10.05. Ankunft und Hutongs

Am Donnerstag kamen wir nach circa 8 Stunden Flug (davon nur ca. 4h Schlaf) in Peking an.

Der Flughafen von Peking

Dann weiter zum Hotel. Leider sind wir beim ersten Versuch daran vorbeigelatscht und sind dann eine Weile durch die Hutongs (enge Gassen, quasi die Altstadt von Peking) geirrt. Dann fanden wir es aber doch noch. Bizarr ist der Kontrast zwischen dem ärmlichen Huton-exterieur und dem sehr schönen interieur. Hier eigene Eindrücke:

Nachmittags sind wir dann zum Glocken- und Trommelturm, dann weiter nach Houhai, dem am besten erhaltenen Teil des alten Peking.

Der Trommelturm, vom Glockenturm aus gesehen. In Peking ist es oft sehr diesig.
Die meisten Touristen, übrigens zu 99% Chinesen, erleben die Gegend mit der Rikscha. Wir sind lieber marschiert.
Ein Eindruck von Houhai.
Zum Abendessen gab es mongolischen Hotpot, wo man verschiedene Zutaten in heiße Brühe taucht. Sehr lecker und trotz touristischer Gegend sehr günstig.

Morgen: verbotene Stadt

11.05. Verbotene Stadt

Heute das zentrale Highlight der Pekinger Sehenswürdigkeiten, die verbotene Stadt. Kaiserpalast bis 1949, wobei das Kaiserreich eigentlich bereits 1911 endete. Erbaut ab ca. 1400 vom Ming Kaiser Yongle.

Die verbotene Stadt ist riesig, folgt aber einem sehr wiederholenden Schema: Tor, Halle, Innenhof,usw.  Viele Gebäude sehen sich sehr ähnlich. Das Gelände ist über einen Kilometer lang und fast einen Kilometer breit. Wir haben über 6 Stunden gebracht um das meiste zu sehen. Es waren viele Touristen da, hauptsächlich Chinesen.

Vor dem Palast liegt der Platz des himmlischen Friedens.

Insgesamt sehr viel Security und Kameras. Man fühlt sich so sicher…
Das Mao-Mausoleum. Da waren wir nicht drin, es standen tausende an.
Das alte Stadttor. Diese Art von Architektur ist weit verbreitet.
Der Platz des Himmlischen Friedens

Hier nun eindrücke von der verbotenen Stadt:

Und hier meine Lieblinge: auf allen Dächern sind kleine Figuren, insgesamt Tausende:

Nach dem Palastbesuch hier der Nachtmarkt von Wangfujing:

und zum Abendessen echte Peking-Ente

12.05. Palast von Prinz Gong, Lamatempel, Konfuziustempel, Himmlischer Tempel

Vier Sehenswürdigkeiten an einem Tag!

Palast des Prinz Gong: größte Adelsresidenz in Peking. Wurde für die meisten europäischen Könige oder den japanischen Shogun auch reichen. Gemütlicher als die verbotene Stadt, aber die Chinesen machen grundsätzlich nichts klein oder subtil.

Dann der Lamatempel, die größte Lamaserei außerhalb von Tibet. Ebenfalls riesig. War mal ein Palast. Auch heute residiert da der Panchen Lama, allerdings nur der von Peking anerkannte.

Der Konfuziustempel. Man kann sich streiten ob Konfuzianismus eine Religion ist oder nicht, denn es ist primär eine humanistische Philosophie. Aber es gibt Opfer, Riten, Tänze, etc.

Der Himmelstempel: mehr Park als Tempel, aber früher hat hier der Kaiser selbst geopfert und gebetet. Wird heute zur Freizeitgestaltung genutzt und von Touristen überrannt.

Morgen: Wanderung auf der Großen Mauer

13.05. Große Mauer

Heute war ein Trip zur Großen Mauer dran. Die Fahrt war sehr lang, 3h, da wir nicht nach Badaling wollten (der überlaufenste Touristen-Ort, sondern von Jinshanling nach Simatai wandern. Leider sparten die Touranbieter sich die Maut für die Autobahn, sonst wäre es schneller gegangen.

Vor Ort stellte sich dann heraus, dass Simatai gesperrt ist, d.h. wir können nicht durch wandern, sondern mussten zum Ausgangspunkt zurück. Immerhin haben wir nicht wir die meisten Touristen die Seilbahn benutzt, sondern sind hoch geklettert, ca. 200 Treppen, aber oben sind eh noch mehr. Die Seilbahn blieb dann auch prompt 45 Minuten lang stehen wegen Defekt, zu unsrem nicht enden wollenden Amüsement.

Die Mauer selbst ist sehr beeindruckend, auch wenn sie strategisch nie viel brachte. Die Seilbahn ist übrigens auf der mongolischen Seite, also können die Barbaren heute ganz bequem einmarschieren. Habe ich schon erwähnt, dass die Chinesen nichts in klein oder subtil machen?

Abends suchen wir dann nach einem lokal in nähe des Hotels und fanden einen super-Laden mit Jiao Zi (Teigtaschen) wo wir uns für gut 10 Euro ins Nirwana mampften… Dazu gab es eine sauer-scharf Suppe. Wichtig: in Chinakommt Suppe in Terinnen für 4-6 Personen. Blöd, dass ich gestern bei einem Sezuchan-Lokal zwei Spuren bestellte, weil ich das nicht wusste… Da hatten sie eh das Problem, dass das ganze bestellte Essen kaum auf den Tisch passte… Heute waren wir da etwas schlauer.

14.05. Sommerpalast und Pekingoper

Heute waren wir im Sommerpalast, dem Sommersitz der Kaiser und vor allem der Kaisermutter Ci Xi. Die war so ungefähr die ursprüngliche böse Schwiegermutter, die eigentliche Macht hinter den letzten Kaisern und die Drahtzieherin massiver Fehlentscheidungen, die letztlich zum Niedergang des Kaiserreichs führten. Der Palast wurde zweimal von westlichen Truppen zerstört, während des Opiumkriegs 1860 und nochmal beim Boxeraufstand 1899. Im Prinzip war das ganze Dung so eine Art Neuschwanstein, ein privates Disneyland. Genau wie Neuschwanstein zahlt es sich heute als spektakuläre Touristenattraktion aus.

Hier eine Art Spielstraße wo Kaiser und Konkubinen Händler, Kunden und Taschendiebe spielen. 
Der zentrale Tempel der Anlage.
Das Steinschiff. Cixi nahm das Geld für den Aufbau der Flotte zum Wiederaufbau des Lustschlosses. Als “Trost“ für die Admirale ließ sie ein Schiff aus Stein bauen.

Abend waren wir dann in einer Pekingoper, eigentlich nur ein kurzer Ausschnitt.Dank Untertitel und unserer Kenntnis chinesischer Filme konnten wir das Stück als das Märchen “Der Zauberer und die weiße Schlange“ identifizieren.

Abends Essen in einem Lokal mit Pekinger Küche. Wie üblich eher umfangreich…

15.05. Fahrt nach Datong

Das Eisenbahnwesen in China ist sehr zwiespältig. Auf der einen Seite gibt es Hochgeschwindigkeitszüge, die es mit dem Shinkansen aufnehmen können. Auf der anderen Seite kriechend langsame Bummelzüge. Leider führte der Weg von Peking nach Datong über einen Bummelzug, noch dazu in der billigsten Klasse. Nicht aus Geldmangel, sondern weil man die besseren Abteile lange im Voraus buchen muss. In der „Holzklasse“ sind die Sitze durchaus gepolstert, aber die Großraumwägen sind einfach sehr voll. Wir teilten uns eine Sitzgruppe mit chinesisch-mongolischen Wanderarbeitern, die jede Menge Gepäck und als Wegzehrung einen ganzen Eimer voll Äpfel dabei hatten, die dann den Fußraum noch weiter einengten. Sieben Stunden für 350 Kilometer…

original
Dies ist noch nicht mal der bewusste Zug, der war noch simpler.

16.06. Datong

Sobald wir Peking verließen, war gutes WLAN rar – ich dachte sogar, es wieder mit der chinesischen Firewall zu tun zu haben, aber es war wohl einfach mangelnde Bandbreite.

Datong ist eine Industriestadt westlich von Beijing, die vor allem für zwei Sehenswürdigkeiten bekannt ist: den hängenden Tempel und die Buddhahöhlen. Beide haben wir mit Hilfe eines angeheuerten Taxifahrers am selben Tag besucht. Der Mann war wahrscheinlich Mongole und behandelte seinen VW Jetta auch wie ein Mongole sein Pferd: ein wilder Ritt. Aber dafür kamen wir auch in Rekordzeit von A nach B.

Der Hängende Tempel in Datong:

Die Yungang-Grotten bei Datong mit grossen Buddhas

Und tausenden kleinen:

Drumherum ist ein riesiger Park mit Tempel, Freilichtbuehne und Souvenirstaende-Dorf. Das ganze ist nicht älter als drei, vier Jahre und bröselt schon wieder leicht…

17.05. Xi’an

Von Datong sind wir mit dem Nacht Zug nach Xi’an weiter. Der war zwar nicht gerade sehr komfortabel, weil wir nur Hard Sleeper hatten, aber es ging schon, trotz 16,5h. Und so sieht es da aus:

In Xi’an war erst Spaziergang zum Muslimviertel und der Großen Moschee angesagt. Die große Moschee war schwer zu finden, da sie mitten in einem Bazaar war. Dafür aber sehenswert: sieht aus wie ein buddhistischer Tempel, ist aber eine Moschee. Das muslimische viertel war ebenfalls spannend: viele leckere Sachen zu essen, viele Stände, sehr lebhaft.

Danach waren wir auf der Stadtmauer, die die ganze Altstadt umschließt. Riesig, viel großer als die von Lucca, wo ich auch schon die Stadtmauer entkam gelaufen bin. Heute ca. 6km Mauer, und das war weniger als ein Drittel.

Abendessen in einem sehr guten Nudel-Restaurant. Wir haben zum ersten mal chinesischen Schnaps ausprobiert. das Zeug wird aus Hirse gebrannt und schmeckt eher wie Grappa. Bai. Wir kauften einen recht edlen, der kam in einem kunstvollen Gefäß aus Porzellan, dem man die Spitze abbrechen musste. Die Kellnerinnen waren sehr beeindruckt, das wir eine ganze Mini-Amphore von 200ml geleert haben…

Und jetzt die Preisfrage: wie öffnet man diese Amphore?

So: man nimmt den Metallschlüssel, der ihr um den Hals hängt, steckt ihn in die Öffnung oben und bricht die Amphore auf. So soll wohl sichergestellt werden, dass man keinen gepanschten Schnapps trinkt.

18.05. Teracotta-Krieger

Heute sind die Terracotta-Krieger in der Nähe von Xi’an an der Reihe. Über 6000 individuell gestaltete Tonkrieger, die den ersten Kaiser Qin in die Nachwelt begleiten sollten. Viele sind noch nicht ausgegraben, aber die bereits frei gelegten sind schon sehr beeindruckend. allerdings gilt: 6000 Tonkrieger, 20000 Touristen, davor ein Kilometer Souvenirstände. Die Chinesen machen nichts in klein oder subtil, heute wie vor 2500 Jahren. Qin war voellig wahnsinnig. Der liess sich als Grab eine ganze Stadt nebst Kaserne bauen. Für Filmfans: das ist der Kaiser in “Hero“.

Die touristische Infrastruktur wurde vor kurzem generalüberholt und hat nichts mehr mit dem zu tun, was im Reiseführer steht.

Der Straßenverkehr in China ist sehr chaotisch. Sehr viele Autos niemand hält sich an irgendwelche regeln. Es erfordert Mut, die Straße überqueren. außer den Autos gibt es sehr viele Elektromofas. Es wir gehupt wie verrückt. Auch sonst sind die Chinesen im täglichen leben eher rabiat: es wird gedrängelt und geschubst was das Zeug hält.

Ungemein nützlich ist mein Android-Tablet mit GPS, Internet und Google Maps. Ein Stadtplan, der Dir zeigt, wo Du gerade bist und der Restsurants und Sehenswürdigkeuten findet und auch auf Chinesisch anzeigen kann – sehr wichtig. Ich habe damit schon ortsunkundigen Taxifahrern gezeigt, wo sie hinmüssen, und als wir heute kein Taxi bekommen können (waren alle voll) hat er mir einen Bus rausgesucht. Unverzichtbar!

19.05. Hua Shan

Ausflug zum Hua Shan , einem der taoistischen Heiligen Berge. Wir sind mit einer chinesischen Tourgruppe unterwegs, weil es keine englischsprachigen Touren dorthin gibt. Auf den Hinweg hat der Busfahrer gleich mal die Höhe eines Tunnels falsch eingeschätzt und die Klimasnlage aus dem Dach abrasiert. Macht aber nix, die Fahrt geht weiter.

Beobachtung zu den Chinesen: sie essen gerne, oft, ausgiebig und viel. Im Zug hat man sich kaum hingesetzt, dann kommen die Nudelsuppen raus. Ein paar hat auf der 16,5h Zugfahrt von Datong nahezu ohne Unterbrechung gegessen, nur für ein paar Stunden Schlaf gab es Pause. Und wenn der Chinese mal nicht isst, kaut er Sonnenblumenkerne.

Heute also Reisetour von Chinesen für Chinesen. Das ist wie eine Kaffeefahrt aus der chinesischen Hölle. Wir brauchten 4,5 Stunden hin, weil wir zweimal für Verkausveranstaltungen und einmal zum Mittagessen anhielten. Und die Verkaufsveranstaltungen waren durchaus beliebt. Man kaufte Schuhe, Handtücher, Toillettenartikel mit grosser Freude.

Am Hua Shan war dann für die Seilbahn die Mutter aller Schlangen. Vor uns ca. 3000 Leute. Chinas Tourismus entwickelt sich rasant, zu 99,9% sind die Touris Chinesen. Die Infos im Reiseführer, so ca. 3,5 Jahre alt sind teils hoffnungslos veraltet, weil inzwischen sich das Aufkommen verzehnfacht har und ganz neue Infrastruktur – manchmal riesige Parks – entstanden ist. Nach 1,5h konnten wir dann mit der Seilbahn auffahren. Diese Seilbahn ist übrigens eine österreichische Konstruktion und entsprechend zuverlässig.

Hua Shan selbst ist toll, Ausblicke wie aus dem Kung Fu Film. Allerdings tausende von Treppenstufen, wie bei Kung Fu Panda, nur viel viel mehr.sehr anstrengend, aber die Anblicke entlohnen die Mühen.

Gerade fahre ich im Bus zurück nach Xi’an, was glücklicherweise viel schneller geht als die Hinfahrt.