05. Mai: Marshall Gold Discovery SHP und Gold Bug Mine

Ohne Goldrausch kein Kalifornien. Ungefähr fünf Minuten nachdem die USA Kalifornien von Mexiko übernommen hatten (nach dem Krieg von 1846-48) wurde Gold am American River entdeckt. Die Nachricht machte die Runde, und 1849 kamen ca. 100,000 „49ers“ nach Kaliforninen gestürmt. Ohne den Goldrausch hätte es keinen dringenden Anlass gegeben, die transkontinentale Eisenbahn zu bauen, und es hätte wohl eher 30 als 3 Jahre gedauert, bis aus dem Territorium ein Staat wurde. Es kamen übrigens nicht nur Amerikaner und Europäer: gerade in der Frühphase des Goldrausches waren es sogar mehr Südamerikaner und Chinesen. Die Völkerwandernung ging auf Kosten der Indianer, die innerhalbt 10 Jahren von 300,000 auf 30,000 dezimiert wurden, hauptsächlich durch Malaria, aber auch jede Menge Mord und Totschlag.

Gefunden hat das erste Gold James Marshall, der für John Sutter (den Schweizer mit erst mexikanischer, dann amerikanischer Staatbürgerschaft und Gründer von Sacramento) eine Sägemühle am American River errichten sollte. Ausgeplaudert hat das Geheimnis dann einer der mormonischen Arbeiter von Marshall. Weder Marshall noch Sutter hatten mit dem Gold Glück, beide starben verarmt. Zumindest im Falle von Marshall lag das aber auch daran, dass er schlicht kein guter Geschäftsmann war.

Das leicht erreichbare Gold wurde übrigens schon 1848 so gut wie erschöpft, so dass die ganzen 49ers hauptsächlich harte Arbeit und mittelprächtige Ausbeuten fanden. Später ging nur noch mit Minen ein ernstzunehmender Abbau. Der California Highway 49 folgt übrigens der „Mother Lode“ von Norden nach Süden bis heute. Der Marshall Gold Discovery SHP dokumentiert die historische Stätte und die ehemalige Stadt Coloma ziemlich gut.

Eine Replika von Marshalls Sägemühle.
Der tatsächliche Fundort des ersten Goldes.
Hütte von Marshalls Arbeitern
Historischer Knast, der früher in ein Gebäude eingebaut war.
Chinesischer Laden. Die Chinesen blieben am längsten in Coloma.

In der Nähe liegt Placerville, das vormals aus gebebenem Anlass „Hangtown“ hieß. Dort ist die Gold Bug Mine, die weder groß noch tief, dafür aber prima begehbar ist.

Eingang zur Gold Bug Mine
Ende des Minenschachtes. Ganz hinten sieht man übrigens Zündschnüre in der Wand, wo noch Sprenglöcher sind. Die Mine wurde allerdings 1942 wegen des Zweiten Weltkriegs aufgegeben.

Morgen: Sacramento

06. Mai: Sacramento

Sacramento ist die Hauptstadt Kaliforniens und im Gegensatz zu vielen US-Staatshauptstädten kein Kuhkaff. Da von allen Sehenswürdigkeiten nur das Kapitol vor 10 Uhr öffnet, ging ich zunächst dorthin. Das Kapitol sieht wie alle amerikanischen Kapitole aus: Kuppel, Säulen, weiß, etc. Es ist aber zumindest in den 80ern sehr schön renoviert worden, mit handgeschnitzten Geländern, etc. Ein paar Besonderheiten gibt es aber schon:

Kalifornien ist pleite. Daher werden zur Senkung der Kantinenkosten im Vorgarten des Kapitols Orangen angepflanzt.
Kalifornien ist so pleite, dass der Geldschrank im Finanzministerium offen steht und leer ist.
Vielleicht ist in diesem älteren Modell noch was drin?
Selbst der Governator muss sparen. Ursprünglich gehörte zur Wachmannschaft ein echter Bär.

Sacramento geht aus Sutter’s Fort zurück. Johann August Sutter (der sich selbst in John umbenannte) war Schweizer, Mexikaner und Amerikaner, in dieser Reiheinfolge. Er gründete 1840 ein Mittelding aus Handelsposten, Farm, Ranch und Festung, heuerte Indianer als Soldaten an und bastelte sich eine Art Ein-Mann-Imperium. Solange Kalifornien mexikanisch war, war er der mexikanischen Regierung gegenüber loyal und versuchte sogar, einen Aufstand gegen die Regierung niederzuschlagen. Der Goldrausch machte Sutter einen dicken Strich durch die Rechnung: die Goldsucher stahlen sein Vieh und ließen sich ohne Bezahlung auf seinem Land nieder, zumal die USA einen Großteil seiner mexikanischen Landrechte nicht anerkannten. Sutter war wohl aber auch kein allzu begnadeter Geschäftsmann. Die Stadt Sacramento gründete allerdings sein Sohn: der parzellierte und verkaufte das Land des verschuldeten Vaters am Sacramento River. Sutter sr. war dagegen und warnte vor (völlig zu Recht) vor Überflutungen. Dennoch wurde die Stadt ein Erfolg während Sutter’s Fort über die Jahre verfiel. Mittlerweile ist es allerdings sehr schön wieder hergestellt und ein State Historic Park, der leider (wie so viele Sehenswürdigkeiten im Mai) von marodierenden Schulklassen überrannt war.

Sutter’s Fort von außen…
…und von innen.

Sacramento hat eine sehr schöne Altstadt. Die ist zwar ein bisschen arg Disneyfiziert, aber die Gebäude sind echt und es kommt durchaus Western-Feeling auf.

…wie man hier sieht.

Auch gut ist das State Railroad Museum, das sehr schön die transkontinentale Eisenbahn dokumentiert, sowie die Geschichte der Eisenbahn in den USA insgesamt. Sehr modern und politisch korrekt, d.h. Chinesen, Mexikaner, etc. werden alle entsprechend gewürdigt. Auch sehr interessant: ein Ausstellung über moderne Wanderarbeiter (primär Mexikaner), in Kalifornien, die unter Dritt-Welt-Bedingungen hausen und das Obst und Gemüse des Central Valley ernten.

Eine der älteren Lokomotiven im Railroad Museum.

Morgen geht es weiter in die Sierra Nevada. Da einige kleinere Pässe (u.a. der durch Yosemite) noch gesperrt sind, nehme ich den Highway 50, der südlich am Lake Tahoe vorbei führt.

07. Mai: Bodie und Mono Lake

Die Sierra Nevada sind die hohen Berge, die Kalifornien vom Osten der USA trennen. Heute bin ich von Sacramento nach South Lake Tahoe (die meisten anderen Pässe waren zu), habe einen kleinen Abstecher nach Nevada gemacht, und bin dann den Highway 395 (Eastern Sierra Byway) nach Süden. Entlang der Strecke waren vor allem zwei Ziele: Bodie SHP und der Mono Lake.

Bodie ist die Königin der Geisterstädte und ist komplett als Historical Park zugänglich. Allerdings sehr abgelegen: man fährt vom Highway 10 Meilen und dann nochmal 3 Meilen Schotterpiste. Das empfand nicht nur ich als abgelegen: in einem historischen Brief schrieb ein kleines Mädchen: „Goodbye, God, I’m going to Bodie.“ Auf ihrem Höhepunkt 1880 hatte die Stadt 10.0000 Einwohner, und das in einer Gegend wo nichts wächst, die Sommer brennend heiß ist und die Winter 9 Monate dauern. Der Grund waren natürlich Goldminen. Endgültig wurde Bodie im 2. Weltkrieg aufgegeben, aber schon seit ca. 1900 war da nicht mehr viel los.

Blick auf die Sierra Nevada
Eins der besser erhaltenen Häuser in Bodie
Auch innen sieht es gespenstisch aus
Die Schule blieb bis 1941 in Betrieb
ein aktueller Bewohner von Bodie

Der Mono Lake liegt nur wenig südlich von Bodie und ist so eine Art totes Meer, mit hohem Salz- und Alkaligehalt. Allerdings mit reichhaltiger Fauna: primitive Krebse, Insekten und jede Menge Vögel. Beinahe hätte der Durst von LA dem See endgültig das Wasser abgegraben, jetzt füllt er sich langsam wieder. Aus dem Seeboden wachsen Kalktuff-Formationen, die durch das Einströmen kalkhaltigen Süßwassers in den salzigen See entstehen.

der Mono Lake im Gegenlicht
die Kalktuffsteine, „Tufa Towers“ genannt

08. Mai: Manzanar National Historic Site und Death Valley

Im Süden der östlichen Sierra Nevada, unweit von Independence, liegt Manzanar. Der Ort war ursprünglich von Paiute-Indianern bewohnt. Die hat man vertrieben, um Äpfel anzubauen. Dann kaufte die Stadt Los Angeles die Wasserrechte der ganzen Region auf und bald gab es nicht mehr genügend Wasser für Äpfel. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Gegend allerdings dicht besiedelt, und zwar mit ca. 10.0000 japanischen Einwanderern (Isei) und ihren in Amerika geborenen Kindern (Nisei, US-Staatsbürger), die hierhin interniert wurden. Manzanar war eins von vielen solchen Internierungslagern, die alle eins gemeinsam hatten: sie lagen am A… der Welt. Dabei war Manzanar bei weitem nicht das schlimmste der Lager (das war Tule Lake hoch im Norden von Kalifornien, dorthin hat man diejenigen verfrachtet, die sich weigerten einen Loyalitätseid zu leisten, aus den verschiedensten Gründen). In Manzanar war hauptsächlich die Entrechtung schlimm und die vor allem anfangs extrem primitiven Quartiere. Nach und nach haben die Internierten die karge Gegend und ihre Baracken aufgehübscht. Die Nachbarn in Independence reagierten gemischt: manche arbeiteten in Manzanar, manche wollten die „Japs“ nicht vor der Haustür haben (als 1943 die Wachtürme nicht mehr bemannt waren, schaltete man trotzdem die Suchscheinwerfer ein, um die Leute von Independence zufrieden zu stellen), wieder andere suchten auch den Kontakt (die gesamte Schülerschaft der High School von Independence protestierte schriftlich, als ein Basketballspiel gegen die Schüler von Manzanar verboten wurde, übrigens nicht vom Militär sondern von der örtlichen Schulbehörde).

Die Internierung ging im Laufe von 1944 zu Ende, 1945 wurde das Lager geschlossen. Erst in den 1980er Jahren erhielten die überlebenden Internierten eine Entschuldigung von Präsident Reagan und eine Zahlung von $20.000.

Manzanar NHS ist auf jeden Fall eine hervorragend dokumentierte Stätte. Leider stehen von den Gebäuden nur noch das Auditorium (jetzt Museum), zwei Wachhäuschen und der Friedhof. Trotzdem kann man eine driving tour machen, das Layout des ganzen alten Lagers ist dokumentiert.

Modell des Lagers
Gedenkstätte mit den Namen aller in Manzanar Internierten
Einer von mehreren japanischen Gärten, die die Internierten hier anlegten. Er war gänzlich zugeweht worden und wurde von Archäologen wieder freigelegt.
Friedhof mit Obelisk, der von je einem katholischen und buddhistischen Priester designt wurde. Es liegen hier nur noch 6 Tote. Es waren mal 15, aber die meisten anderen Leichen wurden umgebettet. Es starben mehr als 15 Menschen in Manzanar eines natürlichen Todes, aber die meisten wurden kremiert. Es starben auch zwei Nisei gewaltsam bei einer Ausschreitung, als Soldaten in die Menge feuerten.
Einer der Nisei war Steinmetz. Er designte u.a. dieses Wachhäuschen, das als eines der wenigen Originalgebäude nocht steht. Der Stil macht merkliche Anleihen in Japan.

Ca. eine Autostunde von Manzanar liegt Death Valley. Hier eine Besonderheit der Jahreszeiten von Kalifornien: der Pass von Osten nach Yosemite ist noch gesperrt, weil Winter ist. In Death Valley sind die Öffnungszeiten schon verkürzt, weil Sommer ist. Was so knapp 3000 Höhenmeter nicht alles ausmachen… Selbst heute war es in Death Valley schon ca. 35 Grad heiß. Im Juni-August kann es 45 und mehr werden. Später als Anfang Mai sollte man sich da wohl nicht hinverirren… Heute habe ich den Park von Westen nach Osten durchquert, morgen fahre ich wieder rein und durchquere ihn von Norden nach Süden.

ein Joshua Tree (Josua-Palmlilie) noch außerhalb des Death Valley
Death Valley ist von Bergen umgeben, weitläufig, flach…
…und vor allem tief. Wie man hier sieht, liegt ein Teil des Tales unter dem Meeresspiegel.
Sogar richtige Sanddünen gibt es.

09.-11. Mai: Vegas, Baby!

Am Sonntag habe ich das Death Valley noch weiter erkundet.

Der sog. „Golfplatz des Teufels“. Die Brocken bestehen nicht aus Erde, sondern aus Salz.
…wie man in der Vergrößerung sieht.
Mit solchen Lastzügen (1 Wasser, 2 Ladung), die von 20(!) Mulis gezogen wurden, wurde früher das Borax aus dem Death Valley transportiert.
Das Badwater-Becken liegt ca. 85m unter dem Meeresspiegel, der tiefste Punkt Amerikas. Gut, dass die Deiche halten. Ach so, die nennt man hier Berge…
Badwater heisst es, weil hier tatsächlich Salzwasser aus dem Boden tritt und verdunstet.
So entsteht eine Salzwüste.

Ca. zwei Autostunden vom Death Valley entfernt liegt „the happiest place on Earth“ – nicht Disneyland, sondern Vegas, Baby! Die Stadt ist nur eins: extrem. Ich habe ein (da unter der Woche sehr günstiges) Hotel in der Mitte des Strip. Drumherum liegen die ganzen Casinos, die man aus Film und Fernsehen kennt. Die Spielhallen selbst sind nahezu identisch: jede Menge Slot Machines und Video Poker plus Tischspiele wie Roulette, Blackjack, etc. Für mich ist der Reiz der Stadt diese totale Aufgabe von jeglichem Sinn und Verstand, von jeglicher Proportion und gutem Geschmack. Man muss es sehen, um es zu glauben. Ich konnte mir beim Wandern entlang des Strip selten ein Grinsen verkneifen.

Mein Hotel, Bill’s Gamblin‘ Hall and Saloon ist eines der kleineren und älteren, aber extrem zentral gelegen.
Nebenan das Flamingo, das ursprünglich dem Mafia-Boss Bugsy Siegel gehörte und wo Sinatra sang.
Das Caesar’s Palace direkt gegenüber.
Das Siegfried and Roy Denkmal (kein Witz!)
Das New York, New York
Das Luxor. Diese Nase!
Das Excalibur
Auch einen M&Ms-Laden, wo man sich seine eigene Mischung abfüllen lassen kann, gibt es.

Immerhin habe ich in meinem Badezimmer noch keinen Tiger gefunden (wer den Witz nicht kapiert, möge sich „Hangover“ anschauen, zum Brüllen!) Morgen folgen wahrscheinlich noch mehr Bilder.

12. Mai: Mojavewüste

Zeit, von Nevada zurück nach Kailfornien und letztlich an die Westküste zu fahren. Damit der lange Trek nach Westen nicht zur Autofahrtortur wird, habe ich einen Abstecher in die Mojavewüste gemacht. Das ist heute glücklicherweise etwas einfacher als im 19. Jhdt, wo die Mojavewüste eines der größten Hindernisse auf dem Weg nach Westen war. Dabei ist die Wüste gar nicht so wüst, sondern mit einer einzigartigen Flora ausgestattet.

Die Joshua Trees bilden hier einen ganzen Wald und wachsen auch auf respektable Baumhöhe an.
Hier noch ein Eindruck von der Landschaft.
Die Wüste lebt nicht nur, sie blüht…
..und blüht…
…und blüht…
…und blüht.

Ebenfalls in der Mojave liegt der Ort „Zzyzx“. Das ist kein Schreibfehler. Der Ort wurde von Curtis Springer, einem Radio-Prediger aus den 1940er Jahren (ja, bevor es Fernsehprediger gab, gab es Radioprediger) so benannt, der hier eine Art Club Med für Evangelikale aufgebaut hat. Ursprünglich hieß der Ort Soda Springs, aber Springer wollte das letzte Wort haben, bzw. der letzte Eintrag in jedem Verzeichnis sein, und dafür sorgt „Zzyzx“ (gesprochen „Seisiks“) zuverlässig. Dummerweise errichtete Springer seinen Ferienort hier, ohne wirklich die Grundrechte zu erwerben, drum wurde er 1979 kurzerhand rausgeschmissen. Heute hat hier die Universität von Kalifornien eine Wüsten-Forschungseinrichtung. Die historischen Gebäude sind aber erhalten und werden wohl auch genutzt.

Springer machte aus der Quelle ein Mineralbad…
…pflanzte Palmen an…
…und gab den Gässchen hochtrabende Namen.
Zzyzx ist jedenfalls ein beeindruckender Ort. Leider muss man Wüstenforscher sein, um hier übernachten zu können.

13. Mai: Hearst Castle und Big Sur

Nach einem weiteren Vormittag Fahrt bin ich wieder an die Westküste gelangt, ca. 200 Meilen süflich von SF und dort auf den schon bekannten Highway 1 abgebogen. Dieser Küstenabschnitt, ca. die 100 Meilen südlich von Monterey, ist als Big Sur bekannt. Eine sehr schöne, sehr kurvige Küstenstrecke mit tollen Ausblicken aufs Meer. Wenn da nur nicht dieser Lastwagen gewesen wäre, der hinter mir fuhr und mich umbringen wollte… ach nein, das war Steven Spielberg’s Film „Duell“ (ok, der wurde nicht an Big Sur gedreht, aber man könnte es sich sehr gut vorstellen…)

Bevor ich allerdings Big Sur von Süden nach Monterey im Norden gefahren bin, war der erste Stopp das Hearst Castle, der Ferien- und später Hauptwohnsitz des Medienmagnaten William Randolph Hearst, quasi der Rupert Murdoch des späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hearst war stinkreich, ein Egomane erster Ordnung, und einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner seiner Zeit. Hearst Castle (er selbst nannte es die Ranch oder La Cuesta Encantada) ist die zweitgrößte (ehemalige) Privatresidenz in den USA (die größte ist das Biltmore der Vanderbilts in North Carolina) und ist im Gegensatz zu Biltmore komplett mit Originalmöbeln und einem riesigen Kunstschatz ausgestattet. Hearst Castle lässt die Villen in Newport, Rhode Island aussehen wie Reihenhäuschen. Heute ist es im Besitz des Staates Kalifornien. Nach Hearsts Tod wollte seine Familie (vor allem seine Frau) das Haus nicht mehr haben, da er hier mit seiner Geliebten, und nicht seiner Familie gelebt hatte. Als es keiner kaufen wollte (zu teuer), nahm es der Staat für 50 Mio Steuernachlass und machte ein Museum draus. Hearst Castle war ursprünglich teil des größten privaten Landbesitzes in Nordamerika: ein Küstenstreifen 50 Meilen lang und knapp 30 Meilen tief. Zum Museum gehört nur ein kleiner Teil des Landes, das meiste gehört immer noch der Hearst Corporation.

Noch ein paar Worte zu Hearst und seiner Familie: Hearst erbte große Mengen Geld und Land von seinem Vater, und stellte dann dessen ökonomischen Erfolg weit in den Schatten. Er lieferte sich das größte Zeitungsauflagenduell aller Zeiten mit Pulitzer und gewann (Hearsts New York Journal hatte auf dem Höhepunkt eine Auflage von 1,2 Millionen). Er hatte auch viele Feinde, nicht zuletzt Orson Welles; „Citizen Kane“ ist eine (nicht auf Tatsachen basierende) Abrechnung mit Hearst. William Randolph Hearst war auch der letzte große Spross seiner Familie: aus den fünf Söhnen wurde nichts Besonderes und die Enkelin Patty gelangte zu zweifelhaftem Ruhm, als sie von der linken Terrorgruppe „Symbionese Liberation Army“ (ja, die gewinnen den Preis für den bescheuertsten Namen aller Zeiten) entführt wurde, sich ihnen dann anschloss und später als Kronzeugin gegen sie aussagte… Milliardärs Töcher, Milliardärs Vieh, geraten selten oder nie (wobei Patty heutzutage wohl einige sehr vernünftige und hilfreiche Dinge mit ihrem Geld tut). 1968 legte die SLA auch noch einen Sprengsatz auf Hearst Castle, der eines der Gästehäuser beschädigte. Die Hearsts verzichteten daraufhin auf ihr noch verbliebenes Übernachtungsrecht…

Das Hearst Castle aus der Ferne. Und ich meine aus der Ferne: die letzten 4 Meilen fährt man mit dem Tourbus dort hoch. Für dieses Bild musste ich erstmals auf meinen Digitalzoom zurückgreifen.
Der sog. Neptunbrunnen
Das Haupthaus
Eine Veranda. Ich fand die blühenden Bäume im Hintergrund besonder schön.
Die Haupteingangstür. Einer der Gäste frotzelte mal, es sein ein Wunder, dass Hearsts Ego da durch passt.
Ein Blütenbild, ich kann nicht anders.
Die Innenausstattung kaufte Hearst in Kirchen und Schlössern in Italien und Spanien zusammen. Um diesen Kamin lieferte er sich ein Gebotsduell mit Rockefeller und gewann. Hearst daraufhin in bester Schulfhofmanier: „Now I own it and you don’t!“ Es ist doch immer wieder erhebend, wie die Wirtschaftseliten in einer ganz eigenen Liga spielen…
Der Speisesaal…
…und das Gedeck. Auch Ketchup und Senf sind Original. Liebte Hearst Ketchup und Senf? Oder wollte er seinen Gästen (Hollywoodschauspieler, Politiker, Geschäftsleute) einfach alles anbieten?
Zu guter letzt noch das Hallenbad. Es ist schön, Großkapitalist zu sein.

Jetzt noch ein paar Bilder von Big Sur. Das nördlichste Drittel wurde übrigens zunehmend wolkig und kühl; heute Abend musste ich zum ersten Mal seit langem wieder eine Jacke anziehen.

Auch an Big Sur gibt es eine Seeelefanten-Kolonie; den Viechern geht es offensichtlich gut…
Zwei Jungbullen beim Raufen. Die riesigen erwachsenen Bullen waren leider schon nicht mehr da.
Ein Ausblick von Big Sur
mehr Blüten
Und noch ein Ausblick. Hier wird es schon langsam neblig...
Und noch ein Ausblick. Hier wird es schon langsam neblig…

So, jetzt habe ich mich für einige Nächte in Monterey eingemietet, vor allem wegen des Aquariums und den historischen Stätten, Monterey war die mexikanische Hauptstadt Kaliforniens.

14. Mai: Monterey Bay Aquarium und Cannery Row

Zur Zeit bin ich für zwei Tage in Monterey, der mexikanischen Hauptstadt Kaliforniens bis 1848. Da das Wetter heute eher trüb und kühl war, habe ich den ersten Tag für den Besuch des Monterey Bay Aquarium genutzt. Das MBA ist angeblich das größte und beste Aquarium der Welt. Mir ist jedenfalls kein größeres oder besseres bekannt; das Aquarium in der California Academy of Sciences ist jedenfalls im Vergleich klein und eingeschränkt; allerdings haben sie dort einige der Ideen aus dem MBA kopiert. Das MBA wurde von David Packard (einem der Gründer von Hewlett Packard) gestiftet. Es ist zugleich ein Forschungsaquarium und hat viele Projekte zur Artenrettung und Auswilderung am Laufen, nicht zuletzt für die Seeotter Kaliforniens. Viele der Tierarten sind in der Region heimisch und die Ausstellungen sind zum großen Teil auch regional nach Lebensräumen geordnet.

Highlight des MBA sind die Seeotter, die im 19. Jhdt fast ausgerottet wurden. Das MBA rettet und pflegt verlassene und kranke Tiere und wildert sie dann wieder aus. Nur wenige Otter wohnen permanent im MBA; bei diesen Tieren schlug die Auswilderung fehl, weil sie sich zu sehr auf Menschen ausgerichtet hatten. In der Freiheit interagierten sie mit Kajakfahrern und Tauchern, was für Mensch und Tier nicht immer ganz ungefährlich war. Daher wurden sie wieder eingefangen und sind die Stars des Aquariums.
Highlight des MBA sind die Seeotter, die im 19. Jhdt fast ausgerottet wurden. Das MBA rettet und pflegt verlassene und kranke Tiere und wildert sie dann wieder aus. Nur wenige Otter wohnen permanent im MBA; bei diesen Tieren schlug die Auswilderung fehl, weil sie sich zu sehr auf Menschen ausgerichtet hatten. In der Freiheit interagierten sie mit Kajakfahrern und Tauchern, was für Mensch und Tier nicht immer ganz ungefährlich war. Daher wurden sie wieder eingefangen und sind die Stars des Aquariums.
Die bunten Plastikspielzeuge enthalten Futter. Seeotter essen Muscheln und andere „harte“ Meerestiere und benutzen Werkzeuge wie Steine, um sie zu öffnen. Im Glasbecken geht das nicht, denn dann benutzen sie die Glaswände, um die Muscheln zu öffnen; das Glas zerkratzt und wird trübe und unsicher. Daher bekommen sie (wenn sie gerade im Innenbecken gefüttert werden) ihre Nahrung in solchen Behältern, wo sie das Essen mit geschickten Pfoten und allerlei Tricks rausangeln.

Webcam der Seeotter: http://www.montereybayaquarium.org/efc/efc_otter/otter_cam.aspx

Einen tollen Oktopus gibt es auch; mit ISO 3200 lässt er sich sogar fotografieren.
Das hier ist zwar kein „Octopus’s Garden“, aber dennoch ein besondes schönes Becken.
Monterey lebte früher vom Sardinenfang. Das MBA hat mindestens drei große Becken mit Sardinen- und Anchovyschwärmen. Die Viecher sind Synchronschwimmer und bewegen sich wie programmiert im Schwarm.
Diese Seegurke im Streichelzoo versucht verzweifelt, stachlig und gefährlich auszusehen. Sie ist aber ganz weich. Es gibt auch einen Streichelzoo mit (harmlosen und zutraulichen) Bat Rays (kalifornische Adlerrochen). Die fühlen sich ganz samtig an.
Phänomenal ist die Ausstellung über Seepferdchen. Wo sonst kriegt man Baby-Seepferdchen wie diese zu sehen? Sie sind ca. 2cm lang.
Erwachsene Tiere verschiedener Arten…
…gibt es natürlich auch…
…ebenso Sea Dragons.
Dieser Seehund (Harbor Seal) gehört übrigens nicht zum Aquarium, er wohnt nur in der Nachbarschaft…
…genau wie dieser Seestern.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Hauptindustrie von Monterey die Sardinenfischerei und -verarbeitung. Das MBA selbst ist auf Cannery Row in mehreren ehemaligen Sardinenfabriken untergebracht. Cannery Row ist auch der Titel eines berühmten Romans von John Steinbeck (ja, der mit Früchte des Zorns, quasi der amerikanische Bert Brecht). In Cannery Row schufteten die Leute wie irre, es stank zum Gottserbarmen, aber die Sardinen waren profitabel und es gab Jobs, z.B. für Einwanderer aus Sizilien, Japan und sogar Spanien (eher selten, dass Spanier in die USA auswandern anstatt nach Lateinamerika). Dann wurden die Sardinen überfischt und eine gleichzeitige natürliche Schwankung des Bestandes (alle 25 Jahre werden die Sardninen von den Anchovies verdrängt, warum auch immer) brachte die Sardinenfischerei zum Erliegen. Heute ist Cannery Row eher eine Touri-Meile wie Fisherman’s Wharf, aber dank des MBA ist Cannery Row heute ein Hauptreiseziel. Immerhin hat man sich die Mühe gemacht, die historische Dimension von Cannery Row mit Schautafeln zu dokumentieren.

In den historischen Sardinenfabriken sind heute Läden und Restaurants. Übrigens: die Sardinen wurden in den noch offenen Dosen vor- und dann in den bereits verschlossenen Dosen gargekocht.
In solchen Buden wohnten damals die Farbikarbeiter.

Morgen ist dann der mexikanisch-historische Teil von Monterey dran.

15. Mai: Monterey SHP und Carmel-by-the-Sea

Monterey gilt als die historischste Stadt Kaliforniens: 1770 von den Spaniern als „Hauptstadt“ Kaliforniens gegründet (hauptsächlich als Zwischenhafen für die Schiffe zwischen Manila und Acapulco), dann ab 1822 Hauptstadt der nunmehr mexikanischen Provinz und Haupthafen Kalifornien, 1846 Schauplatz der Machtübernahme durch die USA und 1850 Ort des Verfassungskonvents. Gut ist vor allem das Geschichtsbewusstsein der Stadtbehörden, die den Tourismus stark in diese Richtung lenken. Monterey hat eine self-guided walking tour namens „Path of History“, ähnlich dem „Liberty Trail“ in Bosten, der einem die historische Altstadt gut vor Augen führt.

Dies ist das Zollhaus, das Älteste Regierungsgebäude Kaliforniens (1827). Alle(!) Schiffe, die nach Kalifornien kamen, mussten hier landen, ihre gesamte Ladung zum Zollhaus bringen und Zoll entrichten und durften erst dann zu anderen kalifornischen Häfen wie San Francisco oder Santa Barbara.
Die meisten alten Gebäude sind aus Adobe, d.h. aus Lehmziegeln gebaut. Allerdings entwickelte sich hier ein eigener Stil mit Balkonen aus Redwood.
Auch das älteste Theater Kaliforniens steht hier.
1850 war die Bevölkerung wegen des Goldrauschs explodiert und Kalifornien (das noch unter US-Militärregierung stand) brauchte dringen eine richtige Regierung. Normalerweise organisierte der Kongress eine Territorialregierung für den Übergang zum Staats-Status, aber der Kongress war wegen der Skalvereifrage heillos zerstritten. Die Kalifornier kamen daher einer unauthorisierten Aufforderung des Militärgouverneurs nach und schickten Delegierte zu einem Verfassungskonvent. Die Delegierten waren ein diverser Haufen und eher ausgeschnappst als gewählt. Dennoch schrieben sie eine relative tragfähige und progressive Verfassung und so wurde Kalifornien der 31. Bundesstaat. Das Staatswappen zeigt die Göttin Pallas Athene, die erwachsen dem Geiste Zeus‘ entsprang, genau wie Kalifornien ohne Territorialübergang sofort Staat wurde.
Ich erwähnte schon, dass Kalifornien pleite ist. Das Geld reicht gerade noch für Wasser, aber nicht mehr für Seife und Handtücher. Das Gebäude, wo die Verfassung geschrieben wurde war nur deswegen geöffnet, weil es von der Stadt Monterey und nicht vom Staat Kalifornien betrieben wird.

Im Westen der Halbinsel Monterey fährt der sog. 17-Mile-Drive an der Küste entlang, mit vielen schönen Aussichten. Es gibt auch Seehunde, die derzeit sogar Junge haben. Diese werden aber aus Tierschutzgründen von den Blicken der Fahrer abgeschirmt, mit einem hohen grünen Zaun.

Aussicht vom 17-Mile-Drive
Am 17-Mile-Drive liegen auch mehrere teils berühmte Golfplätze. Dieser grüne Fleck auf einer Landzunge ist tatsächlich ein Green.
Dieser Fleck heisst aus ersichtlichen Gründen „Lone Cypress“.

Südlich von Monterey liegt Carmel-by-the-Sea. Hauptattraktion hier ist die Mission San Carlos Borroméo de Carmelo. Das ist zwar nicht die älteste Mission Kaliforniens und auch nicht die erste, die der Franziskanermissionar Junipeo Serra gründete, aber es war sein Hauptstützpunkt und hier liegt er auch begraben. Ursprünglich lag die Mission ebenfalls in Monterey, aber schon 1771 verlegte Serra die Mission nach Carmel, um etwas Distanz zwischen die Soldaten und die Indianerkonvertiten zu bringen. Wie alle Missionen wurde auch diese nach der mexikanischen Unabhängigkeit säkularisiert und das Land an rancheros verteilt. Erst unter US-Regierung erhielt die Mission einen Teil ihrer Besitztümer zurück.

Vor allem vom Innenhof sieht die Mission toll aus, wie aus einem Clint-Eastwood-Western…
…was insofern lustig ist, weil Clint Eastwood mal Bürgermeister von Carmel-by-the-Sea war.

Morgen geht es weiter nach Santa Cruz.

16. Mai: Santa Cruz

Am Nordrand der Monterey Bay ist Santa Cruz ein nettes Städtchen mit Hippie- und Surferfeeling. Erstes Ziel dort war der Mystery Spot, eine ganz alte Sehenswürdigkeit seit 1939. An einer sehr steilen Hangseite scheinen die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt: Wasser fließt aufwärts, Körpergrößen scheinen sich zu ändern, usw. Angeblich spielen Kompasse verrückt und Bäume wachsen unerklärlich krumm, eine Art Bermuda-Dreieck auf dem Festland. Hauptsächlich geht es um eine Kombination der extremen Schräglage des Hangs und verzerrter Perspektiven durch eine bewusst schiefe Hütte. Aber die Führer sind prima und könnten ohne weiteres als Anpreiser in einer Karneval-Sideshow arbeiten, um bärtige Frauen und siamesische Zwillinge zu präsentieren. Man muss sich einfach drauf einlassen, dann ist es ein Heidenspaß.

Hier sieht man schön das schräge Haus am schrägen Hang mit schräger Führerin.
Die Tourteilnehmer der Größe nach aufsteigend von links nach rechts…
…und von rechts nach links. Wohlbemerkt, das Brett ist laut Wasserwaage eben…
In der Hütte kann man die Szene aus Matrix nachstellen, wo Neo den Kugeln ausweicht.

Santa Cruz selber ist primär für seinen Strand und sein Pier bekannt. Letzteres ist zwar touristisch, aber viel netter als das in SF oder Monterey, obgleich auch hier jeder versucht, einem mittelmäßiges Clam Chowder in einer Brotschüssel anzudrehen.

Auch hier gibt es Seelöwen, die teils rege…
…teils faul sind…
…und sich in keiner Weise an Menschen stören. Dieses Bild entstand aus ca. 2m Entfernung. Ein Bootsfahrer legte direkt an diesem Pier an, ohne dass die Viecher sich auch nur umgedreht hätten.

Am Strand von Santa Cruz ist auch der Boardwalk, ein ganz klassischer Vergnügungspark am Strand, der älteste an der Westküste (1906) und der letzte von den Klassikern im Stile von Coney Island, der noch übrig ist.

Die Achterbahn „Giant Dipper“ stammt von 1924 und ist die älteste noch in Betrieb.
Der Boardwalk besteht zwar nicht mehr aus Brettern, aber er wirkt wirklich sehr Old School. Hier spielt übrigens auch der Vampirfilm „Lost Boys“ mit Kiefer Sutherland als er noch jung war.
Neben traditionellem Amusement Park-„Spezialitäten“ wir Corn Dogs (Würstchen im Maisteigmantel, burps) werden auch noch extremere Dinge wie „Deep Fried Twinkies“ verkauft. Ein Twinkie ist ein cremegefülltes Dessertröllchen, wahrscheinlich ohne jede natürlich Inhaltstoffe. Dann noch frittiert, Mahlzeit. (Den Corn Dog habe ich gegessen, den Deep Fried Twinkie nicht). Und weiss der Teufel, warum das Bild unscharf ist.

Morgen geht’s weiter nach San Jose, zum Winchester Mystery House und dann nach Napa.