Nach dem gestrigen „Marathon“ habe ich es heute etwas ruhiger angehen lassen und bin „nur“ zu einem Ziel gefahren, bzw. zwei in einem: Ellis Island und die Freiheitsstatue. Dahin kommt man nur mit einer speziellen Fähre, die ich bereits im Voraus gebucht habe. Gerade der erste Stopp der Fähre, Liberty Island mit der Freiheitsstatue, ist ein sehr begehrtes Touristenziel. Entsprechend war das Schiff für Anfang März ziemlich voll, im Sommer geht es da sicher noch viel mehr zu.

Ich habe mich bei der Freiheitsstatue darauf beschränkt es zu machen, wie die Einwanderer: ich habe sie mir vom Wasser angesehen. Denn ehrlich gesagt: auf der Insel selbst verrenkt man sich nur den Kopf beim Hochschauen und zum Kopf hochzuklettern ist angeblich überbewertet.


Nun war die Freiheitsstatue nun eigentlich ein Geschenk, dass die 100 Jahre der amerikanischen Unabhängigkeit zelebrieren soll, doch schnell wurde sie mit dem „American Dream“ der Millionen Einwanderer im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert verbunden. Nicht zuletzt wegen Emma Lazarus Gedicht „The New Colossus“, das 1903 dort angebracht wurde, das mit den „huddled masses yearning to breathe free“.
Vor allem hat das auch mit Ellis Island zu tun, wo zwischen 1892 und 1954 gut drei Viertel der zweiten großen Einwanderungswelle der US-Geschichte abgefertigt wurden. Das erste Gebäude aus Holz brannte nach fünf Jahren ab, danach baute man dauerhafter in Stahl und Stein.





Zu Betriebszeiten war es da natürlich nie leer. In der ersten Zeit waren da so eine Art Pferche, später ganz lange Bänke, wo die Einwanderer auf die Abfertigung warten musste. Letztlich aber gar nicht so viel anders, als wenn man heute an einem Flughafen durch die Immigration muss (außer natürlich bei der wundersamen Turbo-Abfertigung vom Samstag, die ich immer noch kaum glauben kann).

Es war durchaus Absicht, dass die Einwanderer dabei außer Atem gerieten, denn das war Teil eines 60-Sekunden Gesundsheitschecks. Denn wer hier ins Husten oder Keuchen geriet durfte sich auf eingehendere Untersuchungen gefasst machen. Herz- und Lungenkranke waren nämlich unerwünscht (ebenso wie Chinesen, Prostituierte und Geistig Behinderte und ja, das waren ziemlich diskriminierende Zeiten). Aber die allermeisten (90%) hatten keine großen Probleme, denn die Schiffahrtsgesellschaften in Bremen, Hamburg, Liverpool, Neapel, etc. checkten die Migranten schon vor der Abfahrt auf Herz und Nieren. Warum? Sie mussten abgelehnte Einwanderer auf ihre Kosten wieder zurückfahren, später kamen heftige Strafen dazu.
Aus demselben Grund sind die Stories über willkürlich anglisierte Namen in Ellis Island auch Legenden: die richtigen Namen wurden bereits von den Schiffslinien erfasst, in Ellis Island hatten die Beamten genaue Listen, wer da eigentlich ankam.
Was man damals aber noch nicht brauchte, war ein Einreisevisum. Das wurde erst mit der Ära der extrem restriktiven Einwanderung von 1924/27-65 relevant und machte Ellis Island überflüssig.
Kranke wurden erst im Hospital behandelt und nur zurück geschickt, falls die Krankheit unheilbar war, wie z.B. Tuberkulose.
Und manche mussten länger in Ellis Island bleiben, weil Ihre Einreise in Frage stand, z.B. weil sie in Verdacht waren, eines der (damals wenigen) Einreisegesetze zu verletzen.





Auf dem Rückweg bin ich noch am Times Square vorbei, der ganz in der Nähe meines Hotels liegt. Da geht es zu wie im Taubenschlag, hauptsächlich Touris und verkleidete Gestalten, die sich für Geld mit den Touris ablichten lassen. Da gehe ich höchstens nochmal hin, wenn ich Theaterkarten auftreiben will. Aber ein paar Fotos braucht es schon, wenn auch der Computer für die Perspektivenkorrektur heftig rechnen musste.



Heute Abend gönnte ich mir noch ein richtig fettes Steak Dinner mit allem drum und dran in einem New Yorker Steakhaus. Das macht man allein schon wegen des Preises nicht oft, aber lecker ist es schon.



Morgen wieder Walking Tour, diesmal die große 6-Stunden Tour durch den südlichen Teil von Manhattan, Anfang in der Wall Street.
Lecker!
Wir waren damals tatsächlich auf der Freiheitsstatue oben. Muss man nicht gemacht haben, war aber lustig.