20.09.2018 – Denver

Um es gleich vorweg zu nehmen: Boulder ist schöner als Denver, aber es hat eben auch nicht die gleiche Größe (Boulder 100.000, Denver 650.000) und nicht dieselben Aufgaben wie Denver (Staatshauptstadt, Wirtschaftszentrum). Grundsätzlich gilt für Denver aber viel Ähnliches: es gibt viele Jobs, es ziehen viele Leute her, gleichzeitig versucht man mit Stadtplanung und progressiver Politik der Entwicklung Herr zu werden. Auch Denver hat eine kompakte Innenstadt, und auch wenn es weniger alte Häuser gibt sind es dafür doch mehr herausragende Bauten. Die Restaurantszene ist noch größer und wächst wie irre (angeblich kamen letzten Monat über 200 neue dazu).

Ach ja: „Oktoberfest“ ist natürlich auch, wenngleich das halt so ein typisches US-Bierfest ist. Interessanter wäre das Great American Beer Festival, eine Art Publikumsmesse von hunderten US-Brauereien, aber das ist a) ausgebucht und wäre mir b) auch zu teuer – leckere Microbrews kann ich auch so verkosten.

Jedenfalls habe ich heute gleich zwei Walking Tours gemacht: eine Stadtbesichtigung und eine Food Tour. Fangen wir mit der Stadtbesichtigung an:

Das ist das Kapitol des Staates. Besonderes Merkmal ist die mit Gold verkleidete Kuppel, das gibt es nicht mal in Washington. Man sieht auch, dass es heute morgen etwas bewölkt war.
Mit ein paar Blümchen im Vordergrund sieht es doch gleich netter aus.
Das gilt auch für die sehr überschaubare Skyline.
Das Rathaus nimmt das andere Ende des Platzes ein und schaut dem Kapitol streng entgegen. Aber man sieht: überall mögen die Amerikaner ihre Regierungsgebäude klassizistisch.

Manche der Wahrzeichen sind erheblich moderner:

So z.B. das Kunstmuseum…
…und das Baseballstadion. Dort werden viel mehr Homeruns geschlagen als anderswo, weil die Luft dünner ist (wohl kein Witz).
Der Larimer Square ist das, was von der Altstadt aus den 1850ern-70ern übrig blieb. Benannt nach dem Herrn Larimer, der sich Denver erst geklaut und dann nach seinem Politikerkumpel, dem Herrn Denver benannt hat. Damit wollte er sich politisches Wohlwollen erkaufen, doch Denver musste von seinen Ämtern zurücktreten, bevor er etwas für Larimer tun konnte.
Die Fußgängerzone 16th Street Mall hat zwar kaum richtig alte Gebäude, dafür kostenlose Elektroshuttle-Busse. Auch nicht schlecht.
Das Prunkstück Denvers ist aber sein Bahnhof, Union Station.

Nach dem 2. Weltkrieg kam das Bahnfahren außer Mode und das Bahnhofsviertel verfiel. Erst in den letzten Jahren wurde hier heftigst gentrifiziert und der Bahnhof mit Hotel und Restaurants wiederbelebt.

Heute gilt er als das „Wohnzimmer“ der Stadt.
Auch die Gegend drum herum ist total gentrifiziert. Dies hier ist mitnichten ein verlassenes Lagerhaus sondern ein Bürokomplex mit Restaurants – in einem ehemaligen Kühlhaus neben dem Bahnhof.
Der Bahnhof ist aber immer noch ein Bahnhof. Hier fährt nicht nur Amtrak sondern auch ein Zug direkt zum Flughafen. Diese Perspektive fand ich sehr elegant.

Zweiter Programmpunkt war eine Food Tour. Das mache ich mittlerweile eigentlich immer, wenn ich eine größere Stadt bereise. Man zieht mit Führer durch 6-8 Restaurants und Lokale und kriegt überall Kostproben. Hinterher ist man satt und bestens informiert. Hier nur die Bilder von den Speisen:

Der erste Stopp war eine vom Verband AVPN als echt neapolitanisch zertifizierte Pizzeria. Nicht schlecht, aber in Deutschland ist die Pizza nicht ganz so weit vom Original weg mutiert wie in den USA.
Zweiter Stopp war ein Metzgerei.Bistro, die selber schlachten und alles verwerten. Dies hier ist ausgelöstes Kopffleisch vom Schwein in Panko gebraten, mit Kapern-Aioli. Sehr lecker!
Die lokale Hotdog-Kette Biker Jim’s macht ihre eigenen Würste. Dies hier nicht nicht die Klapperschlange-Fasan-Wurst, sondern nur die aus Rentier – mit Frischkäse und karamellisierten Zwiebeln.
Ein Steak-Taco auf nach Navajo Art gebratenem Brot.
Schafs-Ricotta und Pfirsichmarmelade auf Vollkornbrot.
Zum Nachtisch Churros mit Schokoladensauce.

Nach zwei Walking Tours bin ich hundemüde. Wahrscheinlich mache ich morgen nichts allzu intensives mehr, aber mal sehen, welche Laune mich noch überkommt.