27.12.2022 – Takao-san

Heute war strahlend schönes Wetter, Zeit für den ersten Tagesauflug. Zum Takao-san, das ist ein Berg ca. 1h südwestlich von Tokio. Nur 600m hoch, aber Tokio liegt ja auf dem Meeresspiegel, sind also doch einige Höhenmeter.

Aber zunächst: mein Hotel hat das beste Frühstücksbuffet, das ich je gesehen habe. Zumindest wenn man japanisches Essen mag – die westliche Auswahl ist vorhanden aber unspektakulär.

Gegrillter Lachs und Makrele. Monja Korokke (frittierte Mochi) und Hühnchen mit Gemüse.
Natto, diverse eingelegte Gemüse und (ich glaube) ein Tapiokabrei.
Würziger Tofu und gegrilltes Hühnchen.
Curry und im anderen Topf sind glaube ich Würstchen.
Meine erste Runde.

Und das ist noch längst nicht alles, es gibt noch viel auszuprobieren.

Dann aber auf zum Takao-san. Erstmal nach Shibuya, dem wichtigsten Bahnhof im Westen Tokios. Ich bin um 8.20 Uhr los und rechnete mit der schlimmsten Rush Hour, war aber total harmlos, anscheinend sind viele in Ferien. Und dann mit einer Privatbahn nach Takaosanguchi, also zum Fuß des Berges.

Nun könnte man den Berg komplett von unten erklimmen, es gibt verschiedene Routen von relativ leicht bis deutlich sportlicher.

Oder man nimmt wie ich für den halben Weg die Cable Car, wird schon noch genug Kletterei auf der zweiten Hälfte.
Die Talstation.
Die Bahn fährt alle 15 Minuten, auf halber Strecke können die beiden Züge aneinander vorbei.
Gut, dass das dicke Stahlkabel gehalten hat, sonst wäre das eine einmalige Achterbahn – für jeden Insassen die letzte Fahrt. Die Steigung ist teils über 30 Grad.
Schon von der Bergstation der Bahn hat man schöne Ausblicke.
Hier beginnt dann der Wanderweg. Ich bin natürlich die Route Nummer 1, das ist der einfache für Zivilisten.
Auf dem Weg kommt man entlang langer Reihen solcher Stelen. Ich glaube, die kann man oben beim Tempel kaufen und beschriften lassen. Wozu, weiß ich nicht. Vielleicht Fürbitten oder so was? Schnell, ist ein Japanologe, Indologe oder Religionswissenschaftler (m/w/d) im Saal?
Hier spaltet sich der Wanderweg 1 in die „Männertreppe“ und die „Frauensteige“, die etwas weiter oben wieder zusammenkommen. Ich bin links hoch und später rechts wieder runter.
Hier, schon ziemlich weit oben, beginnt das Gelände des buddhistischen Tempels Yakuōin Yūkiji.
Streng bewacht von Tengu, geflügelten Berggeistern bzw. -ungeheuern.
Andere Tengu sehen…
…vergleichsweise lustig aus.
Der Tempel selbst…
…zieht sich über reichlich Stockwerke.
Alle über reichlich Treppenstufen verbunden…
…aber mit hübscher Deko.
Das hier ist der Gipfel vom Tempel, allerdings noch nicht vom Berg.
Auf dem Berg leben wohl auch Riesenflughörnchen aber die sind leider nachtaktiv.
Trotz halbem Weg mit der Cable Car ist es dann doch eine ziemliche Kletterei (mit erstaunlich viele Treppenstufen).
Man erreicht dann diese Aussichtsplattform und hat dann dank des schönen und kühlen, daher nicht diesigen, Wetters:
eine beachtliche Aussicht auf den Fuji-san.
Hier auch.
Und hier.
Tatsächlich war es eins meiner Ziele für diesen Urlaub, vernünftige Fotos vom Fuji zu schießen. Ich werde noch nach Hakone fahren (heute Tickets geholt), da ist man näher dran. Aber ob dann das Wetter noch so gut ist?
Die zweite Belohnung für den Aufstieg war Mittagessen: Sobanudeln mit Berggemüse. Mit 1,000 Yen (ca. 7 Euro) vergleichweise teuer für so eine simple Nudelsuppe aber man ist halt auf dem Berg und sie war wirklich lecker.

Dann bin ich wieder runtergekraxelt, was natürlich etwas leichter ging. Dennoch rechne ich mit Muskelkater, morgen werde bzw. muss ich es langsamer angehen.

Immerhin hatte ich noch eine dritte Belohnung: unten an der Bahnstation gibt es (ebenfalls von der Bahngesellschaft betrieben) einen Onsen, also ein Bad mit natürlicher heißer Quelle. Aufgrund der japanischen Badegewohnheiten ohne Bekleidung kann man da nicht fotografieren. Also habe ich Bilder aus dem Internet geklaut:

Dann zurück nach Shinjuku und Nippori, „meine“ Station. Es war noch eine knappe Stunde Tageslicht übrig, also habe ich was nahe gelegenes aber ungewöhnliches gemacht.

Jeder, der schonmal in Japan war, hat von Tokugawa Ieyasu, dem ersten modernen Shogun gehört und weiß wahrscheinlich auch, wo der begraben ist: in Nikko in den Bergen nördlich von Tokio, superprächtige Anlage, UNESCO-Weltkulturerbe, etc. Ich war da schon mal und fahre am Donnerstag auch nochmal hin.

Aber was wurde aus dem letzten Shogun, Tokugawa Yoshinobu, der 1867 die Macht abgeben musste?

Er ist 10 Minuten zu Fuß von meinem Hotel auf der anderen Seite der Gleise auf dem riesigen Friedhof Yanaka begraben. Das ist nicht ganz der Zentralfriedhof von Wien aber schon richtig groß. Hier das (verschlossene) Tor zur Grabanlage, zu erkennen am Tokugawa-Mon (Wappen) mit den drei Blättern.
Wenn ich die Plakette richtig gedeutet habe, ist das hier das eigentliche Grab…
…oder vielleicht doch das linke dieser beiden.

Tokugawa Yoshinobu, der letzte Shogun, machte 1867 das Licht aus und übergab die Macht zurück an den Kaiser (oder eigentlich die buntgemischte Junta aus Traditionalisten und Modernisierern, die das Shogunat besiegt hatten). War keine so schlechte Entscheidung: er lebte bis 1913, erhielt einen der höchsten Adelstitels des Landes und sein Clan ist bis heute steinreich.

So sieht der Friedhof…
…jenseits des Tokugawa-Grabs aus. Buddhistisch begraben zu werden hat seine Vorteile:
Es gibt leckere Mikan-Mandarinen…
…und die Aussicht auf den Tokyo Skytree, das höchste Gebäude Japans und dritthöchste der Welt ist auch nicht schlecht. Und letztlich wird man eh bald wiedergeboren.

Danach war nur noch Bildbearbeitung, bloggen und Abendessen in einem Izakaya (Kneipe, eine der praktischen mit Bestellung über mehrsprachiges Tablet) angesagt. Mittlerweile ist 21.30 Ortszeit und alt werde ich bestimmt nicht mehr heute. Was ich morgen mache hängt ein bisschen von der Intensität des befürchteten Muskelkaters ab…

Immerhin: der Plan mit dem jeden Tag Baden geht bislang auf. Gestern das große Bad (Sento) von Hotel genutzt, heute den Onsen beim Takao-san.

2 Gedanken zu „27.12.2022 – Takao-san“

  1. Hi Markus, lieben Dank für deinen Reiseblogg. Ich werde wohl nie nach Japan – dank der Flugzeiten kommen – deshalb ist esschön von Dir mitgenommen zu werden. Viel Spass noch!

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