Miami Beach

The heat is on! Naja, nach dem Standards von Miami war es wohl nicht allzu heiß, aber der Anschlag des Thermometers bei 32 Grad Celsius hat mir völlig gereicht. Heute war ich in Miami Beach, was anders als der Name vermuten lässt, kein Teil von Miami ist sondern eine eigene Ortschaft. Diese liegt auf den vorgelagerten Inseln vor Miami und hat nach Osten hin einen durchgängigen weißen Sandstrand.

Wer jetzt glaubt, das sei doch reine Formsache unterschätzt die Macht des Föderalismus und Lokalismus in den USA. Zum Beispiel: ich bin heute an drei verschiedenen Arten von Polizeiautos vorbeigekommen, die alle zu ganz eigenständigen Behörden gehören: Miami Police Department, Miami Beach Police Department und Miami Dade Schools Police Department (ja, das Schulsystem hat seine eigene Polizei). Was ich zufällig nicht sah war das Miami-Dade Police Department oder Miami Metro – das ist nämlich das „Sheriff’s Department“ des Landkreises rund um die Stadt Miami und auch bekannt aus der Fernsehserie „Dexter“ und übrigens auch „Miami Vice“. Wenn jemand in den USA sagt „ruf die Polizei“ sollte man immer nachfragen, welche. Wohlbemerkt, diese Polizeibehördern unterstehen keinesfalls einer gemeinsamen Oberbehörde wie z.B. einem Innenministerium oder so.

Miami Beach ist vor allem bekannt für seine Art Deco – Hotels, die in den späteren 1930er Jahren gebaut wurden. Finanziert übrigens von denselben jüdischen Investoren aus New York, die vorher schon in den Catskill Mountains Hotelresorts gebaut hatten Letztere sind bekannt aus dem Film „Dirty Dancing“ (hallo Doro!), der lustigerweise sozialhistorisch ziemlich gut ist.

Die Hotels waren explizit für die neue Mittelschicht gebaut, die nun mit dem Auto nach Miami Beach fahren konnten und ein paar Tage Urlaub im Jahr hatten. Die Hotels waren also billig, mit winzigen Zimmern, aber sie sollten ausdrücklich die Illusion der Reichen und Schönen verkaufen – und das taten sie auch recht gut. Alles war eine wohlinszenierte Illusion von „Tropical Paradise“.

Hier also ein paar dieser Hotels:

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Ein Baustil, der leider bereits in den 1940ern wieder aus der Mode kam. Wer die Pastellfarben jetzt ein bisschen 1980ies findet hat vollkommen recht: diese Farben wurden erst in den 1980ern „nachgerüstet“. Vorher war alles beige mit vielleicht ein paar Farbtupfern.

Zwichen den 1960ern und den 1980ern kam die Gegen ziemlich runter. Einen Tiefpunkt stellt der Mariel-Bootskrise dar, als sehr viele Kubaner nach Florida flohen, darunter auch sehr viele eiigens von Castro freigelassene Kriminelle und Geisteskranke, die „maximo lider“ gerne den USA „vermacht“ hat. Von denen landeten ziemlich viele in Miami Beach und zwischenzeitlich hatte die Stadt die höchste Mordrate in den USA. Das ist natürlich auch die Zeit, in der „Miami Vice“ spielt.

Die Gentrifizierung kam dann durch die gay community, die in den 1990ern viele Immobilien aufkaufte und sich hier ansiedelte – Miami Beach wurde zu einem Schwulen- und Lesben-Mekka. In der Tat hat die Gegend bis heute was vom Sunset Strip in dem Sinne, dass hier recht aufgebrezelte Gestalten sehen und gesehen werden. Mittlerweile sind die Immobilienpreise aber so hoch, dass die ganzen alten Hotels hauptsächlich von Großkonzernen aufgekauft werden, um dort Luxus-Boutique-Hotels draus zu machen.

Wie sieht es in den Hotels aus? Mit meiner Führung bin ich in zwei rein:

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Die Stuckmarmorböden sind übrigens Original, der Rest natürlich nicht wirklich. Aber der Ventilator im oberen Bild zeigt schön, dass die Häuser aus einer Zeit vor den Klimaanlagen stammen.

Den Strand gibt es natürlich auch. Lustigerweise ist der gar nicht Original, sondern gut 50 Meter weiter draußen als früher. In den 1930ern war der Strand direkt vor den Hotels, heute ist da nicht nur der Ocean Drive sondern auch ein ganzer Park dazwischen.

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Und ja, die Lifeguard-Häuschen sind wirklich so bunt. Einen kubanischen Sandwich habe ich übrigens nicht gegessen, dafür aber ganz vorzüglich kubanisches Hühnchen mit Reis, schwarzen Bohnen und frittierten Plantains (Kochbananen) – karibische Küche ist toll.

Morgen: auf zu den Florida Keys!

2 Gedanken zu „Miami Beach“

  1. Jetzt kommt der Neid auf. Ich glaub ich muss auch mal wieder im Winter an die Sonne. Allein bei diesen Photos fehlt noch ein alter Diner.
    Übrigens: solltest du an einem Target/ qvc oder ähnlichem vorbeikommen, wäre es nett, wenn Du an mich denkst.

    Apropos Keys/ Südflorida: da soll es leckeren Rum geben.

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