10. Juli 2021: Walking Tour

Ich bin wohlbehalten in Rom angekommen und habe mein Quartier im Norden des historischen Zentrums, ein Stückchen nördlich der Piazza Barberini und etwas südlich des Parks Villa Borghese bezogen, s. Stadtplan. Am Reisetag habe ich dann auch nur noch was eingekauft und mich ansonsten entspannt, Action kommt noch genug auf mich zu.

Das Wetter ist jedenfalls sehr sommerlich, über 30 Grad und Sonnenschein – ein ziemlicher Kontrast zu München. Aber immerhin wollte ich heute (Samstag) keine Kirchen besuchen, also konnte ich Shorts anziehen. Und mit Sonnencreme, Hut und Wasser ist auch der Sommer in Rom bezwingbar. Und früh muss man aufstehen, damit man den kühleren Morgen nutzen kann!

Trevi-Brunnen und Spanische Treppe

Mein erster Weg hat mich noch morgens vor acht Uhr zu zwei der beliebtesten Touristen-Attraktionen geführt. Da war ich dann zwar nicht allein, aber viel war noch nicht los. Lustigerweise sind beide Bauwerke weder antik noch aus der Renaissance, sondern ganz schöde aus dem 18. Jahrhundert.

Der Trevi-Brunnen ist hauptsächlich für die Szene aus Fellinis La Dolce Vita bekannt, wo Anita Ekberg dort ein Bad nimmt. Das ist in der Realität strengstens verboten, obwohl die Temperaturen solche Dekadenz schon rechtfertigen würden.
Also keine Blondinen im Brunnen.
Auch die sog. „Spanische Treppe“ (eigentlich Scalinata di Trinità dei Monti, nach der Kirche zu der sie führt) stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist mit einem Verbot verbunden: vor nicht allzu langer Zeit verbot die Stadtregierung es Touristen, sich auf der Treppe niederzulassen.
Es waren einfach zu viele Touristen, aber auch das ist aktuell kein Problem.

Pincio-Hügel und Villa Borghese

Die Treppe führt auf den Pincio-Hügel (das ist keiner der sieben Hügel Roms, damals war hier noch kein Rom), von wo man einige gute Ausblicke hat.

Lustigerweise gehören weder das Gebäude mit dem Säulen ganz links noch die Kirche mit der großen Kuppel rechts zu den ganz berühmten historischen Gebäuden.
Hier hingegen sieht man in der Bildmitte die ganze Vatikanstadt mit dem Petersdom links und der Mauer bis fast zum rechten Bildrand.
Und hier sieht man, dass am Piazza del Popolo gerade einem ganz anderen Gott gehuldigt wird…
…nämlich dem Fußballgott.

Auf dem Pincio-Hügel befindet sich auch der Park Villa Borghese, benannt nach der in der Renaissance zu immensem Reichtum gekommenen Famile Borghese.

Die Borghese kamen ursprünglich aus Siena; dieses Gebäude soll wohl an die alte Heimat erinnern.
Das hier ist nun die eigentlich Villa Borghese, die ein berühmtes Museum mit Renaissance-Kunst beherbergt. Die Borghese sammelten und horteten Kunst, als wären sie Medicis. Man beachte auch, dass die zwei Wauzis im Vordergrund die Brunnen ganz toll finden. Wasser war und ist wichtig in Rom.
Im Park findet man auch diese Wasseruhr. Sie misst nicht nur die Zeit mit Wasser, sie steht auch im Wasser.
Sogar einen See mit Aeskulap-Tempel gibt es da.
Und noch bizarrer: ein Shakespeare-Theater namens „Globe Theater“. Das hier ist nur das Kassenhäuschen, das Theater selbst ist aufgrund mangelnden Blickwinkels nicht fotografierbar, scheint aber ein Nachbau des Globe in London zu sein. Wenn die Engländer wüssten, dass die Italiener ihnen nicht nur den EM-Titel, sondern sogar den Barden streitig machen!

Walking Tour

All diese Sachen habe ich mir morgens auf eigene Faust angesehen, um 11 habe ich dann wie üblich eine Free Walking Tour gemacht. Lustigerweise war der Tour Guide Brite, was gut für die Verständlichkeit war, und hatte außerdem klassische Geschichte studiert, was gut für seine Fachkenntnisse war. Er hat uns entlang einer historischen Pilgerroute vom Nordtor der Stadt zum Vatikan geführt und dabei hauptsächlich die Antike erläutert, aber eben auch die Bezüge zur Renaissance und Neuzeit hergestellt.

Das hier ist besagtes Nordtor, genauer gesagt die Porta Flaminia bzw. Porta del Popolo. Hier startete eine der großen Römerstraßen nach Norden zum heutigen Rimini. Das Tor hier ist ein „Neubau“ aus dem 16. Jahrhundert und mit Renaissance-Statuen geschmückt. Aber die Mauer links und rechts ist die historische Stadtmauer aus dem 3. späten Jahrhundert nach Christus. Nicht, dass die viel gebracht hätte, denn allein die Notwendigkeit einer Mauer zeigte den Beginn des Niedergangs des römischen Reiches.
Der Obelisk hinter dem Tor ist das wahrscheinlich älteste „Gebäude“ der Stadt – er war nämlich Beute, die Augustus aus Ägypten mitgebracht hat.
Wir sahen auch das Mausoleum von Augustus. Kaum zu fotografieren, weil es a) deutlich tiefer liegt als das heutige „Erdgeschoss“ Roms, b) ein Zaun die archäologische Ausgrabung schützt und c) es der olle Mussolini mit brutalistischen Bauten umgeben hat und es somit nicht mehr majestätisch frei steht wie in der Antike. Sieht aber grundsätzlich aus wie eine große, runde, zweistöckige Torte.
Dieses Gebäude hier kennt jeder: das Pantheon, erbaut im Auftrag von Augustus, wobei diese Fassade unter Hadrian erbaut wurde.
Das nach der Akropolis in Athen wohl zweitwichtigste Gebäude der westlichen Kulturgeschichte, Vorbild für quasi jeden Monumentalbau mit Kuppel der letzten 2000 Jahre. Und das besterhaltene Gebäude der römischen Antike, weil es im 7. Jahrhundert in eine Kirche umgewidmet wurde.

Drinnen waren wir nicht – am Wochenende braucht man dafür eine Anmeldung. Aber ich gehe dann irgendwann im Laufe der Woche rein.

Das hier ist der Vierströmebrunnen an der Piazza Navona. Der stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist so richtig hochbarock.
Der Platz aber gar nicht. Der ist extrem langgestreckt und das aus einem einfachen Grund: hier war nämlich ein antikes Stadion, und die Form blieb erhalten.
Ein antikes Eingangstor zum Stadion. Auch dieses liegt viel tiefer als die heutige Straßenebene.
Das hier ist die Via Coronarii, die von der Piazza Navona zum Tiber führt. Hier wohnten im 16. Jahrhundert jede Menge Renaissance-Künstler, die Gebäude sind alle 500+ Jahre alt. Der Straßenname kommt von den Rosenkranzhändler, denn auch dies war Teil der Pilgerstrecke zum Vatikan.
Der führte über die Engelsbrücke über den Tiber zur Engelsburg, der Festung des Vatikans. Eigentlich war das das Mauseoleum des Kaisers Hadrian – ganz ähnlich wie das von Augustus – aber die katholische Kirche glaubte schon früh an Recycling.
Von hinten erkennt man die „Tortenform“ des eigentlich römischen Mausoleums noch gut.
Ziel der Pilger war natürlich der Vatikan und der Petersdom. Hier nur ein Foto; der Vatikan steht für Montag auf dem Programm.

Danach bin ich nur wieder zur U-Bahn gelaufen, habe mir eine Wochenkarte besorgt, bin „nach Hause“ gefahren und habe auf dem Weg noch was gegessen. Morgen geht es weiter!