Bin gestern (22.04.) abend in SF angekommen. Der Flug (11,5h) war ganz schön lang, aber zumindest pünktlich; gegen 20.30 Uhr Ortszeit war ich dann beim Hotel.



23. Mai bis 4. Juni 2017; 22. April bis 19. Mai 2010
Heute, am 23.04. stand der Norden von San Fransisco auf dem Programm. Ich bin vom Fisherman’s Wharf über Ghirardelli Sqaure, Fort Mason, den Marina District und das Presidio bis zur Golden Gate Bridge marschiert, mit einem kleinen Umweg über den Russian Hill und den Zick-Zack-Abschnitt der Lombard Street.
Ausgangspunkt war der Fisherman’s Wharf, reichlich touristisch, aber dennoch ganz nett.
In der Nähe ist auch eine der Endstationen der Cable Cars. Die Dinger kommen auf einer Art Karussel an und werden dann vom Fahrer mit Muskelkraft um 180 Grad gedreht.
Der Ghiradhelli Square ist Standort einer ehemaligen Schokoladenfabrik, heute eher eine Art Edel-Mall. Aber Schokoloade und Eis gibt es immmer noch.
Dann ging es erstmal den sehr steilen Russian Hill hoch. Oben geht dann die berühmte Sektion der Lombard Street ab, angeblich die „krummste Straße der Welt.“
Fort Mason ist ein ehemaliger Militärstützpunkt, der bis in die 60er Jahre in Betrieb war. Dort sind heute eine Jugendherberge und ein Park, sowie eine Art kommunaler Schrebergarten mit sehr schönen Blumen.
Der Presidio ist ein weiteres ehemaliges Militärgelände, das schon den Spaniern und Mexikanern gedient hat und von 1846 bis 1994 dem US-Militär. Heute entsteht hier ein Nationalpark, der aber auch kommerziell genutzt wird. Nicht zuletzt hat George Lucas hier sein Digital Arts Zentrum, wie man unschwer erkennen kann:
Am Schluss des langen Fussmarsches lag dann die Golden Gate Bridge. Zunächst war es noch sehr neblig, doch schon eine Stunde später schien wieder die Sonne.
So, jetzt bin ich fußmüde und sonnenverbrannt. Morgen such ich mir was weniger Anstrengendes.
Bin heute mit dem Cable Car zum Union Square gefahren. Das ist so, als würde man mit einer sehr alten, unsicher wirkenden Achterbahn fahren, die glücklicherweise recht langsam ist, denn es geht schon richtig steil bergab. Der Fahrer stemmt sich mit Körper und Gewicht gegen einen Riesenhebel, um das Ding zu bremsen. Schon irre. Die Dinger sollten in den 40er/50er Jahren abgeschafft werden, aber es gab eine Art Volksaufstand gegen den damaligen Bürgermeister. Allerdings fahren heute nur noch vier Linien von einst mehr als zehn, den Rest erledigen Busse und Tram. Schon ein einzigartiges Verkehrsmittel des öffentlichen Personenverkehrs, das übrigens nicht nur von Touristen benutzt wird.
Es gibt auch ein tolles und kostenlosen Museum zur Cable Car, wo außerdem der Antrieb für alle vier verbliebenen Linien untergebracht ist.
Erster Programmpunkt war Union Square, was wohl als Stadtzentrum gelten mag. Benannt übrigens nicht nach der Gewerkschaftsbewegung, sondern nach der Loyalität Kalifornien zur Union im Bürgerkrieg. Hier sind auch die meisten Hotels der Stadt. Die Gegend ist allerdings primär auf Shopping ausgerichtet und grenzt an den sehr heruntergekommenen Tenderloin District. Allerdings bin ich auch primär zum Shopping hingefahren, da hier der zentrale Levi’s Store ist und Jeans nunmal in den USA a) billiger und b) einfacher in meiner Größe zu haben sind.
Hauptsächlich war ich jedoch in Chinatown unterwegs. Das ist das älteste und mit Abstand größte Chinatown in den USA. Hier treiben sich zwar einige Touris rum, aber es ist ein echtes ethnisches Viertel und man sieht wirklich fast nur Chinese Americans, inklusive alter Männer beim Dominospielen, etc. Die Läden unterscheiden sich nur wenig von Asiashops in Deutschland, nur dass man hier noch abgefahreneres Zeug kriegt. Alles ist relativ klein und eng und man kommt sich schon vor wie einer südchinesischen Stadt (die meisten Chinesen in San Francisco haben Wurzeln in Perlenfluss-Delta und sprechen einen kantonesichen Dialekt).
Was ich vorher nicht wusste: die Architektur von Chinatown ist weder authentisch chinesisch noch hat sie sich zufällig als Lokaltradition entwickelt. Nach dem Erdbeben von 1906 gab es (teils heftige und potentiell gewalttätige) Bestrebungen, die Chinesen aus dem Zentrum von SF zu verjagen. Die Anführer der chinesischen Gemeinde beschlossen a) möglichst schnell wieder aufzubauen, um Tatsachen zu schaffen und b) ganz bewusst in einer Art Fantasie-Stil zu bauen, die den Vorstellungen der weißen Amerikaner von China entsprach. Das hat auch ganz gut funktioniert, den Weißen gefiel der Baustil recht gut. Daher ist der Baustil von Chinatown ganz spezifisch für SF.
Zu Mittag habe ich im City View Restaurant gegessen. Zwei Worte: Dim Sum. Göttlich. Man setzt sich an einen Tisch und die Kellnerinnen kommen mit Wagen voller gedämpfter Köstlichkeiten vorbei, die noch dazu recht günstig sind. Man kann gar nicht soviel ausprobieren, wie man gerne möchte.
Hier noch ein paar Eindrücke von Chinatown:
Heute habe ich meinen MUNI-Nahverkehrspass ausgenutzt und die verschiedenen Buss und Trambahnen verwendet, um in der Gegend rumzukommen. Das Nahverkehrsnetz ist dicht gewoben und die Wartezeiten halten sich in Grenzen, nur hat man manchmal den Eindruck, die Cable Cars seien die modernen Fahrzeuge des Verkehrsverbundes…
Erster Stop war der Mission District und die Mission Dolores. Dies ist quasi der Ursprung des zivilen San Francisco (neben dem Presidio als Militärstützpunkt), gegründet 1776 als spanische Mission. Das war’s dann auch schon fast mit San Francisco bis zum Goldrausch 1849: die Mission, das Presidio, ein paar Fischer und ein paar Docks. Erst danach ging es richtig los. Die Mission ist jedenfalls das älteste Gebäude der Stadt, ganz in der klassischen Adobe-Bauweise.
Die Mission wurde weitgehend von Ohlone-Indianern gebaut, die dem ganzen auch ihren Stempel aufdrückten, in diesem Fall im Deckenmuster sichtbar:
Die Gegend drum herum nennt man Mission District und es handelt sich tatsächlich um ein hispanisches geprägtes Viertel. Gut fand ich besonders die verschiedenen Wandgemälde.
Danach hatte ich das Yuerba Buena Center for the Arts auf dem Programm, wo ich das Museum of Modern Arts prompt links liegen ließ und in das Museum of Cartoon Art gegangen bin (keine Fotos, da nicht erlaubt). Auf dem weiteren Weg kam ich am Rathaus vorbei, was eine ähnliche Größe hat wie das Bundeskapitol in Washington, man lässt sich in SF wohl nicht lumpen.
Der Golden Gate Park ist das Gegenstück zum Central Park in New York: fünf Kilometer lang und einen Kilometer breit. Drinnen u.a. ein botanischer Garten und diverse Museen, und am Sonntag sehr viele Menschen!
Auf dem Rückweg bin ich noch am Pier 39 vom Fisherman’s Wharf vorbei, das ist die Zentrale des Kitsch-Tourismus. Aber seit dem Erdbeben von 1989 haben sich hier Seelöwen angesiedelt. Im ersten Jahr ca. 40, im zweiten Jahr 200, im dritten 400, mittlerweile sind es im Winter bis zu 1.000 und manche migrieren gar nicht mehr weg. Experten sagen voraus, dass im Jahre 2025 San Francisco vollständig von den Seelöwen übernommen ist, und die Menschen nur noch als versklavte Heringsputzer dienen dürfen…
Habe heute ein Fahrrad gemietet und bin damit über die Golden Gate Bridge auf die andere Seite der Bay gefahren, nach Sausalito und Tiburon, dann am Schluss mit der Fähre zurück. Ca. 35km. Resultat: gestern taten mir die Füße weh, heute ein anderes Körperteil…
Die Firma, die die Fahrräder vermietet, heißt übrigens „Blazing Saddles“, nomen est omen. Die Räder waren allerdings ok, sofern man auf Schutzbleche und Beleuchtung verzichten kann, was in diesem Fall kein Problem war.
Ein Regentag, daher bin ich zurück zum Golden Gate Park gefahren, um mir dort die California Academy of Science, eine Art Naturkundmuseum anzusehen. Die Idee hatten natürlich auch andere, aber es waren weniger Touristen als vielmehr Schulklassen und Kindergartengruppen unterwegs. Die Ausstellungen sind trotzdem gut, neben dem obligatorischen Dinosaurierskelett gibt es ein gutes Aquarium und einen ziemlich spektakulären beghbaren Miniatur-Regenwald. Hier ein paar Eindrücke:
Am Nachmittag war das Wetter wieder besser, daher bin ich nach Japantown bzw. Nihonmachi. Eine interessantes ethnisches Viertel: hier siedelten sich nach dem Erdbeben von 1906 die japanischen Einwanderer (die seit dem späten 19. Jhdt. nach SF kamen) an. Im Zweiten Weltkrieg wurden jedoch als Resultat der anti-japanischen Ressentiments alle Personen japanischer Abstammung (mehrheitlich US-Bürger!) in Internierungslager im Landesinneren deportiert. Häufig verloren sie dabei ihren Besitz, insbesondere Immobilien, dennoch schafften es genügend Japanese-Americans wieder in ihrem alten Viertel Fuß zu fassen. Das ganze Viertel ist wesentlich geschichtsbewusster und weniger touristisch als Chinatown, allerdings auch ein gutes Stück kleiner.
Das Wetter war heute zwar auch nicht viel besser (morgens Regen, klärte nachmittags auf), aber das hat mich nicht abgehalten, mit der U-Bahn (BART) nach Berkeley und Oakland auf der Ostseite der San Francisco Bay zu fahren. Natürlich akzeptieren MUNI und BART nicht die gleichen Fahrscheine, aber immerhin war es ein nahezu identisches System wie die U-Bahn in Washington DC, das ich gut kenne.
Hauptziel in Berkeley war natürlich die University of California at Berkeley, gegründet 1860 und die älteste US-Universität an der Westküste. Überall sonst heißt die Uni Berkeley, nur in Berkeley nennt man sie „Cal.“ Wie allerdings der Tour Guide sagte: „You can call us UC, Cal, UC Berkeley, whatever. Just don’t call us Stanford.“ Das ist nämlich die andere berühmte Uni in der Gegend und eine private dazu (Berkeley gilt als die beste staatliche Uni in den USA) und es gibt da wohl ein wenig Konkurrenz…
Apropos Tour Guide: ich habe mich kurzerhand einer Campusführung für (so hoffen sie) angehende Studenten angeschlossen, die teils als Schulklasse da waren. Die Touren sind umsonst und werden von Studenten durchgeführt. Man erfährt doch so allerhand mehr als wenn man nur selbst über den Campus latscht.
Nach Berkeley bin ich weiter nach Oakland, die größte Stadt der East Bay, quasi das Brooklyn zu San Franciscos Manhattan. Gertrude Stein soll über ihre Heimatstadt Oakland mal gesagt haben: „There is no there there.“ Das möchte ich präzisieren zu „There are no restrooms there.“ Die einzige öffentliche Toilette der Innenstadt ist in einer Tiefgarage versteckt, der Schlüssel hängt an einem Hulahoopreifen und ist in einem Büro versteckt, das von einem dreiköpfigen feuerspeienden Hund bewacht wird. In Oakland haben nichtmal MacDonald’s und Burger King Toiletten, das ist jetzt keine Übertreibung! Wie dem auch sei, die Stadt hat nicht so wahnsinnig viel zu bieten, ein paar architektonische Highlights, das war’s dann auch weitgehend.
So, morgen werde ich die wenigen verbliebenen Programmpunkte in SF abklappern, und als Abschluss meines SF-Aufenthaltes habe ich die Abend-Tour in Alcatraz gebucht.
Heute habe ich noch den Coit Tower auf dem Telegraph Hill bestiegen, bei gutem Wetter ein absolutes Muss, denn man hat wirklich einen atemberaubenden Ausblick auf die ganze Stadt. Der Hügel ist allerdings so steil, dass gleich zwei Straßen nur noch aus Treppenstufen bestehen. Entlang dieser Stufen ist es allerdings wunderschön: Blüten und Pflanzen soweit das Auge reicht, und sogar einen Kolibri habe ich gesehen (allerdings nicht fotografiert, dafür bräuchte man wohl Profi-Equipment und viel, viel Zeit).
In Coit Tower gibt es übrigens ein mehrteiliges Wandgemälde von Diego Rivera aus den 30er Jahren, das San Francisco bei der Arbeit zeigt. Stil: mexikanisch angehauchter bunter sozialistischer Realismus. Die Bilder wurden dann kaum nach der Fertigstellung als „kommunistisch“ denunziert. Eigentlich haben sie eher was von „Bob der Baumeister“ Bilderbüchern…
Abends war ich dann auf Alcatraz, dafür muss man im Voraus Tickets buchen. Ich empfehle sehr die Abendtour, die ist zwar teurer, aber a) sind einige spannende Ranger-Führungen dabei und b) man hat einen prima Blick auf San Francisco und die Golden Gate Bridge bei Sonnenuntergang.
OK, es ist spät und ich muss morgen zum Flughafen, meinen Mietwagen abholen, denn meine Zeit in SF geht zu Ende und es geht weiter nach Nordkalifornien.
Habe heute meinen Mietwagen (übrigens ein Toyota Yaris, aber das Gaspedal ist noch nicht außer Kontrolle geraten) abgeholt und bin von SF nach Norden losgedüst. Die Fahrerei durch die Coastal Mountains ist allerdings echt anstrengend, eine ziemliches Gegurke, und man wird erst nach einiger Zeit durch den Anblick des Pazifik entschädigt.
Muir Woods National Monument ist einer der ältesten Nationalparks in den USA und nur wenige Meilen nördlich von SF. Hier steht ein alter, d.h. nie abgeholzter Wald von California Redwoods, die höheren der beiden Arten von Mammutbäumen (die Sequoias sind dicker, aber kürzer).
Point Reyes National Seashore ist wie der Name schon sagt ein Abschnitt der Pazifikküste nordwestlich von SF. Das riesige Gelände wird zum Land hin von der St. Andreasspalte begrenzt. Die sieht man zwar nicht, aber die Tektonik ist stark: Point Reyes war vor Äonen mal südlich von LA und hat sich seitdem nach Norden verschoben. Von hier ging auch das Erdbeben von 1906 aus.
Heute ging es die Pazifikküste entlang nach Norden, immer dem Highway 1 nach. Eine kurvige Berg- und Talbahn (was eine Menge Radfahrer nicht abschreckte), aber mit sehr spektakulären Ausblicken.
Auf dem Weg lag der Fort Ross Historic State Park. Hier hatten die Russen bis 1841 einen Außenposten (der von den Spaniern und später Mexikanern natürlich als illegal betrachtet wurde), um ihre Kolonie in Alaska zu versorgen und die Pelzjagd auf Seeotter voranzutreiben. Dazu brachten sie extra eine Menge Aleuten aus Alaska mit, die mit Kajaks die Seeotter massiv jagten; später erließen die Russen selbst ein Jagdmoratorium, damit die Bestände sich erholen konnten. 1841 verkauften die Russen das Fort an Johann Sutter, den Schweizer, der sich in Sacramento eine Art ein-Mann-Imperium geschaffen hatte. Der ließ das Fort prompt demontieren und nach Sacramento verfrachten. Was man heute sieht, ist ein Nachbau. Das hat aber den Vorteil, das man prima überall reinkann, weil man keine archäologischen Schäden anrichtet.
Im sog. Pygmäenwald im Van Damme State Forest (hat nix mit dem Schauspieler zu tun) werden die Bäume kaum mehr als mannhoch, weil aufgrund der Geologie der Boden dort sehr sauer ist.
Mendocino ist ein malerisches Dorf an der Küste, wo mehrere Filme (z.B. Jenseits von Eden) gedreht wurden. Viel Touristen, aber keine Kettenunternehmen wie McDonald’s etc.
Heute nicht so viele Fotos, da die Internetverbindung hier in Fort Bragg, wo ich nächtige, sehr langsam ist. Morgen geht es weiter die Küste hoch und durch den Humboldt Redwood State Park.