21.09.2019 – Botanical Gardens, National Museum

Am Samstag standen die Singapore Botanical Gardens auf dem Programm, UNESCO Weltkulturerbe. In der Tat ist das eine sehr schöne Anlage mit vielen interessanten Bereichen.

Schon der Eingang ist rechts stilvoll gehalten.
Drinnen gibt es angenehm zu laufende Boardwalks…
…den Schwanensee (ganz ohne Ballett)…
…einen Wasserfall…
…Sumpflandschaften…
…gefräßigen Riesenrhabarber…
…und einen Ingwergarten…
…in dem die vielen Arten dieser Pflanzengattung…
…in Szene gesetzt werden.
Besonders gefallen hat mir der Evolution Garden, wo die Evolution der Pflanzenwelt von den ersten Moosen…
…und die Zeit der Farne…
…bis zu den „modernen“ Pflanzen mit Blättern und Blüten gezeigt wird.

Aber letztlich ist das alles nicht der Grund, warum die Botanical Gardens so berühmt und UNESCO Weltkulturerbe sind. Der Grund ist der National Orchid Garden mit Hunderten von Orchideen und -hybriden. Die Bilder sprechen für sich.

Hochrangige Staatsgäste bekommen in Singapur einen Orchideenhybrid nach sich benannt. Was die wenigsten wissen: es ist manchmal ziemlich schwierig, den richtigen Dünger für diese Gewächse zu bekommen.

So benötigt die Orchidee von Präsident Duterte von den Philippinen das Blut von Oppositionellen und Drogenhändlern. Ok, das lässt sich noch beschaffen, man ist ja nicht zimperlich in Singapur.
Aber bei Margaret Thatchers Orchidee wird das schon schwieriger: sie braucht die kontinuierlich Zufuhr des Blutes, Schweiß und Tränen von walisischen Bergleuten. Wo kriegt man das heutzutage noch her?

Was ich mittlerweile gelernt habe: nach drei Stunden Outdooraktivität in Singapur brauche ich eine lange Pause oder eine Aktivität im klimatisierten Gebäude. Andernortens geht man bei Regen ins Museum, hier eher um der Mittagshitze zu entgehen. Drum bin ich im Anschluss ins Nationalmuseum von Singapur gegangen und war sehr beeindruckt. Ich hatte Glück, es wurde eine neue Ausstellung eröffnet und der Eintritt war frei. So gibt es jetzt im Untergeschoss eine topmoderne Ausstellung, die sich dem Leben auf den ostindischen Inseln vom 15. Jahrhundert bis 1819 (Gründung von Singapur) widmet. Diese Ausstellung ist wirklich supermodern gemacht, ethnologisch höchst ausdifferenziert und zeigt die komplexe Welt aus Handel, Politik, Kolonialismus, Piraterie und Alltagsleben wirklich ziemlich beeindruckend.

Fotos von den einzelnen Exponaten bringen da wenig, drum verzichte ich drauf. Auch die Hauptausstellung im Erdgeschoss über die Geschichte von Singapur ab 1819 ist ziemlich gut und erstaunlich differenziert unter Berücksichtigung vieler Perspektiven. Allerdings wird dann ab 1965 vor allem eine gloriose Erfolgsstory von wirtschaftlichem Erblühen erzählt, was ja auch nicht unrichtig ist. Die damit einhergehende Diktatur, der Militarismus, der Mangel an Bürgerrechten usw. bleibt allerdings außen vor. Aber im Vergleich z.B. zu Museen, die ich in Japan gesehen habe, erstreckt sich die Geschichtsklitterung wirklich nur auf die letzten 50 Jahre.

Und was den Aufschwung Singapurs nach der Unabhängigkeit angeht: bei allen Problem haben sie wirklich einen vorbildlichen sozialen Wohnungsbau betrieben, der es den Leute auch ermöglicht, die Sozialwohnungen für günstiges Geld zu kaufen (eine Art Erbpacht). Nachdem Wohnungsnot nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1970er Jahre hinein das schlimmste Problem war hat die autoritäre Regierung zumindest dieses konsequent angepackt.

Das Museum ist auch architektonisch interessant. Von außen vor allem imperial-monumental…
…aber dahinter haben sie eine noch größere, moderne Halle gebaut und per Glasdach mit dem alten Gebäude verbunden. Das erlaubt auch die durchgehende Klimatisierung.

Ein Kommentar noch zum Wetter: mir wurde gesagt, in Singapur regnet es mindestens einmal täglich. Pustekuchen! Mein Rat: fahrt nicht nach Andalusien, da regnet es ständig, fahrt nach Singapur, da regnet es nie!

Abends habe ich dann noch einen wichtigen Teil meiner Checkliste abgearbeitet: Chili Crab essen! Das ist nun kein Streetfood, sondern eher was für spezialisierte Seafood-Restaurants, in so einem war ich denn auch.

Zur Vorspeise Sauer-Scharf Suppe…
…und frittierte Fischhaut.
Aber das Entscheidende ist natürlich die Chili Crab selbst. Die Chilisauce ist süßlich-mild und wird mit Ei sämig gemacht. Dazu bekommt man spezielle Brötchen zum Auftunken. Das Essen ist eine aufwändige Sache, involviert Plastikhandschuhe, ein Lätzchen, einen Krabbenknacker und eine spezielle Gabel zum Rauspulen des Fleisches aus den Beinen. Die Eingeweide sind schon entfernt, vom Hauptpanzer ist nur der Deckel drin, quasi als Deko und weil da auch noch Rogen drin war. Alles sehr lecker, aber eine Riesensauerei. Außerdem hat das Ganze ungefähr so viel gekostet wie meine gesamten Mahlzeiten bisher zusammen – Seafood ist teuer in Singapur, weil es importiert werden muss. Die Gewässer rund um die Insel sind durch den Schifssverkehr einfach nicht sauber genug.

2 Gedanken zu „21.09.2019 – Botanical Gardens, National Museum“

  1. Hah! Echt, kein Regen bisher? Dabei würde der gegen den Haze helfen!! Blöd! Die Orchideen sind unglaublich, soooo viele!!
    Noch so viel zu sehen! Ich bin gespannt was Du als nächstes machst 🙂 Ja… die Chili Crab hat es in sich. Aber die anderen Leckerein in den Hawker Centern sind vielfältig und fein. Hast Du schon Kopi dort getrunken? Den Kaffee?

    1. den Kaffee hatte ich glaube ich schon im Rahmen einer Tour. War allerdings mit (Kondens-)Milich verunreinigt, ist hier wohl usus. Muss mal schauen, ob ich welchen ohne Kuhsaft finde…

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