Wir sind nach 11-stündigen Flug nach Tokio und zweistündigem Anschlussflug nach Fukuoka gut angekommen. Mobiles Internet ist besorgt, Auto ist gemietet, Hotel bezogen.
In Fukuoka sind wir dann noch Essen gegangen.
Jetzt bin ich aber erstmal hundemüde und gehe ins Bett. Morgen fahren wir zum Yoshinogari Historical Park, einer Art Freilichtmuseum über die frühe Besiedlung Japans und danach weiter Richtung Aso-san, dem zentralen Vulkan der Insel Kyushu.
Der erste volle Urlaubstag startet mit einem Buffet-Frühstück mit allem drum und dran: Reis, Miso-Suppe, gebratener Fisch, Ei, Natto (vergorene Sojabohnen), Kimchi und Würstel. Full Japanese Breakfast also. Und das in einem stinknormalen Business-Hotel – unerwartet gut!
Erstes Reiseziel war der Yoshinogari Historical Park ca. eine Stunde südwestlich von Fukuoka. Hier ist eine Siedlung der Yayoi-Kultur auf oder nahe den archäologischen Fundstätten nachgebildet. Die Yayoi war die letzte japanische Kultur vor der Übernahme der Schrift von den Chinesen, ca. 5. Jhdt. v. Chr. bis 3. Jhdt. n. Chr. Sie hatten noch keinen Stahl, nur Kupfer und Bronze – Reisanbau aber schon, daher befestigte Siedlungen samt Burggraben.
Nachdem der Tag noch früh und das Wetter sehr schön war sind wir gleich zum Aso-san, dem zentralen Vulkan der Insel Kyushu weiter. Leider darf man wegen eines kürzlichen Ausbruchs (und dem kontinuierlichen Austreten schädlicher Gase) nicht direkt bis an den Krater. Ein paar Bilder konnte man dennoch machen:
Leider konnte ich den Reiz der kargen Landschaft nur bedingt auf der Kamera einfangen – ist aber auf jeden Fall sehr schön.
Unser Hotel für die nächsten beiden Nächte ist in der Nähe des Bergs in Minami Aso.
Das Hotel hat auch einen eigenen Onsen (natürliches Thermalbad) und genau dahin zieht es mich jetzt auch!
Am exotischsten waren die beiden Scheiben rosa Pastete links neben dem Salat, mutmaßlich aus Fischrogen (jedenfalls salzig, fischig, würzig und ganz mürb).
Erstes Ziel des Tages waren die Yamaga-Hügelgräber. Das sind prähistorische Kofun-Gräber, wohl aus einer ähnlichen Zeit wie die Siedlung gestern, also vor Schrift und Buddhismus, ca. 300-600 n.Chr. Leider hat uns der Kalender einen Strich durch die Rechnung gemacht: gestern war Frühlingsanfang, ein Feiertag und deswegen hatte das Museum dort nicht gestern (Montag) geschlossen, sondern heute.
Die beiden Hügel links sind nur einer, die aus der Luft gesehen wirken wie ein Schlüsselloch.
Dank der Schließung hatten wir das Gelände quasi für uns allein.
Unweit des Museums ist die Stadt Yamaga. Dort gibt es das Yachiyoza, ein Kabuki-Theater aus dem Jahre 1910. In den 1970er Jahren wurde es geschlossen, weil die Popularität von Kabuki sehr unter Kino und Fernsehen gelitten hatte, aber seit 1990 wird es wieder bespielt.
Nun konnte man an einer Führung teilnehmen (Vorstellungen waren gerade keine, aber Kabuki habe ich vor zwei Jahren in Tokio gesehen) und dabei auch fotografieren, und genau das haben wir gemacht.
Einzigartig sind die Gemälde an Decke und oberer Wand: das sind quasi Plakate / Werbung für vergangene und kommende Stücke:
Die Bühne läuft dabei auf Schienen, und wo wurden die hergestellt? Genau – und die Führerin wies auch gleich die Gruppe drauf hin, dass zwei Gäste aus Deutschland, dem Land des Kruppstahls, dabei sind.
Danach sind wir zurück nach Minami Aso gefahren. Man kriegt mit Mietwagen abseits der Städte ein ganz anderes Japan zu sehen – sehr viel ruhiger und einfacher, leider aber auch entsetzlich zersiedelt. Es gibt kein Kanji (japanische Schriftzeichen) für Raumplanung geschweige denn Städteplanung und Japaner motzen auch ihre Häuser nicht auf, damit sie von außen hübsch aussehen.
Ein Mittagessen hatten wir verdient, aber wir mussten es erst noch selber herstellen, im Soba-Doja (Buchweizen-Trainingshalle). Das ist ein Etablissement, wo man unter fachkundiger Anleitung seine eigenen Soba (Buchweizennudeln) herstellt und dann verspeist.
So, bald ist es wieder Zeit für den Onsen und dann später das Abendessen. Morgen geht nach Kurokawa, angeblich einem der schönsten Onsen-Orte Japans. Mit Bildern von den Bädern könnt Ihr allerdings nicht rechnen – Kameras sind da so wenig angesagt wie Badehosen.
Heute machen wir das, was Japaner auch machen, wenn sie wenig Zeit haben, dringend Entspannung benötigen und das nötige Kleingeld auf den Tisch legen können: Ein Aufenthalt in einem schönen Ryokan (Gasthaus) mit eigener heißer Quelle, möglichst im Freien (Onsen bzw. Rotenburi). Glücklicherweise ist Kurokawa Onsen (übersetzt: Bad Schwarzfluss) nur eine Stunde nördlich von Minami Aso und gilt als eins der schönsten Onsen-Dörfer in Japan. In einem engen Tal gelegen gibt es hier Dutzende Ryokan mit eigenen heißen Quellen. Man kann auch einen Pass kaufen und die Bäder in verschiedenen Ryokans nutzen. Genau das haben wir auch getan. Wie viele heiße Bäder kann man an einem Tag nehmen? Wir versuchen es herauszufinden. Wenn sie zwei große rosa Rosinen irgendwo finden, sind wir das nach zu vielen Bädern.
Die Straßen sind eng, so dass wir das Auto auf einem größeren Parkplatz stehen ließen und alles zu Fuß machen, die Entfernungen sind nicht weit.
Seit dem zweiten Weltkrieg herrscht die Partei LDP in Japan fast ununterbrochen, die CSU ist nichts dagegen
Heute Abend bekommen wir ein Kaiseki Dinner (japanische Haute Cuisine). Das wird sicher fotowürdig, aber das schiebe ich dann nach.
Morgen fahren wir zurück nach Fukuoka, geben das Auto ab, steigen in das beste Eisenbahnsystem der Welt, und fahren nach Kagoshima ganz im Süden von Kyushu.
Hier noch Nachträge zu gestern. Bilder vom Abendessen:
Heure morgen sind wir dann nach Kagoshima gefahren. Also erst mit dem Auto zurück nach Fukuoka, Auto abgeben, und dann zum Bahnhof wo wir unseren Japan Rails Pass aktiviert haben. Mit dem Shinkansen sind es 1,5 Stunden nach Kagoshima, ganz im Süden der Insel.
Was ich an Kagoshima so schätze ist, dass es hier tatsächlich ein Stadtbild gibt und zumindest einige Planung in den Bau der Stadt einfloss, das ist in Japan unüblich.
Sehr schön ist auch das Ausgehviertel, ebenfalls im Umfeld der Arkaden.
Wenn das Wetter mitspielt gehen wir morgen in den Sengan-en, einen der Top-Gärten in Japan, ein kleines Stück außerhalb der Stadt.
Heute in Kagoshima standen zwei Punkte auf dem Programm, die wir 2014 nicht geschafft haben. Sengan-en, der Garten des örtlichen Shimazu-Adelsgeschlechtes und die Vulkaninsel Sakurajima (da waren wir zwar 2014 schon, sind aber auf der Insel nicht rumgekommen).
Der Sengan-en ist etwas außerhalb der Stadt und war seit dem 17. Jahrhundert zweiter Wohnsitz der Shimazu. Die Shimazu, Herrscher der Satsuma-Provinz, hatten am meisten Kontakt mit China und Europa und waren selbst vor der Meiji-Restoration (1868) schon die treibenden Kräfte der Modernisierung Japans.
Weitere Ansichten aus dem Garten:
Das eigentlich besondere am Sengan-en ist aber dies: ein japanischer Garten muss immer einen Hügel und einen Teich enthalten. Hier hat man drauf verzichtet. Warum? Die natürliche Aussicht stellt jede künstliche Anlage in den Schatten:
Die Shimazu waren wie gesagt Modernisierer. Interessanterweise haben sie darum das Gelände neben dem Garten für die frühesten Experimente mit japanischer Industrialisierung genutzt, was mittlerweile ein ziemlich gut aufbereitetes und dokumentiertes Gelände / Museum ist – im Museum darf man leider nicht fotografieren.
Letztlich ging es bei der Modernisierung auch darum, wieder militärische Anschluss an den Rest der Welt zu finden. 1863 hatten die Shimazu sich mit den Briten angelegt, die wiederum Kagoshima bombardierten, ohne dass die Satsuma etwas dagegen tun konnten, ihre Kanonen hatten viel weniger Reichweite. Also schlossen die Shimazu Frieden, schickten junge Leute zum Lernen nach London und experimentierten mit früher Industrie.
Am Nachmittag waren wir dann auf der Insel Sakurajima, wo wir mit einem anfangs völlig überfüllten Sightseeing-Bus rumfuhren.
Aber die Ausblicke waren dann – trotz des diesigen Wetters – ziemlich gut.
Morgen geht es weiter nach Okayama, wo wir uns mit Tinis Freundin Miho treffen, die uns zwei Tage begleiten wird.
Zunächst ein Nachtrag zu gestern: wir waren Abendessen in einem Areal, was zwei Dutzend mini-Lokale auf engstem Raum vereint, mit verschiedenen Regionalküchen.
Heute verließen wir Kyushu und fuhren mit dem Shinkansen auf die Hauptinsel Honshu in die Stadt Okayama (östlich von Hiroshima). Dieser Shinkansen war ein echter Bummelzug – 3,5h für gut 700km, weil er überall hielt. Das ist mal Jammern auf hohem Niveau! In Okayama trafen wir uns mit Tinis Freundin Miho, die uns die nächsten zwei Tage begleitet.
Hauptgrund für den besuch von Okayama ist der Koraku-en, der als einer der drei großen, besten japanischen Gärten gilt – er ist auch sehr schön, wenngleich aufgrund der Jahreszeit noch nicht allzu grün.
Für ein Hanami (Kirschblütenfest) braucht man aber eigentlich nur drei Dinge: einen blühenden Kirschbaum (ein einzelner genügt), eine blaue Plastikplane und Bier.
Morgen geht es weiter nach Izumo (in der Nähe von Matsue, unserem nächsten Basislager), wo wir den (meines Wissens) zweitwichtigsten Schrein des Shintoismus besuchen werden, wo unter anderem Susanoo, der Gott des Meeres und des Windes (und Bruder der Sonnengöttin Amaterasu) verehrt wird.
Von Okayama durchquerten wir Honshu nach Norden und Westen an die andere Seite, die Nordküste hin zum japanischen Meer. Zwischen den Küsten sind hier nicht riesig hohe Berge aber doch ordentlich Mittelgebirge. Entsprechend zig sich die Zugfahrt – das ist hier ein anderes Japan jenseits von Shinkansen und Ultramoderne.
Ziel war Izumo-taisha, der zweitwichtigste Schrein im Shintoismus. Hier wird Ōkuninushi-no-mikoto verehrt, und quasi nebenbei sein mythologisch eigentlich wichtiger, aber in der faktischen Religion wenig bedeutende Vater Susanoo, Bruder der Sonnengöttin Amaterasu und Gott von Wind, Meer und Donner.
Der Deal war wohl so: Ōkuninushi-no-mikoto akzeptierte die Nachkommen Amaterasus (also die Kaiser von Japan) als Herrscher von Japan, dafür bekam er einen ganz tollen Schrein, der lange Zeit das höchste Gebäude Japans war (und auch früher doppelt so hoch wie heute, was zu einigen Einstürzen führte).
Der Schrein selber ist mit einem Zaun umgeben und nur Priester kommen rein. Dennoch kann man einiges sehen – laut Tini viel mehr als in Ise, dem wichtigsten Schrein, wo Amaterasu selbst verehrt wird. Interessant ist hier der Blick in die Vergangenheit. Der Schrein wird zwar alle 60 Jahre komplett neu gebaut – aber er bleibt doch weitgehend unverändert (bis auf die Größenreduktion). Und da es diesen Schrein tatsächlich verbrieftermaßen seit dem 7. Jahrhundert gibt, bekommt man einen Blick auf das ganz ganz frühe Japan. Die Architektur ist also älter als fast alle ältesten Kirchen Europas, auch wenn der Bau selbst 2013 neu gemacht wurde. Von verschiedenen Seiten:
Warum ist also Ōkuninushi-no-mikoto wichtiger als sein Vater? Er ist für Eheschließungen zuständig. Und in Japan wird shintoistisch geheiratet, dafür buddhistisch begraben. Entsprechend vielbeschäftigt ist der Kami
Dass Möwen diebische Viecher sind, weiß man ja. Doch hier nehmen auch die zahlreichen Milan-artigen Raubvögel den Begriff „Raub“ sehr ernst. Hier sieht man Tini mit ihrem zweiten gegrillten Kalmar. Den ersten hat ihr ein Raubvogel direkt aus der Hand gerissen, als sie mit ihm draußen lustig knabbernd unterwegs war. Wir waren alle reichlich überrascht und froh, dass Tini dabei nicht verletzt wurde.
Zum Abschluss noch zwei Bilder vom Abendessen in einem Izakaya (japanische Kneipe mit kleinen Speisen).
Morgen sehen wir und Matsue-jo an, eine der zwölf verbliebenen Originalburgen Japans.
Heute haben wir uns Matsue angesehen. Die Stadt hat eine der nur zwölf erhaltenen Originalburgen, aber noch fast spannender ist die Tatsache, dass die Innenstadt letztlich immer noch das gleiche Layout hat wie in der Edo-Epoche (1600-1868). Damals waren die Städte strikt getrennt in Burg, Distrikt für die oberen Samurai, Distrikt für die unteren Samurai, Distrikt für den Rest, jeweils getrennt durch Burggraben. Da in Matsue diese „Burggräben“ noch als Kanäle und Fluss existieren sieht man das noch recht gut, obwohl natürlich mittlerweile jeder wohnt wo er es sich leisten kann.
Sehr schön erhalten und begehbar ist auch das Haus eines mittleren Samurai (die waren in dieser Epoche keine Krieger sondern Beamte, die gerne über das Krieger-sein philosophierten und Gedichte schrieben…)
Morgen geht es zu den Iwami Slberminen westlich von hier, die Region gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Heute sind wird dann nach Westen in die Stadt Oshi gefahren und von dort aus ins das Dorf Omori. Dort sind die Iwami Ginzan Silberminen, die zwischen ca. 1600 und dem frühen 19. Jahrhundert eine wichtige Geld- und Machtquelle des Shogunats darstellten. In Teilen dieser Epoche war Japan für ein Drittel der weltweiten Silberproduktion verantwortlich, und Iwami Ginzan spielte dabei eine zentrale Rolle. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts ließ die Bedeutung der Minen nach und die Gegend geriet in Vergessenheit, bis man sie im 20 Jahrhundert wiederentdeckte. Heute ist die Region UNESCO-Weltkulturerbe.
Iwami Ginzan wird vom Dorf Omori aus erkundet. Nördlich ist ein Wanderweg der an verschiedenen Stollen und Tempeln vorbei zu einem erhaltenen Stollen führt, im Süden liegt das Dorf selbst, mit historischen Gebäuden aus der Edo-Periode (1600-1868) und auch quasi als Altstadt erhalten.