24. Mai Kyoto

Morgens: Toei Film Studios. Das ist wie die Bavaria-Filmstudios, nur für Samurai- und Ninjafilme.

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Mit Schwertkampfszenen,
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Kletternden Ninjas,
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kleinen Ninjas,
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Shinsengumi (Geheimpolizei des Shogun)
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Bewerbern für die Shinsengumi,
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Und gelegentlichen Monstern.

Dann den Kokkedera Tempel. Um den Moosgarten dort zu sehen muss man sich voranmelden, 3000 Yen zahlen und eine Stunde Sutren abschreiben. So wie hier:

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Wir hatten aber keine Stühle, wir mussten knien, in der Halle der tausend Schmerzen.

Das ist dann der Lohn:

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Am späten Nachmittag waren wir dann noch im Arashiyama Bambusgarten:

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Morgen wollten wir eigentlich in den alten Kaiserpalast, aber der hat Sonntags zu. Macht nichts, es gibt da noch ein paar Museen, die wir sehen wollen.

25. Mai Kyoto

Eindruck von Kyoto: die Stadt ist schön, aber der Nahverkehr ist schrecklich: fast keine U-Bahn, dafür jede Menge überfülllter Busse. Dabei ist die Stadt etwas größer als München.

Erster Halt war das Ryozen Museum, das sich auf das Ende des Shogunats, die Öffnung zum Westen und die Meiji Restoration (also 1853-1868) spezialisiert hat. Leider war nicht viel übersetzt, aber ein paar interessante Exponate gab es schon.

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Zum Beispiel ein bisher unbekanntes Mitglied der Shinsengumi, Roedel Tini-san.

Per Zufall haben wir danach eine super Teezeremonie gefunden. Die junge Dame hat Englisch und Teezeremonie studiert und sich kürzlich mit einem englischsprachigen Angebot von Teezeremonie selbstständig gemacht. Es wurde alles erklärt, wir durften auch selber Tee anrühren und haben sogar noch den starken Tee (dickflüssig) probieren dürfen.

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Spät Nachmittags waren wir noch im International Manga Museum. Das ist in einer ehemaligen Grundschule untergebracht und zeigt eindrucksvoll: Manga ist kein Genre, sondern ein Medium. Jedes Jahr kommen zehntausende Titel auf den Markt, in allen erdenklichen Stilrichtungen und Genren. Man macht sich im Westen keine Vorstellung davon, weder die amerikanische noch die frankobelgische Comicszene ist auch nur annähernd so groß.

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Das ist nur eines des Regale mit übersetzten Manga, ein winziger Bruchteil der Sammlung.
Ein ehemaliges Klassenzimmer für Etikette und Handarbeit.
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Eine Modeausstellung von Mangas inspiriert.

Man nimmt sich Hefte aus dem Regal und kann sie dann drinnen oder draußen lesen.

Morgen verlassen wir Kyoto und reisen weiter auf die Insel Shikoku.

26. Mai Shikoku

Von Kyoto reisten wir mit dem Zug nach Shikoku, der kleineren Insel südlich von Honshu (siehe Reiseroute), um dort die Hafenstädte Takamatsu und Matsuyama zu besuchen.

In Takamatsu war das Hauptziel der Ritsurin-Garten, einer der größten in Japan. Es war der Wandelgarten des örtlichen daimyo (Fürsten). Es war gut, der daimyo zu sein…

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Parkszenen

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Allerlei…
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Getier…
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Und das sind die ume (Pflaumen), aus denen der leckere Wein gemacht wird.

Mit dem Zug ging es weiter nach Matsuyama, der größten Stadt aus Shikoku. Dort waren wir im Dogo Onsen. Das ist ein großes historisches Badehaus mit Wasser aus natürlichen heißen Quellen.

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Kann man natürlich nur von außen fotografieren.
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Zum Abendessen gab es Tonkatsu (Schweineschnitzel) stilecht im kleinen Badezuber serviert.
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Matsuyama hat auch eine tolle Burg, siehe hier.
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Die vielen, vielen Kirschbäume in Japan sind leider nur Zierkirschen.

Jetzt warten wir auf die Fähre nach Hiroshima.

27. Mai Hiroshima

Mit der Fähre sind wir über die Inlandsee, das Binnenmeer zwischen Honshu, Shikoku und Kyushu. Quasi Japans privates Mittelmeer. Ziel: Hiroshima.

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Hier mal ein Panorama von der Fähre.
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Hier ankert Japans einziger Hubschrauberträger vor Kure. Das Ding ist nicht unumstritten, weil es die Doktrin des japanischen Militärs als reine Selbstverteidigungskräfte in Frage stellt. Deutschland hat so was nicht, was vor ein paar Jahren eine Geiselbefreiung vor Somalia verhindert hat.

Hiroshima ist eine schöne Stadt mit tragischer Vergangenheit. Berühmt sind natürlich das Friedensmuseum und die Friedenskuppel, eines der ganz wenigen Gebäude, von denen die Atombombe auch nur eine Ruine übrig ließ, obwohl es ganz nahe am Zentrum der Explosion war.

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Die meisten Gebäude waren natürlich aus Holz und brannten ab.
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Nochmal die Kuppel im Friedenspark.
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Das Kinderdenkmal.
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Und hier das Museum, das ich sehr zwiespältig fand. Die Ausstellung und die Exponate (Kleidungsfetzen, Trümmer, persönliche Gegenstände der Opfer) sind natürlich sehr beeindruckend und vor allem bedrückend. Das Leiden der vielen zivilen Opfer in Hiroshima wird wirklich herzzerreißend dargestellt.

Die historische Einordnung jedoch mag für japanische Vehältnisse progressiv sein, aus wissenschaftlicher historischer Sicht ist sie ziemlich unterirdisch. Japans Kriegsschuld, Greueltaten in China und Vietnam, Versklavung koreanischer Arbeiter und Zwangsprostitution werden zwar erwähnt (was für Japan schon progressiv ist) aber eben nur ganz am Rande. Vor allem die Analyse, warum die Atombombe auf Japan und nicht auf Deutschland abgeworfen wurde ist ziemlich hanebüchen. Es wird immer wieder ein Dokument von 1943 zitiert, in dem Japan als mögliches Ziel der Bombe erwähnt wird, aber das Dokument stammt natürlich vom Beginn des Manhattan-Projekts. Tatsache ist: die Bombe wurde am 16. Juli 1945 fertig, und da hatte Deutschland bereits kapituliert. Mit keinem Wort wird erwähnt, warum Japan nicht schon vorher kapitulierte, warum es nicht einmal nach der ersten Bombe kapitulierte sondern erst nach der zweiten, und welchen Schaden eine Invasion Japans im Vergleich zur Atombombe angerichtet hätte. Fazit: Japan sieht sich nach wie vor eher als Opfer des Krieges, den es selber angefangen hat, eine Aufarbeitung wie in Deutschland, geschweige denn ein Äquivalent zu Brandts Kniefall, fand nie statt.

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Das historische Hiroshima vor…
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und nach der Bombe.

Zum Abendessen gab es wieder Okonomiyaki, was in Honshus Süden noch originaler ist und noch besser.

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Im Süden wird das Gericht mit Nudeln anstatt mit Teig zubereitet.
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Hier noch eine Straßenszene: ein Blumenladen bei Nacht.

28. Mai Kumamoto

Von Hiroshima ist man sehr schnell auf Kyushu, der südwestlichsten der vier Hauptinseln. Das Klima ist merklich subtropisch. Erster Halt und Basislager für die nächsten drei Tage ist Kumamoto (siehe Reiseroute).

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Das Kuma in Kumamoto kann man auch als Bär lesen, also hat die Stadt sich ein Maskottchen gegeben, das findet man wirklich überall.
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Überall!

Hauptsächlich hat die Stadt aber eine tolle Burg, die bei der Satsuma-Rebellion 1877 eine wichtige Rolle spielte. Das war der letzte Aufstand von traditionalististischen Samurai gegen das modernisierende Meiji-Regime.

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Das Bild oben zeigt übrigens nicht die Burg, sondern nur einen Wachturm.
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Das hier ist die Burg!
Und das hier?
2008 wurde der Fürstenpalast der Burg rekonstruiert. So sieht also ein traditioneller Palast als Neubau aus.
Alles noch viel heller als in den wirklich alten Bauten.

Außerdem gibt es eine sehr gut erhaltene Residenz eines sehr hochrangigen Samurai.

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Der Eingang
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Brunnen
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Küche
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Bad
Schreibzimmer
Ein Wohnzimmer.

Morgen geht es nach Nagasaki, aber nicht wegen der zweiten Atombombe, sondern weil das ganz lange Japans einziger Kontakt zur Außenwelt war, dort handelten sie mit den Holländern und Chinesen.

(Die Blogeinträge kommen übrigens mit Verspätung, weil ich im Zug schreibe und dann erst Abends im Hotel hochlade. )

29. Mai Nagasaki

Nagasaki liegt ziemlich weit ab vom Schuss, an einer Bucht auf einer Halbinsel auf Kyushu. Man braucht von der Shinkansen – Strecke fast zwei Stunden, bis man da ist.

Weil wir schon in Hiroshima waren haben wir alles, was mit der Atombombe zusammenhängt ignoriert – die relevanten Orte sind ohnehin in einem Vorort, denn die Bombe ging leicht daneben und traf nicht das Zentrum.

Statt dessen haben wir uns auf die Geschichte Nagasakis als lange Zeit einziges Tor nach Europa konzentriert. Im 16. Jahrhundert handelten die Japaner vor allem mit den Portugiesen und ein wenig mit den Briten, Holländern und Chinesen. Sie hatten auch selbst Außenhandel bis nach Vietnam. Doch 1639 beschloss der Shogun die Isolation Japans. Japaner durften keinen Außenhandel mehr betreiben, die Portugiesen wurden rausgeschmissen und nur die Holländer durften noch handeln, und das nur in Nagasaki. Das dauerte bis 1854, als die Amerikaner mit viel Bluff und einer Handvoll Schiffen mit Kanonen Japan zur Öffnung für den Handel zwangen.

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Die Holländer durften nur auf einer winzigen künstlichen Insel namens Dejima wohnen und einen Handelsposten betreiben. Teile von Dejima (das heute mitten in der Stadt liegt) sind heute als Museum rekonstruiert,  wie man hier sieht.
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Dieses Gebäude ist eher untypisch. Die meisten wurden von Japanern gebaut und von den Holländern angepasst.
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So wie hier, die anderen Häuser sind noch japanischer wirkend.
Auch innen passten die Holländer die Häuser an…
man beachte die Tapeten an den japanisch anmutenden Wänden. Japaner würden das nie so machen.
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Auch die Chinesen durften noch handeln, drum gibt es bis heute ein Chinatown, wenn auch ein sehr kleines.

Ein Grund warum der Shogun die Portugiesen raus warf war die katholische Missionierung. Erst sah man darin eine Möglichkeit, die Macht der buddhistischen Mönche einzudämmen, doch bald galt die Missionierung eher als Gefahr der Kolonisierung wie auf den Philippinen und es kam zu Christenverfolgungen. 1597 wurden 26 Christen, die meisten von ihnen Japaner und manche nur Kinder, in Nagasaki gekreuzigt – sie wurden im 19. Jahrhundert heilig gesprochen.

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Dieses Denkmal erinnert an die 26 Heiligen.

Die Christenverfolgungen gingen im 17. Jahrhundert weiter, doch es gab weiterhin Untergrundgemeinden.

Wer in dieser buddhistischen Kannon (boddhisatva der Barmherzigkeit) Ähnlichkeiten mit der Jungfrau Maria entdeckt täuscht sich nicht.

Mit der Meiji Restoration 1867 kam dann auch Religionsfreiheit und die Christen konnten wieder Kirchen bauen. Im Süden Japans sieht man immer mal wieder welche, besonders in dieser Region.

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Dieser Kirchenarchitekt hat aber wohl zuviel Gaudi gesehen…

Morgen geht es weiter nach Kagoshima, der südlichsten Großstadt der Hauptinseln. Sie liegt direkt gegenüber von einem rege aktiven Vulkan…

30. Mai Kagoshima

Der letzte größere Trip unserer Reise führte uns nach Kagoshima, der südlichsten Stadt der Hauptinseln. Wie auch Nagasaki ist Kagoshima geprägt vom Kontakt mit China und Europa. Von hier ging auch der entscheidende Impuls für die Meiji Restoration, also das Ende des Shogunats und die Modernisierung Japans, aus.

Direkt gegenüber von Kagoshima liegt auf einer Halbinsel der Vulkan Sakurajima, der überaus aktiv ist und regelmäßig Asche auf die Stadt spuckt. Oben rechts ist der aktive Kegel, aus dem es auch rausraucht.
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Auf Kagoshima verzichteten die Daimyos während des Shogunats auf eine wehrhafte Burg, es gab keinen Festungsturm. Wohl aber einen Burggraben, der hier voller Wasserpflanzen zu sehen ist.
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Historisch dreht sich viel um diesen Mann, Saigo Takamori, der erst 1867 die Truppen anführte, die das Shogunat stürzten. Zehn Jahre später stand er dann an der Spitze der Satsuma-Rebellion, weil er mit der neuen Regierung unzufrieden war. Damit hatte er aber keinen Erfolg. Die Rebellion scheiterte und Saigo starb.  Der echte letzte Samurai.
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In Japan sind die Biergärten auf den Dächern von Kaufhäusern,  wie man hier sieht. Überhaupt sind Kaufhäuser in Japan sehr wichtig.
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Und im Keller sind Supermärkte, die auch internationale Spezialitäten führen…

Morgen fahren wir mit dem Zug zurück nach Tokio. Gute 1200 Kilometer,  das braucht mit Umsteigen dann doch 5 Stunden. Schrecklich…