Die Ewige Stadt

Vom 9. bis 25. Juli bin ich in Rom. Hier entsteht das Blog dazu.

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10. Juli 2021: Walking Tour

Ich bin wohlbehalten in Rom angekommen und habe mein Quartier im Norden des historischen Zentrums, ein Stückchen nördlich der Piazza Barberini und etwas südlich des Parks Villa Borghese bezogen, s. Stadtplan. Am Reisetag habe ich dann auch nur noch was eingekauft und mich ansonsten entspannt, Action kommt noch genug auf mich zu.

Das Wetter ist jedenfalls sehr sommerlich, über 30 Grad und Sonnenschein – ein ziemlicher Kontrast zu München. Aber immerhin wollte ich heute (Samstag) keine Kirchen besuchen, also konnte ich Shorts anziehen. Und mit Sonnencreme, Hut und Wasser ist auch der Sommer in Rom bezwingbar. Und früh muss man aufstehen, damit man den kühleren Morgen nutzen kann!

Trevi-Brunnen und Spanische Treppe

Mein erster Weg hat mich noch morgens vor acht Uhr zu zwei der beliebtesten Touristen-Attraktionen geführt. Da war ich dann zwar nicht allein, aber viel war noch nicht los. Lustigerweise sind beide Bauwerke weder antik noch aus der Renaissance, sondern ganz schöde aus dem 18. Jahrhundert.

Der Trevi-Brunnen ist hauptsächlich für die Szene aus Fellinis La Dolce Vita bekannt, wo Anita Ekberg dort ein Bad nimmt. Das ist in der Realität strengstens verboten, obwohl die Temperaturen solche Dekadenz schon rechtfertigen würden.
Also keine Blondinen im Brunnen.
Auch die sog. „Spanische Treppe“ (eigentlich Scalinata di Trinità dei Monti, nach der Kirche zu der sie führt) stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist mit einem Verbot verbunden: vor nicht allzu langer Zeit verbot die Stadtregierung es Touristen, sich auf der Treppe niederzulassen.
Es waren einfach zu viele Touristen, aber auch das ist aktuell kein Problem.

Pincio-Hügel und Villa Borghese

Die Treppe führt auf den Pincio-Hügel (das ist keiner der sieben Hügel Roms, damals war hier noch kein Rom), von wo man einige gute Ausblicke hat.

Lustigerweise gehören weder das Gebäude mit dem Säulen ganz links noch die Kirche mit der großen Kuppel rechts zu den ganz berühmten historischen Gebäuden.
Hier hingegen sieht man in der Bildmitte die ganze Vatikanstadt mit dem Petersdom links und der Mauer bis fast zum rechten Bildrand.
Und hier sieht man, dass am Piazza del Popolo gerade einem ganz anderen Gott gehuldigt wird…
…nämlich dem Fußballgott.

Auf dem Pincio-Hügel befindet sich auch der Park Villa Borghese, benannt nach der in der Renaissance zu immensem Reichtum gekommenen Famile Borghese.

Die Borghese kamen ursprünglich aus Siena; dieses Gebäude soll wohl an die alte Heimat erinnern.
Das hier ist nun die eigentlich Villa Borghese, die ein berühmtes Museum mit Renaissance-Kunst beherbergt. Die Borghese sammelten und horteten Kunst, als wären sie Medicis. Man beachte auch, dass die zwei Wauzis im Vordergrund die Brunnen ganz toll finden. Wasser war und ist wichtig in Rom.
Im Park findet man auch diese Wasseruhr. Sie misst nicht nur die Zeit mit Wasser, sie steht auch im Wasser.
Sogar einen See mit Aeskulap-Tempel gibt es da.
Und noch bizarrer: ein Shakespeare-Theater namens „Globe Theater“. Das hier ist nur das Kassenhäuschen, das Theater selbst ist aufgrund mangelnden Blickwinkels nicht fotografierbar, scheint aber ein Nachbau des Globe in London zu sein. Wenn die Engländer wüssten, dass die Italiener ihnen nicht nur den EM-Titel, sondern sogar den Barden streitig machen!

Walking Tour

All diese Sachen habe ich mir morgens auf eigene Faust angesehen, um 11 habe ich dann wie üblich eine Free Walking Tour gemacht. Lustigerweise war der Tour Guide Brite, was gut für die Verständlichkeit war, und hatte außerdem klassische Geschichte studiert, was gut für seine Fachkenntnisse war. Er hat uns entlang einer historischen Pilgerroute vom Nordtor der Stadt zum Vatikan geführt und dabei hauptsächlich die Antike erläutert, aber eben auch die Bezüge zur Renaissance und Neuzeit hergestellt.

Das hier ist besagtes Nordtor, genauer gesagt die Porta Flaminia bzw. Porta del Popolo. Hier startete eine der großen Römerstraßen nach Norden zum heutigen Rimini. Das Tor hier ist ein „Neubau“ aus dem 16. Jahrhundert und mit Renaissance-Statuen geschmückt. Aber die Mauer links und rechts ist die historische Stadtmauer aus dem 3. späten Jahrhundert nach Christus. Nicht, dass die viel gebracht hätte, denn allein die Notwendigkeit einer Mauer zeigte den Beginn des Niedergangs des römischen Reiches.
Der Obelisk hinter dem Tor ist das wahrscheinlich älteste „Gebäude“ der Stadt – er war nämlich Beute, die Augustus aus Ägypten mitgebracht hat.
Wir sahen auch das Mausoleum von Augustus. Kaum zu fotografieren, weil es a) deutlich tiefer liegt als das heutige „Erdgeschoss“ Roms, b) ein Zaun die archäologische Ausgrabung schützt und c) es der olle Mussolini mit brutalistischen Bauten umgeben hat und es somit nicht mehr majestätisch frei steht wie in der Antike. Sieht aber grundsätzlich aus wie eine große, runde, zweistöckige Torte.
Dieses Gebäude hier kennt jeder: das Pantheon, erbaut im Auftrag von Augustus, wobei diese Fassade unter Hadrian erbaut wurde.
Das nach der Akropolis in Athen wohl zweitwichtigste Gebäude der westlichen Kulturgeschichte, Vorbild für quasi jeden Monumentalbau mit Kuppel der letzten 2000 Jahre. Und das besterhaltene Gebäude der römischen Antike, weil es im 7. Jahrhundert in eine Kirche umgewidmet wurde.

Drinnen waren wir nicht – am Wochenende braucht man dafür eine Anmeldung. Aber ich gehe dann irgendwann im Laufe der Woche rein.

Das hier ist der Vierströmebrunnen an der Piazza Navona. Der stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist so richtig hochbarock.
Der Platz aber gar nicht. Der ist extrem langgestreckt und das aus einem einfachen Grund: hier war nämlich ein antikes Stadion, und die Form blieb erhalten.
Ein antikes Eingangstor zum Stadion. Auch dieses liegt viel tiefer als die heutige Straßenebene.
Das hier ist die Via Coronarii, die von der Piazza Navona zum Tiber führt. Hier wohnten im 16. Jahrhundert jede Menge Renaissance-Künstler, die Gebäude sind alle 500+ Jahre alt. Der Straßenname kommt von den Rosenkranzhändler, denn auch dies war Teil der Pilgerstrecke zum Vatikan.
Der führte über die Engelsbrücke über den Tiber zur Engelsburg, der Festung des Vatikans. Eigentlich war das das Mauseoleum des Kaisers Hadrian – ganz ähnlich wie das von Augustus – aber die katholische Kirche glaubte schon früh an Recycling.
Von hinten erkennt man die „Tortenform“ des eigentlich römischen Mausoleums noch gut.
Ziel der Pilger war natürlich der Vatikan und der Petersdom. Hier nur ein Foto; der Vatikan steht für Montag auf dem Programm.

Danach bin ich nur wieder zur U-Bahn gelaufen, habe mir eine Wochenkarte besorgt, bin „nach Hause“ gefahren und habe auf dem Weg noch was gegessen. Morgen geht es weiter!

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11. Juli 2021: Ostia Antica

Es ist Sommer in Rom, es ist heiß, und alle wollen an der Strand. Ich natürlich auch! Ok, da ist mir ein kleiner Planungsfehler unterlaufen: anstatt an den Strand von Rom bei Ostia Lido bin ich nach Ostia Antica gefahren, dem historischen Hafen Roms.

Von der Zeit der Republik am dem 3. Jhdt. v.Chr. bis weit in die Kaiserzeit hinein war Ostia erst Militärhafen, später mehr Handelshafen der Hauptstadt. Nur: mittlerweile liegt Ostia nicht mal mehr am Wasser! Der Tiber änderte seinen Lauf, das Ufer versandete immer weiter und irgendwann gab es auch kein richtiges Rom mehr, das einen Hafen gebraucht hätte.

In der Spätantike wurde die Stadt dann verlassen, weil sie kaum noch mehr als ein Malariasumpf war. Doch zu ihrer Blütezeit im 2. Jhdt. n.Chr. lebten da 50.000 Menschen. Und genau das macht Ostia so interessant: fast alle anderen großen römischen Städte blieben ja besiedelt, wurden immer und immer wieder überbaut und man sieht bestenfalls noch die Spuren der Römerzeit. Ostia hingegen wurde einfach verlassen, da baute niemand drüber und man hat heute die quasi unverfälschte Ausgrabungsstätte einer ganzen römischen Stadt. Natürlich sind das Ruinen, aber man kann sich wirklich gut vorstellen, wie das mal ausgesehen haben muss.

Wie es sich für eine römische Stadt gehört, führt da eine schnurgerade Hauptstraße von einem Ende zum anderen.
Am Ortsrand, wo man Ostia Antica betritt, sieht man die Überreste einer Nekropole.
Nur wenige Statuen stehen da noch. Dort, wo man im Hintergrund die Bäume und das moderne Haus sieht, floss einst der Tiber.
Auf diesem Plan sieht man, wie die Stadt einst am Tiber lag, der Flusslauf änderte sich radikal und die Küste ist nun Kilometer weiter westlich.
So sah das wohl mal aus, mit Theater, Forum und allem drum und dran.
Sagte ich, Ostia sei verlassen? Nicht ganz! Aber Touristen sah ich nur wenige, was wohl auch daran lag, dass ich kurz nach Öffnung um 9 Uhr da war. Auf dem Rückweg kamen mir dann kleinere Gruppen entgegen.
Lagerhäuser am ehemaligen Flussufer, wo jetzt die Bäume stehen.
Zu einer römischen Stadt gehören Bäder. Von den Termen des Neptun sind noch schöne Mosaike erhalten.
Hier in Großaufnahme…
…ebenso hier.
Aussicht von der Terme.
Überhaupt sind keinesfalls nur Grundmauern erhalten, wie man hier sieht…
…und auch hier.
Keine römische Stadt ohne Theater. Diese hier wird anscheinend noch für Events genutzt, es war bestuhlt.

Hinter dem Theater war ein Komplex, wo wohl die verschiedenen Schifffahrtsunternehmen ihre Büros hatten.

Noch ein Blick auf die Weitläufigkeit der Ausgrabungsstätte.
Und im Zentrum, dem Forum, dominierte das Capitolium das Stadtbild. Natürlich waren die Ziegel mit Marmor verkleidet, doch der wurde über die Jahrhunderte geklaut.
Das Capitolium war ein Tempel für Jupiter, Juno und Minerva, die zentralen Gottheiten Roms. Natürlich gab es auch reichlich andere Tempel sowie eine Synagoge und später auch eine Kirche, aber die sind nicht so gut erhalten.
Im hinteren Teil der Stadt lagen die Wohnviertel. Hier sieht man, dass auch die Wohnhäuser innen geschmückt waren.
Besonders in diesem Apartment-Gebäude, in das man als nicht-Archäologe leider nicht reimkommt. Die Römer glotzten selten auf Raufasertapeten.
Dies war wohl ein besonders wohlhabendes Mietshaus und ist auch erstaunlich gut erhalten.
Tja, und wo hier die Autos fahren lag mal die Küste des Tyrrhenischen Meers, also dem Mittelmeer zwischen Italien und Sardinien bzw. Korsika.
Heute liegt die Küste gut zwei S-Bahn-Stationen weiter. Da bin ich dann noch hingefahren und habe was gegessen und das Meer betrachtet. Strandurlaub im eigentlichen Sinne ist nix für mich.
Die Römer schätzen ihren Strand hingegen durchaus, Covid zum Trotz. Kann man aber auch verstehen, dank der Brise vom Meer ist es hier viel kühler als in der heißen Hauptstadt oder dem nunmehr staubtrockenen Ostia Antica!

Morgen geht es in den Vatikan. Vorausgesetzt, der Führer erscheint und ist nicht von den Auswirkungen des EM-Endspiels derangiert.

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12. Juli 2021: Vatikan

Um einen weisen Mann zu zitieren: „Once you go Vatican, you can’t go back again!“ Nun gut, anders als der hier zitierte Homer Simpson werde ich sicher nicht zum Katholizismus konvertieren (und Homer hat das sicher schon längst vergessen, das war 2005), denn dafür fühle ich mich viel zu sehr als Kulturprotestant. Aber beeindruckend ist der Vatikan schon!

Wobei ich Homers Spruch noch abwandeln würde: „Once you go Vatican, you can’t get out again!“ Tatsächlich war es wirklich bizarr, wie man durch nahezu alle Sammlungen des vatikanischen Museums durch muss, um zu sixtinischen Kapelle zu gelangen. Aber gut, das ist ein Weltklasse-Museum. Aber auch nach der Kapelle mussten wir noch gefühlt gute zwei Kilometer durch Gänge latschen und konnten bzw. mussten dabei die Verkabelung des Vatikan, den Gift Shop (aber mit leeren Bücheregalen) und das Café begutachten. „Please exit through the gift shop“ wird da zu „please exit through the gift shop, the steam tunnels, and the cafeteria“. Unser Guide hat die Wächter mehrfach nach Abkürzungen gefragt, die früher wohl gang und gäbe machen, aber seit Corona gibt es wohl dieselbe Route für alle. Und es waren schon eine ganze Menge Leute dort, man schaudert, wie das beim Massentourismus prä-Corona gewesen sein muss.

Aber genug gemeckert: heute hatte ich eine geführte Tour durch den Petersdom, die Vatikanischen Museen und eben die Sixtinische Kapelle – gut dreieinhalb Stunden intensiver Terrorismus, äh Tourismus. Außer mir und dem Guide war nur ein Neuseeländisches Ehepaar mit dabei, die schon quasi seit Beginn von Corona durch Europa tingeln. Sie könnten auch nach Hause, aber da warten zwei Wochen Quarantäne auf sie…

Hier nun ein Blick auf den Petersdom, eine totalere Ansicht ist beim Eintrag von 10. Juli zu finden. Der Obelisk ist mal wieder echt (und somit natürlich viel älter als der barocke Petersdom): er stand im Circus des Nero, der vormals das Gelände einnahm. Hier ließ Nero auch Petrus hinrichten (so vermutet man) und daher liegt hier auch dessen Grab, über dem der Dom gebaut ist. Zumindest wird hier das Grab vermutet, aber immerhin wurde hier schon 324 n.Chr. eine Kirche von Kaiser Konstatin errichtet – der glaubte also immerhin auch schon dran.
Hier ein Blick von den Stufen des Petersdoms auf den Petersplatz. Der ist schon beeindruckend groß und wie ein Schlüsselloch geformt – symbolisch für die Schlüssel zum Himmelreich, die der Papst als Wappen führt.
Ein Blick ins Hauptschiff.
Das wohl bedeutendste Kunstwerk im Dom ist die Pietá von Michelangelo.
Lustigerweise darf man im Petersdom sogar mit Blitz fotografieren (nicht dass ich das tun würde). Warum? Alle Kunstwerke sind aus Metall oder Stein, es gibt keine Gemälde aus Farbe. Alle „Bilder“ sind Mosaike! Das sieht man hier recht gut.
Aber es gilt auch für die gesamte Decken“malerei“…
…und auch bei neueren Werken wie diesem Gedächtnisgrab für Johannes Paul II.
Der Hauptaltar mit Baldachin über dem Petrusgrab…
…und ein zweiter Altar dahinter. Falls der erste mal ausfällt? Da fehlt mir als nicht-Katholik immer der Einblick, wofür das alles gut sein soll.
Hier nochmal die Front, aus dieser Perspektive sieht man die Kuppel nicht.
Tatsächlich stehen an manchen Stellen am Petersplatz Schweizergardisten.
Es ging weiter zu den vatikanischen Museen. Leider mussten wir außenrum – der spezielle Durchgang für geführte Touren wurde auch wegen Covid geschlossen. Dieses Modell zeigt den gesamten Vatikanstaat recht gut. Der Eingang zu den Museen ist ganz rechts.
Einer der Höhepunkte der Museen ist die Sammlung antiker Skulpturen. Das Beeindruckende daran sind gar nicht mal spektakuläre Einzelstücke, sondern dass fast alle Statuen perfekt oder nahezu perfekt erhalten sind. Fast keine kopflosen Gestalten oder abgebrochene Arme.
Vor allem nicht in dieser Galerie mit Kaisern und Göttern, z.B.
Manche Statuen bzw. Büsten sind so gut erhalten, dass sogar noch die Glasaugen zu sehen sind, z.B. hier. Nur die bunte Bemalung fehlt überall.
Natürlich gibt es auch extrem berühmte Skulpturen, vor allem die Laokoon-Gruppe. Das ist noch antike Kunst ca. von der Zeitenwende (1. Jhdt vor oder nach Christus). Angeblich überredete Michelangelo den Papst, die Statue zu kaufen. Kann ich verstehen, das ist eine der wenigen antiken Skulpturen, die ähnlich kunstfertig und vor allem dynamisch sind wie die von Michelangelo, der die antiken Bildhauer ansonsten übertraf.
Natürlich gibt es auch reichlich Gemälde, allerdings nicht auf dem Niveau der Uffizien. Die Ausnahme sind die Raffael-Räume, vor allem Raffaels Die Schule von Athen. Da sieht man nicht nur Sokrates, Plato und Aristoteles und weitere griechische Philosophen, sondern auch Denker aus anderen Epochen und Regionne. Ein Selbstbildnis hat Raffael wohl auch eingebaut und der Typ ganz vorne am Schreibtisch soll wohl Heraklit sein, sieht aber aus wie Michelangelo.
Ein Kuriosum: welche sakrale Bedeutung hat wohl dieser Pinienzapfen? Keine – zumindest in der katholischen Kirche – diese antike Brunnenskulptur wurde vom Vatikan schlicht recyclet.
Und das letzte Mysterium: gibt es einen Parkplatz im Vatikan? Es gibt ihn – aber sicher ist es nicht einfach, da an einen Parkausweis zu kommen.

Tja, die berühmteste Sehenswürdigkeit im Vatikan ist sicher die Sixtinische Kapelle, und die ist auch wirklich entsprechend beeindruckend, nur sind Fotos und Videos dort strengstens verboten. Aber die Bilder kann man auch auf Wikipedia sehen. Immerhin, dank der Erläuterungen des Führers und einer biblischen Allgemeinbildung konnte ich gut verstehen, was ich da sah. Ist schon erstaunlich, dass Michelangelo, der beste Bildhauer der Renaissance, auch ein so guter Maler war. Aber darum werden diese Kerle wohl auch im englischen „renaissance men“ genannt, im Sinne von Universaltalenten.

Und kämpfen konnten sie auch!
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13. Juli 2021: Kaiserforen, Kapitol und Pantheon

Heute war es, wie man in den Bildern sieht, merklich bewölkt. Das hat aber auch den Vorteil, dass es einige Grad kühler war als in den Tagen zuvor, zumal ich schon kurz vor acht mein touristisches Programm begonnen habe. Diesmal führte mich der Weg wieder ins antike Rom.

Ins Kolosseum gehe ich erst morgen, aber hier war die geeignete U-Bahn-Station.
Außerdem habe ich da morgen auch eine Führung, dabei bleibt oft wenig Zeit für Fotos.
Unmittelbar neben dem Kolosseum findet sich der Konstantinsbogen, ein Triumphbogen aus dem 4. Jahrhundert n.Chr.
Auch der Titusbogen (70 n.Chr.) ist da ganz in der Nähe. Macht auch Sinn, „feiert“ er doch dasselbe Ereignis wie das Colosseum, den Sieg der Römer im Jüdischen Krieg (das war der Konflikt, der zur Zerstörung des Tempels und der Diaspora führte).

Da geht es dann auch weiter zum Forum Romanum, aber das kommt auch erst morgen dran.

Kaiserforen

Ganz in der Nähe sind aber auch die sog. Kaiserforen, also öffentliche Plätze mit Tempel, die von den verschiedenen Kaisern (und sogar vom noch-nicht-Kaiser Julius Caesar) erbaut wurden. Das sind beeindruckende Ausgrabungsstätten. Von den meisten Gebäuden steht nicht mehr allzu viel, aber man bekommt schon einen Eindruck davon, wie man in der Kaiserzeit Eindruck schinden wollte.

Das Nervaforum von 97 n.Chr.
Ebenfalls Nervaforum
Am besten erhalten ist das Trajansforum inkl. der Trajanssäule…
…sowie den Trajansmärkten. Auch die Römer hatten schon Shopping-Malls.

Weitere Blicke ohne genaue Zuordnung – es ist manchmal nicht ganz einfach zu verstehen, welches Forum man nun genau sieht, zumal es Bau- und Ausgrabungstätigkeit gibt und manche Schautafeln verstellt sind. Als praktisch erwies sich die Straße, die Mussolini direkt hindurch bzw. über die Foren bauen ließ. Aus archäologischer Sicht wahrscheinlich ein Unding, aber man sieht alles ziemlich gut von dort aus.

Das Kapitol

Das römische Kapitol ist natürlich vor allem einer der sieben Hügel, heute steht der Begriff natürlich eher sinnbildlich für den Sitz von Regierungen oder Parlamenten (wie in Washington).

In Rom ist es das Rathaus der Stadt, der Senatorenpalast (Gebäude mit Uhrturm), daneben sind die beiden Gebäude der Kapitolinischen Museen sichtbar. Wahrscheinlich gehe ich da auch noch hin, aber nicht heute. Die Reiterstatue zeigt Marc Aurel.
Ausblick von hinter dem Senatorenpalast.
Am Fuße des Kapitols findet sich das Viktor-Emanuelsdenkmal für den ersten König des 1861 neugegründeten Königreichs Italien. Die Anleihen an die Antike sind nicht zu übersehen. Die Logik „mein Säulen-Ding ist größer und beeindruckender als Deines“ ist wohl nie ganz verschwunden…

Pantheon

Außenaufnahmen des Pantheons habe ich schon gezeigt, hier nochmal zwei, diesmal mit Superweitwinkel.

Das Grab von Viktor Emmnuel II, s.o., im Innern des Pantheon

Ich hatte in einem früheren Post Augustus Octavian unmittelbar für den Bau des Pantheon „verantwortlich“ gemacht, aber es war Octavians Admiral, Kumpel und Komplize Marcus Vipsanius Agrippa, wie es vorne auch draufsteht. Wobei zumindest die Eingangshalle mit den Säulen (und damit auch die Inschrift) erst unter Hadrian entstand.

Das Entscheidende am Pantheon sind aber nicht die Säulen, sondern die Kuppel. Es dauerte 1500 Jahre, bis jemand eine größere Kuppel bauen konnte (und zwar in Florenz) und es ist schon sehr beeindruckend, drunter zu stehen. Auch wenn da ein Loch ist, durch das es sicher auch reinregnet… aber das ist natürlich nicht Pfusch am Bau, sondern das berühmte Opaion, das sowohl für die Stabilität der Kuppel als auch den dramatischen Lichteinfall on zentralen Bedeutung ist.

Der Eindruck lässt sich aber nur schwer im Foto einfangen.
Drum hier auch als Video. Ich habe auch noch mehr Videos auch von anderen Motiven gemacht, die werde ich aber erst später hochladen, ist ein bisschen aufwändiger.
Auf dem Rückweg kam ich dann noch an der Mark-Aurel-Säule vorbei.

Heute habe ich bewusst nicht zuviel gemacht, denn abends habe ich noch eine Food-Tour und muss angesichts der sommerlichen Temperaturen und der zu laufenden Strecken mit den Kräften etwas haushalten.

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14. Juli 2021: Food Tour, Kolosseum, Palatin, Forum

Gestern Abend habe ich noch eine Food Tour gemacht, die allerdings nicht so sehr in verschiedene Restaurants führte als vielmehr das römische Street Food zum Thema hatte. Alles sehr lecker. Ich zeige Euch die Bilder, die auch von anderen Mahlzeiten stammen, mit wenig Kommentar. Wer will, kann auf die Bilder draufklicken, um sie zu vergrößern.

Kolosseum

Nachdem es gestern Abend noch geregnet hatte, war das Wetter heute sehr schön: nicht zu heiß, sonnig, aber mit genügend Wolken für dramatischen Effekt. Angesagt war eine geführte Tour zum Kolosseum, dem Palatin-Hügel und dem Forum Romanum. Alles archäologische Ausgrabungsstätten und natürlich die führenden Touristenattraktionen des antiken Roms. Es war auch ein bisschen was los, aber die Führerin versicherte uns, das sei alles noch Größenordnungen unter dem Stand von 2019.

Das Kolosseum heißt eigentlich Amphitheatrum Flavium und wurde auch im alten Rome nie Kolosseum genannt. Der „Koloss“, um den es geht, stand eigentlich davor und war eine Riesenstatue von Nero bzw. Apollon, die aber nicht erhalten ist. Erbaut zwischen 72 und 80 n.Chr. zur Feier des Sieges im Jüdischen Krieg, und wohl auch zu einem guten Teil von den in ebendiesem Krieg gefangen genommenen jüdischen Sklaven. Das Amphiteatrum war der Ort der Spiele: Gladiatorenkämpfe, Tierschauen, alles was den Römern Spaß machte. Die Tickets waren kostenlos, Spiele zu finanzieren war ein Quell von Status für die Reichen und Mächtigen. Aber es gab sehr wohl Tickets, denn man musste ja wissen, zu welchem der vielen Eingangstore man gehen durfte.

Hier nochmal eine Außenansicht.
Natürlich war das Kolosseum ursprünglich vollständig, aber ein Teil stürzte im 14. Jahrhundet bei einem Erdbeben ein. Wir sehen auch nur die ersten vier Stockwerke. Der fünfte Stock für die Sklaven (ja, die durften auch rein) war ein hölzerner Balkon ganz oben, der nicht erhalten ist. Überdacht war das ganze auch.
Hier ein Blick ins Innere. Man sieht hier die Tunnel unter der Bühne, wo Deko, Tiere, Schauspieler etc. auf ihren Einsatz warteten. Sie wurden dann teilweise mit handgetriebenen Aufzügen an die Oberfläche gebracht.
Hier sieht man die in Teilen rekonstruierte Bühne rechts unten.
Ebenso hier. Dies dürfte auch ungefähr der Perspektive der (nicht erhaltenen) Kaiserloge entsprechen, allerdings etwas drüber, d.h. der Kaiser war näher dran am Geschehen.
Überhaupt: je höher der Rang, desto besser (also näher an der Bühne) die Plätze. Diese Sitze gehören zu den wenigen erhaltenen bzw. rekonstruierten und waren wohl für Senatoren oder zumindest die Oberschicht.

Natürlich war das ganze Kolosseum ursprünglich weiß und teils mit Stuck, teils mit Marmor verkleidet. Davon ist nur wenig erhalten.

Hier nochmal der Titusbogen, der Triumphbogen für den Sieg im jüdischen Krieg. Er steht an der Via Sacra, die vom Kolosseum zum Palatin-Hügel und zum Forum führt.

Palatin

Der Palatin-Hügel ist einer der sieben Hügel Roms und eins der frühesten Siedlungsgebiete. Bekannt ist er aber hauptsächlich dafür, dass hier der Kaiserpalast bzw. die Kaiserpaläste standen. Augustus fing noch recht bescheiden an, danach wurde rege weitergebaut. Der Palast hier Palatium und daher kommen auch die ganzen europäischen Wörter Palast, Palazzo, Palais, etc.

Leider ist davon nicht viel übrig. Nach dem Untergang des weströmischen Reiches wurde immer weiter geplündert und recyclet: von den Barbaren, von den Römern, von der Kirche. Warum Marmor kaufen, wenn man Unmengen davon vor der Haustür hat? Drum ist der Palatin auch wirklich archäologische Stätte und nicht viel mehr. Hier ein paar Eindrücke:

Hat eher was wildromantisches.
Da hat doch jemand ein Stück gelbe Marmorsäule liegen lassen (Mitte). Aber so ziemlich das einzige.
Hier sieht man noch ein bisschen mehr als nur Grundmauern.
Aber ursprünglich war das alles wohl mal so hoch wie dieser „Turm“ (eigentlich eine Gebäudeecke) und natürlich überall mit Marmor verkleidet.
Hier ein Blick von unten auf den Palatin. Die beiden weißen Gebäude links/Mitte oben sind Vogelvolieren, die ein frühneuzeitlicher Papst (Paul III) dort zur Unterhaltung von Gästen erbauen ließ. Dessen Familie Farnese gehörte nämlich damals der ganze Palatinhügel als Privatbesitz. Rechts oben sieht man eine Art Terrasse, von der habe ich die nächsten beiden Fotos aufgenommen, die schon das Forum Romanum (und mehr) zeigen.

Forum Romanum

Das Forum Romanum ist das Tal zwischen dem Palatin- und dem Kapitol-Hügel, es galt als das politische und religiöse Zentrum des alten Roms. Es ist ein bisschen besser erhalten, als der Palast, wohl weil das Tal mehrfach überflutet wurde und die Gebäude dadurch zum Teil zugedeckt waren. Seit gut zweihundert Jahren wird da gebuddelt, um es wieder freizulegen, aber auch das Forum ist natürlich mehr archäologische Stätte als Rekonstruktion.

Ausblick von Palatin auf einen Teil des Forums, mit dem Kolosseum und dem Titusbogen rechts.
Ausblick in die andere Richtung. Hinten links der Senatspalast, d.h. das Rathaus von Rom auf dem Kapitol. Das nahezu fensterlose, dafür aber gut erhaltenen Gebäude in der Bildmitte ist die Curia Iulia, erbaut unter Caesar und Augustus. Hier tagte der Senat, den es ja auch unter den Kaisern noch gab. Der Trick war ja, dass die Republik nie wirklich endete – nur hatte der Imperator die eigentliche Macht, ohne sich formal „König“ zu nennen.
In diesen Tempel wurde eine christliche Kirche buchstäblich hineingebaut. Man beachte die Höhe der grünen Tür – da war in der frühen Neuzeit die Straßenebene. Die Bodenebene des Forum liegt einige Meter tiefer. Übrigens gab es auch Pläne, mitten in das Kolosseum eine riesige Kirche reinzubauen, quasi die Alternative zum Petersdom. Das haben sie dann aber doch nicht gemacht.
Hier ein etwas höher gelegener Hof mit Statuen.
Und noch ein letzter Blick aufs Forum.

Morgen sehe ich mir den Circus Maximus und noch ein paar weitere Sachen südlich des Kolosseum bzw. des Forum an.

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15. Juli 2021: Circus Maximus, Aventin, Caracalla-Thermen

Heute führte mein Weg in die Gegend unmittelbar südlich des gestrigen Gebietes, wo es weitere antike Stätten und einen weiteren der sieben Hügel Roms gibt.

Circus Maximus

Asterix lesen bildet zwar, aber irgendwie waren in meinem Kopf das Kolosseum und der Circus Maximus verschmolzen. Stimmt natürlich nicht: der Circus Maximus ist deutlich älter, wurde mehr für Wagenrennen als für Gladiatorenkämpfe benutzt (die gab es wohl aber auch) und er war eher ein Outdoor-Stadion. Genutzt wurde das Tal zwischen Palatin- und Aventin-Hügel schon seit Jahrhunderten für Spiele, aber erst Julius Caesar ließ permanente Tribünen aus Stein errichten und erweiterte die Anlage. Bei Asterix kann das Kolosseum natürlich noch gar nicht vorkommen 50 v.Chr. gab es das ja noch gar nicht.

Hauptsächlich ist der Circus heute eine Freifläche – nicht unähnlich der Theresienwiese. Man sieht hier sehr gut, wie langgestreckt das Stadion war.
Von der südlichen Langseite aus sieht man den Fuß des Palatin-Hügels. Wenn ich es recht verstehe, ist dies das Domus Augustana, einer der besser erhaltenen Teile des Palastes – möglicherweise auch das Domus Severiana, ebenfalls ein Palastflügel.
Auch heute wird der Circus noch für Spiele genutzt – hier wohl der Aufbau für ein Konzert.

Aventin

Der Aventin-Hügel liegt südlich des Palatin und des Circus Maximus. Hier ging es – zumindest heute – nachgerade gemütlich zu.

Der Verkehr beschränkte sich auf flitzende Mönche.
Niemand hat mir einen Rosengarten versprochen. Der städtische Rosengarten auf dem Aventin war denn auch zu, die Rosen schon weitgehend verblüht.
Ich konnte aber immerhin durch den Zaun fotografieren.
Diese Möwe hat dem Tiber den Rücken zugekehrt und sich diesen Brunnen als neues Domizil auserkoren. Zusammen mit einem Spießgesellen vertrieb sie die Tauben vom Wasser und von den Essensresten der Menschen.
Seitengasse auf dem Aventin
Ausblick nach Nord-Nordwesten auf den Kapitol-Hügel…
…und nach Nordwesten auf den Petersdom.
Den Petersdom kann man auch durch ein bestimmtes Schlüsselloch auf dem Aventin sehen. Das war gar nicht so einfach zu fotografieren, das Schlüsselloch hat nur wenige Zentimeter Durchmesser.
Wenn man dann vom Aventin nach Süden hinabsteigt, wähnt man sich in Ägypten – zumindest sieht man da die Pyramide des Cestius, das Grabmal eines römischen Ägypten-Fans von 12 v.Chr. Ist natürlich viel neuer und kleiner als die berühmten Pyramiden in Ägypten – dafür war sie mit Marmor verkleidet! Dummerweise wurde auch der geklaut bzw. recyclet.

Caracalla-Thermen

Von allen Gebäuden der römischen Antike, die ich gerne in voller Pracht und Funktion erleben würde, wären mir die Caracalla-Thermen (oder eins der anderen ganz großen römischen Badehäuser) am liebsten. Leider auch hier nur Ruinen, aber immerhin sehr beeindruckende.

Oben eine Zeichnung der Thermen, wie sie mal aussahen; unten eine Zeichnung, wie es jetzt aussieht.
Gezeichnete Ansicht des Innenraums.

Morgen soll es tatsächlich relativ intensiv regnen – eventuell sind daher Museumsbesuch angesagt.

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16. Juli 2021: Kapitolinische Museen

Heute war es eher grau und unbeständig, drum habe ich einen Museumstag eingelegt: die Kapitolinischen Museen oben auf dem Kapitolshügel. Die Sammlungen reichen von griechischen und etruskischen Skulpturen über römische Statuen bis hin zu Malereien aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Ein wichtiger Teil der Sammlung geht auf eine Stiftung von Papst Sixtus IV. zurück, aber im Unterschied zum vatikanischen Museum ist das eben das staatliche bzw. kommunale Museum.

Diese Füße gehören zu Kaiser Konstantin…
…dessen Kolossus ursprünglich in der Maxentiusbasilika auf dem Forum stand. Großer Kerl, umso beeindruckender sind die Glubschaugen. Man muss es diesen Kaisern lassen, viele von ihnen haben sich offensichtlich nicht aufhübschen lassen in ihren Bildnissen.
Mark Aurel vielleicht schon, wer kann das sagen? Was mich immer wieder fertig macht, ist dass die Römer keine Steigbügel hatten. Ist ja nicht so, als wäre die Technologie für sie unerreichbar gewesen, und erlaubt halt doch ganz andere Einsätze von Kavallerie. Aber gut, sie hatten ja ihre sarmatischen Auxiliares dafür…
Die Wölfin ist wohl das bekannteste Werk der Sammlung. Die Wölfin ist sehr alt, mutmaßlich etruskisch; Romulus und Remus wurden erst in der Renaissance nachgerüstet.
Der Dornauszieher – mutmaßlich eine römische Bronze im Stil deutlich älterer griechischer Skulpturen.
Der sterbende Gallier ist eine römische Kopie einer griechischen Statue. Warum sollten die alten Griechen einen sterbenden Gallier darstellen? Ein Kelte ist es wohl schon, man beachte den Halsreif, aber wahrscheinlich sollte es ursprünglich einen Galater darstellen, einen Kelten aus Anatolien.
Caravaggios Wahrsagerin…
…und Johannes des Täufer.

Der Raub der Sabinerinnen von Pietro da Cortona war übrigens nicht zu sehen: in dem Raum lag nur der Rahmen, umgeben von Werkzeug. Entweder wird das Bild restauriert oder ich bin Zeuge eines ganz perfiden – und wohl bislang unbemerkten – Kunstraubs geworden.

Morgen geht es mit dem Fahrrad zur historischen Via Appia und den Katakomben.

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17. Juli 2021: Via Appia, Katakomben, Aquädukt

So, heute am Sonntag komme ich dazu, über den Samstag zu bloggen – gestern war ich einfach zu KO. Heute habe ich mir weitgehend frei vom Tourismus genommen und habe somit Zeit und Muße.

Der Weg führte mich zur Via Appia Antica. Das ist die historische Ausfallstraße nach Süden und eine der bekanntesten und ältesten Römerstraßen überhaupt. Damit ich ein bisschen mehr davon sehen konnte, habe ich mir ein Fahrrad gemietet.

Das hier ist nicht die Via Appia, sondern „nur“ die Zufahrt zu den Calixtus-Katakomben (dazu unten mehr). Ich habe dieses Bild eingestellt, weil man sich die Via Appia womöglich so vorstellt: schnurgerade, ländlich, von Pinien gesäumt.
Das ist per se auch nicht unrichtig. Was zumindest mir aber nicht klar war: auf mehreren, teils längeren Abschnitten, wird nach wie vor die antike Pflasterung verwendet, in der Form von großen Basaltsteinen. Die sind wohl tatsächlich historisch, aber es gibt einen wichtigen Unterschied: ein römischer Straßenmeister hätte einen solchen Zustand seines Pflaster kaum zugelassen. Schließlich mussten hier Legionen marschieren und Karren fahren – kaum möglich, wenn sich die Legionäre die Knöchel brechen und die Karren die Achsen.
Das heißt, die Steine sind echt alt, aber deren Zustand war unter den Römern sicher besser. Gottlob gibt es auch Abschnitte mit „modernem“ Kopfsteinpflaster, hier sieht man einen Übergang von altem zu neuem Pflaster. Auf dem alten Pflaster ist Fahrradefahren schier unmöglich, auf dem neuen durchaus. Dennoch haben Fahrradfahrer links und rechts eigene, sehr schmal, Fahrspuren gebildet, was man hier gut sehen kann.
Oder hier auch.
Manchmal gibt es aber auch nahezu optimale Abschnitte.
Natürlich geht es nicht nur um die Straße selbst, sondern auch um die historischen Ruinen am Wegesrand, wie hier das Grabmal der Caecilia Metella aus dem 1. Jhdt. v.Chr. Das ursprüngliche Grabmal war ein reiner Zylinder, wie bei Augustus oder Hadrian auch; die „Zinnen“ und der Anbau stammen aus dem Mittelalter.
Nicht alle Ruinen sind antik. Die Chiesa di San Nicola a Capo di Bove stammt aus dem Mittelalter.
Hier ein Eindruck von der Radfahrt auf der Via Appia. Leider ist es mir nicht gelungen, einen Soundtrack zu hinterlegen. Erstaunlich gut hingegen funktioniert die Bildstabilisierung meine DJI Pocket Videokamera – die Realität war sehr viel holpriger!

Nun ist die Via Appia wie gesagt eine Ausfallstraße und der von mir befahrene Abschnitt lag außerhalb der Stadtmauern. Und die Toten hat man in Rom außerhalb der Stadt begraben, drum gab es hier Nekropolen. Das galt auch für die frühen Christen, die ihre Toten aber nicht auf den normalen Friedhöfen begraben durften und/oder wollten und sie daher auf dem Privatbesitz einzelner Gemeindemitglieder bestatteten. Da war nicht genug Platz, also expandierte man nach unten. So entstanden die berühmten Katakomben.

Die Calixtus-Katakombe ist die älteste dieser frühen Begräbnisstätten. Sie wurde vor allem vom 2. bis zum 4. Jhdt. n.Chr. genutzt und hier lagen mehrere der ganz frühen Bischöfe von Rom (damals noch nicht Papst genannt, rückwirkend schon) begraben (später wurden sie umgebettet). Nach der Legalisierung des Christentums 313 n.Chr. gab es dann andere Möglichkeiten der Bestattung und die Calixtus-Katakombe war nicht mehr so zentral. Aber sie ist schon ein beeindruckendes Monument der ganz frühen Kirche in Rom.

Leider darf man da nicht selber fotografieren. Draußen auf dem Gelände gibt es Nachbildungen der Fresken im Inneren. Beliebte Motive sind der Gute Hirte, die Geschichte von Jonah, die Taufe Jesu, das letzte Abendmahl und die Auferstehung des Lazarus. Was man nicht sieht sind Kreuze. Das Kreuz war damals schlicht noch nicht das zentrale Symbol der Christen.

Die Via Appia ist auf dem von mir befahrenen Abschnitt eine Art Park mit sehr eingeschränktem Autoverkehr. Ganz in der Nähe ist auch der Aquaedukt-Park. Leider sind die beiden nicht mit angenehmen Fahrradwegen miteinander verbunden, man muss entlang von vielgenutzten Autostraßen fahren. Aber auch das habe ich geschafft.

Dort kann man dann entlang…
…eines antiken Aquädukts fahren.
Hier sieht man ganz gut, dass der Aquaeduct Richtung Berge führt, von wo das Wasser herkam (und heute auch immer noch kommt).
Allerdings nicht mehr entlang dieses Aquädukts.

In den nächsten Tagen kann es zu Verzögerungen beim Bloggen kommen, da ich noch Touren außerhalb der Stadt sowie nochmal eine Food Tour am Abend eingeplant habe. Aber geplant sind u.a. noch Cinecittá, Tivoli und Castel Gandolfo.

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19. Juli 2021: Cinecittà

Mein heutiger Weg führte mich nach Cinecittà, dem historischen Zentrum der italienischen Filmindustrie. Das ist zunächst einmal quasi wie die Bavaria Filmstadt (es gibt sogar auch ein U-Boot Filmset), mit einigen wichtigen Unterschieden:

Zum einen ist Cinecittà deutlich älter und hat auch eine finsterere Geschichte, denn gegründet wurde die Filmstadt 1937 von Mussolini, mit dem expliziten Ziel, das faschistische Italien von Hollywood unabhängig zu machen und natürlich, um Propaganda zu produzieren. Aber bereits 1945 (also nach der Einnahme Roms durch die Amerikaner) wurden hier schon ganz andere Filme, wie Rosselinis Rom, offene Stadt gedreht.

Zum anderen ist Cinecittà filmhistorisch wesentlich bedeutender. Fellini drehte hier, ebenso Sergio Leone, amerikanische Produktionen wie Quo Vadis und Ben Hur entstanden hier, aber auch ganz teure und wesentlich neuere Filme, z.B. Gangs of New York (und zwar zur Gänze, was mir gar nicht klar war vorher). Auch jetzt noch wird das Studio von Filmcrews aus der ganzen Welt genutzt, oft genug für die ganz großen Produktion. Also schon eine ganze Preisklasse über Die Unendliche Geschichte.

Letztlich gibt es hier die Kulissen für die HBO-Serie Rom, und das ist die wahrscheinlich coolste Rekonstruktion des antiken Rom, wenn man willens ist, Fiberglas anstatt Marmor zu akzeptieren – dafür nicht als Ruinen und in Farbe!

Die faschistische Handschrift ist architektonisch unverkennbar, typische 30er Bauweise (nennt sich industrieller Modernismus, glaube ich), wobei diese Architektur durchaus auch in demokratischen Ländern vorkam.
Die römischen Köpfe links und rechts sind natürlich Kulissen und haben nichts mit Mussolini zu tun.
Der Adler vor dem Restaurant hingegen sehr wohl.
Das hier ist die Venusia aus Fellinis Casanova. Diese „Göttin“ taucht am Anfang des Films aus dem Kanal in Venedig auf.
Der eigentliche Studiobereich könnte aber auch im goldenen Zeitalter Hollywoods stehen.

Die eigentliche Attraktion war für mich aber die Kulisse aus Rom, die mehr oder minder das Forum Romanum in der Zeit zwischen Caesars letzten und Augustus ersten Herrschaftsjahren darstellen soll.

Wobei das mit der historischen Korrektheit so eine Sache ist…

Dieses Gebäude wird in Rom als Curia, also Senatskammer verwendet. Es kopiert aber das Pantheon, das erst deutlich später gebaut wurde und nichts mit dem Senat zu tun hatte. Die eigentliche Curia auf dem Forum macht aber auch nicht wirklich allzu viel her.

Das Rom-Bühnenbild ist dennoch so beeindruckend, dass Cinecittà es nach Abschluss der Dreharbeiten aufkaufte und seither an andere Filmproduktionen vermietet. Sogar an die Japaner: die Live Action Variante von Thermae Romae wurde auch hier gedreht.

Außerdem gibt es ein Set, dass den Tempel von Jerusalem zur Zeit des jungen Jesus zeigen soll, für den Film Der junge Messias.

Anders als das Rom-Set ist diese Darstellung aber rein fiktional und hat nichts mit archäologischen Erkenntnissen oder biblischen Beschreibungen zu tun.
Das wundert auch nicht, denn das Buch auf dem der Film basiert, stammt von Anne Rice – ja, die mit „Interview mit dem Vampir“. Der Film ist wohl auch wirklich nicht so toll.

Eigentlich gibt es auch noch ein Set des alten Florenz, das für die Serie Francesco über Franz von Assisi gebaut wurde und auch für verschiedene andere Fernsehserien genutzt wurde. Aber da durften wir nicht fotografieren, wohl weil eins der Werke erst demnächst erscheint und die deshalb aktuell Urheberrechte haben.

Ein Museum gibt es auch, das ist aber nicht Umwerfendes. Dennoch hat der Besuch sich gelohnt, denn gerade das Rom-Set ist schon sehr cool. Hier noch ein kurzes Rundum-Video davon.

Abends war ich noch auf einer Food Tour und habe u.a. die besten Gnocchi meines Lebens gegessen. Die Bilder reiche ich gelegentlich nach. Morgen geht es nach Tivoli zur Hadriansvilla und zur Villa d’Este – aus logistischen Gründen mit einer Tour, das ist individuell ohne Auto nicht ganz so einfach.

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