Mit der Fähre sind wir über die Inlandsee, das Binnenmeer zwischen Honshu, Shikoku und Kyushu. Quasi Japans privates Mittelmeer. Ziel: Hiroshima.


Hiroshima ist eine schöne Stadt mit tragischer Vergangenheit. Berühmt sind natürlich das Friedensmuseum und die Friedenskuppel, eines der ganz wenigen Gebäude, von denen die Atombombe auch nur eine Ruine übrig ließ, obwohl es ganz nahe am Zentrum der Explosion war.




Und hier das Museum, das ich sehr zwiespältig fand. Die Ausstellung und die Exponate (Kleidungsfetzen, Trümmer, persönliche Gegenstände der Opfer) sind natürlich sehr beeindruckend und vor allem bedrückend. Das Leiden der vielen zivilen Opfer in Hiroshima wird wirklich herzzerreißend dargestellt.
Die historische Einordnung jedoch mag für japanische Vehältnisse progressiv sein, aus wissenschaftlicher historischer Sicht ist sie ziemlich unterirdisch. Japans Kriegsschuld, Greueltaten in China und Vietnam, Versklavung koreanischer Arbeiter und Zwangsprostitution werden zwar erwähnt (was für Japan schon progressiv ist) aber eben nur ganz am Rande. Vor allem die Analyse, warum die Atombombe auf Japan und nicht auf Deutschland abgeworfen wurde ist ziemlich hanebüchen. Es wird immer wieder ein Dokument von 1943 zitiert, in dem Japan als mögliches Ziel der Bombe erwähnt wird, aber das Dokument stammt natürlich vom Beginn des Manhattan-Projekts. Tatsache ist: die Bombe wurde am 16. Juli 1945 fertig, und da hatte Deutschland bereits kapituliert. Mit keinem Wort wird erwähnt, warum Japan nicht schon vorher kapitulierte, warum es nicht einmal nach der ersten Bombe kapitulierte sondern erst nach der zweiten, und welchen Schaden eine Invasion Japans im Vergleich zur Atombombe angerichtet hätte. Fazit: Japan sieht sich nach wie vor eher als Opfer des Krieges, den es selber angefangen hat, eine Aufarbeitung wie in Deutschland, geschweige denn ein Äquivalent zu Brandts Kniefall, fand nie statt.


Zum Abendessen gab es wieder Okonomiyaki, was in Honshus Süden noch originaler ist und noch besser.

