Die Pandemie ist zwar noch nicht vorbei, aber erste Reisen sind wieder möglich. Ich war 2011 schon mal in der Toskana, dabei aber nur kurz in Florenz. Zeit also, eine der Wiegen der Renaissance genauer zu erkunden.
Es ist kurz vor 10 und ich bin schon ca. eine halbe Stunde in meiner Ferienwohnung. Die Ankunft am Flughafen Florenz gestaltete sich sehr einfach, es wurde überhaupt nichts überprüft. Weder das Einreiseformular, noch der Covidtest. Verkehr gab es auch keinen. So waren das keine 45 Minuten vom Touchdown bis zur Ankunft. Heute Abend mache ich es mir hier noch gemütlich und morgen wird Florenz erkundet.
Dachterasse
Der Clou an der Ferienwohnung ist die Dachterrasse, ca. 20 Quadratmeter.
01. Juni: Walking Tour
Wie meistens beginne ich meinen Urlaub mit einer Free Walking Tour, in diesem Fall sogar zwei: eine über die Medici-Familie, die langjährigen Herrscher von Florenz, und eine über die Renaissance, ihre Protagonisten und ihre Werke. Dabei bin ich sehr viel durch die Stadt gelaufen und habe einen guten Eindruck bekommen. Ich war nur in wenigen Gebäuden bisher drin, das kommt ggf. später.
Das Wetter ist übrigens prächtig: ca. 25 Grad, sonnig, aber nicht zu heiß. Es sind auch wirklich ziemlich wenige Touristen unterwegs – nicht ganz so leer wie letztes Jahr in Venedig, aber wirklich entspannt.
Ein thematische Ordnung der Eindrücke erscheint mir sinnvoller als eine chronologische, daher:
Kirchen
In Florenz ist es wie in Kyoto: man muss eine ordentliche Tempel- bzw. Kirchenfrequenz an den Tag legen, sonst reicht die Zeit nicht.
Ich habe auch schon deutlich mehr Fotos von Palästen, Statuen und der Ponte Vecchio (alte Brücke) aber die poste ich morgen. Es ist schon ziemlich spät, ich bin platt und morgen habe ich für 8.15 Uhr Tickets für die Uffizien. Also folgt der Rest später.
01. Juni: Walking Tour II
Paläste
Paläste im Sinne von Palazzi – also den Herrschaftshäusern der reichsten Familien – gibt es in Florenz einige. Aber zwei davon waren tatsächlich Sitz der Regierung, also erst der Republik Florenz und später den Herzögen der Toskana, den Medici (und später den Habsburg-Lothringern).
Die Ponte Vecchio
Mehrere Brücken führen über den Arno, doch nur eine davon ist fotogen: die Ponte Vecchio. Die „alte Brücke“ also, die zwischen Uffizien und Palazzo Pitti über den Fluss geht und auf Geheiß der Medici ausschließlich von Schmuckhandlungen besiedelt ist.
Statuen
Natürlich steht Florenz voller Statuen. Die bildenden Künste waren hier Big Business, und wer reich und mächtig war, finanzierte Kunst im öffentlichen Raum (oder nur für zu Hause).
Dieser Eintrag entsteht in der Mittagspause am 2. Juni, in der Zwischenzeit war ich schon in den Uffizien und jetzt geht es weiter zum Auftstieg in die Domkuppel!
02. Juni: Uffizi und Duomo
Uffizien
Der zweite Reisetag begann mit dem frühestmöglichen Einlass in die Uffizien um 08.15 Uhr, das heißt Ticket abholen um 8 – gähn. Hat sich aber gelohnt: ich war zwar nicht allein im Museum, aber viele Leute waren es wirklich nicht. Die Fotos dienen denn auch nicht so sehr der Abbildung der berühmten Bilder, sondern vielmehr der Dokumentation, dass es erstaunlich leer war.
Duomo – Die Kathedrale
Bei meinem Toskana-Urlaub vor zehn Jahren war es in Florenz so voll, dass man in die Kathedrale wegen der langen Schlangen nicht reinkam. Wie sich herausstellt, bringt es auch nicht viel, in das Hauptschiff der Kathedrale zu gehen, da ist nicht viel los. Entscheidend ist der Aufstieg in due Kuppel, und den habe ich jetzt gemacht. War eine ziemliche Kletterei (über 400 Stufen durch teils sehr enge Gänge und Treppenhäuser), ging aber erstaunlich gut. Weil touristisch noch nicht soviel los ist, waren wir nur zwei Leute und die Führerin.
Der Witz an der Kuppel ist, dass sie zu groß war, um sie mit der Technologie der 15. Jahrhunderts zu bauen. Also kam Architekt Brunelleschi auf die Idee, zwei Kuppel zu bauen: eine äußere und eine innere, und oben drauf eine „Laterne“, eine Art überdachtes Oberlicht. An letzterer war dann auch der junge Leonardo da Vinci beteiligt.
Santa Croce
Dann war ich noch in der Kirche Santa Croce. Dort liegen viele der wichtigsten Gestalten der italienischen (Kultur-)Geschichte begraben.
Heute geht es weiter in den Palazzo Pitti und die Boboli-Gärten.
03. Juni: Südlich des Arno
Mittlerweile ist wirklich der Sommer ausgebrochen in Florenz, was auch schlagartig die bisher erstaunliche Disziplin der Italiener beim Maske tragen im Freien ins Wanken bringt – vielleicht betrifft das auch noch mehr die Touristen, von denen es langsam mehr gibt. In den Innenräumen wird das Gebot aber strikt befolgt.
Meine eigentlich für heute geplante Food Tour fiel mangels Teilnehmern aus, daher habe ich die Sehenswürdigkeiten auf der Südseite des Arno besichtigt: der Palazzo Pitti, die Boboli-Gärten und den Piazale Michelangiolo.
Palazzi Pitti und Boboli-Gärten
Im Palazzo Pitti selbst sind herzöglichen Gemächer und das Textilmuseum leider wegen Covid immer noch geschlossen. Nur die großen Gallerien kann man besichtigen, Da sind Unmengen von Kunstschätzen, aber die wenigsten reichen an die Uffizien heran.
Piazzale Michelangiolo
Danach war Klettern angesagt, denn südlich des Arno geht es ziemlich bald einigermaßen steil bergauf. Dafür kommt man dann zu verschiedenen schönen Aussichtspunkten auf die Stadt.
Der berühmteste Aussichtspunkt ist der Piazzale Michelangiolo. Normalerweise ist der voller Reisebusse mit Leuten, die eine 1-Tagestour nach Florenz, Siena und St. Gimignano machen (schauder), aber der Bustourismus ist noch nicht wieder aktiv. Daher konnte ich einige Aufnahmen machen.
Das ganze war eine ziemliche Latscherei bei gut 30 Grad, danach war Essen und Chillen angesagt, was ich auch ausgiebig gemacht habe. Morgen sammle ich dann noch die verbliebenen Ziele ein, lass es aber langsamer angehen.
04. Juni: Was noch fehlte
Heute habe ich mir noch die Sachen angesehen, die auf meiner Liste noch fehlten. Ein Museum habe ich allerdings nicht geschafft: das Museo Opera del Duoma, also das Museum über den Dombau, wo die Originale der „Himmelspforten“ stehen. Die haben so bizarre und schlecht dokumentierte Öffnungszeiten, dass ich mal wieder vor verschlossenen Türen stand. Macht auch nichts.
Palazzo Medici Riccardi
Erster Stopp war der Palazzo Medici Ricardi. Das ist das Gebäude, in dem die Medici wohnten, als sie „nur“ reiche Bankiers waren und Florenz nur meistens de facto beherrschten und nicht de jure. Später, als Herzöge, sind sie dann ja bekanntlich in den Palazzo Vecchio und dann den Palazzo Ricardi umgezogen. Das alte „Häuschen“ verkauften sie dann eben an die Familie Riccardi, daher der Name.
Galleria Dell’Accademia
Das Museum der Kunstakademie ist aus touristischer Sicht vor allem wegen einem wichtig: hier steht der Original-David. Da ich Zeit hatte, habe ich mir den nun auch angesehen, zumal man nicht anstehen musste.
Ursprünglich sollte der David ja hoch droben auf der Kathedrale stehen, darauf sind auch die Proportionen abgestimmt – z.B. sind die Hände überproportional groß. Für eine Statue, die man eigentlich nur von tief drunten sehen sollte hat Michelangelo dann aber ganze Arbeit geleistet und auch hinten nichts gespart. Ein Grund, warum die Statue dann vor den Palazzo Vecchio kam und nicht auf die Kathedrale.
Die Medici-Kapelle
Jetzt weiß ich auch, warum die Kathedrale im Inneren ziemlich schmucklos ist: die Medici hatten eine Privatkapelle bei der Basilica San Lorenzo. (Ok, die hatten mehrere Privatkapellen, aber das hier war die wichtigste).
Die Grabmäler der Medici-Herzöge sind da auch, man sieht sie im oberen Bild. Aber dann gibt es noch eine Hall mit den Grabmälern der prä-herzöglichen Medici, z.B. Lorenzo dem Prächtigen.
So, das war es jetzt aber mit Kunst! Ist natürlich das Highlight von Florenz, aber ich habe jetzt auch mehr Kunstmuseen gesehen als in den letzten 10 Jahren zusammen genommen 🙂
Ich poste dann noch mal was zum Thema Essen und Trinken, stay tuned.
05. Juni: Essen!
Ich bin mal ehrlich: ich fahre auch, aber sicher nicht nur, wegen der Kunstschätze nach Italien. Wichtiger ist: das leckere Essen! Für mich sind Italien und Frankreich die Länder in Europa, in denen Essen richtig ernst genommen wird und entsprechend gut ist. Selbst in einer Tourismus-Metropole wie Florenz merkt man das sehr. Ich habe auch fast nirgendwo das berüchtigte „menu turistico“ gesehen, also irgendeine Art von Fleisch mit Pommes mit Getränk für ca. €10. Manche Lokale boten Deals wie Bistecca Fiorentina mit Kartoffeln und einer Flasche Wein für zwei Personen für €50, da habe ich dann einen großen Bogen drum gemacht – so billig gibt es kein gutes T-Bone Steak.
Apropos Bistecca Fiorentina: das habe ich tatsächlich nicht gegessen, obwohl es eine der regionalen Spezialitäten ist. Der Grund: man muss ein ganzes Steak bestellen, das wiegt (mit Knochen) mindestens ein knappes Kilo und ist deswegen auch für zwei Personen gedacht. Vor zehn Jahren konnte ich sowas noch alleine essen, aber ich werde alt…
Was habe ich nun also alles verputzt?
Crostini, Bruscetta, Schiacciata.
Auch mit raghu cinghiale (Wildschwein)… oder mit Salsiccia sehr lecker.
So, das war’s mit Florenz. Vier Tage waren gut bemessen, fünf Tage wären auch ok, bei einem längeren Aufenthalt wären dann Tagesausflüge in die restliche Toskana angesagt. Natürlich gäbe es da reichlich schöne Ziele, aber die meisten habe ich vor zehn Jahren bereits gesehen.
So, jetzt heißt es packen und dann zum Airport, schließlich brauche ich noch einen Corona-Test für den Abflug. Beim nächsten Trip im Juli nach Rom kann ich mir das hoffentlich sparen, bis dahin gelte ich als vollständig geimpft.
Vielen Dank fürs Lesen!