11. Juli 2021: Ostia Antica

Es ist Sommer in Rom, es ist heiß, und alle wollen an der Strand. Ich natürlich auch! Ok, da ist mir ein kleiner Planungsfehler unterlaufen: anstatt an den Strand von Rom bei Ostia Lido bin ich nach Ostia Antica gefahren, dem historischen Hafen Roms.

Von der Zeit der Republik am dem 3. Jhdt. v.Chr. bis weit in die Kaiserzeit hinein war Ostia erst Militärhafen, später mehr Handelshafen der Hauptstadt. Nur: mittlerweile liegt Ostia nicht mal mehr am Wasser! Der Tiber änderte seinen Lauf, das Ufer versandete immer weiter und irgendwann gab es auch kein richtiges Rom mehr, das einen Hafen gebraucht hätte.

In der Spätantike wurde die Stadt dann verlassen, weil sie kaum noch mehr als ein Malariasumpf war. Doch zu ihrer Blütezeit im 2. Jhdt. n.Chr. lebten da 50.000 Menschen. Und genau das macht Ostia so interessant: fast alle anderen großen römischen Städte blieben ja besiedelt, wurden immer und immer wieder überbaut und man sieht bestenfalls noch die Spuren der Römerzeit. Ostia hingegen wurde einfach verlassen, da baute niemand drüber und man hat heute die quasi unverfälschte Ausgrabungsstätte einer ganzen römischen Stadt. Natürlich sind das Ruinen, aber man kann sich wirklich gut vorstellen, wie das mal ausgesehen haben muss.

Wie es sich für eine römische Stadt gehört, führt da eine schnurgerade Hauptstraße von einem Ende zum anderen.
Am Ortsrand, wo man Ostia Antica betritt, sieht man die Überreste einer Nekropole.
Nur wenige Statuen stehen da noch. Dort, wo man im Hintergrund die Bäume und das moderne Haus sieht, floss einst der Tiber.
Auf diesem Plan sieht man, wie die Stadt einst am Tiber lag, der Flusslauf änderte sich radikal und die Küste ist nun Kilometer weiter westlich.
So sah das wohl mal aus, mit Theater, Forum und allem drum und dran.
Sagte ich, Ostia sei verlassen? Nicht ganz! Aber Touristen sah ich nur wenige, was wohl auch daran lag, dass ich kurz nach Öffnung um 9 Uhr da war. Auf dem Rückweg kamen mir dann kleinere Gruppen entgegen.
Lagerhäuser am ehemaligen Flussufer, wo jetzt die Bäume stehen.
Zu einer römischen Stadt gehören Bäder. Von den Termen des Neptun sind noch schöne Mosaike erhalten.
Hier in Großaufnahme…
…ebenso hier.
Aussicht von der Terme.
Überhaupt sind keinesfalls nur Grundmauern erhalten, wie man hier sieht…
…und auch hier.
Keine römische Stadt ohne Theater. Diese hier wird anscheinend noch für Events genutzt, es war bestuhlt.

Hinter dem Theater war ein Komplex, wo wohl die verschiedenen Schifffahrtsunternehmen ihre Büros hatten.

Noch ein Blick auf die Weitläufigkeit der Ausgrabungsstätte.
Und im Zentrum, dem Forum, dominierte das Capitolium das Stadtbild. Natürlich waren die Ziegel mit Marmor verkleidet, doch der wurde über die Jahrhunderte geklaut.
Das Capitolium war ein Tempel für Jupiter, Juno und Minerva, die zentralen Gottheiten Roms. Natürlich gab es auch reichlich andere Tempel sowie eine Synagoge und später auch eine Kirche, aber die sind nicht so gut erhalten.
Im hinteren Teil der Stadt lagen die Wohnviertel. Hier sieht man, dass auch die Wohnhäuser innen geschmückt waren.
Besonders in diesem Apartment-Gebäude, in das man als nicht-Archäologe leider nicht reimkommt. Die Römer glotzten selten auf Raufasertapeten.
Dies war wohl ein besonders wohlhabendes Mietshaus und ist auch erstaunlich gut erhalten.
Tja, und wo hier die Autos fahren lag mal die Küste des Tyrrhenischen Meers, also dem Mittelmeer zwischen Italien und Sardinien bzw. Korsika.
Heute liegt die Küste gut zwei S-Bahn-Stationen weiter. Da bin ich dann noch hingefahren und habe was gegessen und das Meer betrachtet. Strandurlaub im eigentlichen Sinne ist nix für mich.
Die Römer schätzen ihren Strand hingegen durchaus, Covid zum Trotz. Kann man aber auch verstehen, dank der Brise vom Meer ist es hier viel kühler als in der heißen Hauptstadt oder dem nunmehr staubtrockenen Ostia Antica!

Morgen geht es in den Vatikan. Vorausgesetzt, der Führer erscheint und ist nicht von den Auswirkungen des EM-Endspiels derangiert.