Es ist bizarr, dass ich Las Vegas so mag, denn Glücksspiel interessiert mich überhaupt nicht. Zumal die tatsächlichen Casinobereiche in Las Vegas alle gleich aussehen: Unmengen von Spielautomaten, außerdem Spieltische für Blackjack, Craps, Roulette, evtl. ein paar Spiele mehr und ein oder mehrere Pokerbereiche. Dafür muss man nicht hin.
Auch kann man nicht behaupten, dass die Stadt schön ist. Klar, der „Strip“, also der Las Vegas Boulevard, besteht aus Highlights. Fast der ganze Rest der Stadt ist schlicht furchtbar: Retortensiedlungen, endlose Highways, Stau.
Was für mich den Reis von Vegas ausmacht ist die völlige Aufgabe von Sinn, Verstand und Proportion. Es geht nur um Glücksspiel, Entertainment, Essen und Trinken. Und das für Massen und möglichst in Perfektion. Eine Stadt, die außer ihrem Unterhaltungswert keine Existenzberechtigung hat, zumal es im Sommer echt heiß wird, man ist schließlich in der Wüste. Ein Disneyland für Erwachsene – genauso professionell und genauso irreal.
Hier nun also die Bilder:
Das ist übrigens einer der Vorteile an Vegas: Hotelzimmer, Buffetrestaurants, Shows, kostenloses Freiluftentertainment wie am Bellagio: alles ist erstaunlich günstig, weil es von der Glückspeilleidenschaft (oder -sucht) der anderen querfinanziert wird. Klar, das Buffet im Caesar’s kostet mittlerweile etwas über $50, aber wir reden von All-you-can-eat Austern, Königskrabben, Steaks, usw. usw. Wer’s billiger haben will: im Casino Royale, also meinem Hotel, gab es Jumbo-Hotdogs für $2.50 und Bier (Michelob, würg!) für $1.
Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass es mit Vegas ein bisschen bergab geht. So gibt es z.B. die Piratenshow vor dem Treasure Island nicht mehr, da wurden 2010 die Piratenschiffe noch bewegt und Akrobaten schwangen hin und her. Auch einige von den klassischen Fantasy-Hotels (New York, Luxor, Excalibur, Stratosphere) sind deutlich in die Jahre gekommen, ebenso das Flamingo. Richtig neue Hämmer gibt es keine, vom eher kleinen Cromwell mal abgesehen. Das Hard Rock Hotel, wo meine Show war, liegt eher abseits, ebenso das Hofbräuhaus. Die hofften wohl, das wächst mal mit dem Strip zusammen.
Als ich 2010 in Las Vegas war habe ich mich auf den Strip beschränkt. Diesmal habe ich auch mehrere Ausflüge gemacht und muss sagen, das lohnt sich! Vom Red Rock Canyon habe ich schon berichtet. Tags drauf war ich dann im Valley of Fire, ca. eine Stunde von Las Vegas. Das heißt nicht wegen der Hitze so (wobei es natürlich auch heiß ist), sondern wegen der roten Steinformationen, die noch um einiges Spektakulärer sind als der Red Rock Canyon. Außerdem gibt es Petroglyphen, also paläoindianische Graffiti!
Das Video zur Einstimmung:
Und die Fotos, ich denke die Landschafts- und Tieraufnahmen sprechen für sich selbst.
Vom Valley of Fire kann man dann direkt zur Lake Mead National Recreation Area (ja, wieder eine andere Art von Naturschutzgebiet) durchfahren. Gut, dass ich einen Jahrespass für alle Nationalparks und -schutzgebiete für $80 gekauft hatte, sonst wären das auch gleich wieder $20 gewesen. Der Lake Mead ist der Stausee des Hooverdamms. Er liefert nicht nur Wasser für Las Vegas und Los Angeles sondern er wird eben auch als Naherholungsgebiet genutzt.
Nach ca. 1oo km ist man dann wieder südlich von Vegas und am Hooverdamm. Den kennt jeder als größten Staudamm der USA (und lange Zeit der Welt), gebaut in den 1930er Jahren. Was mir nicht klar war, ist dass es ohne den Hooverdamm den Südwesten der USA wie wir ihn heute kennen nicht geben würde. Nicht nur zähmte er den Colorado-Fluss (den größten und unberechenbarsten Fluss, quasi den Mississippi des Westens), sondern ohne den Lake Mead-Stausee wäre die Entwicklung der Städte Los Angeles und Las Vegas einfach nicht möglich gewesen. Der Südwesten ist vor allem trocken, ohne Wasser geht nix.
Was kaum jemand weiß: der Hooverdamm ist auch der Originalschauplatz von Star Wars, genauer des Angriffs auf den „Todesstern.“
Und hier noch der Trailer für den neuesten Star Wars Film:
Der tiefste Punkt der amerikanischen Kontinente, eine der heißesten Gegenden auf Erden: Death Valley. Das letzte Mal war ich Anfang Mai 2010 hier, jetzt Anfang Juni. Und ja: es ist heiß, sehr heiß. Ca. 45 Grad Celsius, und das noch vor den heißesten Monaten Juli/August. Das habe ich bislang nur in Andalusien erlebt und da war ich 25 Jahre jünger. Dafür hatte ich diesmal ein Auto mit Klimaanlange, keinen alten Renault 4. Auf jeden Fall ist Death Valley eine Reise wert, oder auch zwei. Wer kann sollte aber lieber im Winter kommen 🙂
Wie üblich erst das Video:
Und nun die Fotos:
Auf der Fahrt habe ich einiges an Wildlife gesehen, war aber nicht schnell genug zum Fotografieren. Vor allem habe ich tatsächlich einen Roadrunner gesehen (meep meep!), allerdings keinen Coyoten. Den hat sicher ein Amboss erwischt.
Anders als 2010 habe ich mitten im Death Valley, in Stovepipe Wells, übernachtet. Das hat den Vorteil, dass man sich Sonnenuntergang und Nachthimmel in Ruhe ansehen kann.
Die Dämmerung sieht man auch am Schluss im Video, per Zeitrafferbilder der GoPro. Fantastisch war auch der Sternenhimmel bei Nacht, auch wenn ich um 3.30 Uhr morgens dafür nochmal aufstehen musste, vorher hat der 2/3 Mond alles zu stark erhellt. Leider keine Fotos, das packt meine Kamera nicht. Der Große Wagen wirkte wie eine Neonleuchtreklame. Die Milchstraße war wie mit dem Pinsel hingemalt. Ich konnte sogar einige Satelliten sehen. Für Unterhaltung sorgten auch reichlich Fledermäuse. Die wenigen Lichter beim Hotel zogen die Motten magisch an und die wiederum die Flattermänner. Da witschte es hin und her, Batman hätte seine Freude gehabt.
Mittlerweile bin ich zurück in Los Angeles. Vom Death Valley aus sind das etwas über vier Stunden Fahrt. Nach fast einer Woche in verschiedenen Wüsten ist es angenehm wieder in der Stadt zu sein. Hier ist es auch viel kühler, ca. 20 Grad und ziemlich bedeckt.
Bevor ich in mein Hotel eingecheckt habe bin ich noch nach Santa Monica gefahren, also ans Meer. Auf dem Weg dorthin habe ich so ziemlich alle „bekannten“ Straßen von L.A. befahren, darunter den Sunset Boulevard, den Santa Monica Boulevard und den Highway 1 an der Küste. Vom Stadtbild her muss man sagen, dass Santa Monica wirklich ein hübsches Fleckchen ist: Palmen, blühende Jacaranda-Bäume, Eichenalleen, und das nicht nur in den ganz teuren Wohngegenden sondern auch bei relativ normalen Häusern. Wenn schon L.A., dann hier oder in Venice, auch wenn ich mir denke, dass beides ziemlich teuer sein dürfte.
So, dass war es dann auch weitgehend mit meinem Urlaub. Es folgen vielleicht noch ein paar Nachträge, aber morgen Nachmittag geht es zurück nach München, ich bin schon eingecheckt!