Gestern war ich also in Tivoli, einem Städtchen östlich von Rom am Fuße der Berge. Da geht man wegen zwei Orten hin: der Hadriansvilla, eigentlich der (Sommer-)Palast des Kaisers Hadrian (117-138 n.Chr.) und der Villa d’Este, dem Palast des Kardinals Ippolito II. d’Este (1509-1572), Sohn der Lucrezia Borgia und Enkel des Papstes Alexander VI. Beide gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Hadriansvilla
Hadrian war einer der erfolgreicheren Kaiser und baute gerne bzw. ließ bauen: den Hadrianswall in Britannien, unzählige Statuen seines verstorbenen Liebhabers Antinoos, und eben die größte Palastanlage von allen. Und da sie nicht in Rom stand, ist auch mehr erhalten als auf dem Palatin, auch wenn selbst hier in großem Umfang geraubt und recyclet wurde.
Ich nehme alles zurück, was ich zu den Caracalla-Thermen gesagt habe. Das war ein öffentliches Bad. Ich will lieber ein privates „Badezimmer“ wie Hadrians Teatro Marittimo.
Das Teatro Marritimo als VideoAber wie gesagt wurde auch hier geplündert. Die säulenförmigen Pflanzen waren alle mal richtige Marmorsäulen. Zwei davon landeten letztlich in der Villa d’Este, ebenso viel anderer Marmor aus Hadrians Palast.Nur ganz wenig Marmor blieb vor Ort, wie diese Bodenmosaike
Weitere Eindrücke aus der Anlage
Der Canoplus, die wohl schönste Anlage in dem weitläufigen Palast. Man kann gut erkennen, dass Hadrian ein Fan der griechischen Kultur war.Ein tausendjähriger OlivenbaumUnverbaubare Aussicht. Es war gut, der Kaiser zu sein.
Villa d’Este
Es war aber auch gut, Kardinal aus einer superreichen Familie im 16. Jahrhundert zu sein. Der fand die Aussicht ebenso gut wie Hadrian und auch die hervorragende Wasserversorgung, denn er hatte es mit Brunnen. Von denen ließ er in seinen Gärten über 500 anlegen, alle mit natürlichem Wasserdruck betrieben.
Es ist denn auch nicht der Palast, der UNESCO-Weltkulturerbe ist, sondern die Gärten mit ihren vielen Brunnen.
Reichlich geklautes Marmor und Mosaike aus der Hadriansvilla
Viele, viele Brunnen!…und das feinste Entertainment, das man mit Geld kaufen konnte, wie diese Wasserorgel, die mit Wasserkraft Musik spielt.
Wobei die Audioqualität sich in Grenzen hält, allein das viele weiße Rauschen im Hintergrund… Die eigentliche Musik geht bei ca. 0:33 los. Dennoch, es war gut, der Kardinal zu sein.Wenn das Leben Dir Zitronen gibt… Hey, wenn es solche Zitronen sind, dann freu Dich, die sind lecker!Ganz nebenbei steht da in Tivoli noch eine Kirche aus dem 4. Jahrhundert rum. Also quasi 5 Minuten nach der Legalisierung des Christentums gebaut.
Mittlerweile ist es wieder sehr heiß (35 Grad) geworden in Rom und Umgebung, das schlaucht ganz schön. Glücklicherweise habe ich den Großteil meines touristischen „Pflicht“programms schon abgearbeitet. In den nächsten Tagen kommen vor allem noch ein paar Kirchen dran (da ist es schön kühl drin) und die ein oder andere Sache, die mir noch ausgekommen ist. Blogbeiträge kommen ggf. mit Verspätung.
Nun bin ich schon fast zwei Wochen in Rom und war dabei nur in zwei Kirchen: dem Petersdom und der Sixtinischen Kapelle des Vatikan. Nun ist es natürlich vollkommen aussichtslos, auch nur die kunst- und kirchengeschichtlich relevantesten Kirchen Roms alle sehen zu wollen, dafür sind das viel zu viele. Aber ein paar wollt ich mir dann doch ansehen. Und da ich zur Zeit hitzebedingt eher kurze Touren mache, habe ich damit zwei Tage zugebracht und den Rest der Zeit gefaulenzt in Cafés, Restaurants und auf dem Sofa.
Lateransbasilika
Die größte Kirche in Rom ist der Petersdom, aber die bedeutsamste ist die Lateransbasilika. Denn das ist die Kathedrale des Bischofs von Rom, außerdem gibt es hier seit dem 4. Jahrhundert eine Kirche und sehr lange war auch der Sitz des Papstes nicht der Vatikan, sondern der Lateran. Das ist ein Gebiet östlich des Tiber und südlich des Bahnhofs Termini, der auch als extraterritoriale Exklave zum Vatikanstaat gehört, aber anders als dieser nicht mit einer Mauer umgeben ist. Hier wurden bis tief ins 19. Jahrhundert hinein auch noch die Päpste gekrönt.
Entsprechend repräsentativ ist die Fassade.
Die Haupttür (hier Vorder- und Rückseite) wurde von der Curia Iulia, einem Sitz des römischen Senats, geklaut äh recyclet.
Das Hauptschiff hat riesige Statuen aller Apostel, aber ganz vorne stehen natürlich Petrus (links, mit Schlüssel) und Paulus (rechts, mit Schwert). Kein Wunder, denn oben in dem Baldachin über dem Altar lagern die Häupter von Petrus und Paulus als Reliquien. So heißt es zumindest.Aber das hier ist er nun, der Stuhl des Anstoßes…Die Kathedra des Bischofs von Rom. Im Sinne von „ex cathedra“, also was der Papst hier als offizielle Lehrmeinung verkündet (absichtlich und offiziell versteht sich, Versprecher sind unproblematisch) gilt seit dem 1. Vatikanischen Konzil als unfehlbar.
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, ob der Papst wirklich auf seiner Kathedra sitzen muss, um unfehlbar zu sein. Denn für eine Doktrin, um die so viel Aufhebens (inkl. Abspaltung der altkatholischen Kirche) gemacht wird, wurde sie nur ein einziges Mal eingesetzt: um die leibliche Himmelfahrt Marias festzuschreiben. Das ist sicher nicht die kontroverseste Lehre der katholischen Kirche…
Einen sehr schönen Kreuzgang hat die Lateransbasilika auch.Und man beachte die Verheißung, die einem aus der geöffneten Tür entgegen strahlt.
Hier noch ein Rundgang als Video.
Sancta Sanctorum / Heilige Treppe
Direkt gegenüber der Lateransbasilika steht die Papstkapelle Sancta Sanctorum.
Um dort hinein zu gelangen, muss man die Heilige Treppe erklimmen, die angeblich aus dem Palast von Pontius Pilatus stammt.Und das ist nun die päpstliche Privatkapelle. Ich konnte sie selber durch ein Gitter sehen, aber nicht selber fotografieren, drum stammt das Bild aus Wikipedia. Urheber: Gaspa.
Santa Maria Maggiore
Santa Maria Maggiore: Ebenfalls eine Papstbasilika und geht auch auf einen Bau aus dem 4. Jahrhundert zurück – die aktuelle Version ist natürlich neuer.Aber! Die Mosaike auf dem Bogen über dem Altar sind tatsächlich aus dem dem 4./5. Jahrhundert. Einer der ganz wenigen so frühen erhaltenen Kirchenschmucke. Und da dieses Bild leider etwas unscharf ist noch zwei close-ups:
Bitte auf die Bilder klicken zum Vergrößern.Das Mosaik in der Kuppel ist glaube ich nicht ganz so alt, aber auch beeindruckend.
Nun hat Santa Maria Maggiore auch eine „Sixtinische Kapelle“ und die ist zwar nicht so bedeutsam und beeindruckend wie die im Vatikan, aber extrem prächtig mit Marmor ausgekleidet. Außerdem wird hier die Heilige Krippe aufbewahrt, in der Baby Jesus lag. Ist doch erstaunlich, was alles aus dem alten Palästina so erhalten blieb…
Die Kapelle lässt sich kaum fotografieren, ein Video ist da sinnvoller.
Santa Maria del Popolo
Die Santa Maria del Popolo wurde von meinem Reiseführer angepriesen, weil da so viel bedeutende Kunstwerke sind. Ich selbst fand sie ein bisschen underwhelming, aber das liegt wahrscheinlich auch an meinem mangelnden Kunstverständnis. Die beiden Caravaggios im Inneren waren schon beeindruckend, aber die waren unmöglich zu fotografieren: keine sinnvolle Perspektive, kein Licht und die Bilder selbst sind natürlich arg dunkel- es ist schließlich Caravaggio.
Blick auf den AltarAnbetung von PinturicchioCappella Chigi, gestaltet von Raffael mit Berninis Statuen Daniel (links) und Habakuk (rechts).Hier nochmal Berninis Habakuk und der Engel in groß. Für Fans von Dan Brown: in Illuminati spielt dieses Mosaik wohl eine Rolle. Ich habe weder die Bücher gelesen noch die Filme gesehen.
Il Gesù
Sehr viel beeindruckende fand ich Il Gesù, die Mutterkirche des Jesuitenordens.
Von außen nichts Besonderes……aber drinnen rockt der Barock.Der Grabaltar des Ordensgründers Ordensgründers Ignatius von Loyola. Im Bild erhält der Heilige Ignatius das Banner Christi.
Aber tatsächlich ist in dieser Kirche zur Abwechslung das Langschiff das Beeindruckende.
Genauso prächtig wie der Altarraum.Vor allem das Deckenbild ist echt irre. Man beachte im lichten Zentrum des Himmels die Buchtsben IHS mit dem Kreuz drüber. Das ist zwar nicht wirklich das Logo des Jesuitenorderns, sondern eine übliche Abkürzung des Namens Jesus, aber die Jesuiten benutzen das schon ganz besonders gerne.Vor allem aber quillt das zweidimensionale Deckenbild in dreidimensionale Skulptur über – und es ist ganz und gar nicht einfach zu erkennen, welche Räumlichkeit noch Illusion ist und welche real.
Ara Pacis und Augustusmausoleum
Aber genug von diesem neumodischen Christentum! Ich habe noch einmal einen Versuch unternommen, in das Mausoleum des Augustus zu kommen, aber das ist leider aussichtslos: pro Tag gibt es nur eine Handvoll Tickets und die werden alle von Touranbietern aufgekauft, die einem das €4 Ticket dann für €30 verhökern wollen, das ist es mir dann doch nicht wert, und außerdem sind auch diese Tickets schon weg.
Immerhin konnte ich durch das Plexiglasfenster des Zauns der Ausgrabungsstätte ein etwas bessere Foto der Anlage schießen.
Direkt nebenan ist das Museum des Ara Pacis, des Altars des Friedens des Augustus. Das ist anscheinend das erste neue Museum für antike Funde in Rom seit Mussolini – kaum zu glauben. Dafür auch entsprechend auf Transparenz gemacht mit riesigen Fenstern, man sieht es oben im Bild links (das weiße Gebäude).
Dort wird eben besagter Ara Pacis gezeigt, den 13. v.Chr. der römische Senat zu Ehren des Imperators bauen ließ. Der ist erstaunlich gut erhalten – und wo die Reliefs beschädigt sind, hat man deren Aussehen mit Zeichnungen sehr schön restauriert. Es ist nicht der Pergamon-Altar, aber trotzdem recht beeindruckend.
Langsam neigt sich mein Rom-Urlaub dem Ende zu. Morgen plane ich noch Trastevere auf der anderen Tiberseite zu besuchen, aber hauptsächlich zum Essen. Am Samstag geht es dann noch nach Castelgandolfo und am Sonntag zurück nach Monaco di Baviera.
Heute kein großes Programm, ich habe einen Spaziergang vom Vatikan entlang des westlichen Tiberufers nach Trastevere, dem Stadtteil südlich des Vatikan und auf der anderen Flussseite der historischen Altstadt gemacht. Das ist ein sehr nettes Stadtviertel, das sich aber kaum in Fotos wiedergeben lässt. Es sieht ziemlich so aus, wie man sich eine italienische Altstadt vorstellt, mit engen Gassen, guten Lokalen und viel Flair.
Hier ein paar Einblicke.
Mehr oder minder in Trastevere ist auch der botanische Garten der Universität Sapienzia. Nicht weltbewegend, aber doch eine nette grüne Abwechslung.
Der botanische Garten
Trastevere ist auch der Stadtteil, der für seine vielen Lokale bekannt ist. Die folgenden food porn Bilder sind nicht alle aus Trastevere, sondern auch aus Prati (der Stadtteil quasi „hinter“ dem Vatikan) wo ich auch eine Food Tour gemacht habe, außerdem einfach von mehreren anderen Mahlzeiten.
Eingelegte Sardellen und Burrata-Käse
Suppli
Ein „Trapizzino“ mit Hackbällchen
Schnittzichorie wie Spinat zubereitet
Saltimbocca
Frittierte Sardellen („Alice“)
Crostino mit Tomaten
Ravioli und Gnocchi
Pizza mit Thunfisch und Tomaten
Prosciutto mit Mozarella
Cacio e Pepe plus Shrimps-Ceviche
gegrillter Oktopus
Fritto Misto
verschiedene Prosciutto und Käse
lauter leckere Dinge
Ich war auch noch in einer Norcineria und habe lauter Leckereien zum Mitnehmen nach Deutschland gekauft: Prosciutto, Salami, Gunciale („Speck“ aus der Schweinebacke, zentral für Amatriciana) und einiges mehr.
Feinkost vom Feinsten!
Morgen noch einen Ausflug, dann sind meine gut zwei Wochen Rom auch wieder vorbei. Mittlerweile hätte ich gegen kühlere Temperaturen auch gar nichts mehr einzuwenden…
Mein letzter Ausflug führte mich nach Castel Gandolfo in der Castelli Romani Region südlich von Rom. Castel Gandolfo? Wohnte hier der gute Zauberer Gandalf?
Nein, dies war der Sommersitz von Imperator Palpatine alias Darth Sidious, alias Kardinal Jospeh Ratzinger, alias Benedikt XVI.Hier eine bekanntere Darstellung.Oder hier.Sogar im Garten hat man sein Wappen verewigt (oberes Bilddrittel).Hier dasselbe Wappen in den Gärten des Vatikans, aus besserer Perspektive. Aber in Castel Gandolfo sehen die kreisförmig angeordneten Hecken von oben……so aus.
Nun aber im Ernst: natürlich ist Castel Gandolfo der Sommersitz der Päpste. Und nachdem der aktuelle Papst Franziskus ihn als Teil seiner intensiv inszenierten päpstlichen Bescheidenheit der Öffentlichkeit geöffnet hat, kann man da nun auch als Tourist rein.
Der Palast liegt in Teilen auf dem Gelände des Palastes von Kaiser Domitian (51-96 n.Chr.) und ist eigentlich gar nicht so übermäßig riesig oder prächtig. Zumindest von außen, aber auch die Innenausstattung kommt nicht mit den Medicipalästen oder auch nur der Villa d’Este mit. Dafür kann man diverse Papst-Paraphernalia begutachten:
Z.B. die Papamobile.
Oder die Thronsammlung.
Weitere Einblicke in die päpstlichen Gemächer.
Und Aussichten, genauso unverbaubar wie bei der Hadriansvilla oder der Villa d’Este.
Zur Tour gehört auch eine Fahrt mit Elektro-Minibus durch die päpstlichen Gärten, auch diese wohl erst seit 2014 der Öffentlichkeit zugänglich.
Wobei die Gärten der Villa D’Este tatsächlich beeindruckender (wenngleich viel kleiner sind). Da hatte wohl der Kardinal mehr Geld als der Papst.
So, mittlerweile bin ich für meinen Rückflug eingecheckt, morgen Mittag geht es zurück. Evtl. mache ich noch einen Eintrag mit fehlenden Videos.
Bin trotz leichter Verspätung des Fluges gut wieder nach Hause gekommen – auch frühzeitig genug, dass die Unwetter im Münchner Norden mich nicht mehr erwischt haben.
Nach Sichtung sind die verbliebenen Videos nicht so gut, als dass ich sie noch hochladen müsste – lustige neue Kamera, aber ich muss noch ein bisschen üben damit.
Damit schließe ich das Blog. Vielen Dank fürs Lesen und bis nächstes Mal!