20.09.2019 – Southern Ridges, Chinatown

Heute bin ich zu einer Wanderung aufgebrochen, die ich machen wollte, seit ich von der Möglichkeit gelesen habe: die Southern Ridges. Das ist eine Serie von mehreren Parks im Süden der Stadt, die über Brücken miteinander verbunden sind, so dass man sie entlang der Hügelrücken durchqueren kann, ohne in den Straßenverkehr eintauchen zu müssen.

Die Southern Ridges kann man mit bis zu sechs Parks durchlaufen, ich habe nur vier gemacht, das reicht angesichts der Temperaturen und des Haze auch völlig.

Mein Einstieg war der Kent Ridge Park. Wie man sieht, ist das kein schwere Wanderweg, sondern ein ganz einfacher.
Die Parks sind gründe Lungen in der ansonsten doch stark von Besiedlung und Wirtschaft dominierten Stadt.
Der Hort Park ist mehr eine Art Gartenschau. Das hier ist übrigens kein See, sondern eine Wasserfläche auf dem Flachdach des Visitor Center, die „Küste“ ist also eine Kante.
Das hier ist eigentlich gar nicht richtig Teil des Parks sondern mehr ein Grünstreifen zwischen den Parkplätzen.
Da es in Singapur immer warm ist gibt es auch immer irgendwelche Blüten.
Diese Brücke verbindet den Hort Park mit dem Telok Blangah Hill Park. Man beachte die schräge Architektur im Hintergrund.
Das besondere am Telok Blangah Hill Park sind die knapp zwei Kilometer Canopy Walk, wo man auf Stegen zwischen den Wipfeln wandelt.
Angeblich gibt es da auch freche Affen. Die habe ich nicht getroffen…
…dafür diese Baumschlange….
…und wilde Hühner.
Die Henderson Waves Brücke verbindet den Telok Blangah mit dem Mount Faber Park.. Nachts ist sie beleuchtet, aber auch so ziemlich ungewöhnlich.
Auf dem Mount Faber gibt es auch einen kleinen Merlion…
Ausblick auf seltsame Architektur…
…und eine Seilbahn zur Freizeitinsel Sentosa, die derzeit aber geschlossen ist.

Nach gut drei Stunden Wanderung war ich ziemlich fertig und pitschenass geschwitzt. Das machte das Mittagessen im Food Court eines Einkaufszentrums zu einer frostigen Angelegenheit. Dank Outdoor-Hemd war ich am Schluss aber wieder trocken.

Zweiter Teil des Tages war eine Food Tour in Chinatown. Vorher hatte ich noch Zeit, mir die zentralen Sehenswürdigkeiten des Viertels anzusehen.

Der berühmteste Tempel in Chinatown ist … hinduistisch (!): der Sri Mariamman Tempel. So richtig hat das mit der Aufteilung der Stadt in ethnische Viertel nämlich nie funktioniert.
Alles so schön bunt hier….
…und hier auch.
Unweit, fast nebenan, ist ein chinesischer buddhistischer Tempel, der Buddha Tooth Relic Temple.
Wo nun genau der Zahn Buddhas ist weiß ich nicht…
…den zeigen sie sicher auch nicht jedem dahergelaufenen Touri.
Die Architektur ist jedenfalls durchaus beeindruckend.
Der Thian Hock Keng ist ein taoistischer Tmpel und war tatsächlich historisch das Zentrum der chinesischen Community, denn dort wird der Gott der Reisen verehrt, was für die Einwanderer aus China wichtig war. Leider darf man drinnen nicht fotografieren.

Eine große Moschee, die Al- Abrar Mosque ist da auch ganz in der Nähe. Da war allerdings gerade Freitagsgebet, die Gläubigen stauten sich bis raus auf die Straße, das wollte ich nicht mit Fotografieren entwürdigen. Aber man sieht: „Chinatown“ ist ziemlich multikulti.

Eigentlich war ich aber für eine Food Tour vor Ort. Der Guide hat uns in zwei Hawker Center begleitet und mit feinsten Speisen vollgestopft, die aber allesamt zum günstigen Street Food der Stadt gehören. Neulich hat die Regierung beantragt, die Hawker Center Kultur ins UNESCO Weltkulturerbe aufzunehmen. Meines Erachtens durchaus angebracht. Es ist allerdings kein Street Food im eigentlich Sinne, denn den Straßenverkauf à la Thailand hat die Regierung schon lange verboten und die Garküchen eben in die sogenannten Hawker Center gepackt. Die echten Hawker Center gehören dem Staat, die Pacht für die Buden ist niedrig, die Preise entsprechend auch, es gibt keine Klimaanlage, dafür kräftige Ventilatoren, was meines Erachtens besser taugt. Die Hygiene wird strikt geprüft und die Buden müssen ihre Note aushängen, die allermeisten haben A oder B, was so viel heißt wie alles in Ordnung. Entsprechend kann man in Singapur auch alles bedenkenlos essen. Mittlerweile haben Einkaufszentren meistens ähnliche Food Courts, nur teurer und kälter.

So sieht das dann aus. Der Herr im Vordergrund erfreut sich an einem Becher Zuckerrohrsaft. So einen hatte ich später auch.
Nun aber zum Essen: Frühlingsrollen Gemüsefüllung.
Gebratene Nudeln mit Shrimps.
Lamm Satay mit Erdnusssauce.
Chicken Rice (der Rice wurde extra serviert).
Das Foto ist nicht gut (der Ventilator pustete das Verpackungspapier rüber), das Essen umso mehr: gedämpfte Reiskauchen mit einer Sauce aus Rettich und Gewürzen. Spottbillig und absolut genial. Das ist der Vorteil an so einer Food Tour: von selber wäre ich nie drauf gekommen, sowas zu essen.
Nochmal gebratene Nudeln.
Ein Trio von chinesischem Barbecue: Ente, knuspriger Schweinebauch, Char Sieu (gesmoktes Schwein mit Barbecuesauce). Alles fantastisch.
Das verwirrendste Gericht der Singapurer Küche: Carrot Cake. Das ist kein Desser und auch nicht aus Karotten. Rettiche heiße hier „White Carrot“. Es handelt sich also um gebratenen Rettich mit Ei. Etwas anders als westlicher „Carrot Cake“…

Die Gerichte teilt ich mir mit einem anderen Deutschen und zwei Neuseeländern, alle auf der Durchreis. Am Schluss waren wir pappsatt. Nebenher hat der Guide uns viel über Singapur und seine Gesellschaft und Kultur erzählt. Der Mann war wie alle Singapurer Männer zwei Jahre beim Militär und 18 Jahre bei der Reserve, hat viele Jahre als Ingenieur gearbeitet und jetzt als Guide, weil es mehr Spaß macht. Seine Meinung zu den Protesten in Hong Kong: alles Mist. In Singapur sind Proteste verboten, es gibt eine Speaker’s Corner in einem Park, da darf man seine Meinung sagen, dass sei besser so. Die große demokratische Graswurzelrevolution in Singapur dürfte wohl ausbleiben…

Mittlerweile ist hier Samstag Abend, ich war im botanischen Garten und im Nationalmuseum, Bericht folgt.