Ohne Goldrausch kein Kalifornien. Ungefähr fünf Minuten nachdem die USA Kalifornien von Mexiko übernommen hatten (nach dem Krieg von 1846-48) wurde Gold am American River entdeckt. Die Nachricht machte die Runde, und 1849 kamen ca. 100,000 „49ers“ nach Kaliforninen gestürmt. Ohne den Goldrausch hätte es keinen dringenden Anlass gegeben, die transkontinentale Eisenbahn zu bauen, und es hätte wohl eher 30 als 3 Jahre gedauert, bis aus dem Territorium ein Staat wurde. Es kamen übrigens nicht nur Amerikaner und Europäer: gerade in der Frühphase des Goldrausches waren es sogar mehr Südamerikaner und Chinesen. Die Völkerwandernung ging auf Kosten der Indianer, die innerhalbt 10 Jahren von 300,000 auf 30,000 dezimiert wurden, hauptsächlich durch Malaria, aber auch jede Menge Mord und Totschlag.
Gefunden hat das erste Gold James Marshall, der für John Sutter (den Schweizer mit erst mexikanischer, dann amerikanischer Staatbürgerschaft und Gründer von Sacramento) eine Sägemühle am American River errichten sollte. Ausgeplaudert hat das Geheimnis dann einer der mormonischen Arbeiter von Marshall. Weder Marshall noch Sutter hatten mit dem Gold Glück, beide starben verarmt. Zumindest im Falle von Marshall lag das aber auch daran, dass er schlicht kein guter Geschäftsmann war.
Das leicht erreichbare Gold wurde übrigens schon 1848 so gut wie erschöpft, so dass die ganzen 49ers hauptsächlich harte Arbeit und mittelprächtige Ausbeuten fanden. Später ging nur noch mit Minen ein ernstzunehmender Abbau. Der California Highway 49 folgt übrigens der „Mother Lode“ von Norden nach Süden bis heute. Der Marshall Gold Discovery SHP dokumentiert die historische Stätte und die ehemalige Stadt Coloma ziemlich gut.
In der Nähe liegt Placerville, das vormals aus gebebenem Anlass „Hangtown“ hieß. Dort ist die Gold Bug Mine, die weder groß noch tief, dafür aber prima begehbar ist.
Sacramento ist die Hauptstadt Kaliforniens und im Gegensatz zu vielen US-Staatshauptstädten kein Kuhkaff. Da von allen Sehenswürdigkeiten nur das Kapitol vor 10 Uhr öffnet, ging ich zunächst dorthin. Das Kapitol sieht wie alle amerikanischen Kapitole aus: Kuppel, Säulen, weiß, etc. Es ist aber zumindest in den 80ern sehr schön renoviert worden, mit handgeschnitzten Geländern, etc. Ein paar Besonderheiten gibt es aber schon:
Sacramento geht aus Sutter’s Fort zurück. Johann August Sutter (der sich selbst in John umbenannte) war Schweizer, Mexikaner und Amerikaner, in dieser Reiheinfolge. Er gründete 1840 ein Mittelding aus Handelsposten, Farm, Ranch und Festung, heuerte Indianer als Soldaten an und bastelte sich eine Art Ein-Mann-Imperium. Solange Kalifornien mexikanisch war, war er der mexikanischen Regierung gegenüber loyal und versuchte sogar, einen Aufstand gegen die Regierung niederzuschlagen. Der Goldrausch machte Sutter einen dicken Strich durch die Rechnung: die Goldsucher stahlen sein Vieh und ließen sich ohne Bezahlung auf seinem Land nieder, zumal die USA einen Großteil seiner mexikanischen Landrechte nicht anerkannten. Sutter war wohl aber auch kein allzu begnadeter Geschäftsmann. Die Stadt Sacramento gründete allerdings sein Sohn: der parzellierte und verkaufte das Land des verschuldeten Vaters am Sacramento River. Sutter sr. war dagegen und warnte vor (völlig zu Recht) vor Überflutungen. Dennoch wurde die Stadt ein Erfolg während Sutter’s Fort über die Jahre verfiel. Mittlerweile ist es allerdings sehr schön wieder hergestellt und ein State Historic Park, der leider (wie so viele Sehenswürdigkeiten im Mai) von marodierenden Schulklassen überrannt war.
Sacramento hat eine sehr schöne Altstadt. Die ist zwar ein bisschen arg Disneyfiziert, aber die Gebäude sind echt und es kommt durchaus Western-Feeling auf.
Auch gut ist das State Railroad Museum, das sehr schön die transkontinentale Eisenbahn dokumentiert, sowie die Geschichte der Eisenbahn in den USA insgesamt. Sehr modern und politisch korrekt, d.h. Chinesen, Mexikaner, etc. werden alle entsprechend gewürdigt. Auch sehr interessant: ein Ausstellung über moderne Wanderarbeiter (primär Mexikaner), in Kalifornien, die unter Dritt-Welt-Bedingungen hausen und das Obst und Gemüse des Central Valley ernten.
Morgen geht es weiter in die Sierra Nevada. Da einige kleinere Pässe (u.a. der durch Yosemite) noch gesperrt sind, nehme ich den Highway 50, der südlich am Lake Tahoe vorbei führt.
Die Sierra Nevada sind die hohen Berge, die Kalifornien vom Osten der USA trennen. Heute bin ich von Sacramento nach South Lake Tahoe (die meisten anderen Pässe waren zu), habe einen kleinen Abstecher nach Nevada gemacht, und bin dann den Highway 395 (Eastern Sierra Byway) nach Süden. Entlang der Strecke waren vor allem zwei Ziele: Bodie SHP und der Mono Lake.
Bodie ist die Königin der Geisterstädte und ist komplett als Historical Park zugänglich. Allerdings sehr abgelegen: man fährt vom Highway 10 Meilen und dann nochmal 3 Meilen Schotterpiste. Das empfand nicht nur ich als abgelegen: in einem historischen Brief schrieb ein kleines Mädchen: „Goodbye, God, I’m going to Bodie.“ Auf ihrem Höhepunkt 1880 hatte die Stadt 10.0000 Einwohner, und das in einer Gegend wo nichts wächst, die Sommer brennend heiß ist und die Winter 9 Monate dauern. Der Grund waren natürlich Goldminen. Endgültig wurde Bodie im 2. Weltkrieg aufgegeben, aber schon seit ca. 1900 war da nicht mehr viel los.
Der Mono Lake liegt nur wenig südlich von Bodie und ist so eine Art totes Meer, mit hohem Salz- und Alkaligehalt. Allerdings mit reichhaltiger Fauna: primitive Krebse, Insekten und jede Menge Vögel. Beinahe hätte der Durst von LA dem See endgültig das Wasser abgegraben, jetzt füllt er sich langsam wieder. Aus dem Seeboden wachsen Kalktuff-Formationen, die durch das Einströmen kalkhaltigen Süßwassers in den salzigen See entstehen.
Im Süden der östlichen Sierra Nevada, unweit von Independence, liegt Manzanar. Der Ort war ursprünglich von Paiute-Indianern bewohnt. Die hat man vertrieben, um Äpfel anzubauen. Dann kaufte die Stadt Los Angeles die Wasserrechte der ganzen Region auf und bald gab es nicht mehr genügend Wasser für Äpfel. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Gegend allerdings dicht besiedelt, und zwar mit ca. 10.0000 japanischen Einwanderern (Isei) und ihren in Amerika geborenen Kindern (Nisei, US-Staatsbürger), die hierhin interniert wurden. Manzanar war eins von vielen solchen Internierungslagern, die alle eins gemeinsam hatten: sie lagen am A… der Welt. Dabei war Manzanar bei weitem nicht das schlimmste der Lager (das war Tule Lake hoch im Norden von Kalifornien, dorthin hat man diejenigen verfrachtet, die sich weigerten einen Loyalitätseid zu leisten, aus den verschiedensten Gründen). In Manzanar war hauptsächlich die Entrechtung schlimm und die vor allem anfangs extrem primitiven Quartiere. Nach und nach haben die Internierten die karge Gegend und ihre Baracken aufgehübscht. Die Nachbarn in Independence reagierten gemischt: manche arbeiteten in Manzanar, manche wollten die „Japs“ nicht vor der Haustür haben (als 1943 die Wachtürme nicht mehr bemannt waren, schaltete man trotzdem die Suchscheinwerfer ein, um die Leute von Independence zufrieden zu stellen), wieder andere suchten auch den Kontakt (die gesamte Schülerschaft der High School von Independence protestierte schriftlich, als ein Basketballspiel gegen die Schüler von Manzanar verboten wurde, übrigens nicht vom Militär sondern von der örtlichen Schulbehörde).
Die Internierung ging im Laufe von 1944 zu Ende, 1945 wurde das Lager geschlossen. Erst in den 1980er Jahren erhielten die überlebenden Internierten eine Entschuldigung von Präsident Reagan und eine Zahlung von $20.000.
Manzanar NHS ist auf jeden Fall eine hervorragend dokumentierte Stätte. Leider stehen von den Gebäuden nur noch das Auditorium (jetzt Museum), zwei Wachhäuschen und der Friedhof. Trotzdem kann man eine driving tour machen, das Layout des ganzen alten Lagers ist dokumentiert.
Ca. eine Autostunde von Manzanar liegt Death Valley. Hier eine Besonderheit der Jahreszeiten von Kalifornien: der Pass von Osten nach Yosemite ist noch gesperrt, weil Winter ist. In Death Valley sind die Öffnungszeiten schon verkürzt, weil Sommer ist. Was so knapp 3000 Höhenmeter nicht alles ausmachen… Selbst heute war es in Death Valley schon ca. 35 Grad heiß. Im Juni-August kann es 45 und mehr werden. Später als Anfang Mai sollte man sich da wohl nicht hinverirren… Heute habe ich den Park von Westen nach Osten durchquert, morgen fahre ich wieder rein und durchquere ihn von Norden nach Süden.
Am Sonntag habe ich das Death Valley noch weiter erkundet.
Ca. zwei Autostunden vom Death Valley entfernt liegt „the happiest place on Earth“ – nicht Disneyland, sondern Vegas, Baby! Die Stadt ist nur eins: extrem. Ich habe ein (da unter der Woche sehr günstiges) Hotel in der Mitte des Strip. Drumherum liegen die ganzen Casinos, die man aus Film und Fernsehen kennt. Die Spielhallen selbst sind nahezu identisch: jede Menge Slot Machines und Video Poker plus Tischspiele wie Roulette, Blackjack, etc. Für mich ist der Reiz der Stadt diese totale Aufgabe von jeglichem Sinn und Verstand, von jeglicher Proportion und gutem Geschmack. Man muss es sehen, um es zu glauben. Ich konnte mir beim Wandern entlang des Strip selten ein Grinsen verkneifen.
Immerhin habe ich in meinem Badezimmer noch keinen Tiger gefunden (wer den Witz nicht kapiert, möge sich „Hangover“ anschauen, zum Brüllen!) Morgen folgen wahrscheinlich noch mehr Bilder.
Zeit, von Nevada zurück nach Kailfornien und letztlich an die Westküste zu fahren. Damit der lange Trek nach Westen nicht zur Autofahrtortur wird, habe ich einen Abstecher in die Mojavewüste gemacht. Das ist heute glücklicherweise etwas einfacher als im 19. Jhdt, wo die Mojavewüste eines der größten Hindernisse auf dem Weg nach Westen war. Dabei ist die Wüste gar nicht so wüst, sondern mit einer einzigartigen Flora ausgestattet.
Ebenfalls in der Mojave liegt der Ort „Zzyzx“. Das ist kein Schreibfehler. Der Ort wurde von Curtis Springer, einem Radio-Prediger aus den 1940er Jahren (ja, bevor es Fernsehprediger gab, gab es Radioprediger) so benannt, der hier eine Art Club Med für Evangelikale aufgebaut hat. Ursprünglich hieß der Ort Soda Springs, aber Springer wollte das letzte Wort haben, bzw. der letzte Eintrag in jedem Verzeichnis sein, und dafür sorgt „Zzyzx“ (gesprochen „Seisiks“) zuverlässig. Dummerweise errichtete Springer seinen Ferienort hier, ohne wirklich die Grundrechte zu erwerben, drum wurde er 1979 kurzerhand rausgeschmissen. Heute hat hier die Universität von Kalifornien eine Wüsten-Forschungseinrichtung. Die historischen Gebäude sind aber erhalten und werden wohl auch genutzt.
Nach einem weiteren Vormittag Fahrt bin ich wieder an die Westküste gelangt, ca. 200 Meilen süflich von SF und dort auf den schon bekannten Highway 1 abgebogen. Dieser Küstenabschnitt, ca. die 100 Meilen südlich von Monterey, ist als Big Sur bekannt. Eine sehr schöne, sehr kurvige Küstenstrecke mit tollen Ausblicken aufs Meer. Wenn da nur nicht dieser Lastwagen gewesen wäre, der hinter mir fuhr und mich umbringen wollte… ach nein, das war Steven Spielberg’s Film „Duell“ (ok, der wurde nicht an Big Sur gedreht, aber man könnte es sich sehr gut vorstellen…)
Bevor ich allerdings Big Sur von Süden nach Monterey im Norden gefahren bin, war der erste Stopp das Hearst Castle, der Ferien- und später Hauptwohnsitz des Medienmagnaten William Randolph Hearst, quasi der Rupert Murdoch des späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hearst war stinkreich, ein Egomane erster Ordnung, und einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner seiner Zeit. Hearst Castle (er selbst nannte es die Ranch oder La Cuesta Encantada) ist die zweitgrößte (ehemalige) Privatresidenz in den USA (die größte ist das Biltmore der Vanderbilts in North Carolina) und ist im Gegensatz zu Biltmore komplett mit Originalmöbeln und einem riesigen Kunstschatz ausgestattet. Hearst Castle lässt die Villen in Newport, Rhode Island aussehen wie Reihenhäuschen. Heute ist es im Besitz des Staates Kalifornien. Nach Hearsts Tod wollte seine Familie (vor allem seine Frau) das Haus nicht mehr haben, da er hier mit seiner Geliebten, und nicht seiner Familie gelebt hatte. Als es keiner kaufen wollte (zu teuer), nahm es der Staat für 50 Mio Steuernachlass und machte ein Museum draus. Hearst Castle war ursprünglich teil des größten privaten Landbesitzes in Nordamerika: ein Küstenstreifen 50 Meilen lang und knapp 30 Meilen tief. Zum Museum gehört nur ein kleiner Teil des Landes, das meiste gehört immer noch der Hearst Corporation.
Noch ein paar Worte zu Hearst und seiner Familie: Hearst erbte große Mengen Geld und Land von seinem Vater, und stellte dann dessen ökonomischen Erfolg weit in den Schatten. Er lieferte sich das größte Zeitungsauflagenduell aller Zeiten mit Pulitzer und gewann (Hearsts New York Journal hatte auf dem Höhepunkt eine Auflage von 1,2 Millionen). Er hatte auch viele Feinde, nicht zuletzt Orson Welles; „Citizen Kane“ ist eine (nicht auf Tatsachen basierende) Abrechnung mit Hearst. William Randolph Hearst war auch der letzte große Spross seiner Familie: aus den fünf Söhnen wurde nichts Besonderes und die Enkelin Patty gelangte zu zweifelhaftem Ruhm, als sie von der linken Terrorgruppe „Symbionese Liberation Army“ (ja, die gewinnen den Preis für den bescheuertsten Namen aller Zeiten) entführt wurde, sich ihnen dann anschloss und später als Kronzeugin gegen sie aussagte… Milliardärs Töcher, Milliardärs Vieh, geraten selten oder nie (wobei Patty heutzutage wohl einige sehr vernünftige und hilfreiche Dinge mit ihrem Geld tut). 1968 legte die SLA auch noch einen Sprengsatz auf Hearst Castle, der eines der Gästehäuser beschädigte. Die Hearsts verzichteten daraufhin auf ihr noch verbliebenes Übernachtungsrecht…
Jetzt noch ein paar Bilder von Big Sur. Das nördlichste Drittel wurde übrigens zunehmend wolkig und kühl; heute Abend musste ich zum ersten Mal seit langem wieder eine Jacke anziehen.
So, jetzt habe ich mich für einige Nächte in Monterey eingemietet, vor allem wegen des Aquariums und den historischen Stätten, Monterey war die mexikanische Hauptstadt Kaliforniens.
Zur Zeit bin ich für zwei Tage in Monterey, der mexikanischen Hauptstadt Kaliforniens bis 1848. Da das Wetter heute eher trüb und kühl war, habe ich den ersten Tag für den Besuch des Monterey Bay Aquarium genutzt. Das MBA ist angeblich das größte und beste Aquarium der Welt. Mir ist jedenfalls kein größeres oder besseres bekannt; das Aquarium in der California Academy of Sciences ist jedenfalls im Vergleich klein und eingeschränkt; allerdings haben sie dort einige der Ideen aus dem MBA kopiert. Das MBA wurde von David Packard (einem der Gründer von Hewlett Packard) gestiftet. Es ist zugleich ein Forschungsaquarium und hat viele Projekte zur Artenrettung und Auswilderung am Laufen, nicht zuletzt für die Seeotter Kaliforniens. Viele der Tierarten sind in der Region heimisch und die Ausstellungen sind zum großen Teil auch regional nach Lebensräumen geordnet.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Hauptindustrie von Monterey die Sardinenfischerei und -verarbeitung. Das MBA selbst ist auf Cannery Row in mehreren ehemaligen Sardinenfabriken untergebracht. Cannery Row ist auch der Titel eines berühmten Romans von John Steinbeck (ja, der mit Früchte des Zorns, quasi der amerikanische Bert Brecht). In Cannery Row schufteten die Leute wie irre, es stank zum Gottserbarmen, aber die Sardinen waren profitabel und es gab Jobs, z.B. für Einwanderer aus Sizilien, Japan und sogar Spanien (eher selten, dass Spanier in die USA auswandern anstatt nach Lateinamerika). Dann wurden die Sardinen überfischt und eine gleichzeitige natürliche Schwankung des Bestandes (alle 25 Jahre werden die Sardninen von den Anchovies verdrängt, warum auch immer) brachte die Sardinenfischerei zum Erliegen. Heute ist Cannery Row eher eine Touri-Meile wie Fisherman’s Wharf, aber dank des MBA ist Cannery Row heute ein Hauptreiseziel. Immerhin hat man sich die Mühe gemacht, die historische Dimension von Cannery Row mit Schautafeln zu dokumentieren.
Morgen ist dann der mexikanisch-historische Teil von Monterey dran.
Monterey gilt als die historischste Stadt Kaliforniens: 1770 von den Spaniern als „Hauptstadt“ Kaliforniens gegründet (hauptsächlich als Zwischenhafen für die Schiffe zwischen Manila und Acapulco), dann ab 1822 Hauptstadt der nunmehr mexikanischen Provinz und Haupthafen Kalifornien, 1846 Schauplatz der Machtübernahme durch die USA und 1850 Ort des Verfassungskonvents. Gut ist vor allem das Geschichtsbewusstsein der Stadtbehörden, die den Tourismus stark in diese Richtung lenken. Monterey hat eine self-guided walking tour namens „Path of History“, ähnlich dem „Liberty Trail“ in Bosten, der einem die historische Altstadt gut vor Augen führt.
Im Westen der Halbinsel Monterey fährt der sog. 17-Mile-Drive an der Küste entlang, mit vielen schönen Aussichten. Es gibt auch Seehunde, die derzeit sogar Junge haben. Diese werden aber aus Tierschutzgründen von den Blicken der Fahrer abgeschirmt, mit einem hohen grünen Zaun.
Südlich von Monterey liegt Carmel-by-the-Sea. Hauptattraktion hier ist die Mission San Carlos Borroméo de Carmelo. Das ist zwar nicht die älteste Mission Kaliforniens und auch nicht die erste, die der Franziskanermissionar Junipeo Serra gründete, aber es war sein Hauptstützpunkt und hier liegt er auch begraben. Ursprünglich lag die Mission ebenfalls in Monterey, aber schon 1771 verlegte Serra die Mission nach Carmel, um etwas Distanz zwischen die Soldaten und die Indianerkonvertiten zu bringen. Wie alle Missionen wurde auch diese nach der mexikanischen Unabhängigkeit säkularisiert und das Land an rancheros verteilt. Erst unter US-Regierung erhielt die Mission einen Teil ihrer Besitztümer zurück.
Am Nordrand der Monterey Bay ist Santa Cruz ein nettes Städtchen mit Hippie- und Surferfeeling. Erstes Ziel dort war der Mystery Spot, eine ganz alte Sehenswürdigkeit seit 1939. An einer sehr steilen Hangseite scheinen die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt: Wasser fließt aufwärts, Körpergrößen scheinen sich zu ändern, usw. Angeblich spielen Kompasse verrückt und Bäume wachsen unerklärlich krumm, eine Art Bermuda-Dreieck auf dem Festland. Hauptsächlich geht es um eine Kombination der extremen Schräglage des Hangs und verzerrter Perspektiven durch eine bewusst schiefe Hütte. Aber die Führer sind prima und könnten ohne weiteres als Anpreiser in einer Karneval-Sideshow arbeiten, um bärtige Frauen und siamesische Zwillinge zu präsentieren. Man muss sich einfach drauf einlassen, dann ist es ein Heidenspaß.
Santa Cruz selber ist primär für seinen Strand und sein Pier bekannt. Letzteres ist zwar touristisch, aber viel netter als das in SF oder Monterey, obgleich auch hier jeder versucht, einem mittelmäßiges Clam Chowder in einer Brotschüssel anzudrehen.
Am Strand von Santa Cruz ist auch der Boardwalk, ein ganz klassischer Vergnügungspark am Strand, der älteste an der Westküste (1906) und der letzte von den Klassikern im Stile von Coney Island, der noch übrig ist.
Morgen geht’s weiter nach San Jose, zum Winchester Mystery House und dann nach Napa.