Nach 11-stündigem Flug bin ich wohlbehalten in Singapur angekommen. Mein Direktflug führte nicht über den Nahen Osten (was wohl aktuell gut ist), eine direktere Strecke wäre wohl aber über das Bürgerkriegsgebiet in der Ostukraine gegangen. Da das bekanntermaßen keine gute Idee ist sind wir südlich der Krim über das Schwarze Meer geflogen, später quer über Indien, Thailand und Malaysia.
Trotz Länge und Economy war der Flug ok; da es ein Nachtflug war, konnte ich ca. die Hälfte davon verschlafen. Nicht gut schlafen, aber immerhin.
Die Ankunft in Changi Airport lief zügig, das Gepäck war da, der bestellte WLAN-Hotspot auch und ein Taxi fuhr mich schnell und günstig (ca. 25 Euro) zum Hotel. Das Wetter ist heiß, dämpfig und leider rauchig: der berüchtigte „Haze“, der durch Waldbrände in Malaysia entsteht, hat die Stadt im Griff. Wobei mir der Taxifahrer versicherte, dass das alles noch im Rahmen und für die menschliche Habitation geeignet sei, schließlich seien wird nicht in Peking (wo der Smog wirklich grässlich ist, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.) Nur für die Fotos könnte es zäh werden, mal sehen.
Als ich im Hotel war war es schon früher Abend, also habe ich nur noch was eingekauft und einen kleinen Spaziergang zur ganz in der Nähe gelegenen Einkaufsstraße Orchard Road gemacht. Dort angekommen wunderte ich mich über den immensen, aber seltsamen Baulärm: wie Presslufthämmer, nur in höherer Tonlage. Des Rätsels Lösung: das waren keine Presslufthämmer, sondern Abertausende Vögel, die in der Abenddämmerung in den Bäumen nisteten. Der Lärm war wirklich extrem und hat den Straßenverkehr völlig übertönt, das Video gibt es ein bisschen wieder:
Ich schreibe diese Zeilen morgens um vier – Jetlag. Um 9.30 geht meine erste Walking Tour los, sie führt nach Kampong Glam, dem alten islamischen Viertel mit der Sultan-Moschee.
Durch Jetlag bin ich um kurz nach 6 aufgebrochen, um zunächst die Stadt auf eigene Faust zu erkunden, uns zwar den Singapore River hinunter bis zur Bucht.
Der Haze ist übrigens etwas besser, aber der Himmel blieb fast den ganzen Tag grau. Sehr warm und feucht ist es natürlich trotzdem, man schwitzt ordentlich.
Dieser Spaziergang von mehreren Kilometern war nur der erste Teil meines heutigen Marsches, mehr folgt später.
Gestern hat mich abends der Jetlag übermannt, drum konnte ich nur einen Teil des Erlebten schildern, hier nun der Rest.
Nach meinem Spaziergang entlang dem Singapore River bis zu Bucht bin ich nach Kampong Glam, dem traditionellen Muslim (d.h. vor allem Malayen-)Viertel für eine Walking Tour gegangen. So hat sich der gute Herr Raffles das nämlich seinerzeit vorgestellt: ein Viertel für die Regierung, eins für den Handel, eins für die Europäer, eins für die Chinesen und eins für die Muslime. Hat aber schon damals nur bedingt geklappt, und heute gibt es zwar schon ethnische Schwerpunkte, aber sicher keine strikte Sortierung.
Der „Sultan“ im Namen „Sultan Moschee“ bezieht sich auf den Sultan Hussein von Singapur, der allerdings nur mit Hilfe der Briten Sultan wurde, sein jüngerer Bruder hatte ihm nämlich das Johor-Sultanat (Teile des heutigen Malaysia) mit Hilfe der Niederländer geklaut. Half ihm aber auch nix: die Briten booteten ihn aus, nachdem er sich bei ihnen verschuldet hatte, und sein Sohn durfte den Titel nur noch tragen, wenn er einen den Briten genehmen Prinzen als Erben einsetzte. Das Sultanat Singapur wurde also schnell abgeschafft, der Stadtstaat wurde britische Kolonie. Man muss aber auch sagen, dass vor den Briten da nicht viel los war, im Gedenken der heutigen Singapurer ist Raffles der heldenhafte Gründer, die Sultane spielen da keine große Rolle. Ist also doch was anders als bei anderen ehemaligen Kolonien.
Nach Kampong Glam bin ich noch in die Gardens by the Bay gefahren, ein Park auf einer künstlichen Insel südlich der Bucht, wo auch das Marina Bay Sands Hotel steht.
Eigentlich gibt es in den Gardens noch viel mehr zu sehen, aber ich war derartig fix und fertig, dass ich erstmal zurück ins Hotel bin. Der Haze hat auch sein Schuldigkeit gefordert: ich dachte schon, ich hätte mir eine Erkältung zugezogen, aber es waren wohl eher Reizungen durch den Smog.
Mittlerweile ist es schon Freitag Abend und ich habe schon längst weitere Expeditionen unternommen. Berichte folgen, aber zeitverzögert.
Heute bin ich zu einer Wanderung aufgebrochen, die ich machen wollte, seit ich von der Möglichkeit gelesen habe: die Southern Ridges. Das ist eine Serie von mehreren Parks im Süden der Stadt, die über Brücken miteinander verbunden sind, so dass man sie entlang der Hügelrücken durchqueren kann, ohne in den Straßenverkehr eintauchen zu müssen.
Die Southern Ridges kann man mit bis zu sechs Parks durchlaufen, ich habe nur vier gemacht, das reicht angesichts der Temperaturen und des Haze auch völlig.
Nach gut drei Stunden Wanderung war ich ziemlich fertig und pitschenass geschwitzt. Das machte das Mittagessen im Food Court eines Einkaufszentrums zu einer frostigen Angelegenheit. Dank Outdoor-Hemd war ich am Schluss aber wieder trocken.
Zweiter Teil des Tages war eine Food Tour in Chinatown. Vorher hatte ich noch Zeit, mir die zentralen Sehenswürdigkeiten des Viertels anzusehen.
Eine große Moschee, die Al- Abrar Mosque ist da auch ganz in der Nähe. Da war allerdings gerade Freitagsgebet, die Gläubigen stauten sich bis raus auf die Straße, das wollte ich nicht mit Fotografieren entwürdigen. Aber man sieht: „Chinatown“ ist ziemlich multikulti.
Eigentlich war ich aber für eine Food Tour vor Ort. Der Guide hat uns in zwei Hawker Center begleitet und mit feinsten Speisen vollgestopft, die aber allesamt zum günstigen Street Food der Stadt gehören. Neulich hat die Regierung beantragt, die Hawker Center Kultur ins UNESCO Weltkulturerbe aufzunehmen. Meines Erachtens durchaus angebracht. Es ist allerdings kein Street Food im eigentlich Sinne, denn den Straßenverkauf à la Thailand hat die Regierung schon lange verboten und die Garküchen eben in die sogenannten Hawker Center gepackt. Die echten Hawker Center gehören dem Staat, die Pacht für die Buden ist niedrig, die Preise entsprechend auch, es gibt keine Klimaanlage, dafür kräftige Ventilatoren, was meines Erachtens besser taugt. Die Hygiene wird strikt geprüft und die Buden müssen ihre Note aushängen, die allermeisten haben A oder B, was so viel heißt wie alles in Ordnung. Entsprechend kann man in Singapur auch alles bedenkenlos essen. Mittlerweile haben Einkaufszentren meistens ähnliche Food Courts, nur teurer und kälter.
Die Gerichte teilt ich mir mit einem anderen Deutschen und zwei Neuseeländern, alle auf der Durchreis. Am Schluss waren wir pappsatt. Nebenher hat der Guide uns viel über Singapur und seine Gesellschaft und Kultur erzählt. Der Mann war wie alle Singapurer Männer zwei Jahre beim Militär und 18 Jahre bei der Reserve, hat viele Jahre als Ingenieur gearbeitet und jetzt als Guide, weil es mehr Spaß macht. Seine Meinung zu den Protesten in Hong Kong: alles Mist. In Singapur sind Proteste verboten, es gibt eine Speaker’s Corner in einem Park, da darf man seine Meinung sagen, dass sei besser so. Die große demokratische Graswurzelrevolution in Singapur dürfte wohl ausbleiben…
Mittlerweile ist hier Samstag Abend, ich war im botanischen Garten und im Nationalmuseum, Bericht folgt.
Am Samstag standen die Singapore Botanical Gardens auf dem Programm, UNESCO Weltkulturerbe. In der Tat ist das eine sehr schöne Anlage mit vielen interessanten Bereichen.
Aber letztlich ist das alles nicht der Grund, warum die Botanical Gardens so berühmt und UNESCO Weltkulturerbe sind. Der Grund ist der National Orchid Garden mit Hunderten von Orchideen und -hybriden. Die Bilder sprechen für sich.
Hochrangige Staatsgäste bekommen in Singapur einen Orchideenhybrid nach sich benannt. Was die wenigsten wissen: es ist manchmal ziemlich schwierig, den richtigen Dünger für diese Gewächse zu bekommen.
Was ich mittlerweile gelernt habe: nach drei Stunden Outdooraktivität in Singapur brauche ich eine lange Pause oder eine Aktivität im klimatisierten Gebäude. Andernortens geht man bei Regen ins Museum, hier eher um der Mittagshitze zu entgehen. Drum bin ich im Anschluss ins Nationalmuseum von Singapur gegangen und war sehr beeindruckt. Ich hatte Glück, es wurde eine neue Ausstellung eröffnet und der Eintritt war frei. So gibt es jetzt im Untergeschoss eine topmoderne Ausstellung, die sich dem Leben auf den ostindischen Inseln vom 15. Jahrhundert bis 1819 (Gründung von Singapur) widmet. Diese Ausstellung ist wirklich supermodern gemacht, ethnologisch höchst ausdifferenziert und zeigt die komplexe Welt aus Handel, Politik, Kolonialismus, Piraterie und Alltagsleben wirklich ziemlich beeindruckend.
Fotos von den einzelnen Exponaten bringen da wenig, drum verzichte ich drauf. Auch die Hauptausstellung im Erdgeschoss über die Geschichte von Singapur ab 1819 ist ziemlich gut und erstaunlich differenziert unter Berücksichtigung vieler Perspektiven. Allerdings wird dann ab 1965 vor allem eine gloriose Erfolgsstory von wirtschaftlichem Erblühen erzählt, was ja auch nicht unrichtig ist. Die damit einhergehende Diktatur, der Militarismus, der Mangel an Bürgerrechten usw. bleibt allerdings außen vor. Aber im Vergleich z.B. zu Museen, die ich in Japan gesehen habe, erstreckt sich die Geschichtsklitterung wirklich nur auf die letzten 50 Jahre.
Und was den Aufschwung Singapurs nach der Unabhängigkeit angeht: bei allen Problem haben sie wirklich einen vorbildlichen sozialen Wohnungsbau betrieben, der es den Leute auch ermöglicht, die Sozialwohnungen für günstiges Geld zu kaufen (eine Art Erbpacht). Nachdem Wohnungsnot nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1970er Jahre hinein das schlimmste Problem war hat die autoritäre Regierung zumindest dieses konsequent angepackt.
Ein Kommentar noch zum Wetter: mir wurde gesagt, in Singapur regnet es mindestens einmal täglich. Pustekuchen! Mein Rat: fahrt nicht nach Andalusien, da regnet es ständig, fahrt nach Singapur, da regnet es nie!
Abends habe ich dann noch einen wichtigen Teil meiner Checkliste abgearbeitet: Chili Crab essen! Das ist nun kein Streetfood, sondern eher was für spezialisierte Seafood-Restaurants, in so einem war ich denn auch.
Noch eine Wanderung außerhalb der Stadt, diesmal zur MacRichie Nature Reserve, die zusammen mit einem anderen, unmittelbar angrenzenden Naturschutzgebiet, vor allem auch der Wassergewinnung dient. Nicht dass das derzeit funktioniert, da es nicht regnet…
Highlight dort ist der TreeTop Walk, eine 250 Meter lange Hängebrücke, die in luftiger Höhe über die Baumwipfel führt. Allerdings muss man vom Parkplatz erstmal 2,5 km wandern, um da hin zu kommen – eigentlich kein Problem, aber bei den Temperaturen und Luftfeuchtigkeit hier wird das schon anstrengender.
Die meisten Affen hängen nur rum und lauern auf Plastiktüten, die sie mit Essen assoziieren und dann ganz aufgeregt werden, wenn irgend ein Depp eine dabei hat. Aber ein Generationenwechsel läuft, manche jüngere Affen machen sich nützlich.
Abends war ich nochmal bei den Gardens by the Bay, diesmal mit den Gewächshäusern und der Lightshow, Bericht folgt.
Abends war ich dann nochmal in den Gardens by the Bay, um die beiden „Gewächshäuser“ Flower Dome und Cloud Forest zu sehen sowie die Lightshow bei den Supertrees. Die Gewächshäuser sind natürlich große Anlagen. Flower Dome zeigt Pflanzen von allen Kontinenten, Cloud Forest zeigt die verschiedenen Zonen eines Hochregenwaldes, wie er in den Bergen Südostasiens zu finden ist. Beide haben einen entscheidenden Vorteil: im Gegensatz zu Gewächshäusern in Deutschland sind sie nicht wärmer als die Außentemperatur, sondern deutlich kühler!
Viel Kommentar ist bei den meisten Bildern aus den Gewächshäusern nicht wirklich notwendig, drum hier als Gallerie:
Einige Fabelwesen gibt es da auch:
Sobald die Dunkelheit hereinbricht (das ganze Jahr über ziemlich pünktlich um kurz nach sieben), kommt die Beleuchtung:
Heute habe ich noch zwei Walking Touren gemacht, eine in den Government District, wo die Regierungsgebäude stehen und einen auf den Fort Canning Hill, die schon immer strategisch wichtige Anhöhe (16m) in Singapur.
Im Government District wird leider derzeit die Rennstrecke vom Grand Prix abgebaut, d.h. so manche fotografische Perspektive konnte man nicht einnehmen. Und andernortens (z.B. im Gebäude des Obersten Gerichts, in dem wir drinnen waren) war Fotografieren streng verboten.
Auf der Tour haben wir viel erfahren über die Geschichte Singapurs, die öffentlichen Institutionen und auch noch mehr historische Gebäude gesehen (z.B. die Nationalgallerie, die das alte Regierungs- und Gerichtsgebäude zusammenfasst), die aber wegen der Formel 1 nicht fotografierbar waren. Außerdem waren wir auf dem Obersten Gericht droben, das hat eine Art Ufo-Kuppel mit einem Super-Blick über die Stadt – leider Fotografieren verboten.
Die zweite Tour führte auf den Fort Canning Hill, die Anhöhe unmittelbar „hinter“ der alten Stadt und seit jeher der offensichtlich Ort für eine Festung. Dort hatten die ganz alten Singapurer Könige im 14. Jahrhunderte angeblich ihren Sitz, was aktuelle Archäologie zu bestätigen scheint. Später bauten die Briten ein Fort und noch später war es ein Kommandozentrum für das britische Heer, die sog. Battlebox. Heute ist der Fort Canning Hill einfach ein öffentlicher Park.
Nur zur Battlebox. In den unruhigen 1930er Jahren bauten die Briten Singapur zum Zentrum ihrer Militärmacht in Südostasien aus, vor allem als wichtigste Flottenbasis. Unsinkbar, uneinnehmbar, so dachte man. Die Amerikaner bauten sich ebenfalls eine Flottenbasis in Pearl Harbour. Dann überfielen die Japaner 1937 China, der Beginn des 2. Weltkriegs in Asien. Großbritannien und die USA verhängten Sanktionen gegen Japan, dem das Öl zunehmend ausging. Es lag auf der Hand, dass Japan irgendwann versuchen würde, sich das Öl in Indonesien (damals Niederländisch-Indien) zu holen, entsprechend wichtig waren Singapur und Pearl Harbour. Im Dezember 1941 griffen die Japaner Pearl Harbour und Singapur (sowie Malaya, die Philippinen und diverse andere Ziele in der Region) an.
Kleiner Unterschied zwischen Pearl Harbour und Singapur: in Pearl Harbour zerstörten die Japaner einen Gutteil der US-Flotte. In Singapur nicht. Warum? Da waren keine Schiffe! Die Briten hatten zwar zwei Kriegsschiffe nach Singapur beordert, aber ohne Luftunterstützung – die japanischen Flugzeugträger versenkten sie kurzerhand. Dennoch fiel Singapur nicht der japanischen Flotte zum Opfer, die Artillerie im Hafen war stark genug. Vielmehr marschierten die Japaner mit dem Heer in Malaya ein, kämpften sich in Windeseile von Norden nach Süden durch und setzen nach Singapur über. In zwei Monaten eroberten sie Malaya und zwangen die Briten in Singapur zur Kapitulation. Wie? Sie hatten (leichte) Panzer und viele Flugzeuge, die Briten hatten keine Panzer und nur wenige, veraltete Flugzeuge. Der Ressourcenmangel der Briten hatte natürlich viel damit zu tun, dass sie in Europa gegen Deutschland um ihre Heimat kämpfen mussten, aber angesichts der strategischen Bedeutung Singapurs haben sie dann doch arg wenig in eine effektive, moderne Verteidigung investiert. Hatte sowas von Maginot-Linie, den letzten Krieg hätten sie mit ihrer Verteidigungsstrategie gewonnen, aber eben nicht den aktuellen.
Das Resultat? Dreieinhalb Jahre japanische Schreckensherrschaft in Singapur und nach dem Krieg waren die Singapurer zunehmend unwillig, sich von Großbritannien beherrschen zu lassen. Zumindest in Singapur waren die Briten nach dem Krieg auch einigermaßen willig, eine Unabhängigkeit stufenweise zu ermöglichen, während Malaya zunächst eine Art Vorstufe des Vietnamkriegs rauskam.
Eigentlich gab es einen besseren, kombinierten Kommandostand für Heer, Luftwaffe und Marine weiter nördlich auf der Insel, nur hatten die Japaner den in Nullkommanix überrannt. In der Battlebox war also in den letzten Tagen das britische Oberkommando, hier wurde auch die Entscheidung zur Kapitulation getroffen. Eins muss man den britischen Offizieren lassen: sie hatten Druck von ganz oben (Churchill), bis zum letzten Mann zu kämpfen und die Sicherheit der Zivilisten zu ignorieren. Doch General Percival und sein Stab entschieden sich dann doch angesichts der aussichtslosen militärischen Lage zu kapitulieren, bevor es zum Häuserkampf in der Stadt selbst kommen musste. Kleiner Unterschied zu den Japanern in Okinawa, die 1945 lieber Zivilisten erschossen als ihnen zu erlauben, sich den Amerikanern zu ergeben.
Die Battlebox stand übrigens von 1945 bis in die späten 1980er leer, erst danach ließ die Regierung von Singapur Archäologen und Historiker ran.
Morgens habe ich Little India auf eigenen Faust, d.h. ohne organisierte Walking Tour angeschaut. Die Inder (hauptsächlich Tamilen) sind die kleinste der großen Bevölkerungsgruppen in Singapur (ca. 76% Chinesen, 15% Malayen und 7% Inder). Anders als die anderen Gruppen waren sie in Raffles Plan nicht eingeplant, daher ist Little India auch nicht Teil des ganz alten Singapur, sondern ein Stückchen weiter weg von Fluss (aber nach heutiger Sicht immer noch Teil der Innenstadt.) Der Stadtteil erstreckt sich vor allem entlang der Serangoon Road.
Das war auch schon mein Abstecher nach Little India, da ich noch zum Raffles Hotel und nach Sentosa wollte. Zunächst aber ein kleiner Exkurs: Mancher stört sich ja an den Rekrutierungskampagnen der Bundeswehr, z.B. die Mali-Kampagne oder die mit den Berufsausbildungen. Glaubt mir, das ist alles harmlos. Hier in Singapur wird für die Sicherheitskräfte völlig unironisch mit Postern wie aus Hollywood-Actionfilmen geworben.
Man stelle sich mal vor, die deutsche Polizei oder Bundeswehr würde so werben…
Zwischenstopp auf dem Weg nach Sentosa: das Raffles Hotel, das klassische Luxushotel von Singapur, über dessen Essen sich schon Rudyard Kipling beschwerte.
Aber der eigentliche Grund, warum ich da hin bin, ist der Singapore Sling. Er wurde 1915 in diesem Hotel erfunden – und zwar explizit als Frauendrink, weil es aussieht wie Fruchtsaft, es aber richtig in sich hat: Gin, Benedictine, Cherry Heering und einiges mehr. Ich bin gleich zur Öffnung um 11 Uhr in die Long Bar, wo der Drink serviert wird, nicht weil ich mir so dringend einem vor dem Lunch zwitschern wollte, sondern weil man ab ca. 11.30 Uhr Schlange stehen muss, das hatte ich schon vorher mitbekommen.
Dann bin ich weiter nach Sentosa. Das ist eine Insel, zum Teil aufgeschüttet, die in den letzten Jahren als Partyzone entwickelt wurde, mit Ständen, Hotels, Universal Studios, etc. Man fährt mit einer Monorail dahin und muss auch $4 Eintritt zahlen. Sie wird sehr rege besucht, auch wenn es unter der Woche nicht überlaufen war.
Die Anlagen selbst sind sehr interessant, aber nicht besonders fotogen. Militärische Zweckbauten halt mit Infotafeln und Exponaten.
Auf Sentosa war ich auch noch in einer Schmetterlingsvolière:
Das leitet dann gleich zu meiner nächsten Aktivität über: an meinem letzten vollen Tag in Singapur gehe ich in den Zoo, vor allem wegen der Night Safari, einem speziellen Nachtzoo.
Den letzten vollen Tag habe ich für die Zoos genutzt – derer gibt es drei an der Zahl, aber sie sind alle beisammen und es gibt auch ein gemeinsames Ticket (für entsprechendes Geld): Der Singapore Zoo, die River Safari, und die Night Safari in aufsteigendem Grad der Faszination. Gemeinsam ist allen, dass sie an einem Reservoir deutlich außerhalb der Stadt liegen, in einem Wasserschutzgebiet. Das ist kein Denkfehler, sondern Programm, Nachhaltigkeit wird hier besonders groß geschrieben.
Ach ja: zum ersten Mal hat es geregnet! Drei Stunden lang wie aus Eimern. Und natürlich war das der erste Tag, wo ich ohne Regenschirm unterwegs war. Macht aber nix: bei der River Safari ist quasi alles überdacht und bis ich dann im normalen Zoo die Überdachungen verlassen musste hat es auch schon wieder nachgelassen.
Der Zoo ist einfach ziemlich normal. Interessanter ist die River Safari: das ist eine Art Zoo/Aquarium, dass sich für Süßwasserfauna interessiert und die Tierwelt der größten Flüsse der Welt nachstellt. Eigentlich gehört da auch eine Bootsfahrt entlang eines Pseudo-Amazonas dazu, aber die war gerade wegen Wartung geschlossen. Trotzdem eine interessante Erfahrung.
Hier einfach mal ein paar Eindrücke. Man sieht, nicht alle Einwohner sind Fische:
Im Zoo habe ich nicht allzu viele Bilder gemacht, aber dieses hier fand ich lustig:
Der eindeutig spektakulärste der drei Parks ist die Night Safari. Da kommt man erst um 19 Uhr, wenn es dunkel wird, rein und es geht natürlich um nachtaktive Tiere von Tapiren über Stachelschwein, Pangoline bis hin zu Flughunden und Elefanten. Eine Super-Sache, mit einem Nachteil: Fotografieren kann man weitgehend vergessen. Blitzlicht ist logischerweise verboten und zumindest mit meinem Handy (leichtes Gepäck) kam da nicht viel bei raus. Wobei auch meine Systemkamera da wohl nicht allzu viel gebracht hätte, bei der Düsternis bräuchte man Stativ und dann müssten die Biester still halten.
Der Brüller war aus meine Sicht die Fledermausvolière. Da gab es Flughunde (ich glaube das ist der korrekte deutsche Name, es geht um große Fruchtfledermäuse) und kleinere insektenfressende Fledermäuse. Insbesondere die Flughunde hingen da ganz tiefenentspannt rum, und zwar nicht irgendwo entfernt in den Baumwipfeln, sondern vom Weg zum Greifen nah auf Augenhöhe. Fotos sind leider nichts geworden, aber eins habe ich gelernt (glücklicherweise nicht auf die harte Tour): Fledermäuse schlafen kopfüber, aber sie pinkeln mit dem Kopf nach oben. Macht ja auch Sinn, denkt mal drüber nach 🙂 Haben sie jedenfalls mehrfach demonstriert.
Mittlerweile ist Do, der 26. September, der Tag meines Abflugs. Allerdings geht der Flieger erst um 23 Uhr, also konnte ich noch ein bisschen was machen (und bloggen). Vor allem war ich noch im Asian Civilizations Museum, das ist ein kulturgeschichtliches und archälogisches Museum mit Fokus auf Asien (logisch) und vor allem Südostasien. Die haben wirklich spektakuläre Sachen, es ist meines Erachtens noch besser als das auch sehr gute Shanghai-Museum.
Der Brüller ist die Ausstellung über ein Schiffswrack voller Handelsgüter aus dem 9. Jahrhundert(!) das bei Java unterging und dessen Ladung fast vollständig geborgen werde konnte. Vor allem tausende von Porzellanschalen, aber auch nocht teurere Handelsgüter aus Silber und Gold. Irre. Und vor allem zeigt es das Ausmaß des Handels in Südostasien im (aus europäischer Sicht) finstersten Frühmittelalter.
Hier noch ein paar Exponate, ohne Sinn und Verstand ausgewählt:
Mit der U-Bahn bin ich dann raus aus der Innenstadt zum Nationalstadion gefahren. Warum? Da ist ein japanischer Onsen, also heiße Bäder, die ich sehr genieße.
Das war es dann weitgehend. Mittlerweile bin ich zurück im Hotel, packe, blogge und dusche nochmal, bevor ich mich 12 Stunden in eine fliegende Blechbüchse begebe. Für den Rückflug habe ich mir ein Upgrade auf Premium Economy gegönnt (Business ist unbezahlbar), so wird es hoffentlich ziemlich entspannt.