18.09.2019 – Ankunft

Nach 11-stündigem Flug bin ich wohlbehalten in Singapur angekommen. Mein Direktflug führte nicht über den Nahen Osten (was wohl aktuell gut ist), eine direktere Strecke wäre wohl aber über das Bürgerkriegsgebiet in der Ostukraine gegangen. Da das bekanntermaßen keine gute Idee ist sind wir südlich der Krim über das Schwarze Meer geflogen, später quer über Indien, Thailand und Malaysia. 

Trotz Länge und Economy war der Flug ok; da es ein Nachtflug war, konnte ich ca. die Hälfte davon verschlafen. Nicht gut schlafen, aber immerhin. 

Die Ankunft in Changi Airport lief zügig, das Gepäck war da, der bestellte WLAN-Hotspot auch und ein Taxi fuhr mich schnell und günstig (ca. 25 Euro) zum Hotel. Das Wetter ist heiß, dämpfig und leider rauchig: der berüchtigte „Haze“, der durch Waldbrände in Malaysia entsteht, hat die Stadt im Griff. Wobei mir der Taxifahrer versicherte, dass das alles noch im Rahmen und für die menschliche Habitation geeignet sei, schließlich seien wird nicht in Peking (wo der Smog wirklich grässlich ist, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.) Nur für die Fotos könnte es zäh werden, mal sehen.

Als ich im Hotel war war es schon früher Abend, also habe ich nur noch was eingekauft und einen kleinen Spaziergang zur ganz in der Nähe gelegenen Einkaufsstraße Orchard Road gemacht. Dort angekommen wunderte ich mich über den immensen, aber seltsamen Baulärm: wie Presslufthämmer, nur in höherer Tonlage. Des Rätsels Lösung: das waren keine Presslufthämmer, sondern Abertausende Vögel, die in der Abenddämmerung in den Bäumen nisteten. Der Lärm war wirklich extrem und hat den Straßenverkehr völlig übertönt, das Video gibt es ein bisschen wieder:

Hier ein Foto von der Orchard Road. Da reiht sich ein Einkaufszentrum mit Edelmarken neben das andere. Leider führt eine Hauptstraße durch, die man nur an bestimmten Stellen überqueren kann. In Singapur ist „wildes“ Straße überqueren natürlich verboten, hier zumindest aber auch nicht praktikabel. An den Fußgängerüberwegen geht es dann bei grün zu wie an der berühmten Kreuzung in Shibuya, Tokio.
Gegessen habe ich dann auch noch, bei meinem Hotel sind viele kleine Restaurants und sogar ein kleines Hawker Centre mit verschiedenen Garküchen. Das hier ist quasi das Nationalgericht von Singaput: Chicken Rice. Basiert auf der chinesischen Küche in Hainan: gedämpftes Hühnchen auf Reis, der in Hühnerbrühe gekocht wurde. Klingt erstmal simpel und vielleicht sogar langweilig, aber wie alle asiatischen Kulturen, die ich bisher kennen lernte wird auch hier Essen sehr ernst genommen, entsprechend delikat ist das.

Ich schreibe diese Zeilen morgens um vier – Jetlag. Um 9.30 geht meine erste Walking Tour los, sie führt nach Kampong Glam, dem alten islamischen Viertel mit der Sultan-Moschee.

19.09.2019 – Den Singapore River hinunter bis zur Bucht

Durch Jetlag bin ich um kurz nach 6 aufgebrochen, um zunächst die Stadt auf eigene Faust zu erkunden, uns zwar den Singapore River hinunter bis zur Bucht.

Später am Tag ist da viel los…
…aber um die Uhrzeit sind da nur ein paar Jogger und Hundehalter.
Hier, am Clarke Quay geht es ab Mittag mutmaßlich richtig zu,,,
…aber noch ist alles verschlafen.
skyline
Die Skyline des Business Districts…

Der Haze ist übrigens etwas besser, aber der Himmel blieb fast den ganzen Tag grau. Sehr warm und feucht ist es natürlich trotzdem, man schwitzt ordentlich.

…und der erste Blick auf das Marina Bay Sands Hotel, das wie ein Schiff über der Bucht schwebt.
Der hier ist an allem schuld: Sir Stamford Raffles, Agent der East India Company und Gründer des modernen Singapur.
Was heute das Asian Civilization Museum ist war früher ein Gerichtsgebäude, es steht auch direkt neben dem Parlament im Government District.
Hier ist alles very British.
Allerdings wird derzeit hier alles durch den kommenden Formel 1 Grand Prix dominiert…
…dieser führt auf einer angesperrten Strecke direkt durch die Stadt.
…dafür werden schon auch mal schmucke Alleen durch Dixie-Klos verziert.
Aber die Leute auf den riesigen Rängen müssen halt auch mal aufs Klo.
Der Merlion ist glücklicherweise nicht abgesperrt…
Von hier aus hat man einen schönen Blick auf das Marina Bay Sands…
…und auf die andere Seite der Bucht mit dem Riesenrad „Singapore Flyer“.

Dieser Spaziergang von mehreren Kilometern war nur der erste Teil meines heutigen Marsches, mehr folgt später.

19.09.2019 – Kampong Glam, Gardens by the Bay

Gestern hat mich abends der Jetlag übermannt, drum konnte ich nur einen Teil des Erlebten schildern, hier nun der Rest.

Nach meinem Spaziergang entlang dem Singapore River bis zu Bucht bin ich nach Kampong Glam, dem traditionellen Muslim (d.h. vor allem Malayen-)Viertel für eine Walking Tour gegangen. So hat sich der gute Herr Raffles das nämlich seinerzeit vorgestellt: ein Viertel für die Regierung, eins für den Handel, eins für die Europäer, eins für die Chinesen und eins für die Muslime. Hat aber schon damals nur bedingt geklappt, und heute gibt es zwar schon ethnische Schwerpunkte, aber sicher keine strikte Sortierung.

Das hier ist die Haji Road, die traditionelle Einkaufsstraße der Gegend.
Wie man sieht…
…geht es da…
…recht bunt zu. Die Street Art sind alles Auftragsarbeiten, wildes Sprühen wird in Singapur streng bestraft.
Auch außerhab der Haji Road…
…sind noch viele ältere…
…Gebäude aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert erhalten.
Doch das Prunkstück des Viertels…
…ist die Sultan Moschee…
…im prächtigen sarazenischen Stil erbaut. Das Original sah noch ganz anders, malayisch aus, doch sie wurde zu klein. Dies neue stammt von 1924.

Der „Sultan“ im Namen „Sultan Moschee“ bezieht sich auf den Sultan Hussein von Singapur, der allerdings nur mit Hilfe der Briten Sultan wurde, sein jüngerer Bruder hatte ihm nämlich das Johor-Sultanat (Teile des heutigen Malaysia) mit Hilfe der Niederländer geklaut. Half ihm aber auch nix: die Briten booteten ihn aus, nachdem er sich bei ihnen verschuldet hatte, und sein Sohn durfte den Titel nur noch tragen, wenn er einen den Briten genehmen Prinzen als Erben einsetzte. Das Sultanat Singapur wurde also schnell abgeschafft, der Stadtstaat wurde britische Kolonie. Man muss aber auch sagen, dass vor den Briten da nicht viel los war, im Gedenken der heutigen Singapurer ist Raffles der heldenhafte Gründer, die Sultane spielen da keine große Rolle. Ist also doch was anders als bei anderen ehemaligen Kolonien.

Das Innere der Moschee.
…mit gestrenger Warnung.
Dieses Kulturzentrum ist tatsächlich der alte Sultanspalast, von Husseins Sohn erbaut. Das Gelände hat die Regierung von Singapur den Nachfahren 1999 endgültig abgeknöpft und zum Museum ausgebaut – ganz ohne Briten.
Schon nicht mehr in Kamong Glam, aber ganz in der Nähe: die Atlas Gin-Bar im pseudo-Art Deco Parkview-Gebäude, von den Singapurern nur „Batman Building“ genannt. Über 1000 Gins, der Turm in der Mitte ist eine Vitrine. Für mich war es aber noch zu früh zum Gintrinken.

Nach Kampong Glam bin ich noch in die Gardens by the Bay gefahren, ein Park auf einer künstlichen Insel südlich der Bucht, wo auch das Marina Bay Sands Hotel steht.

Sehr markant sind die „Supertrees“, die nachts leuchten.
Noch ein größeres Panorama.
Zwischen den Supertrees kann man wandeln, habe ich auch gleich gemacht.
Hier noch einmal das Marina Bay Sands aus nächster Nähe.
Mittagessen in den Gardens by the Bay. Das hinten links ist knusprig frittierte Lachshaut, quasi statt Pommes oder Chips.

Eigentlich gibt es in den Gardens noch viel mehr zu sehen, aber ich war derartig fix und fertig, dass ich erstmal zurück ins Hotel bin. Der Haze hat auch sein Schuldigkeit gefordert: ich dachte schon, ich hätte mir eine Erkältung zugezogen, aber es waren wohl eher Reizungen durch den Smog.

Wie gut, dass es bei meinem Hotel ein kleines Hawker Center gibt, für ein Abendessen musste ich also nur vor die Tür.

Mittlerweile ist es schon Freitag Abend und ich habe schon längst weitere Expeditionen unternommen. Berichte folgen, aber zeitverzögert.

20.09.2019 – Southern Ridges, Chinatown

Heute bin ich zu einer Wanderung aufgebrochen, die ich machen wollte, seit ich von der Möglichkeit gelesen habe: die Southern Ridges. Das ist eine Serie von mehreren Parks im Süden der Stadt, die über Brücken miteinander verbunden sind, so dass man sie entlang der Hügelrücken durchqueren kann, ohne in den Straßenverkehr eintauchen zu müssen.

Die Southern Ridges kann man mit bis zu sechs Parks durchlaufen, ich habe nur vier gemacht, das reicht angesichts der Temperaturen und des Haze auch völlig.

Mein Einstieg war der Kent Ridge Park. Wie man sieht, ist das kein schwere Wanderweg, sondern ein ganz einfacher.
Die Parks sind gründe Lungen in der ansonsten doch stark von Besiedlung und Wirtschaft dominierten Stadt.
Der Hort Park ist mehr eine Art Gartenschau. Das hier ist übrigens kein See, sondern eine Wasserfläche auf dem Flachdach des Visitor Center, die „Küste“ ist also eine Kante.
Das hier ist eigentlich gar nicht richtig Teil des Parks sondern mehr ein Grünstreifen zwischen den Parkplätzen.
Da es in Singapur immer warm ist gibt es auch immer irgendwelche Blüten.
Diese Brücke verbindet den Hort Park mit dem Telok Blangah Hill Park. Man beachte die schräge Architektur im Hintergrund.
Das besondere am Telok Blangah Hill Park sind die knapp zwei Kilometer Canopy Walk, wo man auf Stegen zwischen den Wipfeln wandelt.
Angeblich gibt es da auch freche Affen. Die habe ich nicht getroffen…
…dafür diese Baumschlange….
…und wilde Hühner.
Die Henderson Waves Brücke verbindet den Telok Blangah mit dem Mount Faber Park.. Nachts ist sie beleuchtet, aber auch so ziemlich ungewöhnlich.
Auf dem Mount Faber gibt es auch einen kleinen Merlion…
Ausblick auf seltsame Architektur…
…und eine Seilbahn zur Freizeitinsel Sentosa, die derzeit aber geschlossen ist.

Nach gut drei Stunden Wanderung war ich ziemlich fertig und pitschenass geschwitzt. Das machte das Mittagessen im Food Court eines Einkaufszentrums zu einer frostigen Angelegenheit. Dank Outdoor-Hemd war ich am Schluss aber wieder trocken.

Zweiter Teil des Tages war eine Food Tour in Chinatown. Vorher hatte ich noch Zeit, mir die zentralen Sehenswürdigkeiten des Viertels anzusehen.

Der berühmteste Tempel in Chinatown ist … hinduistisch (!): der Sri Mariamman Tempel. So richtig hat das mit der Aufteilung der Stadt in ethnische Viertel nämlich nie funktioniert.
Alles so schön bunt hier….
…und hier auch.
Unweit, fast nebenan, ist ein chinesischer buddhistischer Tempel, der Buddha Tooth Relic Temple.
Wo nun genau der Zahn Buddhas ist weiß ich nicht…
…den zeigen sie sicher auch nicht jedem dahergelaufenen Touri.
Die Architektur ist jedenfalls durchaus beeindruckend.
Der Thian Hock Keng ist ein taoistischer Tmpel und war tatsächlich historisch das Zentrum der chinesischen Community, denn dort wird der Gott der Reisen verehrt, was für die Einwanderer aus China wichtig war. Leider darf man drinnen nicht fotografieren.

Eine große Moschee, die Al- Abrar Mosque ist da auch ganz in der Nähe. Da war allerdings gerade Freitagsgebet, die Gläubigen stauten sich bis raus auf die Straße, das wollte ich nicht mit Fotografieren entwürdigen. Aber man sieht: „Chinatown“ ist ziemlich multikulti.

Eigentlich war ich aber für eine Food Tour vor Ort. Der Guide hat uns in zwei Hawker Center begleitet und mit feinsten Speisen vollgestopft, die aber allesamt zum günstigen Street Food der Stadt gehören. Neulich hat die Regierung beantragt, die Hawker Center Kultur ins UNESCO Weltkulturerbe aufzunehmen. Meines Erachtens durchaus angebracht. Es ist allerdings kein Street Food im eigentlich Sinne, denn den Straßenverkauf à la Thailand hat die Regierung schon lange verboten und die Garküchen eben in die sogenannten Hawker Center gepackt. Die echten Hawker Center gehören dem Staat, die Pacht für die Buden ist niedrig, die Preise entsprechend auch, es gibt keine Klimaanlage, dafür kräftige Ventilatoren, was meines Erachtens besser taugt. Die Hygiene wird strikt geprüft und die Buden müssen ihre Note aushängen, die allermeisten haben A oder B, was so viel heißt wie alles in Ordnung. Entsprechend kann man in Singapur auch alles bedenkenlos essen. Mittlerweile haben Einkaufszentren meistens ähnliche Food Courts, nur teurer und kälter.

So sieht das dann aus. Der Herr im Vordergrund erfreut sich an einem Becher Zuckerrohrsaft. So einen hatte ich später auch.
Nun aber zum Essen: Frühlingsrollen Gemüsefüllung.
Gebratene Nudeln mit Shrimps.
Lamm Satay mit Erdnusssauce.
Chicken Rice (der Rice wurde extra serviert).
Das Foto ist nicht gut (der Ventilator pustete das Verpackungspapier rüber), das Essen umso mehr: gedämpfte Reiskauchen mit einer Sauce aus Rettich und Gewürzen. Spottbillig und absolut genial. Das ist der Vorteil an so einer Food Tour: von selber wäre ich nie drauf gekommen, sowas zu essen.
Nochmal gebratene Nudeln.
Ein Trio von chinesischem Barbecue: Ente, knuspriger Schweinebauch, Char Sieu (gesmoktes Schwein mit Barbecuesauce). Alles fantastisch.
Das verwirrendste Gericht der Singapurer Küche: Carrot Cake. Das ist kein Desser und auch nicht aus Karotten. Rettiche heiße hier „White Carrot“. Es handelt sich also um gebratenen Rettich mit Ei. Etwas anders als westlicher „Carrot Cake“…

Die Gerichte teilt ich mir mit einem anderen Deutschen und zwei Neuseeländern, alle auf der Durchreis. Am Schluss waren wir pappsatt. Nebenher hat der Guide uns viel über Singapur und seine Gesellschaft und Kultur erzählt. Der Mann war wie alle Singapurer Männer zwei Jahre beim Militär und 18 Jahre bei der Reserve, hat viele Jahre als Ingenieur gearbeitet und jetzt als Guide, weil es mehr Spaß macht. Seine Meinung zu den Protesten in Hong Kong: alles Mist. In Singapur sind Proteste verboten, es gibt eine Speaker’s Corner in einem Park, da darf man seine Meinung sagen, dass sei besser so. Die große demokratische Graswurzelrevolution in Singapur dürfte wohl ausbleiben…

Mittlerweile ist hier Samstag Abend, ich war im botanischen Garten und im Nationalmuseum, Bericht folgt.

21.09.2019 – Botanical Gardens, National Museum

Am Samstag standen die Singapore Botanical Gardens auf dem Programm, UNESCO Weltkulturerbe. In der Tat ist das eine sehr schöne Anlage mit vielen interessanten Bereichen.

Schon der Eingang ist rechts stilvoll gehalten.
Drinnen gibt es angenehm zu laufende Boardwalks…
…den Schwanensee (ganz ohne Ballett)…
…einen Wasserfall…
…Sumpflandschaften…
…gefräßigen Riesenrhabarber…
…und einen Ingwergarten…
…in dem die vielen Arten dieser Pflanzengattung…
…in Szene gesetzt werden.
Besonders gefallen hat mir der Evolution Garden, wo die Evolution der Pflanzenwelt von den ersten Moosen…
…und die Zeit der Farne…
…bis zu den „modernen“ Pflanzen mit Blättern und Blüten gezeigt wird.

Aber letztlich ist das alles nicht der Grund, warum die Botanical Gardens so berühmt und UNESCO Weltkulturerbe sind. Der Grund ist der National Orchid Garden mit Hunderten von Orchideen und -hybriden. Die Bilder sprechen für sich.

Hochrangige Staatsgäste bekommen in Singapur einen Orchideenhybrid nach sich benannt. Was die wenigsten wissen: es ist manchmal ziemlich schwierig, den richtigen Dünger für diese Gewächse zu bekommen.

So benötigt die Orchidee von Präsident Duterte von den Philippinen das Blut von Oppositionellen und Drogenhändlern. Ok, das lässt sich noch beschaffen, man ist ja nicht zimperlich in Singapur.
Aber bei Margaret Thatchers Orchidee wird das schon schwieriger: sie braucht die kontinuierlich Zufuhr des Blutes, Schweiß und Tränen von walisischen Bergleuten. Wo kriegt man das heutzutage noch her?

Was ich mittlerweile gelernt habe: nach drei Stunden Outdooraktivität in Singapur brauche ich eine lange Pause oder eine Aktivität im klimatisierten Gebäude. Andernortens geht man bei Regen ins Museum, hier eher um der Mittagshitze zu entgehen. Drum bin ich im Anschluss ins Nationalmuseum von Singapur gegangen und war sehr beeindruckt. Ich hatte Glück, es wurde eine neue Ausstellung eröffnet und der Eintritt war frei. So gibt es jetzt im Untergeschoss eine topmoderne Ausstellung, die sich dem Leben auf den ostindischen Inseln vom 15. Jahrhundert bis 1819 (Gründung von Singapur) widmet. Diese Ausstellung ist wirklich supermodern gemacht, ethnologisch höchst ausdifferenziert und zeigt die komplexe Welt aus Handel, Politik, Kolonialismus, Piraterie und Alltagsleben wirklich ziemlich beeindruckend.

Fotos von den einzelnen Exponaten bringen da wenig, drum verzichte ich drauf. Auch die Hauptausstellung im Erdgeschoss über die Geschichte von Singapur ab 1819 ist ziemlich gut und erstaunlich differenziert unter Berücksichtigung vieler Perspektiven. Allerdings wird dann ab 1965 vor allem eine gloriose Erfolgsstory von wirtschaftlichem Erblühen erzählt, was ja auch nicht unrichtig ist. Die damit einhergehende Diktatur, der Militarismus, der Mangel an Bürgerrechten usw. bleibt allerdings außen vor. Aber im Vergleich z.B. zu Museen, die ich in Japan gesehen habe, erstreckt sich die Geschichtsklitterung wirklich nur auf die letzten 50 Jahre.

Und was den Aufschwung Singapurs nach der Unabhängigkeit angeht: bei allen Problem haben sie wirklich einen vorbildlichen sozialen Wohnungsbau betrieben, der es den Leute auch ermöglicht, die Sozialwohnungen für günstiges Geld zu kaufen (eine Art Erbpacht). Nachdem Wohnungsnot nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1970er Jahre hinein das schlimmste Problem war hat die autoritäre Regierung zumindest dieses konsequent angepackt.

Das Museum ist auch architektonisch interessant. Von außen vor allem imperial-monumental…
…aber dahinter haben sie eine noch größere, moderne Halle gebaut und per Glasdach mit dem alten Gebäude verbunden. Das erlaubt auch die durchgehende Klimatisierung.

Ein Kommentar noch zum Wetter: mir wurde gesagt, in Singapur regnet es mindestens einmal täglich. Pustekuchen! Mein Rat: fahrt nicht nach Andalusien, da regnet es ständig, fahrt nach Singapur, da regnet es nie!

Abends habe ich dann noch einen wichtigen Teil meiner Checkliste abgearbeitet: Chili Crab essen! Das ist nun kein Streetfood, sondern eher was für spezialisierte Seafood-Restaurants, in so einem war ich denn auch.

Zur Vorspeise Sauer-Scharf Suppe…
…und frittierte Fischhaut.
Aber das Entscheidende ist natürlich die Chili Crab selbst. Die Chilisauce ist süßlich-mild und wird mit Ei sämig gemacht. Dazu bekommt man spezielle Brötchen zum Auftunken. Das Essen ist eine aufwändige Sache, involviert Plastikhandschuhe, ein Lätzchen, einen Krabbenknacker und eine spezielle Gabel zum Rauspulen des Fleisches aus den Beinen. Die Eingeweide sind schon entfernt, vom Hauptpanzer ist nur der Deckel drin, quasi als Deko und weil da auch noch Rogen drin war. Alles sehr lecker, aber eine Riesensauerei. Außerdem hat das Ganze ungefähr so viel gekostet wie meine gesamten Mahlzeiten bisher zusammen – Seafood ist teuer in Singapur, weil es importiert werden muss. Die Gewässer rund um die Insel sind durch den Schifssverkehr einfach nicht sauber genug.

22.09.2019 – MacRitchie TreeTop Walk

Noch eine Wanderung außerhalb der Stadt, diesmal zur MacRichie Nature Reserve, die zusammen mit einem anderen, unmittelbar angrenzenden Naturschutzgebiet, vor allem auch der Wassergewinnung dient. Nicht dass das derzeit funktioniert, da es nicht regnet…

Highlight dort ist der TreeTop Walk, eine 250 Meter lange Hängebrücke, die in luftiger Höhe über die Baumwipfel führt. Allerdings muss man vom Parkplatz erstmal 2,5 km wandern, um da hin zu kommen – eigentlich kein Problem, aber bei den Temperaturen und Luftfeuchtigkeit hier wird das schon anstrengender.

Dafür sieht es dann hier auch schon…
…richtig…
…dschungelig aus…
…inklusive den obligatorischen wilden Hühnern.
Das hier ist nun der TreeTop Walk selbst.
In großer Höhe…
…mit weiter Aussicht, leider durch Haze arg diesig…
…geht es da ganz schön runter.
Was sie einem nicht sagen: direkt im Anschluss an die Brücke muss man gut 200 Stufen erklimmen, nach oben wohlgemerkt (anders als das Foto vielleicht impliziert). Zurück kann man nicht, die Strecke ist one-way, weil die Brücke zu eng ist.
Weiter durch die üppige Natur.
Letztlich kommt man wieder zur Ranger Station, und siehe da: die Affen, vor denen sie uns am Mount Faber gewarnt haben, sind hier. Massenhaft.
…ganze Familien…
…mit Kind…
…und Kegel (man beachte das winzige Baby am Bauch).

Die meisten Affen hängen nur rum und lauern auf Plastiktüten, die sie mit Essen assoziieren und dann ganz aufgeregt werden, wenn irgend ein Depp eine dabei hat. Aber ein Generationenwechsel läuft, manche jüngere Affen machen sich nützlich.

Dieser hier demonstriert uns die in den Gehweg eingelassene „Kunst“…
…und dieser hier erklärt uns, warum man keine Plastiktüten mitbringen soll!

Abends war ich nochmal bei den Gardens by the Bay, diesmal mit den Gewächshäusern und der Lightshow, Bericht folgt.

22.09.2019 – Gardens by the Bay

Abends war ich dann nochmal in den Gardens by the Bay, um die beiden „Gewächshäuser“ Flower Dome und Cloud Forest zu sehen sowie die Lightshow bei den Supertrees. Die Gewächshäuser sind natürlich große Anlagen. Flower Dome zeigt Pflanzen von allen Kontinenten, Cloud Forest zeigt die verschiedenen Zonen eines Hochregenwaldes, wie er in den Bergen Südostasiens zu finden ist. Beide haben einen entscheidenden Vorteil: im Gegensatz zu Gewächshäusern in Deutschland sind sie nicht wärmer als die Außentemperatur, sondern deutlich kühler!

Viel Kommentar ist bei den meisten Bildern aus den Gewächshäusern nicht wirklich notwendig, drum hier als Gallerie:

Einige Fabelwesen gibt es da auch:

Diese fleischfressenden Pflanzen sind allerdings aus Lego.

Sobald die Dunkelheit hereinbricht (das ganze Jahr über ziemlich pünktlich um kurz nach sieben), kommt die Beleuchtung:

Außerdem kommen ganz besondere Genossen zum Vorschein. Tipp: das sind keine Vögel…
Und pünktlich um 19.45 und 20.45 Uhr gibt es jeweils eine Viertelstunde Light- und Soundshow. Hier das Finale.

23.09.2019 – Government District, Fort Canning Hill

Heute habe ich noch zwei Walking Touren gemacht, eine in den Government District, wo die Regierungsgebäude stehen und einen auf den Fort Canning Hill, die schon immer strategisch wichtige Anhöhe (16m) in Singapur.

Im Government District wird leider derzeit die Rennstrecke vom Grand Prix abgebaut, d.h. so manche fotografische Perspektive konnte man nicht einnehmen. Und andernortens (z.B. im Gebäude des Obersten Gerichts, in dem wir drinnen waren) war Fotografieren streng verboten.

Das europäisch-religiöse Zentrum Singapurs dürfte die anglikanische St. Andrew’s Cathedral sein. Dies ist Version Nummer drei: die erste hatte keinen Turm, die zweite hatte einen Turm ohne Blitzableiter, nach dem Brand kam diese Version 3.0.
St. Andrew's von innen
Von innen nicht allzu beeindruckend, wie meistens bei anglikanischen Kirchen. Die Buntglasfenster enthalten die Wappen der wichtigsten Stadtgründer Raffles und Farquahr.
Älteste Kiche der Stadt ist allerdings die armenische Kirche. Sie ist das Werk von George Drumgoole Coleman, der nahezu alle frühen wichtigen Gebäude in Singapur entworfen hat. Der Mann mochte seinen Neoklassizismus….
Dies hier ist allerdings mitnichten eine katholische Kirche sondern das Chijmes – Einkaufs- und Restaurantzentrum. Allerdings war es vorher eine von Nonnen betriebene Mädchenschule mit Waisenhaus, daher der sakrale Look.
Das Victoria Theatre , ehemals das Rathaus von Singapur, erbaut von dem anderen wichtigen Architekten der frühen britischen Zeit, John Bennett.
Das alte Parlament von Singapur. Das neue steht direkt daneben. Sind beide nicht groß, das aktuelle Parlament von Singapur hat 101 Mitglieder. Davon sind 6(!) gewählte Oppositionsparlamentarier, deren Fraktion qua Verfassung auf 9 aufgestockt wird, wenn sie nicht genügend Sitze gewinnen können, also kommen noch 3 dazu. Zu den 101 gehören auch noch 9 vom Präsidenten ernannte Parlamentarier, also genauso viel wie die Opposition. 83 gehören zur Regierungspartei. Wenn das der Söder wüsste…

Auf der Tour haben wir viel erfahren über die Geschichte Singapurs, die öffentlichen Institutionen und auch noch mehr historische Gebäude gesehen (z.B. die Nationalgallerie, die das alte Regierungs- und Gerichtsgebäude zusammenfasst), die aber wegen der Formel 1 nicht fotografierbar waren. Außerdem waren wir auf dem Obersten Gericht droben, das hat eine Art Ufo-Kuppel mit einem Super-Blick über die Stadt – leider Fotografieren verboten.

Die zweite Tour führte auf den Fort Canning Hill, die Anhöhe unmittelbar „hinter“ der alten Stadt und seit jeher der offensichtlich Ort für eine Festung. Dort hatten die ganz alten Singapurer Könige im 14. Jahrhunderte angeblich ihren Sitz, was aktuelle Archäologie zu bestätigen scheint. Später bauten die Briten ein Fort und noch später war es ein Kommandozentrum für das britische Heer, die sog. Battlebox. Heute ist der Fort Canning Hill einfach ein öffentlicher Park.

Diese Ausgrabungen scheinen den Hügel als Zentrum des Singapur des 14. Jahrhunderts zu bestätigen.
Dieses Grabmal hingegen ist weniger glaubwürdig. Angeblich liegt da der 5. und letzte König des alten Singapur begraben. Nur floh der verbrieftermaßen nach Norden und gründete die Stadt Malacca und liegt dort auch begraben. Aber selbst die Briten wollten das Grabmal nicht öffnen, um die Einheimischen nicht zu vergrätzen.
Apropos vergrätze Einheimische: von den 1850ern bis 1926 war hier ein britisches Fort.
Man könnte nun meinen, das war dazu da, den Hafen zu schützen, doch dafür liegt es völlig falsch. Der Grund ist ganz einfach: im 19. Jahrhundert hatte Singapur 80.000 Einwohner, davon nur 500 Europäer, und gelegentlich gab es Unruhen…
Das Ausfalltor des alten Forts.

Nur zur Battlebox. In den unruhigen 1930er Jahren bauten die Briten Singapur zum Zentrum ihrer Militärmacht in Südostasien aus, vor allem als wichtigste Flottenbasis. Unsinkbar, uneinnehmbar, so dachte man. Die Amerikaner bauten sich ebenfalls eine Flottenbasis in Pearl Harbour. Dann überfielen die Japaner 1937 China, der Beginn des 2. Weltkriegs in Asien. Großbritannien und die USA verhängten Sanktionen gegen Japan, dem das Öl zunehmend ausging. Es lag auf der Hand, dass Japan irgendwann versuchen würde, sich das Öl in Indonesien (damals Niederländisch-Indien) zu holen, entsprechend wichtig waren Singapur und Pearl Harbour. Im Dezember 1941 griffen die Japaner Pearl Harbour und Singapur (sowie Malaya, die Philippinen und diverse andere Ziele in der Region) an.

Kleiner Unterschied zwischen Pearl Harbour und Singapur: in Pearl Harbour zerstörten die Japaner einen Gutteil der US-Flotte. In Singapur nicht. Warum? Da waren keine Schiffe! Die Briten hatten zwar zwei Kriegsschiffe nach Singapur beordert, aber ohne Luftunterstützung – die japanischen Flugzeugträger versenkten sie kurzerhand. Dennoch fiel Singapur nicht der japanischen Flotte zum Opfer, die Artillerie im Hafen war stark genug. Vielmehr marschierten die Japaner mit dem Heer in Malaya ein, kämpften sich in Windeseile von Norden nach Süden durch und setzen nach Singapur über. In zwei Monaten eroberten sie Malaya und zwangen die Briten in Singapur zur Kapitulation. Wie? Sie hatten (leichte) Panzer und viele Flugzeuge, die Briten hatten keine Panzer und nur wenige, veraltete Flugzeuge. Der Ressourcenmangel der Briten hatte natürlich viel damit zu tun, dass sie in Europa gegen Deutschland um ihre Heimat kämpfen mussten, aber angesichts der strategischen Bedeutung Singapurs haben sie dann doch arg wenig in eine effektive, moderne Verteidigung investiert. Hatte sowas von Maginot-Linie, den letzten Krieg hätten sie mit ihrer Verteidigungsstrategie gewonnen, aber eben nicht den aktuellen.

Das Resultat? Dreieinhalb Jahre japanische Schreckensherrschaft in Singapur und nach dem Krieg waren die Singapurer zunehmend unwillig, sich von Großbritannien beherrschen zu lassen. Zumindest in Singapur waren die Briten nach dem Krieg auch einigermaßen willig, eine Unabhängigkeit stufenweise zu ermöglichen, während Malaya zunächst eine Art Vorstufe des Vietnamkriegs rauskam.

Dies ist nun also der Eingang zur Battlebox, einem unterirdischen Kommandostand, von wo aus die Verteidigung Singapurs befehligt wurde.

Eigentlich gab es einen besseren, kombinierten Kommandostand für Heer, Luftwaffe und Marine weiter nördlich auf der Insel, nur hatten die Japaner den in Nullkommanix überrannt. In der Battlebox war also in den letzten Tagen das britische Oberkommando, hier wurde auch die Entscheidung zur Kapitulation getroffen. Eins muss man den britischen Offizieren lassen: sie hatten Druck von ganz oben (Churchill), bis zum letzten Mann zu kämpfen und die Sicherheit der Zivilisten zu ignorieren. Doch General Percival und sein Stab entschieden sich dann doch angesichts der aussichtslosen militärischen Lage zu kapitulieren, bevor es zum Häuserkampf in der Stadt selbst kommen musste. Kleiner Unterschied zu den Japanern in Okinawa, die 1945 lieber Zivilisten erschossen als ihnen zu erlauben, sich den Amerikanern zu ergeben.

In der Battlebox darf man keine eigenen Fotos schießen, diese hier sind auf dem Internet geklaut.
Wer meinen Okinawa-Blog kennt sieht, dass hier alles ein bisschen geräumiger ist. Aber die Briten bauten diese Bunker ja schon in den 1930er Jahren, also man noch Zeit und Ressourcen hatte.

Die Battlebox stand übrigens von 1945 bis in die späten 1980er leer, erst danach ließ die Regierung von Singapur Archäologen und Historiker ran.

Hier noch ein paar Essensbilder: Laksa, Reisnudeln mit Tofu in einer Kokossuppe. Quasi Ramen bzw. Pho gekreuzt mit Tom Kha.
Satay: Grillspieße mit Erdnussauce.
Gegrillter Rochen.

24.09.2019 – Little India, Sentosa

Morgens habe ich Little India auf eigenen Faust, d.h. ohne organisierte Walking Tour angeschaut. Die Inder (hauptsächlich Tamilen) sind die kleinste der großen Bevölkerungsgruppen in Singapur (ca. 76% Chinesen, 15% Malayen und 7% Inder). Anders als die anderen Gruppen waren sie in Raffles Plan nicht eingeplant, daher ist Little India auch nicht Teil des ganz alten Singapur, sondern ein Stückchen weiter weg von Fluss (aber nach heutiger Sicht immer noch Teil der Innenstadt.) Der Stadtteil erstreckt sich vor allem entlang der Serangoon Road.

Der buddhistische Sakya Muni Buddha Gaya Tempel, auch als Tigertempel bekannt. Warum? Er wurde von den Erfindern des Tiger Balm, einer bekannten Salbe, finanziert. Und er hat Tigerstatuen vor der Tür.
Drinnen ein großer Buddha.
Der hinduistische Sri Srinivasa Perumal Tempel.
Ein Blick ins Innere.
Noch ein hinduistischer Tempel, der Sri Veeramakaliamman.
Sie alle liegen entlang der Serangoon Road. Diese wird ansonsten von Touriläden, Goldschmieden und anderen Geschäften gesäumt. Das „richtige“ Little India findet in den Straßen und Gassen drumherum statt.
Nahe der U-Bahn Station Little India ist ein kleiner überfachter Markt mit allerlei Andenken und Kusthandwerk.
Und Blumengirlanden!, sehr viele Blumengirlanden
Eine Nebenstraße mit schmucken, einigermaßen historischen Händlerhäuschen.
Direkt gegenüber das große Einkaufzentrum mit „Wet Market“, d.h. Markt mit frischen und verderblichen Lebensmitteln wie Fleisch und Fisch.

Das war auch schon mein Abstecher nach Little India, da ich noch zum Raffles Hotel und nach Sentosa wollte. Zunächst aber ein kleiner Exkurs: Mancher stört sich ja an den Rekrutierungskampagnen der Bundeswehr, z.B. die Mali-Kampagne oder die mit den Berufsausbildungen. Glaubt mir, das ist alles harmlos. Hier in Singapur wird für die Sicherheitskräfte völlig unironisch mit Postern wie aus Hollywood-Actionfilmen geworben.

Das für die Verkehrpolizei ist ja noch recht harmlos.
Bei der regulären Polizei wird es schon interessanter. Man beachte den knienden paramilitärischen Polizisten vorne.
Doch nur dank der Ground Response Polizei wird die grassierende Gewaltkriminlität in Schach gehalten – wie z.B. diese Wirtshausprügelei! In der Realität gibt es so gut wie keine Gewalrkriminalität in Singapur, was natürlich durchaus mit der starken Polizeipräsenz zu tun hat.
Aber die echten Helden sind natürlich die Emergeny Response Polizei in voller paramilitäischer Montur. Terroranschläge in Singapur in den letzten Jahrzehnten? Fehlanzeige. Wobei es in Indonesien und auf den Philippinen durchaus islamistische Terrorzellen gibt.

Man stelle sich mal vor, die deutsche Polizei oder Bundeswehr würde so werben…

Zwischenstopp auf dem Weg nach Sentosa: das Raffles Hotel, das klassische Luxushotel von Singapur, über dessen Essen sich schon Rudyard Kipling beschwerte.

Die Front ist die volle koloniale Breitseite, komplett mit Fake-Sikh Türstehern.

Aber der eigentliche Grund, warum ich da hin bin, ist der Singapore Sling. Er wurde 1915 in diesem Hotel erfunden – und zwar explizit als Frauendrink, weil es aussieht wie Fruchtsaft, es aber richtig in sich hat: Gin, Benedictine, Cherry Heering und einiges mehr. Ich bin gleich zur Öffnung um 11 Uhr in die Long Bar, wo der Drink serviert wird, nicht weil ich mir so dringend einem vor dem Lunch zwitschern wollte, sondern weil man ab ca. 11.30 Uhr Schlange stehen muss, das hatte ich schon vorher mitbekommen.

Aber gleich um 11 kommt man noch gut rein, auch wenn man sicher nicht allein ist.
Die prächtige Bar bzw. das Spirituosen Regal.
Dies ist mein Singapore Sling. Es gibt viele andere, aber dieser ist meiner. Er schmeckt übrigens sehr viel stärker nach Gewürzen, als ich es gewohnt bin, wahrscheinlich mehr Benedictine und Bitters, als ich es kenne. Aber sehr lecker! Die Erdnüsse im Sack dahinter gibt es umsonst dazu.

Dann bin ich weiter nach Sentosa. Das ist eine Insel, zum Teil aufgeschüttet, die in den letzten Jahren als Partyzone entwickelt wurde, mit Ständen, Hotels, Universal Studios, etc. Man fährt mit einer Monorail dahin und muss auch $4 Eintritt zahlen. Sie wird sehr rege besucht, auch wenn es unter der Woche nicht überlaufen war.

Natürlich ist da auch gleich wieder ein großer Merlion.
Ich war aber eigentlich wegen der Weltkriegsgeschichte hier. Fort Siloso auf Sentosa ist das letzte verbliebene historische Fort in Singapur und spielte bei der Seeverteidigung gegen die japanische Flotte eine zentrale Rolle. Wie gesagt, mit ihrer Flotte sind die Japaner nicht hier gelandet. die Artillerie war zu stark.

Die Anlagen selbst sind sehr interessant, aber nicht besonders fotogen. Militärische Zweckbauten halt mit Infotafeln und Exponaten.

Hier haben sie die britische Kapitulation 1942 nachgestellt…
…und die japanische 1945.
Aber eigentlich fährt man nach Sentosa wegen der Aussicht….
…und dem Strand.
Man beachte den sehr regen Schiffsverkehr im Hintergrund.
Wie auf der Autobahn! Die Meerende von Singapur ist eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt.
Und der Hafen ist glaube ich der drittgrößte.

Auf Sentosa war ich auch noch in einer Schmetterlingsvolière:

Das leitet dann gleich zu meiner nächsten Aktivität über: an meinem letzten vollen Tag in Singapur gehe ich in den Zoo, vor allem wegen der Night Safari, einem speziellen Nachtzoo.

25.-26.09.2019 – Zoos und Asian Civilizations Museum

Den letzten vollen Tag habe ich für die Zoos genutzt – derer gibt es drei an der Zahl, aber sie sind alle beisammen und es gibt auch ein gemeinsames Ticket (für entsprechendes Geld): Der Singapore Zoo, die River Safari, und die Night Safari in aufsteigendem Grad der Faszination. Gemeinsam ist allen, dass sie an einem Reservoir deutlich außerhalb der Stadt liegen, in einem Wasserschutzgebiet. Das ist kein Denkfehler, sondern Programm, Nachhaltigkeit wird hier besonders groß geschrieben.

Ach ja: zum ersten Mal hat es geregnet! Drei Stunden lang wie aus Eimern. Und natürlich war das der erste Tag, wo ich ohne Regenschirm unterwegs war. Macht aber nix: bei der River Safari ist quasi alles überdacht und bis ich dann im normalen Zoo die Überdachungen verlassen musste hat es auch schon wieder nachgelassen.

Der Zoo ist einfach ziemlich normal. Interessanter ist die River Safari: das ist eine Art Zoo/Aquarium, dass sich für Süßwasserfauna interessiert und die Tierwelt der größten Flüsse der Welt nachstellt. Eigentlich gehört da auch eine Bootsfahrt entlang eines Pseudo-Amazonas dazu, aber die war gerade wegen Wartung geschlossen. Trotzdem eine interessante Erfahrung.

Die haben eine ganze Herde Manatees…
…im Hintergrund holen sie gerade Gutties von ihrem Wärter ab.

Hier einfach mal ein paar Eindrücke. Man sieht, nicht alle Einwohner sind Fische:

Eine andere Bootsfahrt entlang des Reservoirs konnte man machen, nachdem der Regen aufgehört hat. Singapur achtet auf seine grünen Lungen.
Interessanterweise waren die Pandas nicht im Zoo, sondern hatten ein Haus in der River Safari. Beide Riesenpandas waren gerade am Mampfen.
Einen kleinen Panda hatten sie auch. Für die Fans der Fernsehserie: Aggretsuko hat endlich ihren Job als Buchhalterin gekündigt und lässt es sich jetzt gut gehen.

Im Zoo habe ich nicht allzu viele Bilder gemacht, aber dieses hier fand ich lustig:

Der soziale Wohnungsbau ist in Singapur ziemlich vorbildlich. Das heißt nicht unbedingt, dass es sehr geräumig wäre oder man sich seine Nachbarn aussuchen könnte…
Manche Zoobewohner gehören gar nicht zur Belegschaft, wie diese ordentlich große Hausschnecke.

Der eindeutig spektakulärste der drei Parks ist die Night Safari. Da kommt man erst um 19 Uhr, wenn es dunkel wird, rein und es geht natürlich um nachtaktive Tiere von Tapiren über Stachelschwein, Pangoline bis hin zu Flughunden und Elefanten. Eine Super-Sache, mit einem Nachteil: Fotografieren kann man weitgehend vergessen. Blitzlicht ist logischerweise verboten und zumindest mit meinem Handy (leichtes Gepäck) kam da nicht viel bei raus. Wobei auch meine Systemkamera da wohl nicht allzu viel gebracht hätte, bei der Düsternis bräuchte man Stativ und dann müssten die Biester still halten.

Der Brüller war aus meine Sicht die Fledermausvolière. Da gab es Flughunde (ich glaube das ist der korrekte deutsche Name, es geht um große Fruchtfledermäuse) und kleinere insektenfressende Fledermäuse. Insbesondere die Flughunde hingen da ganz tiefenentspannt rum, und zwar nicht irgendwo entfernt in den Baumwipfeln, sondern vom Weg zum Greifen nah auf Augenhöhe. Fotos sind leider nichts geworden, aber eins habe ich gelernt (glücklicherweise nicht auf die harte Tour): Fledermäuse schlafen kopfüber, aber sie pinkeln mit dem Kopf nach oben. Macht ja auch Sinn, denkt mal drüber nach 🙂 Haben sie jedenfalls mehrfach demonstriert.

Die Fotos der Fledermäuse wurden nix, aber in derselben Volière demonstriert dieses Huhn dieselbe Tiefenentspannung: es bäumte auf dem Geländer des Gehwegs auf.
Hier sieht man leidlich die letzte verblieben „Groß“Katze von Singapur: die Fischkatze. Wobei die kaum größer ist als eine Hauskatze.

Mittlerweile ist Do, der 26. September, der Tag meines Abflugs. Allerdings geht der Flieger erst um 23 Uhr, also konnte ich noch ein bisschen was machen (und bloggen). Vor allem war ich noch im Asian Civilizations Museum, das ist ein kulturgeschichtliches und archälogisches Museum mit Fokus auf Asien (logisch) und vor allem Südostasien. Die haben wirklich spektakuläre Sachen, es ist meines Erachtens noch besser als das auch sehr gute Shanghai-Museum.

Der Brüller ist die Ausstellung über ein Schiffswrack voller Handelsgüter aus dem 9. Jahrhundert(!) das bei Java unterging und dessen Ladung fast vollständig geborgen werde konnte. Vor allem tausende von Porzellanschalen, aber auch nocht teurere Handelsgüter aus Silber und Gold. Irre. Und vor allem zeigt es das Ausmaß des Handels in Südostasien im (aus europäischer Sicht) finstersten Frühmittelalter.

Die haben so viele Porzellanschalen, sie konnten sie zu Wellenmustern anordnen.

Hier noch ein paar Exponate, ohne Sinn und Verstand ausgewählt:

Danach bin ich auf dem Weg zur U-Bahn nochmal am Merlion Park vorbeigekommen. Heute war weniger Haze.

Mit der U-Bahn bin ich dann raus aus der Innenstadt zum Nationalstadion gefahren. Warum? Da ist ein japanischer Onsen, also heiße Bäder, die ich sehr genieße.

Vom Stadion aus entstand dann auch noch dieser Blick auf Singapur.

Das war es dann weitgehend. Mittlerweile bin ich zurück im Hotel, packe, blogge und dusche nochmal, bevor ich mich 12 Stunden in eine fliegende Blechbüchse begebe. Für den Rückflug habe ich mir ein Upgrade auf Premium Economy gegönnt (Business ist unbezahlbar), so wird es hoffentlich ziemlich entspannt.