12. Juli 2021: Vatikan

Um einen weisen Mann zu zitieren: „Once you go Vatican, you can’t go back again!“ Nun gut, anders als der hier zitierte Homer Simpson werde ich sicher nicht zum Katholizismus konvertieren (und Homer hat das sicher schon längst vergessen, das war 2005), denn dafür fühle ich mich viel zu sehr als Kulturprotestant. Aber beeindruckend ist der Vatikan schon!

Wobei ich Homers Spruch noch abwandeln würde: „Once you go Vatican, you can’t get out again!“ Tatsächlich war es wirklich bizarr, wie man durch nahezu alle Sammlungen des vatikanischen Museums durch muss, um zu sixtinischen Kapelle zu gelangen. Aber gut, das ist ein Weltklasse-Museum. Aber auch nach der Kapelle mussten wir noch gefühlt gute zwei Kilometer durch Gänge latschen und konnten bzw. mussten dabei die Verkabelung des Vatikan, den Gift Shop (aber mit leeren Bücheregalen) und das Café begutachten. „Please exit through the gift shop“ wird da zu „please exit through the gift shop, the steam tunnels, and the cafeteria“. Unser Guide hat die Wächter mehrfach nach Abkürzungen gefragt, die früher wohl gang und gäbe machen, aber seit Corona gibt es wohl dieselbe Route für alle. Und es waren schon eine ganze Menge Leute dort, man schaudert, wie das beim Massentourismus prä-Corona gewesen sein muss.

Aber genug gemeckert: heute hatte ich eine geführte Tour durch den Petersdom, die Vatikanischen Museen und eben die Sixtinische Kapelle – gut dreieinhalb Stunden intensiver Terrorismus, äh Tourismus. Außer mir und dem Guide war nur ein Neuseeländisches Ehepaar mit dabei, die schon quasi seit Beginn von Corona durch Europa tingeln. Sie könnten auch nach Hause, aber da warten zwei Wochen Quarantäne auf sie…

Hier nun ein Blick auf den Petersdom, eine totalere Ansicht ist beim Eintrag von 10. Juli zu finden. Der Obelisk ist mal wieder echt (und somit natürlich viel älter als der barocke Petersdom): er stand im Circus des Nero, der vormals das Gelände einnahm. Hier ließ Nero auch Petrus hinrichten (so vermutet man) und daher liegt hier auch dessen Grab, über dem der Dom gebaut ist. Zumindest wird hier das Grab vermutet, aber immerhin wurde hier schon 324 n.Chr. eine Kirche von Kaiser Konstatin errichtet – der glaubte also immerhin auch schon dran.
Hier ein Blick von den Stufen des Petersdoms auf den Petersplatz. Der ist schon beeindruckend groß und wie ein Schlüsselloch geformt – symbolisch für die Schlüssel zum Himmelreich, die der Papst als Wappen führt.
Ein Blick ins Hauptschiff.
Das wohl bedeutendste Kunstwerk im Dom ist die Pietá von Michelangelo.
Lustigerweise darf man im Petersdom sogar mit Blitz fotografieren (nicht dass ich das tun würde). Warum? Alle Kunstwerke sind aus Metall oder Stein, es gibt keine Gemälde aus Farbe. Alle „Bilder“ sind Mosaike! Das sieht man hier recht gut.
Aber es gilt auch für die gesamte Decken“malerei“…
…und auch bei neueren Werken wie diesem Gedächtnisgrab für Johannes Paul II.
Der Hauptaltar mit Baldachin über dem Petrusgrab…
…und ein zweiter Altar dahinter. Falls der erste mal ausfällt? Da fehlt mir als nicht-Katholik immer der Einblick, wofür das alles gut sein soll.
Hier nochmal die Front, aus dieser Perspektive sieht man die Kuppel nicht.
Tatsächlich stehen an manchen Stellen am Petersplatz Schweizergardisten.
Es ging weiter zu den vatikanischen Museen. Leider mussten wir außenrum – der spezielle Durchgang für geführte Touren wurde auch wegen Covid geschlossen. Dieses Modell zeigt den gesamten Vatikanstaat recht gut. Der Eingang zu den Museen ist ganz rechts.
Einer der Höhepunkte der Museen ist die Sammlung antiker Skulpturen. Das Beeindruckende daran sind gar nicht mal spektakuläre Einzelstücke, sondern dass fast alle Statuen perfekt oder nahezu perfekt erhalten sind. Fast keine kopflosen Gestalten oder abgebrochene Arme.
Vor allem nicht in dieser Galerie mit Kaisern und Göttern, z.B.
Manche Statuen bzw. Büsten sind so gut erhalten, dass sogar noch die Glasaugen zu sehen sind, z.B. hier. Nur die bunte Bemalung fehlt überall.
Natürlich gibt es auch extrem berühmte Skulpturen, vor allem die Laokoon-Gruppe. Das ist noch antike Kunst ca. von der Zeitenwende (1. Jhdt vor oder nach Christus). Angeblich überredete Michelangelo den Papst, die Statue zu kaufen. Kann ich verstehen, das ist eine der wenigen antiken Skulpturen, die ähnlich kunstfertig und vor allem dynamisch sind wie die von Michelangelo, der die antiken Bildhauer ansonsten übertraf.
Natürlich gibt es auch reichlich Gemälde, allerdings nicht auf dem Niveau der Uffizien. Die Ausnahme sind die Raffael-Räume, vor allem Raffaels Die Schule von Athen. Da sieht man nicht nur Sokrates, Plato und Aristoteles und weitere griechische Philosophen, sondern auch Denker aus anderen Epochen und Regionne. Ein Selbstbildnis hat Raffael wohl auch eingebaut und der Typ ganz vorne am Schreibtisch soll wohl Heraklit sein, sieht aber aus wie Michelangelo.
Ein Kuriosum: welche sakrale Bedeutung hat wohl dieser Pinienzapfen? Keine – zumindest in der katholischen Kirche – diese antike Brunnenskulptur wurde vom Vatikan schlicht recyclet.
Und das letzte Mysterium: gibt es einen Parkplatz im Vatikan? Es gibt ihn – aber sicher ist es nicht einfach, da an einen Parkausweis zu kommen.

Tja, die berühmteste Sehenswürdigkeit im Vatikan ist sicher die Sixtinische Kapelle, und die ist auch wirklich entsprechend beeindruckend, nur sind Fotos und Videos dort strengstens verboten. Aber die Bilder kann man auch auf Wikipedia sehen. Immerhin, dank der Erläuterungen des Führers und einer biblischen Allgemeinbildung konnte ich gut verstehen, was ich da sah. Ist schon erstaunlich, dass Michelangelo, der beste Bildhauer der Renaissance, auch ein so guter Maler war. Aber darum werden diese Kerle wohl auch im englischen „renaissance men“ genannt, im Sinne von Universaltalenten.

Und kämpfen konnten sie auch!

Ein Kommentar

  1. Wie immer tolle Bilder! Sie erwecken schöne Erinnerungen an Rom bei mir. Und viele Tempel in Rollenspielen stelle ich mir ähnlich dem Pantheon vor.

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