Von Saint Pete nach Fort Myers

Heute morgen war es kühl mit dichtem Nebel – ab ca. Mittag dann Sonnenschein und 25 Grad. Wetter in Küstennähe also. Ich habe meinen Weg von Saint Pete weiter nach Süden, bis Fort Myers fortgesetzt. Und natürlich ein paar Sehenswürdigkeiten mitgenommen.

Gamble Plantation Historic State Park

Das letzte verbliebene Plantagenhaus im südlichen Florida – allein weil es davon nie viele gab. Das südliche Florida war bis erheblich nach dem Bürgerkrieg kaum von Weißen besiedelt. Besagter Herr Gamble hatte denn in den 1840ern auch sage und schreibe zwei Nachbarn, bis seine Zuckerplantage pleite ging und er nach Norden nach Tallahassee zurückkehrte. Dafür gab es reichlich ziemlich erboste Seminolen-Indianer, vor denen Herr Gamble sich mit einem erstaunlichen Trick schützte: er bewaffnete seine Sklaven. Klingt erstmal irre, aber die mehreren Dutzend Sklaven hätten ihn auch ohne Waffen jederzeit umbringen können. Taten sie aber nicht – denn rundherum gab es nur Wildnis und erboste Indianer.

Man darf sich jetzt also nicht Tara vorstellen, dafür war das Plantagenhaus durchaus stabil aus einer Art Naturzement gebaut, den man aus Muscheln, Sand und Wasser herstellte. Hält bis heute, während der Großteil der Prachtplantagen irgendwann abbrannte oder von Termiten zerfressen wurde. Das ursprüngliche Gebäude hatte nicht mal eine Treppe in die oberen Schalfzimmer, man kletterte eine Strickleiter hoch – es war quasi eine art amerikanische Hochmotte. MIt der Zeit wurde es dann aber doch bequemer.

Hier also das Plantagenhaus:

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In diesem Schlafzimmer versteckte sich nach dem Bürgerkrieg der Außenminister der Konföderation, bis er sich nach England absetzen konnte:

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Die Küche war geräumig, aber in der Realität sicher nicht so gut aufgeräumt:

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Gamble pflanzte Zuckerrohr, wie er es aus Talahassee kannte:

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Blöd nur, dass der Zuckerboom genau in dieser Zeit zu Ende ging und auf einmal Baumwolle das gefragte Gut wurde. Einer der Gründe, warum Gamble pleite ging.

Manatee Village Historical Park

Unweit der Plantage in Bradenton hat man einige Gebäude der frühen Besiedlung der Region zusammengetragen, allerdings eher die der normalen Leute, und wir reden hier auch eher von 1860-1910.

Dieses Farmhaus gilt als Beispiel für den „Cracker Gothic“ Style (heißt wirklich so!). „Cracker“ ist in Florida ein Begriff für die weißen Siedler und vor allem Rancher, die nach 1865 Südflorida besiedelten. Überall sonst ist das eher eine rassistische Beleidigung, sozusagen das Pendant zu „Ni__r“. Man muss also aufpassen, wo man wen „Cracker“ nennt. So sieht jedenfalls das Farmhaus aus:

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und hier die Küche drinnen, inklusive Eßzimmer:

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Hier ein historisches Gerichtsgebäude (links) und eine Schule (rechts). Man kann sich vorstellen, dass die Siedlungsdichte nicht hoch war und es auch vor den 1950ern nicht wurde.

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De Soto National Memorial

Florida wurde ursprünglich von den Spaniern entdeckt und vor allem militärisch als Puffer nach Norden genutzt (vor allem St. Augustine), viel gesiedelt wurde nicht (warum auch, wenn man Kuba, Mexiko, etc. hat). Dennoch gab es einige Möchtergern-Conquistadoren, allen voran Ponce de Leon und Hernando de Soto. Letzterer war durch Plünderungen in Peru reich geworden und kaufte sich für teuer Geld von der spanischen Krone das Recht, Florida und die Golfküste zu erobern. De Soto erhoffte sich riesige Schätze und Unmengen von Sklaven – blöd nur, dass es seit dem 13. Jahrhundert nördlich des Rio Grande keine Städte bauenden Indianerkulturen mehr gab. Also keine Azteken oder Inkas, nur Wildnis und Indianer, die weder Städte noch Gold hatten. De Soto landete 1539 mit einer großen Privatarmee nahe der Tampa Bay. Heute liegt da Bradenton, daher gibt es auch ein National Memorial.

Ungefähr hier landete De Soto:

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Das Kap dort ist ein hübsches Fleckchen, das Memorial wird also nicht nur als historischer Gedenkort sondern auch als Naturpark genutzt:

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Inklusive Mangrovenwald:

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De Soto hatte mit seiner Expedition gar kein Glück. Er stapfte mit seinen Mannen über drei Jahre lang durch die heutigen Südstaaten und kam bis nach Texas. Nirgendwo Gold. Ganz nebenher entdeckte er den Mississippi, den in höchst spanischer Originalität „Rio Grande“ nannte. 1542 starb De Soto dann an Fieber und seine Soldaten versuchten sich erst auf dem Landweg nach Mexiko durchzuschlagen. Das scheiterte, aber die schafften es irgendwie an die Küste, bauten sich Boote und kamen irgendwann an der extremen Peripherie des spanischen Imperiums in Mexiko an.

Immerhin: De Sotos Expedition hinterließ akribische Aufzeichnungen, die bis heute die wichtigste historische Quelle über dei frühe Geschichte der Region sind.

Myakka River State Park

Etwas im Inland findet sich der Myakka River State Park – eine ganz andere Landschaft als in Küstennähe. Hat eher was mit Savanne zu tun und die Gegend wurde dann auch zum Zentrum der Viehzucht in der Region, der erste große Wirtschaftsboom. Daher kommt auch der Begriff „Cracker“ – die Siedler hatten Peitschen, mit den sie knallten, um das Vieh zusammen zu treiben.

Der State Park selber ist vor allem durch einen großen See dominiert, auf dem ich auch gleich eine Bootsfahrt gemacht habe. Es war ein großes Airboat, also angetrieben von einem Propeller. Auch hier gibt es allerlei Flora und Fauna. Ein paar Foto konnte ich schießen:

EIn Fischadler (Osprey):

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und am Ufer lagen buchstäblich Dutzende von Alligatoren:

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Einer schwamm sogar eine ganze Weile neben dem Boot her. Ob er wohl auf schmackhafte Touristen hoffte? (Alligatoren fressen keine Menschen, Kleinkinder würde ich da trotzdem nicht baden lassen. Was sie hingegen wirklich gerne mögen sind Hunde!)

So, mittlerweile bin ich in Fort Myers angekommen. Morgen mache ich ein paar Abstecher in die Region.