Oregon, das bessere Kalifornien

Portland ist eine seltsame und spannende Stadt, wo es u.a. völlig unmöglich ist, seltsam gekleidet zu sein, den das sind alle, und alle unterschiedlich. Man hat einen Eindruck, das die 60er Jahre sich gehalten haben und sich in den 90ern mit Grunge vermischten. Individualismus scheint man hoch zu schätzen. Gleichzeitig findet man viele europäisch anmutende Elemente: öffentlicher Nahverkehr, Fahrradwege, und sogar Biergärten. Dabei sehr sauber, aufgeräumt und wohl repariert. Oregon ist anscheinend das bessere Kalifornien.

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Ein Voodoopuppen-Doughnut bei Voodoo Doughnuts.

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Der Lieferwagen von Voodoo-Doughnuts.

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Blüten im Rhododendron-Garten.

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Der Saturday Market, so eine Art Tollwood.

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Das inoffizielle Motto der Stadt.

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Abends waren wir noch in der Lovecraft-Bar, benannt nach dem berühmten Horror-Autor. Da hatten sogar die Fahrradständer Tentakel.

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Drinnen sieht es dann so aus.

Morgen: Der Pazifik

Der Pazifik

Heute ging es an den Pazifik westlich von Portland, im Nordwesten von Oregon und im Südwesten von Washington. Dabei wandelten wir auf den Spuren der Entdecker Lewis und Clark, die hier nach über einem Jahr den Ozean erreichten und nahe der Küste überwinterten, bevor sie sich auf den Rückweg machten.

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In Oregon kann man teilweise mit dem Auto den Stand entlang fahren, was wir auch prompt taten. OK, am Schluss mussten wir das Auto etwas aus dem Sand graben, aber lustig war es allemal. Dabei lichtete ich diese Möwe ab.

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Hier eine Replika des Winterforts von Lewis und Clark.

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Ein Weisskopfseeadler.

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Die Mündung des mächtigen Columbia-Flusses.

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Ein Grauwalskelett am Strand, das liegt da schon lange.

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Abend aßen wir im Pickled Fish-Restaurant am Meer.dir wurde das Bier in Einmachgläsern ausgeschenkt…

Friday Harbor

Heute sind wir von Portland nach San Juan Island gefahren. Das ist eine Insel im San Juan Archipel, einer Gruppe im Puget Sound nordwestlich von Seattle. Noch weiter nordwestlich davon kommt Vancouver Island, was schon zu Kanada gehört.

Wir hatte gewaltiges Glück: wir kamen bei der Fähre an in der Gewissheit, zwei Stunden warten zu müssen, stattdessen konnten wir sofort auf eine leicht verspätete Fähre auffahren, ohne jegliche Wartezeit. Auch ein günstiges Hotelzimmer haben wir noch gefunden – auf dieser Insel keine leichte Aufgabe.

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San Juan Island von der Fähre aus gesehen.
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Panoramae von Friday Harbor, dem Hauptort der Insel. Der heißt auch Dienstags so, allerdings ist Freitags höchstwahrscheinlich mehr los.
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Auf der INsel gibt es so manch seltsame Lokalität..
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…aber auch schöne Blüten.

Hauptattraktion der Insel ist die Chance, Orcas zu beobachten. Ob das nun klappt werden wir morgen herausfinden, die Chancen sind natürlich nicht so toll.

Der Schweinekrieg

Heute haben wir uns auf San Juan Island rumgetrieben. Für mich war das Faszinierende, dass hier von 1859 bis 1873 ein Kalter Krieg zwischen Großbritannien und den USA herrschte. Der Oregonvertrag von 1846 hatte zwar eigentlich die Grenze zwischen USA und Kanada geregelt, aber aufgrund schlampiger Formulierungen im Vertrag war der Besitz der San Juan Islands umstritten. Als dann ein amerikanischer Bauer (zweibeinig) ein britisches Schwein (vierbeinig) erschoss, weil es seinen Kartoffelacker durchwühlte, kam es beinahe zum Krieg.

Der Gouverneur von British Columbia verlangte militärische Vergeltung, aber der zuständige britische Offizier wollte seine Königin nicht wegen einem Schwein in einen Krieg verwickeln. Statt dessen einigte man sich bis auf weiteres, zwei Militärposten einzurichten: einen britischen im Norden und einen amerikanischen im Süden der Insel. Die Situation hielt dann über zwölf Jahre. Vor allem die Briten machten es sich schön gemütlich, während die Amerikaner eher primitiv hausten. Man traf sich aber regelmäßig, veranstaltete Parties und Pferderennen. 1873 berief man dann den neuen deutschen Kaiser Wilhelm zum Schlichter, und der gab den Amerikanern Recht und damit den Besitz an der Insel, die Briten zogen klaglos ab. Einziger Leidtragender war eigentlich das Schwein.

Ach ja, Wale soll es hier manchmal auch geben, wir haben aber keine gesehen. Dafür noch wesentlich mehr Weißkopfseeadler, die gibt es hier wohl reichlich.

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Ein Panorama vom Camp der Briten aus gesehen
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Ein Panorama vom Camp der Amerikaner aus gesehen
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Die Frau des britischen Kommandeurs hatte sogar einen formalen Garten eingerichtet, hier eine Rekonstruktion.
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Schweine werden wohl keine mehr auf San Juan gehalten, dafür aber eine Alpaca-Herde

Morgen geht es zuück aufs Festland und weiter nach Vancouver, British Columbia, Kanada.

Ankunft in Vancouver

Heute Ankunft in Vancouver, British Columbia. Der erste Eindruck: viele teure deutsche Autos. Der zweite Eindruck: was für ein Betonwüste. Der dritte Eindruck: was für eine nette Stadt. Die Diskrepanz zwischen Beton und nett liegt an der sehr gemischten Architektur. Neben sehr netten historischen Häusern und einigen schönen modernen stehen leider auch Plattenbauten. Irgendwann hat die Stadtplanung für einige Jahrzehnte mächtig versagt.

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Ein historisches schönes Häuschen…
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…und Plattenbauten. In unmittelbarer Nachbarschaft.
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Hier der wahre Grund für die Schönheit Vancouvers: from sea to sky, also vom Meer bis zum Himmel. Dieser Blick geht von Vancouvers Innenstadt über die Bucht nach Nordvancouver, dahinter die Berge. Die sind zwar nicht allzu hoch, aber direkt von Meereshöhe aus wirken sie schon beeindruckend.
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Flughafen für Wasserflugzeuge, dahinter Hafenanlagen.
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Viele Radwege in der Stadt, aber was dieses Schild mit sagen will bleibt etwas unklar. Separate Wege für Fahrräder und Rollstühle?

Vancouver ist einem intensiven Gentrifizierungsprozess unterworfen. Direkt neben der sehr schön hergerichteten (wenn auch etwas sterilen) Altstadt Gastown ist die offene Drogenszene, daneben wiederum Chinatown. Überall wird gebaut und es gibt Proteste gegen die Vedrängung der ärmeren Bevölkerung aus der Innenstadt.

Vancouver zum Zweiten

Heute gemütliches Sightsseing in Vancouver. Unser Weg führte zunächste  ins Vancouver Police Museum. Der besondere Reiz daran ist, dass dieses Museum im historischen „Coroner’s Court“ untergebracht ist, d.h. hier war früher auch die Gerichtsmedizin und die Leichenhalle untergebracht. Insgesamt ein spannendes Museum, in dem die Geschichte der British Columbia Provincial Police und des Vancouver Police Department dargestellt wird (nein, das sind nicht die „Mounties“, die Royal Canadian Mounted Police ist die Bundespolizei). Angefangen mit vier Typen, die vor einem Zelt mit dem Schild „City Hall“ stehen – Vancouver brannt 1886 zwischenzeitlich nieder.

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Wer hätte gedacht, dass die Polizei in Vancouver bereits Anfang des 20.Jahrhunderts mit Lichtschwertern ausgerüstet war? Das braune Exemplar in der Mitte würde Luke Skywalker zur Ehre gereichen.
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Die Schubladen in der historischen Leichenkammer. Man durfte sich nicht reinlegen.
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Die historischen Obduktionstische. Hier wurde Errol Flynn aufgeschnitten, der (eher zufällig) in Vancouver verstarb (Herzinfarkt).

Danach ging es weiter in den Stanley Park, der großen Gründfläche am nordwestlichen Ende der Innenstadt.

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Ein obadachloser Parkbewohner.
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Die Skyline von Vancouver
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Moderne Torempfähle. Die Totempfahlkunst wird von den First Nation in British Columbia, vor allem den Salish, weiterhin betrieben.
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Nicht die kleine Meerjungfrau, sondern „Girl in a Wetsuit“, also „Mädchen im Neoprenanzug“ – Kunst im Park.

Relativ viel Zeit haben heute auch mit Essen und Trinken bzw. der Suche danach verbracht.

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Auf Granville Island, einer Halbinsel südlich der Innenstadt, gibt es eine tolle Markthalle. Hier ein Blick auf einen Fruchtstand.
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Dieses Lokal ist direkt um die Ecke vom Hotel. Erfrischend ehrlich und innen sehr schön 50ies-Retro, wir waren denn aber doch nicht dort essen.
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Döner in Kanda? Gibt es, aber nur in der französischen Variante mit Pommes – und in der kanadischen Variante mit Poutine. Poutine ist eine kanadische „Spezialität“: Pommes, bestreut mit geriebenem Käse und übergossen mit heißer Bratensauce… Da waren wir auch nicht.
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Dieses ukrainische Restaurant sah gut aus, da waren wir aber auch nicht.
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Stattdessen waren wir bei einem sehr guten und günstigen mongolischen Grill. Dort stellt man sich Fleisch, Nudeln, Gemüse und Sauce von einem Buffet in einer Schüssel zusammen, dann wird es vom Profi auf der superheißen Metallplatte gegrillt und gekonnt wieder in die Schüssel zurückbefördert. Entscheidend war die Show beim Grillen, wo der Koch mit meterlangen Stäbchen das Gargut auf der Platte hin- und herschob und rührte,
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Hier nochmal aus der Nähe.

Morgen schauen wir noch ein paar Sachen in Vancouver an, dann geht es zurück in die USA. Eine Zwischenübernachtung, dann zu unserem letzten Stop: Seattle.

Vancouver zum Dritten

Heute letzter Tag in Vancouver. Wir fuhren zum Lynn Valley Provincial Park, wo es eine große Hängebrücke und gemäßigten Regenwald gibt. Eigentlich ist die große Attraktion in der Gegend die Capilano-Hängebrücke, aber die kostet 30 Dollar pro Person. Böse Zungen sagten, BC steht nicht für British Columbia, sondern für “bring cash.“ in Lynn wars umsonst. Hier ein paar Eindrücke:

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Der zweite große Programmpunkt war das anthropologische Museum der University of British Columbia. Dort gibt es dir wohl beste Sammlung an Artefakten und Kunst der Indianer der Region, sowohl historisch wie kontemporär.

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Eine Sammlung von Artefakten.Die meisten sind Schüsseln für das Potlatch, die große Versammlungszeremonie der Indianer der Region.

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Hier eine aktuelle Plastik: der Rabe entdeckt die Menschheit in einer Muschel. Ein Schöpfungsmythos.

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Noch eine aktuelle Arbeit.

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Eine große Rabenmaske für Tänze, diesmal historisch. Der Rabe ist der Trickster der Mythologie, wie Prometheus oder Loki.

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Hier sieht man mal, wo diese Totempfähle eigentlich hingehören. Es waren effektiv Wappen. Die Indianer hier sind vergleichsweise dynastisch orientiert.

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Hier noch ein special für Tini, an einem Kühlhaus in Burlington, wo wir übernachten. Eigentlich hätten wir es auch gut bis Seattle geschafft, aber da war am Samstag kein vernünftig bezahlbares Hotelzimmer zu bekommen. Also erreichen wir die letzte Station unserer Reise erst morgen, haben dann aber vier volle Tage.

Schläfrig in Seattle

Heute waren wir in den Boeing-Werken und sind dann weiter nach Seattle, wo wir unter anderem eine Tour des historischen Untergrunds sowie der Geschichte der Prostitution gemacht haben. Bilder folgen vielleicht morgen, heute bin ich zu müde.

Von Düsenjets, Nähmaschinen und elektrischen Gitarren

So, jetzt habe ich etwas mehr Zeit und Nerv zum Bloggen. Gestern sind wir nach Seattle reingefahren. Auf dem Weg haben wir in Everett, einem großen Vorort von Seattle, die Boeing-Werke besucht, wo 747 „Jumbo“, 777 (das Flugzeug mit der größten Reichweite) und 787 (der Dreamliner) gebaut werden. Wer sich immer schon gewundert hat: die 1xx-5xx Flugzeuge waren Propellermaschinen, die 6xx waren Mondraketen und Cruise Missiles, alle 7xx sind Passagier-Düsenjets. Die Tour war sehr unterhaltsam, gerade auch weil der Führer sowohl wissen als auch lustig war. Die Werkshalle ist übrigens das größte Gebäude der Welt – gemessen am Volumen.

Leider durfte man drinnen nicht fotografieren, hier also ein paar Außenansichten.

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Der Dreamlifter ist einen umgebaute 747, in dem die EInzelteile für den sehr viel kleineren Dreamliner 787 aus Japan und Italien für die Endmontage nach Everett geflogen werden.
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HIer sieht man Dutzende neue Flugzeuge, die auf Abnahme und Abholung warten, Boeing liefert nicht frei Haus.

Danach dann wirklich nach Seattle, wo wir uns für die letzten Urlaubstage mehr eine Ferienwohnung als ein Hotelzimmer genommen haben. Wir sind dann erstmal ein bisschen durch die Stadt gelatscht; abends waren wir dann bei der Seattle Underworld Tour. Diese beschäftigt sich mit den versunkenen ehemaligen Erdgeschossen der Altstadt im Allgemeinen und den dort befindlichen Bordellen im Besonderen. In Seattle gab es im 19. Jahrhundert reichlich Prostitutierte, die offiziell aber alle Näherinnen waren. Betten wurden daher euphemistisch „Nähmaschinen“ genannt.

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Eine Untergrundbar. Spuken soll’s da auch, aber die Gestalt im Vordergrund hat doch mehr mit der Belichtung zu tun…
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Noch ein Blick in den Untergrund von Seattle. Hier läuft man unter dem Gehweg entlang.

Heute haben wir uns dann ein paar Sights und Ausblicke in Seattle angesehen:

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Im Gasworks Park haben sie die historischen Stadtgaswerke einfach stehen lassen.
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Blick von Gasworks Park auf die Skyline von Seattle.

Ein echtes Highlight war der Fremont Troll. Die haben doch tatsächlich unter eine Brücke eine Riesen-Trollstatue gebaut, und die Straße dort gleich mal „Troll Avenue“ genannt.

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zwei Trolle unter der Brücke
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man beachte den Volkswagen Käfer im der linken Hand des Trolls
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noch ein Blick auf die Skyline von einer anderen Stelle.

Danach waren wir im EMP (Experience Music Project), einem Musikmuseum mit Fokus auf Jimi Hendrix und Nirvana, den berühmtesten musikalischen Gewächsen der Stadt. Dort ist auch die Science Fiction Hall of Fame untergebracht, sowie eine mittelmäßige Fantasy-Ausstellung.

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Die Fantasy-Ausstellung war zwar insgesamt nicht so toll, aber der Eiserne Thron aus Game of Thrones war schon cool.
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Wer erkennt dieses Kostüm?
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Eine von Hendrix zerschmetterten Gitarren.
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Ein bizarrer Vorläufer der elektrischen Gitarre.

Letztlich bin ich noch eine Weile durch die Stadt marschiert, unter anderem durch Chinatown. Hier noch ein paar Eindrücke.

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Jetzt wissen wir auch, was der Troll isst, wenn er keine Volkswagen Käfer kriegen kann.
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Nach Chinatown traut sich der Troll nicht, dort gibt es Drachen.

 

Guter Kirschkuchen, Diane

Unser Weg führte nach Snoqualmie und North Bend östlich von Seattle. Wem das nichts sagt: hier wurde David Lynchs Kult-Fernsehserie Twin Peaks gedreht. Dementsprechend machten wir uns auf die Suche nach Drehorten.

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Der Wasserfall und das Great Northern Hotel – eigentlich die Salish Lodge.

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Das Roadhouse.

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Über diese Brücke fahrt bei Twin Peaks ein Zug, nicht so in der Realität.

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Das Büro vom Sheriff. Heute wird dort eine Schule für Rally-Fahrer betrieben, auf dem Gelände des alten Sägewerks.

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Da wo Hans-Martin steht stand erst das Welcome to Twin Peaks-Schild.

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Und natürlich der Diner, wo einst Agent Cooper seinen Kirschkuchen aß.

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Der Diner ist auch der einzige Ort, der ein bisschen das Erbe der Serie hoch hält, wie zum Beispiel mit diesem Wandgemälde.

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Kirschkuchen haben wir natürlich auch gegessen. War OK, aber nicht so gut wie im der Serie.

P.S. Wer diesen Blog-Eintrag nicht versteht hat die Seite noch nicht gesehen.