San Francisco Tag 2: Union Square und China Town

Bin heute mit dem Cable Car zum Union Square gefahren. Das ist so, als würde man mit einer sehr alten, unsicher wirkenden Achterbahn fahren, die glücklicherweise recht langsam ist, denn es geht schon richtig steil bergab. Der Fahrer stemmt sich mit Körper und Gewicht gegen einen Riesenhebel, um das Ding zu bremsen. Schon irre. Die Dinger sollten in den 40er/50er Jahren abgeschafft werden, aber es gab eine Art Volksaufstand gegen den damaligen Bürgermeister. Allerdings fahren heute nur noch vier Linien von einst mehr als zehn, den Rest erledigen Busse und Tram. Schon ein einzigartiges Verkehrsmittel des öffentlichen Personenverkehrs, das übrigens nicht nur von Touristen benutzt wird.

Die Wendestelle der Cable Car an der Ecke Powell und Union Street. Fahrer und Schaffner wenden das Teil dann mit Muskelkraft.

Es gibt auch ein tolles und kostenlosen Museum zur Cable Car, wo außerdem der Antrieb für alle vier verbliebenen Linien untergebracht ist.

Das Cable Car Museum und Antriebshalle
Hier werden die Kabel mit Elektromotoren über große Laufräder angetrieben. Genug Kraft, um mehrere Wägen auf der kilometerlangen Strecke anzutreiben.

Erster Programmpunkt war Union Square, was wohl als Stadtzentrum gelten mag. Benannt übrigens nicht nach der Gewerkschaftsbewegung, sondern nach der Loyalität Kalifornien zur Union im Bürgerkrieg. Hier sind auch die meisten Hotels der Stadt. Die Gegend ist allerdings primär auf Shopping ausgerichtet und grenzt an den sehr heruntergekommenen Tenderloin District. Allerdings bin ich auch primär zum Shopping hingefahren, da hier der zentrale Levi’s Store ist und Jeans nunmal in den USA a) billiger und b) einfacher in meiner Größe zu haben sind.

Union Square
Öffentliche Tai Chi Übung am Union Square

Hauptsächlich war ich jedoch in Chinatown unterwegs. Das ist das älteste und mit Abstand größte Chinatown in den USA. Hier treiben sich zwar einige Touris rum, aber es ist ein echtes ethnisches Viertel und man sieht wirklich fast nur Chinese Americans, inklusive alter Männer beim Dominospielen, etc. Die Läden unterscheiden sich nur wenig von Asiashops in Deutschland, nur dass man hier noch abgefahreneres Zeug kriegt. Alles ist relativ klein und eng und man kommt sich schon vor wie einer südchinesischen Stadt (die meisten Chinesen in San Francisco haben Wurzeln in Perlenfluss-Delta und sprechen einen kantonesichen Dialekt).

Das Chinatown Gate ist zwar berühmt, aber nicht historisch. Es wurde 1970 von Taiwan gestiftet.

Was ich vorher nicht wusste: die Architektur von Chinatown ist weder authentisch chinesisch noch hat sie sich zufällig als Lokaltradition entwickelt. Nach dem Erdbeben von 1906 gab es (teils heftige und potentiell gewalttätige) Bestrebungen, die Chinesen aus dem Zentrum von SF zu verjagen. Die Anführer der chinesischen Gemeinde beschlossen a) möglichst schnell wieder aufzubauen, um Tatsachen zu schaffen und b) ganz bewusst in einer Art Fantasie-Stil zu bauen, die den Vorstellungen der weißen Amerikaner von China entsprach. Das hat auch ganz gut funktioniert, den Weißen gefiel der Baustil recht gut. Daher ist der Baustil von Chinatown ganz spezifisch für SF.

Ein eher plakatives Beispiel für die Architektur von Chinatown.

Zu Mittag habe ich im City View Restaurant gegessen. Zwei Worte: Dim Sum. Göttlich. Man setzt sich an einen Tisch und die Kellnerinnen kommen mit Wagen voller gedämpfter Köstlichkeiten vorbei, die noch dazu recht günstig sind. Man kann gar nicht soviel ausprobieren, wie man gerne möchte.

Dim Sum im City View Restaurant

Hier noch ein paar Eindrücke von Chinatown:

Ross Alley wird immer mal wieder als Kulisse für Hollywood-Film verwendet
Die Golden Gate Fortune Cookie Company. Hier werden auf engstem(!) Raum Glückskekse hergestellt und verkauft.
Tin How Temple (links das Gebäude mit den Fahnen)
Sun Yat-sen, Revolutionär und Präsident der chinesischen Republik, die 1912 nach dem Sturz des Kaisers Pu Yi gegründet wurde
White Crane Dragon & Lion Association: solche Namen gibt es hier tatsächlich

3 Gedanken zu „San Francisco Tag 2: Union Square und China Town“

  1. Sieht ja so aus als würde deine Kamera ganz prima Bilder liefern.
    Wünsche weiterhin viel Spaß in San Fransico.

  2. oh! Yummy! Dim Sum! Warum muss ich bei der Fortune Cookie nur an die Gasse der glückseligen Jade denken 😉

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