16.09.2018 – Rocky Mountain NP Westen

Das letzte große Natur-Ziel meiner Reise ist der Rocky Mountain Nationalpark. Den hatte ich mir durchaus absichtlich ans Ende der Parkliste gesetzt, denn es ist wohl eins der Kronjuwelen. Der Park ist in zwei Teile geteilt, einen westlichen (das Kawuneeche Valley) und einen östlichen. Dazwischen ist die Trail Ridge Road, wohl eine der spektakulärsten Bergstraßen in Amerika – die mache ich morgen.

Heute also mehrere kurze Wanderungen im Westteil mit vielen schönen Ausblicken:

z.B. dieser….
…dieser…
…oder dieser von der durchaus sinnig benannten Far View Curve. Leider war es ein bisschen diesig.
Man mag es kaum glauben, aber dieses unscheinbare Bächlein…
…ist der Beginn des mächtigen Colorado River. Die eigentliche Quelle ist ca. 10 Meilen nördlich in den Bergen.
Der Colorado speist sich dann aus vielen kleinen Bächen und Flüssen, wie diesem Mini-Wasserfall.
Man sieht auch schon schöne Herbstfarben….
Interessanterweise nicht nur an den Bäumen.
Tourismus vor 100 Jahren. In den 1910ern und 20er Jahren wurden sog. „Dude Ranches“ beliebt. Das waren meist mal richtige Ranches mit Viehzucht gewesen, die sich dann auf Gäste aus dem Osten spezialisierten. Theodore Roosevelt besaß selbst mindestens ein solches Ding.

Meine Unterkunft heute Nacht ist die Grand Lake Lodge, ebenfalls aus dieser Zeit mit Blockhütten, allerdings angenehm modernisiert. Und unmittelbar am Eingang zum Nationalpark gelegen. Grand Lake ist auch der Name des nahe liegenden Ortes.

Und der Name Grand Lake kommt….
…natürlich nicht von ungefähr.
Hier noch Ausblicke…
…von meiner Unterkunft aus.

Morgen geht es weiter über die Trail Ridge Road nach Estes im Osten des Parks.

17.09.2018 – Rocky Mountain NP, Trail Ridge Road

Zunächst ein Nachtrag von gestern, ich bin da nochmal gegen Sonnenuntergang mit der Kamera unterwegs gewesen:

Alles Ausblicke….
…in der Nähe…
…der Grand Lake Lodge.

Heute morgen dann also über die Trail Ridge Road in den Ostteil des Parks, hier das Video:

Und nun einige Ausblicke von der Strecke aus. Der Pass wird ca. 3600 Meter hoch.

Als ich dann auf der östlichen Seite des Parks war, war es auch schon ca. 10.30 Uhr und die Besucher strömten hinein. Aus irgendwelchen Gründen sind dem gesamten Nationalpark die schönen Farbbroschüren mit Karte ausgegangen (wer schon mal in einen US Nationalpark war, weiß, wovon ich rede), drum hat mir der Ranger im Besucherzentrum die schönen Stellen und für mich machbaren Wege (ich mache keine Wanderungen mit 10km einfacher Strecke und dann wieder zurück, von denen es hier zuhauf gibt) auf einfachen Papierkarten gekennzeichnet. Passt auch.

Das hier ist zum Beispiel ein Überbleibsel der großen Flut von 1982. Damals brach ein Damm von einem Gebirgssee und Unmengen von Wasser ergossen sich ins Tal.
Es gab mehrere Tote und das Städtchen Estes Park stand 1,80 Meter unter Wasser. Übrig sind die Geröllmassen und die veränderte Landschaft, die man hier sieht.
Aus Sicht des Nationalparks sind solche Katastrophen eher wie Waldbrände: sie passieren, und danach gibt es eine neue Landschaft.
Und damit ich mein Makroobjektiv nicht umsonst mitgeschleppt habe, hier etwas Herbstfarben.
Ein Bild vom Picknickplatz.
Heute war ich dann schon gegen 14 Uhr fertig (Beginn um 7 Uhr), aber ich fahre nachher nochmal an diese Stelle, die Sheep Lakes, um hoffentlich ein paar Tiere vor die Linse zu bekommen.

Morgen heißt es dann nochmal richtig früh aufstehen, denn ich will zum Bear Lake, und da ist der Parkplatz schon ab 7 Uhr voll. Selbst der Park & Ride Parkplatz mit Shuttle ist ab 9.30 Uhr dicht. Also lieber selber fahren und auf einen schönen Sonnenaufgang hoffen.

17.09.2018 – Nachtrag: Wer nicht röhren will…

…muss fühlen. Aber röhren wollen sie schon, die „elk“, besser Wapiti-Hirsche (damit man sie nicht mit Elchen verwechselt). Nur klingt das Röhren eher wie die Schreie aufgeregter Teenager-Mädchen. Irgendwie seltsam, wenn ein Riesenhirsch solche Geräusche macht.

Jedenfalls ist Wapiti-Brunftzeit im Nationalpark. Pünktlich um 18 Uhr kamen die Tiere dann auch zu ihrem Wasserloch. Dort spielte sich dann folgendes Drama ab:

Diese Dame schaut sich nochmal im Spiegel an….
…ihr Date lässt nicht lange auf sich warten.
Irgendwie funkte es dann aber nicht zwischen den beiden.
Vielleicht wollte sich die Dame auch lieber mit dem jüngeren Herrn treffen, der hier verjagt wird.
Die wahren Störenfriede sind aber die Vögel, die sich an keinerlei Regeln halten. Ich kann bezeugen, dass dieser Kerl nicht mobilitätsbehindert ist!
Und der hier schert sich einen feuchten Kehricht, dass die Wiese während der Brunftzeit Sperrgebiet ist.
Immerhin: das Wapiti-Familienleben….
…scheint intakt zu sein.
Zeit, in den Sonnenuntergang zu reiten.

18.09.2018 – Rocky Mountain NP, Bear Lake Are

„The Rocky Mountain Colorado High“… Der Folk-Rock Sänger John Denver sah nicht die Legalisierung von Marijuana in Colorado voraus, sondern sang von der Schönheit der Berge. Durchaus nachvollziehbar, 1985 musste er trotzdem einem Kongressausschuss versichern, dass es nicht um Drogen ging. Aber damals galt ja auch Rockmusik und Fantasy-Rollenspiel als jugendgefährdend…

Ich jedenfalls bin heute in aller Frühe zum Bear Lake Trailhead gefahren (um 6 Uhr war ich da, und definitiv nicht als erster) und habe eine Wanderung zu den drei Seen Nymph Lake, Dream Lake und Emerald Lake gemacht. 3km einfache Strecke, 200 Höhenmeter. Klingt nach nicht viel, aber wenn die Wanderung schon bei gut 3000 Metern losgeht (also höher als die Zugspitze) und der Wanderer nicht zu den Fittesten gehört, dann ist das schon ganz ordentlich.

Gelohnt hat es sich trotzdem, zumal ich den Weg zwar nicht für mich alleine hatte, um die Uhrzeit aber wirklich nur eine Handvoll Wanderer schon unterwegs waren. Beim Abstieg kamen mir dann doch schon recht viele entgegen.

Das hier ist der erste der Seen, der Nymph Lake.
Und nochmal aus umgekehrter Perspektive.
Zwischen Nymph Lake und Dream Lake….
…ging dann…
…die Sonne auf…
…und tauchte alles in Farbe.
Dies ist nun der Dream Lake. Die schönen Spiegeleffekte…
…waren beim Abstieg schon alle wieder futsch. Es lohnt sich, früh aufzustehen.
Dies ist nun der oberste der drei Seen, der Emerald Lake. Den hatte ich fast eine Viertelstunde für mich allein…
…jedenfalls beinahe.

Warum nun heißt nun die ganze Gegend Bear Lake? Den gibt es natürlich auch noch und man kann ihn direkt beim Trailhead umrunden, er ist sogar rollstuhltauglich, kräftigen Schieber vorausgesetzt. Den Spaziergang habe ich dann nach dem Abstieg quasi zum Verschnaufen gemacht.

Das hier…
…ist also…
…der Bear Lake.
Hier sind sogar die Streifenhörnchen „Rocky Mountain High“, also ganz entspannt und lassen sich fotografieren.

Aller guten Dinge sind fünf, also auch Seen. Zu guter Letzt habe ich noch den Sprague Lake umrundet, auch ein eher entspannter Spaziergang.

Man erkennt aber schon…
…warum die Familie Sprague damals zwischen den 1920ern und 1940ern hier ein Hotel betrieb.

Überhaupt wurden die Nationalparks und andere Naturwunder in Colorado früher sehr viel unmittelbarer kommerziell genutzt, d.h. mehr Hotels und Ranches direkt im Gelände. Damals gab es aber auch nur einen Bruchteil der Besucher von heute. Seit den 1970ern hingegen baut der National Park Service möglichst viele Gebäude zurück und versetzt die Parks wieder in einen ursprünglicheren Zustand. Im Rocky Mountain NP fast vollständig, anderswo gibt es durchaus noch Hotels in den Parks, aber meistens sehr teuer und von einem vertrauenswürdigen Lizenznehmer des NPS geführt.

So, damit habe ich zwar nicht alle Naturschönheiten von Colorado (und erst recht nicht alle von Utah) abgeklappert, aber doch schon viele. Hiermit endet der Naturteil meines Urlaubs, für die letzten paar Tage bekommt die Zivilisation mich wieder. Morgen mache ich eine Walking Tour von Boulder und danach habe ich noch zwei Tage in Denver, bevor es wieder nach Hause geht.

19.09.2018 – Boulder

Heute habe ich die Berge verlassen und eine der Städte Colorados besichtigt: Boulder. Mit ca. 100.000 Einwohnern, davon ca. 30.000 Studenten viel kleiner als Denver, aber durchaus bekannt: laut diversen Umfragen ist es die „glücklichste“, „gebildetste“ und „am schlechten angezogenste“ Stadt der USA. Letzteres kann ich bestätigen: mit meinen Outdoor-Klamotten war ich definitiv overdressed. Yogahosen und Shorts sind die Norm, ich habe keinen einzigen Menschen im Anzug gesehen – gut, ich war auch nicht in einer Bank.

Boulder hat soviele Arbeitsplätze wie Einwohner und gleichzeitig eine stringente Städteplanung mit doppelter Höhenbegrenzung: kein Haus über 16,50 Meter und keine Bebauung mehr als 60 Meter über dem Tiefpunkt der Stadt. Beides beschützt die sehr schöne Aussicht auf die Berge, aber es führt auch zu Immobilienpreisen knapp unter denen von Manhattan, was wiederum das ein oder andere soziale Problem mit sich bringt.

Die Städteplanung ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil Boulders, schon die Gründer beschlossen 1859 die wichtigsten Aspekte davon. Deswegen hat Boulder auch eine kompakte und sehr schmucke Innenstadt mit vielen „alten“ Gebäuden – wobei alt hier natürlich ein sehr relativer Begriff ist.

Allein schon die Fußgängerzone im Zentrum ist ein Kontrast …
…zu den meisten Städten im Westen der USA.
Dies hier ist das Prunkhotel der Stadt, erbaut 1909…
…von innen ist es beeindruckender….
…u.a. mit historischen Trinkbrunnen.

Das mit dem stadteigenen Gletscher stimmt, wobei er heute nur noch einen Bruchteil der Wasserversorgung sichert. Aber die Stadt Boulder kauft seit jeher möglichst viel Land um sich herum auf. Nicht um es zu bebauen, sondern um eine Bebauung zu verhindern. Boulder ist von sog. „open spaces“ – quasi dem hauseigenen Nationalpark umgeben, alles im städtischen Besitz.

Das Wasser war übrigens wichtig im Hotel, denn es konnte erst 1969 die erste Alkoholausschanklizenz des Landkreises erwerben. Mancherorts hielt die Prohibition eben etwas länger. Dafür wurde weniger als 50 Jahr später das Marijuana legalisiert…

Gegründet wurde die Stadt während eines Goldrausches, aber mehr als Versorgungsposten denn als Goldgräbercamp. Hier die Villa des Werkzeugladenbesitzers.

Nachdem es wenig Holz in der Umgebung gab wurde in Stein und Ziegel gebaut. Dadurch sind viele ältere Gebäude erhalten:

Wie dieses Theater….
…diese Elk-Loge (eine Art Freimaurergruppe)….
…und diese Mietskaserne, die heute aber ein buddhistischer Tempel ist (kein Witz!).
Dies hier ist kein historisches Gebäude, sondern ein tadschikisches Teehaus…
…gestiftet von der Partnerstadt Duschanbe.
Ich erwähnte vorhin die Aussicht. Von dieser Parkgarage (einer der höchsten Aussichtspunkte) sieht man sie gut.
Diese Berge heißen die Flatiron Mountains, wohl weil die grob dreieckigen Felsformationen vorne aussehen wie alte Bügeleisen.
Boulder hat übrigens ein ganz eigenes Mülltrennungssystem, mal was Neues.
Aber das wichtigste Gebäude der Stadt…
…ist wohl die University of Colorado, der Hauptcampus des Staatsuniversität.
Diese Uni wurde 1877, also nur 18 Jahre nach der Stadtgründung eröffnet. Sie ist eine der besten staatlichen Unis in den USA.

Boulder selber wurde während eines Goldrauschs gegründet. Zunächst liefen auch die Beziehungen mit den örtlichen Indianern, den Arapaho gut, vor allem dank dieses Herrn:

Der Arapaho-Häuptling Niwot erlaubte den Siedlern, hier zu überwintern. Selbst als sie nicht wieder gingen, war er für friedliche Koexistenz.

Während des Bürgerkriegs eskaliert die Lage dann aber: mehrere andere Indianer nutzten die Abwesenheit der Armee, um Siedler anzugreifen. Daraufhin rotteten sich Siedler aus mehreren Gegenden Colorados zusammen und machten ein Lager von friedlichen Indianer-Zivilisten nieder, darunter auch Niwot. Das sog. Sand Creek Massaker von 1864 wurde sogar damals schon von der weißen Öffentlichkeit, inklusive Präsident Lincoln, offiziell verurteilt. Half aber nix, die Arapaho wurden in Reservate vor allem in Oklahoma verdrängt. Die Stadt Boulder heute wiederum versucht das Vermächtnis der Ureinwohner wenigstens ins öffentliche Gedächtnis zu rufen.

Übrigens: zum Ort des Sand Creek Massakers im Südosten des Staates wollte ich ursprünglich auch, aber das ist echt am Ende der Welt und die Gedenkstätte ist nicht mal am eigentlichen Ort des Gemetzes, weil es den Nachkommen der Opfer zu heilig ist. Das war mir zuviel Akt, ich war in Little Bighorn, das muss reichen.

Übrigens: ich habe Boulder mit einer Walking Tour, geleitet von einem örtlichen Heimathistoriker erkundet. Wir waren nur drei Teilnehmer, das war eine prima Sache.

Nach Boulder war ich noch in einem geheimen Guerilla-Forschungsinstitut ganz in der Nähe: dem National Center for Atmospheric Research (NCAR).

Dieser Außenposten der Rebellion liegt gut versteckt in den Flatiron Mountains.
Dort erforschen diese Ketzer weiterhin den sog. „Klimawandel“ und erzählen den Leuten, er sei gefährlich und menschengemacht. Dabei hat der Präsident doch klar gesagt, dass das alles nicht stimmt!

Wahrscheinlich können die Forscher nur aufgrund ihrer isolierten Lage weitermachen, die Regierung bemerkt sie wohl einfach nicht. Und die Lage ist wirklich isoliert und schön:

Keine 100 Meter vom Parkplatz lief ich beinahe aus Versehen in diese Wapiti-Mutter nebst zwei Kitzen hinein.
Das wäre mir womöglich schlecht bekommen, denn die Weibchen sind durchaus aggressiv wenn sie Junge bewachen. Aber ich zog mich noch rechtzeitig zurück. Die Wapitis später dann auch, aber nicht wegen mir.
Und das hier lag einfach am Wegesrand: eine abgestreifte Schlangenhaut, gut 50cm lang.

Mittlerweile sitzt ich in meiner riesigen Ferienwohnung in Denver, wo sich erstmals in diesem Urlaub das Wetter verschlechtert hat, mit Gewitter und allem. Hoffentlich ist es morgen besser, denn da plane ich eine Walking Tour der Innenstadt und danach eine Food Tour!

 

 

 

20.09.2018 – Denver

Um es gleich vorweg zu nehmen: Boulder ist schöner als Denver, aber es hat eben auch nicht die gleiche Größe (Boulder 100.000, Denver 650.000) und nicht dieselben Aufgaben wie Denver (Staatshauptstadt, Wirtschaftszentrum). Grundsätzlich gilt für Denver aber viel Ähnliches: es gibt viele Jobs, es ziehen viele Leute her, gleichzeitig versucht man mit Stadtplanung und progressiver Politik der Entwicklung Herr zu werden. Auch Denver hat eine kompakte Innenstadt, und auch wenn es weniger alte Häuser gibt sind es dafür doch mehr herausragende Bauten. Die Restaurantszene ist noch größer und wächst wie irre (angeblich kamen letzten Monat über 200 neue dazu).

Ach ja: „Oktoberfest“ ist natürlich auch, wenngleich das halt so ein typisches US-Bierfest ist. Interessanter wäre das Great American Beer Festival, eine Art Publikumsmesse von hunderten US-Brauereien, aber das ist a) ausgebucht und wäre mir b) auch zu teuer – leckere Microbrews kann ich auch so verkosten.

Jedenfalls habe ich heute gleich zwei Walking Tours gemacht: eine Stadtbesichtigung und eine Food Tour. Fangen wir mit der Stadtbesichtigung an:

Das ist das Kapitol des Staates. Besonderes Merkmal ist die mit Gold verkleidete Kuppel, das gibt es nicht mal in Washington. Man sieht auch, dass es heute morgen etwas bewölkt war.
Mit ein paar Blümchen im Vordergrund sieht es doch gleich netter aus.
Das gilt auch für die sehr überschaubare Skyline.
Das Rathaus nimmt das andere Ende des Platzes ein und schaut dem Kapitol streng entgegen. Aber man sieht: überall mögen die Amerikaner ihre Regierungsgebäude klassizistisch.

Manche der Wahrzeichen sind erheblich moderner:

So z.B. das Kunstmuseum…
…und das Baseballstadion. Dort werden viel mehr Homeruns geschlagen als anderswo, weil die Luft dünner ist (wohl kein Witz).
Der Larimer Square ist das, was von der Altstadt aus den 1850ern-70ern übrig blieb. Benannt nach dem Herrn Larimer, der sich Denver erst geklaut und dann nach seinem Politikerkumpel, dem Herrn Denver benannt hat. Damit wollte er sich politisches Wohlwollen erkaufen, doch Denver musste von seinen Ämtern zurücktreten, bevor er etwas für Larimer tun konnte.
Die Fußgängerzone 16th Street Mall hat zwar kaum richtig alte Gebäude, dafür kostenlose Elektroshuttle-Busse. Auch nicht schlecht.
Das Prunkstück Denvers ist aber sein Bahnhof, Union Station.

Nach dem 2. Weltkrieg kam das Bahnfahren außer Mode und das Bahnhofsviertel verfiel. Erst in den letzten Jahren wurde hier heftigst gentrifiziert und der Bahnhof mit Hotel und Restaurants wiederbelebt.

Heute gilt er als das „Wohnzimmer“ der Stadt.
Auch die Gegend drum herum ist total gentrifiziert. Dies hier ist mitnichten ein verlassenes Lagerhaus sondern ein Bürokomplex mit Restaurants – in einem ehemaligen Kühlhaus neben dem Bahnhof.
Der Bahnhof ist aber immer noch ein Bahnhof. Hier fährt nicht nur Amtrak sondern auch ein Zug direkt zum Flughafen. Diese Perspektive fand ich sehr elegant.

Zweiter Programmpunkt war eine Food Tour. Das mache ich mittlerweile eigentlich immer, wenn ich eine größere Stadt bereise. Man zieht mit Führer durch 6-8 Restaurants und Lokale und kriegt überall Kostproben. Hinterher ist man satt und bestens informiert. Hier nur die Bilder von den Speisen:

Der erste Stopp war eine vom Verband AVPN als echt neapolitanisch zertifizierte Pizzeria. Nicht schlecht, aber in Deutschland ist die Pizza nicht ganz so weit vom Original weg mutiert wie in den USA.
Zweiter Stopp war ein Metzgerei.Bistro, die selber schlachten und alles verwerten. Dies hier ist ausgelöstes Kopffleisch vom Schwein in Panko gebraten, mit Kapern-Aioli. Sehr lecker!
Die lokale Hotdog-Kette Biker Jim’s macht ihre eigenen Würste. Dies hier nicht nicht die Klapperschlange-Fasan-Wurst, sondern nur die aus Rentier – mit Frischkäse und karamellisierten Zwiebeln.
Ein Steak-Taco auf nach Navajo Art gebratenem Brot.
Schafs-Ricotta und Pfirsichmarmelade auf Vollkornbrot.
Zum Nachtisch Churros mit Schokoladensauce.

Nach zwei Walking Tours bin ich hundemüde. Wahrscheinlich mache ich morgen nichts allzu intensives mehr, aber mal sehen, welche Laune mich noch überkommt.

 

21.09.2018 – Denver

Letzter Urlaubstag vor der Rückreise – heute habe ich kein intensives Programm mehr gemacht. Vielmehr habe ich ein paar Craft-Biere getestet und noch bei zwei der Lokale von der Food Tour gestern mehr verkostet.

Zunächst noch ein Nachtrag von gestern:

Das Messezentrum von Denver ist per se nicht besonders aufregend. Aber diese ca. 12 Meter Statue eines blauen Bären, die in den dritten Stock reinglotzt ist schon ganz ulkig.
Das hier ist nicht etwa die Mos Eisley Cantina aus Star Wars, sondern das Chapultepec, die renommierteste Jazzkneipe der Stadt.

So, nun aber zu den Bildern von heute.

Das ist der Tap Room der Great Divide Brauerei in Denver, einem Zentrum der Craft-Bier Kultur.

Ich hatte das Velvet Yeti Nitro, ähnlich einem Guiness, aber nicht so dunkel, das Workers Fate Extra Special Bitter, ein eher britisch anmutendes Bitter eben und das Strawberry Rhubarb Sour, wahrscheinlich ein spontangäriges, sehr fruchtiges Bier ähnlich einem belgischen Fruchtlambic. Glücklicherweise gab es die in Probiergläsern von ca. 0,1l.

Im Butcher’s Nistro wurde ich aufgefordert, für eins dieser beiden Biere zu stimmen. Es geht um eine Wette zwischen Brauer-Brüdern. Ich fand das Peach Farmhouse Ale besser.

Eins muss man klar sagen: das deutsche bzw. bayerische „Reinheitsgebot“ ist Quatsch. Es war nie ein Verbrauchersschutzgesetz und es schränkt die Brauer arg ein. Man kann ein köstliches Bier ohne Reinheitsgebot und ein grässliches gemäß dem Reinheitsgebot brauen.

Aber eigentlich war ich wegen diesen Vorspeisen nochmal im Butcher’s Bistro.

Links oben die besten russischen Eier, die ich je gegessen haben. Dann im Uhrzeigersinn: ein mini-Donut mit Käsefüllung und Ahornsauce, der schon bekannte ausgelöste Schweinekopf als paniertes Bällchen und links unten, auf 7 Uhr, das was man in anderen Lokalen als „Praerie Oysters“ angepriesen bekommt, hier heißen sie schlicht „Buffalo’s Balls“ – Büffelhoden also. Sehr lecker! In der Mitte kalte dünne Scheiben vom Rinderherz auf Cracker. Alles sehr fein.

Dann hatte ich auch noch diese scharfe grobe Rindsbratwurst mit grobem Senf und Kraut. Ebenfalls sehr lecker.

Und weil es gerade in der Nähe war bin ich noch kurz übers Denver-Oktoberfest gestreift. Es war am frühen Nachmittag noch nicht viel los, auch wenn die Blaskappelle mit viel Enthusiasmus „Edelweiss“ und „Die lustigen Holzhackerbuam“ spielte. Ich denke, die Bilder sprechen für sich:

Sicher das Highlight: Das Turkey Leg!

So, morgen heißt es dann packen, zum Flughafen fahren und ab nach Hause. Ich melde mich nochmal, wenn ich angekommen bin.

23.09.2018 – Wieder zu Hause

Nach 8,5  Stunden Flug bin ich müde, aber wohlbehalten wieder zu Hause. Vom Touchdown bis zur Wohnung 1 Stunde, 20 Minuten – aber da war auch ein Taxi involviert, nach Interkontinentalflügen bin ich meist zu fertig für den ÖPNV.

Damit schließe ich den Blog. Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Mal!