Gleich vorweg: Trumps Entscheidung, aus der UNESCO auszutreten, war goldrichtig. Trotz UNESCO-Weltkulturerbe-Status hatte ich in Mesa Verde gutes Wetter. Regenfronten gab es reichlich, aber während meines Besuches war das Wetter schön. Damit ist zumindest zunächst mein Fluch gebrochen, dass es bei UNESCO-Weltkulturerbe immer regnet!
Heute war jedenfalls der Indiana Jones Tag meines Urlaubs, mit viel Kletterei und Kriechen durch enge Gänge. Wo? Im Mesa Verde Nationalpark nahe Cortez, im Südwesten Colorados. Was gibt es da? Die sehr gut erhaltenen Klippenbauten des Alten Pueblo Volkes, in der Populärkultur besser als die Anasazi bekannt.
Die bauten hoch droben auf der Mesa Verde von ca. 500-1200 AD Mais, Bohnen, Kürbis und Kartoffeln an und einige wohnten in Klippenbauten, die sie in natürlich entstandene Nischen in den Wänden des angrenzenden Canyons einbauten. Zur Blütezeit lebten dort 5000-7000 Menschen. Für das präkolumbianische Nordamerika nördlich des Rio Grande ist das riesig – neben Cahokia (bei St. Louis) die meines Wissens einzige städtebauende Kultur (wobei man sich streiten kann, ob das eine Stadt war oder mehr eine große agrarische Siedlung).
Und so sieht es da aus:
In die Klippenbauten kommt man nur mit einer Führung rein, also habe ich gleich zwei gemacht: in Cliff Palace und in Balcony Hall.
Der zweite Klippenbau, den ich besuchte, war Balcony Hall. Viel kleiner als Cliff Palace (der möglicherweise eine Art Verwaltungszentrum war), dafür mit einem großen Balkon über dem Canyon, der wahrscheinlich für Tänze genutzt wurde.
Unser Ranger in Cliff Palace hatte in etwa meine Statur, weswegen ich mir keine so großen Sorgen wegen der Strapazen machte. Aber:
Diese engen Ausgangstunnel konnte ich nicht fotografieren: keine Zeit (hinter mir reichlich andere) und keine Chance: ich hatte Mühe mit meinen Schultern auf Händen und Knien da durch zu kommen.
Warum überhaupt betrieben die Leute auf der Hochebene Landwirtschaft und nicht im Tal? Die Mesa hat einen Südhang und das bedeutete zwei bis drei Wochen mehr Wachstumszeit im Jahr, potentiell eine ganze Ernte mehr.
Was wurde also aus den Anasazi? Zur Abwechslung kam mal nicht der weiße Mann dazwischen, die Siedler verschwanden im 13. Jahrhundert innerhalb kürzester Zeit. Warum, weiß man nicht so recht. Möglicherweise eine Mischung aus sinkenden Erträgen, Klimawandel, Raubbau am Holz und politisch-religiösen Konflikten. „Verschwunden“ sind die Leute aber nicht, sie gingen nach Süden und wurden die Vorfahren (u.a.) der heutigen Pueblo-Indianer.
Die neu nach Colorado einwandernden Navajo hingegen fanden die Bauten und sprachen von den „alten Fremden“ (=“Anasazi“), was im Englischen gerne mal im besten Akte X – Stil in „ancient aliens“ übersetzt wurde.
Morgen geht es in den Südosten Utahs für mehr Kulturzeugnisse und noch mehr spektakuläre Natur.