24.12.2018 – Peace Memorial Park, Himeyuri Memorial

Welche Sehenswürdigkeiten besucht man an Weihnachten? Natürlich solche, die dem Frieden gewidmet sind. Nun ist es allerdings so, dass die Friedensdenkmäler und -museen, von denen auf Okinawa einige gibt, der wahrhaft grässlichen Schlacht von April-Juni 1945 gewidmet sind. Insofern also kein allzu erbauliches, aber sehr interessantes Programm.

Das Wetter gestaltet sich übrigens bisher besser als erwartet: bis frühen Nachmittag blieb es bewölkt, aber trocken, danach ein bisschen Regen. Das Ganze bei ca. 20 Grad, also doch recht angenehm.

Erster Programmpunkt war der Peace Memorial Park, im Süden der Insel (s. auch Reiseroute 2018). Hier wird von der Präfektur Okinawa den ca. 200.000 Toten des „Stahltaifuns“, also der Schlacht von Okinawa gedacht. Zumindest heutzutage auch den Toten aller Beteiligten, egal welcher Nationalität.

Hier ein Blick auf die Gesamtanlage. Der weiße Turm links ist die Peace Hall, der Gebäudekomplex mit den roten Dächern das Museum.
Die Peace Hall von vorne…
…und von innen.
Da oben gibt es auch ein Schmetterlingshaus…
…mit solchen…
…Gesellen.

Leider hatte ich heute meine Kamera noch nicht richtig im Griff und habe in jpg (anstatt in raw) und teils mit viel zu hoher ISO-Einstellung fotografiert. Das fiel mir leider erst beim „Entwickeln“ auf.

In diesem (wahrscheinlich vom Vietnamkriegsdenkmal inspirierten) Denkmal wird aller 200.000 Toten auf allen Seiten gedacht.
Hier sollte eigentlich ein „Flamme des Friedens“ brennen. Tat sie aber nicht. Ein schlechtes Zeichen.
Und hier wird der ca. 10.000 koreanischen Zwangsarbeiter gedacht, die in Okinawa zu Tode kamen. Das ist der neueste Teil der Anlage und wird in der offiziellen Broschüre noch (?) mit keinem Wort erwähnt.
In einem weiten, älteren Teil der Anlage wird der japanischen Soldaten der verschiedenen Präfekturen gedacht. Hier die der Präfektur Aomori. Die Leser meines Blogs vom letzten wissen: dort, im Norden von Honshu, werden Unmengen Äpfel angebaut.
In diesem Mausoleum wird die Asche von über 100.000 Personen aufbewahrt.
Das friedlichste an der Anlage ist möglicherweise das Meer.

In dem Museum selbst durfte man nicht fotografieren. Man muss aber sagen: die Exponate sind zwar chronologisch teils etwas konfus, aber für japanische Verhältnisse enorm ausdifferenziert und selbstkritisch. Anstatt der „Japan war das arme Opfer“ Perspektive wird auch die Vorgeschichte des Kriegs und die japanischen Eroberungsfeldzüge in Asien thematisiert. Und neben der Vernichtung durch die Amerikaner wird vor allem aber auch die enormen Misshandlungen, welche die japanischen Streitkräfte an der Zivilbevölkerung Okinawas verübten. So plünderten sie die Zivilisten aus, schleppten sie beim Rückzug mit und verboten ihnen, sich den Amerikanern zu stellen, die mit Flugblättern und Lautsprecheransagen die Bevölkerung zur Kapitulation aufforderten. Es gab Morde, erzwungene Selbstmorde, und vieles Schreckliches mehr – und gleichzeitig natürlich das unablässige Artilleriebombardement der Amerikaner.

Darum geht es auch bei der zweiten Gedenkstätte, die wir heute besuchten, dem Himeyuri Memorial. Hier geht es um 244 Schülerinnen, die von der japanischen Armee in den Sanitätsdienst gezwungen wurden und in Höhlen unter wahrhaft bestialischen Bedingungen Verwundete versorgen mussten. Einige Wochen vor dem Ende der Schlacht stellte man die Mädchen dann außer Dienst, aber es wurden keine Maßnahmen ergriffen, ihnen eine sichere Kapitulation zu ermöglichen. Viele starben schon in den Höhlen, noch mehr im Artilleriehagel, nachdem sie rausgeschmissen wurden, ingesamt starben über 100 der 13-19jährigen Mädchen.

Das hier ist einer der Gedenksteine für die Himeyuri. Das Loch im Boden davor ist tatsächlich eine dieser „Hospital“-höhlen bzw. -höllen.
Und das hier sind mitnichten Girlanden…
…sondern Abertausende Origami-Kraniche, gefaltet als Friedensgebete.

Die groben Abläufe von Krieg und Schlacht kannte ich schon vorher, aber ein paar neue Sachen habe ich dennoch gelernt. Nicht zuletzt, dass die Amerikaner Okinawa noch viele Jahre nach dem Krieg direkt verwalteten, erst 1972 wurden die Inseln überhaupt offiziell an Japan zurück gegeben. Die Militärbasen sind natürlich immer noch hier und durchaus gegenwärtig.

Fun Fact: nächstes Jahr steht den Japanern nicht nur ein neuer Kaiser ins Haus sondern wohl auch die abschließende Debatte über die Abschaffung der sog. „Friedensverfassung“ von 1955 und der formalen Etablierung von Streitkräften. (Nicht, dass die sog. „Selbstverteidigungskräfte“, die es jetzt schon gibt, nicht auch schon Heer, Flotte und Luftwaffe sind…). Aber Premier Abe Shinzo will eben, dass Japan das Kapitel 2. Weltkrieg endgültig abschließt.

So, nun ist aber heute Heiligabend drum und wir sind noch ziemlich groggy vom Jetlag, drum sind wir als es zu regnen anfing zurück und die Ferienwohnung und haben uns ein wenig erholt. Jetzt gehen wir noch schön essen und sozusagen Weihnachten feiern. Euch allen auch Frohe Weihnachten und Frieden auf Erden!

3 Gedanken zu „24.12.2018 – Peace Memorial Park, Himeyuri Memorial“

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