09.09.2018 – Mesa Verde NP

Gleich vorweg: Trumps Entscheidung, aus der UNESCO auszutreten, war goldrichtig. Trotz UNESCO-Weltkulturerbe-Status hatte ich in Mesa Verde gutes Wetter. Regenfronten gab es reichlich, aber während meines Besuches war das Wetter schön. Damit ist zumindest zunächst mein Fluch gebrochen, dass es bei UNESCO-Weltkulturerbe immer regnet!

Heute war jedenfalls der Indiana Jones Tag meines Urlaubs, mit viel Kletterei und Kriechen durch enge Gänge. Wo? Im Mesa Verde Nationalpark nahe Cortez, im Südwesten Colorados. Was gibt es da? Die sehr gut erhaltenen Klippenbauten des Alten Pueblo Volkes, in der Populärkultur besser als die Anasazi bekannt.

Die bauten hoch droben auf der Mesa Verde von ca. 500-1200 AD Mais, Bohnen, Kürbis und Kartoffeln an und einige wohnten in Klippenbauten, die sie in natürlich entstandene Nischen in den Wänden des angrenzenden Canyons einbauten. Zur Blütezeit lebten dort 5000-7000 Menschen. Für das präkolumbianische Nordamerika nördlich des Rio Grande ist das riesig – neben Cahokia (bei St. Louis) die meines Wissens einzige städtebauende Kultur (wobei man sich streiten kann, ob das eine Stadt war oder mehr eine große agrarische Siedlung).

Und so sieht es da aus:

Der Eingang zum Nationalpark. Der Tafelberg im Hintergrund ist mitnichten die Mesa Verde sondern nur eine Art Vorposten der riesigen Hochebene.
Dies ist der „Cliff Palace“, der mit Abstand größte Klippenbau. Mit fließend Wasser übrigens: an der Stelle kommt das Sickerwasser von der Mesa nach draußen.
Fotografiert übrigens von diesem Felsvorsprung.

In die Klippenbauten kommt man nur mit einer Führung rein, also habe ich gleich zwei gemacht: in Cliff Palace und in Balcony Hall.

Hier die rechte Flanke des Cliff Palace….
…und die linke Flanke.
Das hier ist ein großes Kiva. Davon hatten alle Anasazi-Siedlungen mehrere und die heutigen Pueblos haben sie immer noch. Damals war das eine Mischung aus religiöser Stätte und Winterquartier. Das Ganze war natürlich überdacht und hatte ein ausgeklügeltes Belüftungssystem.
Ausblick vom Cliff Palace in den Canyon. Den Fluss gibt es übrigens schon seit tausenden Jahren nicht mehr, also auch nicht zur Zeit der Besiedlung.

Der zweite Klippenbau, den ich besuchte, war Balcony Hall. Viel kleiner als Cliff Palace (der möglicherweise eine Art Verwaltungszentrum war), dafür mit einem großen Balkon über dem Canyon, der wahrscheinlich für Tänze genutzt wurde.

Dafür musste man diese 10m hohe Leiter erklimmen und später durch ganze enge Tunnel wieder raus kriechen.
Und so…
…sieht es da aus.

Unser Ranger in Cliff Palace hatte in etwa meine Statur, weswegen ich mir keine so großen Sorgen wegen der Strapazen machte. Aber:

Unser Ranger in Balcony Hall war nicht so sehr „one of them rangers“ sondern mehr „one of them hobbits“ – ein großer Vorteil beim Zwängen durch die Ausgangstunnel.

Diese engen Ausgangstunnel konnte ich nicht fotografieren: keine Zeit (hinter mir reichlich andere) und keine Chance: ich hatte Mühe mit meinen Schultern auf Händen und Knien da durch zu kommen.

Der Ausblick von großen Balkon…
…ist bis heute…
…unverbaut.

Warum überhaupt betrieben die Leute auf der Hochebene Landwirtschaft und nicht im Tal? Die Mesa hat einen Südhang und das bedeutete zwei bis drei Wochen mehr Wachstumszeit im Jahr, potentiell eine ganze Ernte mehr.

Was wurde also aus den Anasazi? Zur Abwechslung kam mal nicht der weiße Mann dazwischen, die Siedler verschwanden im 13. Jahrhundert innerhalb kürzester Zeit. Warum, weiß man nicht so recht. Möglicherweise eine Mischung aus sinkenden Erträgen, Klimawandel, Raubbau am Holz und politisch-religiösen Konflikten. „Verschwunden“ sind die Leute aber nicht, sie gingen nach Süden und wurden die Vorfahren (u.a.) der heutigen Pueblo-Indianer.

Die neu nach Colorado einwandernden Navajo hingegen fanden die Bauten und sprachen von den „alten Fremden“ (=“Anasazi“), was im Englischen gerne mal im besten Akte X – Stil in „ancient aliens“ übersetzt wurde.

Hier noch Ausblicke von….
… der Fahrt zurück ins Tal.

Morgen geht es in den Südosten Utahs für mehr Kulturzeugnisse und noch mehr spektakuläre Natur.