17. Juli 2021: Via Appia, Katakomben, Aquädukt

So, heute am Sonntag komme ich dazu, über den Samstag zu bloggen – gestern war ich einfach zu KO. Heute habe ich mir weitgehend frei vom Tourismus genommen und habe somit Zeit und Muße.

Der Weg führte mich zur Via Appia Antica. Das ist die historische Ausfallstraße nach Süden und eine der bekanntesten und ältesten Römerstraßen überhaupt. Damit ich ein bisschen mehr davon sehen konnte, habe ich mir ein Fahrrad gemietet.

Das hier ist nicht die Via Appia, sondern „nur“ die Zufahrt zu den Calixtus-Katakomben (dazu unten mehr). Ich habe dieses Bild eingestellt, weil man sich die Via Appia womöglich so vorstellt: schnurgerade, ländlich, von Pinien gesäumt.
Das ist per se auch nicht unrichtig. Was zumindest mir aber nicht klar war: auf mehreren, teils längeren Abschnitten, wird nach wie vor die antike Pflasterung verwendet, in der Form von großen Basaltsteinen. Die sind wohl tatsächlich historisch, aber es gibt einen wichtigen Unterschied: ein römischer Straßenmeister hätte einen solchen Zustand seines Pflaster kaum zugelassen. Schließlich mussten hier Legionen marschieren und Karren fahren – kaum möglich, wenn sich die Legionäre die Knöchel brechen und die Karren die Achsen.
Das heißt, die Steine sind echt alt, aber deren Zustand war unter den Römern sicher besser. Gottlob gibt es auch Abschnitte mit „modernem“ Kopfsteinpflaster, hier sieht man einen Übergang von altem zu neuem Pflaster. Auf dem alten Pflaster ist Fahrradefahren schier unmöglich, auf dem neuen durchaus. Dennoch haben Fahrradfahrer links und rechts eigene, sehr schmal, Fahrspuren gebildet, was man hier gut sehen kann.
Oder hier auch.
Manchmal gibt es aber auch nahezu optimale Abschnitte.
Natürlich geht es nicht nur um die Straße selbst, sondern auch um die historischen Ruinen am Wegesrand, wie hier das Grabmal der Caecilia Metella aus dem 1. Jhdt. v.Chr. Das ursprüngliche Grabmal war ein reiner Zylinder, wie bei Augustus oder Hadrian auch; die „Zinnen“ und der Anbau stammen aus dem Mittelalter.
Nicht alle Ruinen sind antik. Die Chiesa di San Nicola a Capo di Bove stammt aus dem Mittelalter.
Hier ein Eindruck von der Radfahrt auf der Via Appia. Leider ist es mir nicht gelungen, einen Soundtrack zu hinterlegen. Erstaunlich gut hingegen funktioniert die Bildstabilisierung meine DJI Pocket Videokamera – die Realität war sehr viel holpriger!

Nun ist die Via Appia wie gesagt eine Ausfallstraße und der von mir befahrene Abschnitt lag außerhalb der Stadtmauern. Und die Toten hat man in Rom außerhalb der Stadt begraben, drum gab es hier Nekropolen. Das galt auch für die frühen Christen, die ihre Toten aber nicht auf den normalen Friedhöfen begraben durften und/oder wollten und sie daher auf dem Privatbesitz einzelner Gemeindemitglieder bestatteten. Da war nicht genug Platz, also expandierte man nach unten. So entstanden die berühmten Katakomben.

Die Calixtus-Katakombe ist die älteste dieser frühen Begräbnisstätten. Sie wurde vor allem vom 2. bis zum 4. Jhdt. n.Chr. genutzt und hier lagen mehrere der ganz frühen Bischöfe von Rom (damals noch nicht Papst genannt, rückwirkend schon) begraben (später wurden sie umgebettet). Nach der Legalisierung des Christentums 313 n.Chr. gab es dann andere Möglichkeiten der Bestattung und die Calixtus-Katakombe war nicht mehr so zentral. Aber sie ist schon ein beeindruckendes Monument der ganz frühen Kirche in Rom.

Leider darf man da nicht selber fotografieren. Draußen auf dem Gelände gibt es Nachbildungen der Fresken im Inneren. Beliebte Motive sind der Gute Hirte, die Geschichte von Jonah, die Taufe Jesu, das letzte Abendmahl und die Auferstehung des Lazarus. Was man nicht sieht sind Kreuze. Das Kreuz war damals schlicht noch nicht das zentrale Symbol der Christen.

Die Via Appia ist auf dem von mir befahrenen Abschnitt eine Art Park mit sehr eingeschränktem Autoverkehr. Ganz in der Nähe ist auch der Aquaedukt-Park. Leider sind die beiden nicht mit angenehmen Fahrradwegen miteinander verbunden, man muss entlang von vielgenutzten Autostraßen fahren. Aber auch das habe ich geschafft.

Dort kann man dann entlang…
…eines antiken Aquädukts fahren.
Hier sieht man ganz gut, dass der Aquaeduct Richtung Berge führt, von wo das Wasser herkam (und heute auch immer noch kommt).
Allerdings nicht mehr entlang dieses Aquädukts.

In den nächsten Tagen kann es zu Verzögerungen beim Bloggen kommen, da ich noch Touren außerhalb der Stadt sowie nochmal eine Food Tour am Abend eingeplant habe. Aber geplant sind u.a. noch Cinecittá, Tivoli und Castel Gandolfo.