San Francisco Tag 3: Vom Mission District zum Golden Gate Park

Heute habe ich meinen MUNI-Nahverkehrspass ausgenutzt und die verschiedenen Buss und Trambahnen verwendet, um in der Gegend rumzukommen. Das Nahverkehrsnetz ist dicht gewoben und die Wartezeiten halten sich in Grenzen, nur hat man manchmal den Eindruck, die Cable Cars seien die modernen Fahrzeuge des Verkehrsverbundes…

Erster Stop war der Mission District und die Mission Dolores. Dies ist quasi der Ursprung des zivilen San Francisco (neben dem Presidio als Militärstützpunkt), gegründet 1776 als spanische Mission. Das war’s dann auch schon fast mit San Francisco bis zum Goldrausch 1849: die Mission, das Presidio, ein paar Fischer und ein paar Docks. Erst danach ging es richtig los. Die Mission ist jedenfalls das älteste Gebäude der Stadt, ganz in der klassischen Adobe-Bauweise.

Links die Mission Dolores, daneben die wesentlich neuere Basilica

Die Mission wurde weitgehend von Ohlone-Indianern gebaut, die dem ganzen auch ihren Stempel aufdrückten, in diesem Fall im Deckenmuster sichtbar:

Innenraum der Mission Dolores

Die Gegend drum herum nennt man Mission District und es handelt sich tatsächlich um ein hispanisches geprägtes Viertel. Gut fand ich besonders die verschiedenen Wandgemälde.

Ein bemaltes Haus im Mission District
Das sog. Women’s Building
Fußball spielt in einer Latino-Gegend natürlich eine ganz andere Rolle als bei den Anglos. Man beachte die zwei mitspielenden Azteken!
Die Grenze zwischen Wandgemälde und Graffitti ist fließend

Danach hatte ich das Yuerba Buena Center for the Arts auf dem Programm, wo ich das Museum of Modern Arts prompt links liegen ließ und in das Museum of Cartoon Art gegangen bin (keine Fotos, da nicht erlaubt). Auf dem weiteren Weg kam ich am Rathaus vorbei, was eine ähnliche Größe hat wie das Bundeskapitol in Washington, man lässt sich in SF wohl nicht lumpen.

Rathaus von San Francisco
Hier die sog. Postcard Row am Alamo Square. Früher waren die Häuschen wohl deutlich bunter, daher der Name.

Der Golden Gate Park ist das Gegenstück zum Central Park in New York: fünf Kilometer lang und einen Kilometer breit. Drinnen u.a. ein botanischer Garten und diverse Museen, und am Sonntag sehr viele Menschen!

Golden Gate Park
Schöne Blüten…
…der rote Flaschenbürstenbaum…
…und der gefährliche, fleischfressende Riesenrhabarber!
Was machen deutsche Einwanderer in Amerika als ersters? Genau!

Auf dem Rückweg bin ich noch am Pier 39 vom Fisherman’s Wharf vorbei, das ist die Zentrale des Kitsch-Tourismus. Aber seit dem Erdbeben von 1989 haben sich hier Seelöwen angesiedelt. Im ersten Jahr ca. 40, im zweiten Jahr 200, im dritten 400, mittlerweile sind es im Winter bis zu 1.000 und manche migrieren gar nicht mehr weg. Experten sagen voraus, dass im Jahre 2025 San Francisco vollständig von den Seelöwen übernommen ist, und die Menschen nur noch als versklavte Heringsputzer dienen dürfen…

Die zukünftigen Herren von San Francisco

San Francisco Tag 4: Sausalito und Tiburon

Habe heute ein Fahrrad gemietet und bin damit über die Golden Gate Bridge auf die andere Seite der Bay gefahren, nach Sausalito und Tiburon, dann am Schluss mit der Fähre zurück. Ca. 35km. Resultat: gestern taten mir die Füße weh, heute ein anderes Körperteil…

Die Golden Gate Bridge vor…
…und nach meiner Überfahrt.
Das ist aber kein Witz. Die Brücke ist bei Selbstmördern beliebt, daher gibt es mehrere Krisentelefone.
Sausalito ist ein malerisches kleines „Fischerdorf“ für Fischer, die siebenstellige Summen verdienen.
Es gibt aber auch eine historische Aussteiger- und Künstlerszene dort, die in Hausbooten lebt.
Allerdings hat auch hier die Immobilienkrise zugeschlagen.
Andernorts hält man sich einen Wachhund, hier einen Wachreiher…
Einmal um die Bay herum liegt Tiburon. Im Prinzip Sausalito ohne die Hausboote. Von hier bin ich mit der Fähre zurück nach SF.

Die Firma, die die Fahrräder vermietet, heißt übrigens „Blazing Saddles“, nomen est omen. Die Räder waren allerdings ok, sofern man auf Schutzbleche und Beleuchtung verzichten kann, was in diesem Fall kein Problem war.

San Francisco Tag 5: Academy of Science und Japantown

Ein Regentag, daher bin ich zurück zum Golden Gate Park gefahren, um mir dort die California Academy of Science, eine Art Naturkundmuseum anzusehen. Die Idee hatten natürlich auch andere, aber es waren weniger Touristen als vielmehr Schulklassen und Kindergartengruppen unterwegs. Die Ausstellungen sind trotzdem gut, neben dem obligatorischen Dinosaurierskelett gibt es ein gutes Aquarium und einen ziemlich spektakulären beghbaren Miniatur-Regenwald. Hier ein paar Eindrücke:

Ein „Leafy Sea Dragon“ (auf deutsch eher prosaisch „Großer Fetzenfisch“).
Leuchtquallen
Das Aquarium hat einen Streichelzoo, wo man Seesterne u.a. anfassen kann…
Frösche im Mini-Regenwald
Chamäleon im Regenwald
Dies sind nicht etwa Grabhügel der Ohlone-Indianer, sondern das begrünte Öko-Dach der Akademie, mit dem sie sich unter anderem die Klimaanlage sparen.

Am Nachmittag war das Wetter wieder besser, daher bin ich nach Japantown bzw. Nihonmachi. Eine interessantes ethnisches Viertel: hier siedelten sich nach dem Erdbeben von 1906 die japanischen Einwanderer (die seit dem späten 19. Jhdt. nach SF kamen) an. Im Zweiten Weltkrieg wurden jedoch als Resultat der anti-japanischen Ressentiments alle Personen japanischer Abstammung (mehrheitlich US-Bürger!) in Internierungslager im Landesinneren deportiert. Häufig verloren sie dabei ihren Besitz, insbesondere Immobilien, dennoch schafften es genügend Japanese-Americans wieder in ihrem alten Viertel Fuß zu fassen. Das ganze Viertel ist wesentlich geschichtsbewusster und weniger touristisch als Chinatown, allerdings auch ein gutes Stück kleiner.

Die Friedenspagode
Diese Bäckerei stellt seit 1906 japanische Teekuchen (Reiskuchen gefüllt mit süßen roten Bohnen) her.
Buddhistischer Tempel
Auch Nihonmachi hat ein smybolisches Stadttor, hier im Hintergund. Die Partnerstadt ist übrigens Osaka.

San Francisco Tag 6: Berkeley und Oakland

Das Wetter war heute zwar auch nicht viel besser (morgens Regen, klärte nachmittags auf), aber das hat mich nicht abgehalten, mit der U-Bahn (BART) nach Berkeley und Oakland auf der Ostseite der San Francisco Bay zu fahren. Natürlich akzeptieren MUNI und BART nicht die gleichen Fahrscheine, aber immerhin war es ein nahezu identisches System wie die U-Bahn in Washington DC, das ich gut kenne.

Hauptziel in Berkeley war natürlich die University of California at Berkeley, gegründet 1860 und die älteste US-Universität an der Westküste. Überall sonst heißt die Uni Berkeley, nur in Berkeley nennt man sie „Cal.“ Wie allerdings der Tour Guide sagte: „You can call us UC, Cal, UC Berkeley, whatever. Just don’t call us Stanford.“ Das ist nämlich die andere berühmte Uni in der Gegend und eine private dazu (Berkeley gilt als die beste staatliche Uni in den USA) und es gibt da wohl ein wenig Konkurrenz…

Apropos Tour Guide: ich habe mich kurzerhand einer Campusführung für (so hoffen sie) angehende Studenten angeschlossen, die teils als Schulklasse da waren. Die Touren sind umsonst und werden von Studenten durchgeführt. Man erfährt doch so allerhand mehr als wenn man nur selbst über den Campus latscht.

Das Sather Gate befindet sich sinnigerweise eher mitten auf dem Campus.
Bekannt ist Berkeley natürlich vor allem für das Free Speech Movement in den 1960er Jahre, das später in den Anti-Vietnamprotesten mündete. Das wird auch durchaus zelebriert.
Dies ist eine Tür zum Haus des Rektors. Sie hat keine Türgriffe, damit man sie nicht zuketten oder sich jemand dranketten kann. Das passierte in den 60ern gerne mal. Heute behilft man sich mit Menschenketten.
Heute wird gegen den Bologna-Prozess demonstriert. Ach nein, gegen die Etatkürzungen!
Denn der schöne Staat Kalifornien ist pleite. Griechenland ist überall.
Parkplätze auf dem Campus sind rar. Diese vier(!) Parkplätze sind für Nobelpreisträger reserviert (NL=Nobel Laureate).
Dies ist South Hall, das ursprüngliche Universitätsgebäude.
Der Glockenturm Sather Tower. Die Sathers waren Großspender der UC Berkeley.

Nach Berkeley bin ich weiter nach Oakland, die größte Stadt der East Bay, quasi das Brooklyn zu San Franciscos Manhattan. Gertrude Stein soll über ihre Heimatstadt Oakland mal gesagt haben: „There is no there there.“ Das möchte ich präzisieren zu „There are no restrooms there.“ Die einzige öffentliche Toilette der Innenstadt ist in einer Tiefgarage versteckt, der Schlüssel hängt an einem Hulahoopreifen und ist in einem Büro versteckt, das von einem dreiköpfigen feuerspeienden Hund bewacht wird. In Oakland haben nichtmal MacDonald’s und Burger King Toiletten, das ist jetzt keine Übertreibung! Wie dem auch sei, die Stadt hat nicht so wahnsinnig viel zu bieten, ein paar architektonische Highlights, das war’s dann auch weitgehend.

Der Tribune Tower, wo die Zeitung Oakland Tribune ihren traditionellen Sitz hat. Man erwartet fast, dass Spiderman sich vorbeischwingt. Ach nein, das war in Manhattan und die Zeitung heißt Daily Bugle.
Im Gegensatz zu SF hat Oakland eine Altstadt mit Häusern aus den 1860er-90er Jahren.
Und ein prächtiges Rathaus, man wollte wohl gegen SF anstinken können.

So, morgen werde ich die wenigen verbliebenen Programmpunkte in SF abklappern, und als Abschluss meines SF-Aufenthaltes habe ich die Abend-Tour in Alcatraz gebucht.

San Francisco Tag 7: North Beach und Alcatraz

Heute habe ich noch den Coit Tower auf dem Telegraph Hill bestiegen, bei gutem Wetter ein absolutes Muss, denn man hat wirklich einen atemberaubenden Ausblick auf die ganze Stadt. Der Hügel ist allerdings so steil, dass gleich zwei Straßen nur noch aus Treppenstufen bestehen. Entlang dieser Stufen ist es allerdings wunderschön: Blüten und Pflanzen soweit das Auge reicht, und sogar einen Kolibri habe ich gesehen (allerdings nicht fotografiert, dafür bräuchte man wohl Profi-Equipment und viel, viel Zeit).

In Coit Tower gibt es übrigens ein mehrteiliges Wandgemälde von Diego Rivera aus den 30er Jahren, das San Francisco bei der Arbeit zeigt. Stil: mexikanisch angehauchter bunter sozialistischer Realismus. Die Bilder wurden dann kaum nach der Fertigstellung als „kommunistisch“ denunziert. Eigentlich haben sie eher was von „Bob der Baumeister“ Bilderbüchern…

Der Coit Tower
Stufen zum Coit Tower ersetzen hier die Filbert Street
Blüten allenthalben
kleiner Teil des Wandgemäldes im Coit Tower
Blick auf den Financial District
Der City Lights Bookshop in North Beach, wo der Beat-Poet Allen Ginsberg sein Gedicht „Howl“ erstmals vortrug. Der Besitzer des Buchladens druckte das Gedicht und bekam sogleich Ärger mit der Polizei, weil es angeblich „obszön“ war.
Die linke Ausrichtung des Buchladens hält bis heute vor
Ein „Spezialitätenlokal“ in North Beach, das ich aber nicht ausprobiert habe. Stattdessen war ich auf Doros Empfehlung bei „The Potsticker“ in Chinatown, was sehr lecker war.
Die episkopale (aber sehr ökumenische) Grace Cathedral auf Nob Hill
samt Altarbild von Keith Haring
Albert Einstein als Buntglasfenster.

Abends war ich dann auf Alcatraz, dafür muss man im Voraus Tickets buchen. Ich empfehle sehr die Abendtour, die ist zwar teurer, aber a) sind einige spannende Ranger-Führungen dabei und b) man hat einen prima Blick auf San Francisco und die Golden Gate Bridge bei Sonnenuntergang.

Blick auf Alcatraz vom Coit Tower bei gutem Wetter
und aus der Nähe. Bei der Abendtour fahren sie einen einmal um die Insel rum.
Anlegestelle mit Graffiti aus der Zeit der Besetzung der Insel durch das American Indian Movement 1969-71, die in SF ziemlich positiv bewertet wird.
Am Berühmtesten ist Alcatraz natürlich für seine Zeit als Bundesgefängnis 1934-63, mit Insassen wie Al Capone, aber hauptsächlich Gefangenen, die anderswo Ärger machten. Es war quasi das Strafgefängnis für schwierige Gefangene. Hier die Dusche.
Eine Zelle
Der Zellentrakt
Der Hochsicherheits- und Isolationstrakt
Golden Gate bei Sonnenuntergang
San Francisco bei Nacht

OK, es ist spät und ich muss morgen zum Flughafen, meinen Mietwagen abholen, denn meine Zeit in SF geht zu Ende und es geht weiter nach Nordkalifornien.

30. April: Muir Woods und Point Reyes National Seashore

Habe heute meinen Mietwagen (übrigens ein Toyota Yaris, aber das Gaspedal ist noch nicht außer Kontrolle geraten) abgeholt und bin von SF nach Norden losgedüst. Die Fahrerei durch die Coastal Mountains ist allerdings echt anstrengend, eine ziemliches Gegurke, und man wird erst nach einiger Zeit durch den Anblick des Pazifik entschädigt.

Muir Woods National Monument ist einer der ältesten Nationalparks in den USA und nur wenige Meilen nördlich von SF. Hier steht ein alter, d.h. nie abgeholzter Wald von California Redwoods, die höheren der beiden Arten von Mammutbäumen (die Sequoias sind dicker, aber kürzer).

Zugang zum Muir Woods NM
Mammutbäume sind natürlich nicht so ganz leicht zu fotografieren. Die Dinger sind hoch!
Hier leben auch die pazifischen Bananenschnecken. Diesen scheuen, schnellen, gefräßigen und gefährlichen Tieren…
…sollten sich nur erfahrene Bändiger(innen) nähern.

Point Reyes National Seashore ist wie der Name schon sagt ein Abschnitt der Pazifikküste nordwestlich von SF. Das riesige Gelände wird zum Land hin von der St. Andreasspalte begrenzt. Die sieht man zwar nicht, aber die Tektonik ist stark: Point Reyes war vor Äonen mal südlich von LA und hat sich seitdem nach Norden verschoben. Von hier ging auch das Erdbeben von 1906 aus.

Die blauen Pfosten markieren den Verlauf der St. Andreas-Spalte.
Vor allem gibt es hier aber eine große Seeelefanten-Kolonie. Es geht zu wie auf Mallorca, nur ohne Handtücher auf den Liegestühlen.
Ein kommunales Sonnenbad
Ein junger Bulle, wohl einer der letzten. Die meisten sind schon nach Norden migriert.

01. Mai: Pazifikküste

Heute ging es die Pazifikküste entlang nach Norden, immer dem Highway 1 nach. Eine kurvige Berg- und Talbahn (was eine Menge Radfahrer nicht abschreckte), aber mit sehr spektakulären Ausblicken.

Ein Eindruck von der wilden Pazifikküste, mit vielen Klippen und Stränden.

Auf dem Weg lag der Fort Ross Historic State Park. Hier hatten die Russen bis 1841 einen Außenposten (der von den Spaniern und später Mexikanern natürlich als illegal betrachtet wurde), um ihre Kolonie in Alaska zu versorgen und die Pelzjagd auf Seeotter voranzutreiben. Dazu brachten sie extra eine Menge Aleuten aus Alaska mit, die mit Kajaks die Seeotter massiv jagten; später erließen die Russen selbst ein Jagdmoratorium, damit die Bestände sich erholen konnten. 1841 verkauften die Russen das Fort an Johann Sutter, den Schweizer, der sich in Sacramento eine Art ein-Mann-Imperium geschaffen hatte. Der ließ das Fort prompt demontieren und nach Sacramento verfrachten. Was man heute sieht, ist ein Nachbau. Das hat aber den Vorteil, das man prima überall reinkann, weil man keine archäologischen Schäden anrichtet.

Haupthaus und Kirche von Fort Ross

Im sog. Pygmäenwald im Van Damme State Forest (hat nix mit dem Schauspieler zu tun) werden die Bäume kaum mehr als mannhoch, weil aufgrund der Geologie der Boden dort sehr sauer ist.

Der Pygmäenwald mit echter Pygmäe

Mendocino ist ein malerisches Dorf an der Küste, wo mehrere Filme (z.B. Jenseits von Eden) gedreht wurden. Viel Touristen, aber keine Kettenunternehmen wie McDonald’s etc.

Was man halt so hat in Mendocino: historischer Wasserturm, Porsche…
…und gepflegte Gärten

Heute nicht so viele Fotos, da die Internetverbindung hier in Fort Bragg, wo ich nächtige, sehr langsam ist. Morgen geht es weiter die Küste hoch und durch den Humboldt Redwood State Park.

02. Mai: Highway 101 nach Norden

Nördlich von Fort Bragg geht der Highway 1 von der Küste weg und stößt dann auf den wesentlich größeren Highway 101, der nicht ganz so kurvig und verwinkelt ist und mehr durchs Landesinnere führt. Hier dreht sich alles um die Redwood-Mammutbäume, deren einzig großer Bestand in Nordkalifornien und Südoregon in einem schmalen Streifen zu finden ist. Schon seit Anfang des 20. Jhdts ziehen die Riesen (höchstgewachsene Lebensform des Planeten) Touristen an, und genausolange gibt es schon Touristenfallen wie den Chandelier Driv-Thru Tree bei Leggett.

Natürlich bin ich auch prompt durchgefahren.
und nochmal zum Größenvergleich, der Baum selbst ist ca. 100m hoch

Ein Stück weiter nach Norden führt parallel zum Highway 101 die sog. „Avenue of the Giants“, eine Straße, die mitten durch die alten großen Baumbestände führt. Sehr beeindruckend (erheblich beeindruckender als Muir Woods), aber schwer zu fotografieren.

Immerhin gelang mir diese seltene Aufnahme des scheuen Bigfoot, ein dummes, aber freundliches Waldwesen.

Highway 101 führt dann wieder an die Küste, nach Eureka. Hier gibt es leider weder verrückte Wissenschaftler, noch einen geheimen Forschungsbunker, noch ein kostenloses Café Diem. Dafür den Fort Humboldt State Historic Park, der die Abholzung der Redwood-Wälder seit 1850 und die Bestrebungen, sie zu erhalten, dokumentiert.

Mit solchen sog. „steam donkeys“ baute man Seilbahnen, um die riesigen Stämme aus dem Wald zu transportieren.

Außerdem ließ sich hier der Holzbaron William Carson sein Traumhaus bauen. Es sieht aus, als hätten ein Architekt und ein Zuckerbäcker sich bekriegt.

Die Carson Mansion in Eureka

Danach bin ich von der Küste nach Osten abgebogen und habe mich auf den Weg in den Nordosten Kaliforniens gemacht. Übernachten tue ich übrigens in einer (Motel-)Hütte in Weaverville, sehr lauschig.

03. Mai: Shasta SHP, Shasta Dam, Lassen Volcanic NP

Zeichenerklärung: SHP: State Historic Park; NP: National Park

Zwischen Weaverville und Redding liegen u.a. der Whiskeytown Lake, ein Naturschutzgebiet in ehemaligem Goldgräberland und Shasta, eine Geisterstadt aus dem Goldrausch. Shasta brannte zweimal nieder, danach wurde mit Ziegeln und Stahl gebaut, deshalb sind die Ruinen (direk am Highway) gut erhalten.

Der Whiskeytown Lake
Shasta: einst ein blühendes Goldgräberstädtchen…
…mit eigener Freimaurerloge.
Heute wohnen hier andere Gesellen.

Der Shasta Dam nördlich von Redding ist der zweitgrößte in den USA, nach dem Hooverdamm. Er wurde zur Zeit des New Deal und des Zweiten Weltkriegs gebaut und dient sowohl als Wasserkraftwerk als auch als Reservoir für das durstige Central Valley.

Blick auf den Shasta Dam
An den Böschungen ist es wohl aber nicht ganz ungefährlich. Insgesamt ist das Umland aber extrem malerisch.

Zu guter letzt habe ich mich noch zum Lassen Volcanic National Park aufgemacht. Mt Lassen ist ein aktiver, aber ruhiger Vulkan und drumherum viel geothermisches Aktivität. Allerdings war mir nur begrenzter Erfolg beschieden:

…denn die Durchfahrtstraße war wegen Schnee gesperrt, wohl noch bis Juni.
Die Schneemengen waren denn auch nicht ganz unerheblich.
Immerhin konnte ich mich zu Fuß bis zu den blubbernden Schwefelquellen durchschlagen. Es kochte, brodelte und stank nach Schwefel, wie es sich gehört!

Übernachet wird in Chico, einer Unistadt nördlich von Sacramento. Morgen: Goldrausch!

04. Mai: Empire Mine SHP und Malakoff Diggnis SHP

Nördlich und östlich von Sacramento war das Herz des Goldrauschs. Die Zeit der Goldwäscher, die das Gold aus dem American River holten, war schnell vorbei; professionellere Abbaumethoden waren länger von Bedeutung. Zu zwei dieser Abbaumethoden gibt es sehr gute State Historic Parks: die Empire Goldmine und Malakoff Diggins, wo das Gold mit Wasserdruck abgebaut wurde.

Die Empire State Mine bei Grass Valley blieb bis in die 1950er Jahre in Betrieb. Heute ist der Großteil der unterirdischen Mine zwar mit Wasser gefüllt, aber die Gebäude sind gut erhalten und werden von vielen freiwilligen Helfern geplfegt.

Hier ragt das Transportsystem aus dem Minenschacht heraus, damit man das Erz besser verladen konnte.
Zumindest ein Stück weit konnte man in die Mine hineinsehen.
Hier wurden Transportkabel und Pumpen für die Mine angetrieben.
Der Minen-Manager wohnte sehr luxuriös.

In der Mine selbst arbeiteten zunächst vor allem Bergleute aus Cornwall, die in dieser Art Bergbau erfahren waren. Für eine Mine war die Arbeit in der Empire recht gut bezahlt und relativ sicher: in den mehr als 100 Jahren Betrieb gab es nur 24 Todesfälle, und nur wenige davon durch Unfälle.

Die Malakoff Diggins sind eine andere Geschichte. Hier hat mich übrigens mein (ansonsten geniales und völlig unverzichtbares) Navi das erste mal buchstäblich auf den Holzweg geführt. Nach fast 20 Meilen Piste, wo man froh sein konnte, wenn die Schlaglöcher mit Tannenzapfen gefüllt waren, bzw. wo der einzige Straßenbelag aus Tannenzapfen und abgebrochenen Ästen bestand, war ich dann auch „schon“ da. Nur um von der sehr netten Rangerin zu erfahren, dass man durchaus auf asphaltierter Straße nach North Bloomfield hätte gelangen können… Dabei hatte ich nichtmal „kürzeste Route“ eingestellt. Zum Namen der Stadt: ursprünglich hieß sie „Humbug“, weil einige Goldsucher wohl sehr skeptisch waren, was ihre Chancen hier anging. Als das in den 1850er-60er Jahre blühende Städtchen (7 Saloons!) dann ein Postamt beantragte, lehnte die Post „Humbug“ ab, es gab schon zu viele Anträge gleichen Namens(!). Man einigte sich dann auf Bloomfield, aber davon gab es auch schon eins, also North Bloomfield. Warum der Ort Malakoff Diggins heißt, ist noch unklarer; evtl wurde er nach einer Schlacht im Krimkrieg benannt.

Auf jeden Fall wurde das Gold hier mit Wasserdruck abgebaut, d.h. man schoss mit riesigen Wasserwerfern auf die Felswand und spülte das Gestein einfach nach unten, wo es dann weiterverarbeitet wurde. Das war billig und effizient, es lohnte sich, auch geringe Goldvorkommen abzubauen. Es war natürlich auch massiv umweltzerstörend. In den 1880er Jahren wurde das Verfahren dann weitgehend verboten; die Farmer im Tal hatten gegen die Zerstörung ihrer Felder und Überflutung ihrer Dörfer erfolgreich geklagt. Heute ist die Stadt beinahe verlassen und das Gelände hat etwas von einer Marslandschaft. Allerdings hat die die Natur sich das Land längst zurückgeholt. Selten habe ich soviele Frösche, Eidechsen und Vögel gesehen wie hier. Ich bin allerdings auch den ca. 5km langen (und noch teilweise matschigen und von Bächen überschwemmten) Rundpfad um das ganze Gelände gestapft, wo  mir keine Menschenseele begegnete.

Einer der sieben historischen Saloons.
Der Barbier…
…und der Pferdestall. Alles, was der Goldgräber braucht.
So sahen die Monitors, also die Wasserkanonen, aus.
Ein Eindruck von der Felswand, wo das Gestein hydraulisch abgebaut wurde…
…und noch einer.

Morgen geht’s weiter zum Marshal Gold Discovery SHP, wo das ursprüngliche „Rausch-„gold gefunden wurde.