln. Wie auch Nagasaki ist Kagoshima geprägt vom Kontakt mit China und Europa. Von hier ging auch der entscheidende Impuls für die Meiji Restoration, also das Ende des Shogunats und die Modernisierung Japans, aus.
Morgen fahren wir mit dem Zug zurück nach Tokio. Gute 1200 Kilometer, das braucht mit Umsteigen dann doch 5 Stunden. Schrecklich…