31.12.2019: Archäologisches Nationalmuseum

Den heutigen Tag habe ich für das Archäologische Nationalmuseum genutzt – leider nicht ganz allein, aber der richtige Andrang kam erst, als ich schon fertig war. Dabei habe ich zwei Sachen festgestellt: A) es war eine gute Idee, erst zu den archäologischen Stätten und erst dann ins Nationalmuseum zu gehen, denn so konnte ich die Exponate viel besser in ihre Epochen und zu ihren Fundorten zuordnen. B) Ich habe mich bei den kleinen Museen bei den Grabungsorten immer gefragt, wo denn die richtig gut erhaltenen Fundstücke sein mögen. Jetzt weiß ich es: im Nationalmuseum in Athen (oder im britischen Museum bei den geklauten Stücken)!

Dieser Gesell hier ist so richtig alt aus der Jungsteinzeit. Andererseits wirkt es, als würde er telefonieren.

So gibt es hier z.B. sehr schöne Stücke aus der kykladischen Zivilisation (also ganz alt, ab 3000 v. Chr.):

Wie diesen „Harfner“…
…und dieses „Bettelnde Gürteltier“. (Ok, offiziell eine „einzigartige zoomorphe Skulptur, möglicherweise ein Bär“ – d.h. die Archäologen wissen auch nicht, was sein sein soll, ich bleibe bei Gürteltier.)
Besonders prächtig und steinalt sind diese Wandfresken aus Thera…
…ebenfalls aus der Bronzezeit und mit 1600 v.Chr. noch älter als Mykene. Quasi ein Ableger der minoischen Kultur von Kreta.

Auch aus Mykene haben die jede Menge der tollsten Sachen:

Wie dieses Original der „Totenmaske des Agamemnon“, die Kopie sah ich ja gestern in Mykene. Der Name des Stücks ist eher Fiktion als sonstwas – ob das was mit Agamemnon zu hat oder ob es überhaupt einen historischen Agamemnon gab ist nicht gesichert.
Es gibt auch noch weitere von diesen mykenischen Grabbeigaben…
…alles aus den Rundgräbern, die ich gestern in Mykene gesehen habe.
Die Mykener nahmen auch schon den Stil der frankobelgischen Comics vorweg.
Wandfresken aus Mykene…
…haben sie auch. Immer dran denken, das ist alles 1300 v. Christus oder noch älter!

Und dann gibt es natürlich jede Menge extrem gut erhaltene Statuen und Grabstelen aus der archaischen, klassischen, hellenischen und römischen Epoche.

Diese Statue aus dem früharchaischen (auch dädalischen Stil) bestätigte meine Vermutung: die Griechen ca. im 9. und 8. Jhdt. v. Chr. kamen viel rum, sahen die Statuen in Ägypten und beschlossen: das können wir besser.
Die Statuen sind noch recht statisch, die Arme streng an der Seite, der Schritt nur ein wenig nach vorne, aber eben schon viel dynamischer, als bei den ägyptischen Statuen, die mir vorschweben.
Diese Bronze (von Zeus oder Poseidon, es fehlt eben Dreizack oder Blitz) stammt wie der Wagenlenker aus dem sog. „strengen Stil“, wohl so im späten 6., frühen 5. Jahrhundert v. Chr.
Grabstelen…
…aus der klassischen Epoche (5. und 4. Jahrhundert v. Chr.)…
…ebenso reichlich…
…super erhaltene Statuen.
Diese Darstellung aus der hellenischen Zeit (also ab Alexander, aber noch vor den Römern) bedarf keine Kommentars: ein antiker „me too“ Moment.
Diese Bronze von einem Jockery auf seinem Pferd ist sehr dynamisch, stammt dann aber schon aus römischer Zeit.
Das hier ist übrigens das Original der Äskulap-Statue aus Epidauros. Immer noch eine Kopie aus Römerzeiten (das nicht erhaltene Original stammt aus der Klassik), aber zumindest kein Gipsabguss.
Und was findet man in dem Saal „Hadrian und Athen?“ Klar, einen Antinoos.
Zu gute letzt mal was ganz anderes: der Bronzekopf einen (unbenannten) Philosophen, wohl auch aus der hellenischen Zeit. Ganz anderer Stil!

Ein Archäologe kann sicher tagelang in diesem Museum verbringen, mir reichte ein halber Tag (schließlich müssen die Fotos ja auch noch nachbearbeitet werden).

Nun ist Silvesterabend – es gibt zwar sicher verschiedenste Amüsements zum Jahreswechsel in Athen (inkl. Open Air Konzert am Syntagmaplatz), aber ich lasse es lieber ganz gemütlich angehen.

Ein Gedanke zu „31.12.2019: Archäologisches Nationalmuseum“

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