Ferien in Dänemark

Hier entsteht der Blog zur Dänemark-Reise von 3.-18. Juni 2022

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03. Juni 2022 – Kiel

Erster Stopp der Reise war Kiel. Ich bin mit dem ICE von München nach Kiel gefahren, das dauert sieben Stunden. Es könnten auch sechs oder noch weniger sein, aber da greift die deutsche Kleinstaaterei: der ICE muss mindestens zweimal in jedem Bundesland halten, egal ob es Sinn macht oder nicht – in Hamburg hält er sogar dreimal (!) Die Halte in Ingolstadt, Fulda, Göttingen, Hamburg-Harburg, Hammburg Dammtor und Neumünster könnte man sich echt schenken, dann wäre der ICE wahrscheinlich nur 5 1/2 Stunden unterwegs und könnte sich tatsächlich Schnellzug schimpfen. Sei’s drum, immerhin kam ich ohne Verspätung an (aber auch nur weil die Bahn zwischen Hamburg und Kiel offensichtlich jede Menge Puffer einbaut).

Kiel selbst ist hübsch gelegen und hat viel Blau (Wasser) und Grün (Bäume) – architektonisch ist die Stadt allerdings ziemlich seelenlos. Können sie nicht viel dafür, Kiel wurde als strategischer Hafen im Zweiten Weltkrieg gründlich zerbombt und die Architektur des Wiederaufbaus war halt mehr von Pragmatismus als von Ästhetik geprägt.

Wie gesagt, viel Grün gibt es. Hier z.B. der Ratsdienerpark.
Aber klar, das Entscheidende an Kiel ist natürlich das Wasser, die Kieler Förde.
Traditionell Deutschlands wichtigster Militärhafen, aber mittlerweile gibt es auch reichlich Kreuzfahrtschiffe.
Das Militär ist aber auch präsent: hier mit dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ (A 1412).
In Kiel glaubt man übrigens an Recycling. Ausgediente Segelschiffe werden als Ausflugslokale wiederverwendet.
Dummerweise übertreiben sie das mit dem Recycling aber, vor allem bei der Bundesmarine. Denn das modernste, teuerste und neueste Schiff im Hafen ist…
Ein Segelschiff! Die Gorch Fock liegt nach ihrer endlosen und sündhaft teuren Restaurierung aktuell an ihrem Stammankerplatz.

Jetzt wissen wir auch, wofür die Bundeswehr das Sondervermögen braucht: um endlich neue Schiffe mit modernen Antrieben zu kaufen, die noch dazu billiger sind!

Als nächstes geht es mit dem Auto weiter nach Dänemark.

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04. Juni 2022 – Ferienhaus Ringkøbing

Von Kiel aus waren es ca. 4 Stunden bis zum Ferienhaus nahe Ringkøbing, inklusive eines kürzeren Staus an der dänischen Grenze. Die Dänen machen nämlich immer noch Grenzkontrollen – EU-rechtlich zweifelhaft und angesichts des Durchwinkens der allermeisten Autos wahrscheinlich auch nicht effektiv. Aber egal, wir haben es geschafft.

So sieht es da aus. Dieses Foto ist nun auch selbst geschossen und nicht von der Webseite des Vermieters geklaut.

Das Haus (Standort siehe Reiseroute) ist groß und sehr luxuriös, mit sieben (sehr kleinen) Schlafzimmern, drei Badezimmern, Whirlpool, Hallenbad mit Gegenstromanlage, großer Küche, etc. Weitere Bilder folgen, auch von den Bewohnern. Leider sind wir weniger als geplant: mein Cousin Michael, also der Sohn der Tante Anita, deren Geburtstag wir nachfeiern, ist kurz vor Abreise an Covid erkrankt und konnte nicht kommen. Was ein Mist.

Das ganze ist entlang Ringkøbing Fjord gelegen, also zwischen Nordsee und einer Lagune. Beide habe ich bisher nur aus dem Auto gesehen, aber auch werden Fotos noch folgen.

Auf der ganzen Halbinsel (bzw. beiden Halbinseln, nördlich und südlich des Durchbruchs) sind Ferienhaussiedlungen (vor allem für Deutsche) und Schweinezuchten. In den nächsten Tagen werde ich die Gegend erkunden und berichten.

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05. Juni 2022 – Ringkøbing Fjord

Wie versprochen ein paar Bilder vom Ferienhaus und seinen Bewohnern.

Das Schwimmbad, mit Gegenstromanlage und Schwager Hans-Martin.
Der Whirlpool, da war ich schon zweimal drin.
Der Essbereich. Von links nach rechts: Max Freundin Rike, Tante Anita, Cousine Petra.
Nochmal von der anderen Seite. Tante Anita und meine Schwester Doro.
Einer der zwei Wohnbereiche.
Eine weitere Außenaufnahme.
Ein Stück weiter südlich an der Nordseeküste gibt es den historischen Leuchtturm Lyngvig…
…1906 nach einem Schiffsunglück erbaut. Heute ein Museum und hochklettern kann man auch, wenn man will.
Hier nochmal die Nordseeküste nahe des Leuchtturms.

Als diese Bilder entstanden, war das Wetter ziemlich schön und einigermaßen warm. Heute (Pfingstmontag) regnet es ziemlich, das soll morgen auch noch so weitergehen. Weiteres folgt sobald sich Gelegenheit ergibt.

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06. Juni 2022 – Ringkøbing und Kitesurfing

Hier noch ein paar Eindrücke von Haus und Umgebung:

Noch mehr Ferienhausbewohner am Frühstückstisch.
Und beim Intensivloungen.
In Søndervig, dem nächsten Touri- und Einkaufskaff, entsteht ein riesiges Spaßbad mit Trichterrutsche. Das eröffnet aber erst Ende der Woche.

Am Nachmittag hat es aufgehört zu regnen, daher sind Hans-Martin und ich mit dem Fahrrad nach Ringkøbing gefahren.

Mit dem Fahrrad kann man da eine Abkürzung nehmen…
…einen Deich über die nordwestliche Ecke des Ringkøbing Fjord.
Die Windverhältnisse…
…waren fürs Kitesurfing…
…ziemlich ideal.
Ringkøbing ist Kreis- und Verwaltungssitz der ganzen Gegend. Hier ist die ganze Infrastruktur wie viele Supermärkte, ein Profi-Baumarkt, usw. Aber das ganze ist trotzdem ein ziemlich verschlafenes Nest mit knapp 10.000 Einwohnern.
Einen kleinen Hafen gibt’s auch, aber das war’s dann mit den Sights.

Mittlerweile regnet es wieder sehr intensiv, aber ab morgen Nachmittag soll es wieder besser werden.

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08. Juni 2022 – Smørrebrød und Sandskulpturen

Reichlich Aktivität im Ferienhaus:

Billardspielen…
Hausmusik…
Tanz…
Stand-Up Paddling…
und Gruppenfoto.

Zum Abendessen haben Vibeke und Petra dann die dänische Spezialität Smørrebrød gemacht.

Das ist reichlich Arbeit, aber für ein spektakuläres Ergebnis.

Unweit des Ferienhauses, im Touri-Ort gibt es auch eine Sandskulpturen-Ausstellung.

Meine Lieblingsskulptur: König Harald Blauzahn (ja der). Leider gelang es meinem Handy nicht, Funkverbindung mit der Statue aufzunehmen.
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10. Juni 2022 – Fanø

Am letzten vollen Tag im Ferienhaus haben einige von uns einen Ausflug nach Fanø gemacht. Das ist eine Insel vor der Westküste, ca. zwei Stunden Fahrt südlich, inkl. Fähre. Petras und Vibekes Vater kommt ursprünglich von da.

Konkreter Anlass war aber (zumindest für Doro und Petra) der Woll-Laden von Christel Seyfarth, einem Star der internationalen Strickszene.
Und so sieht’s da drin aus.

Aber selbst in einem kleinen Woll-Laden können die wahren Fans sich einige Zeit aufhalten. Max, Rike und ich haben daher das Städtchen erkundet.

Durchaus malerisch…
…aber auch nicht gerade riesig.

Natürlich gibt es da auch an der Küste eine große und durchaus malerische Dünenlandschaft:

Ohne Menschen…
…und mit.
Max und Rike zog es (da mit Gummistiefeln bewaffnet) auch noch ins Watt, auf der Suche nach Robben.

Sie haben auch welche gefunden, aber nur mit dem Fernglas sichtbar. Auf dem Rückweg lagen dann die gleichen Viecher unmittelbar bei der Fähre, ganz ohne Wanderung.

Meine eigenen sind im digitalen Orkus verschwunden, aber Doro hat glücklicherweise auch fotografiert.

Mittlerweile bin ich in Kopenhagen angekommen, für den zweiten Teil meines Urlaubs, diesmal solo.

Der Transfer war ein bisschen beengt, ging aber flott. Herzlichen Dank an Petra fürs Fahren!
In dieser durchaus hübschen Siedlung auf der Insel Amager direkt südlich von Kopenhagen liegt meine Ferienwohnung. Nah an der Metro und somit zu allem anderen auch.

Morgen starte ich mit einer Walking Tour und dann sehe ich mal, was ich so abklappere an touristischen Aktivitäten.

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12. Juni 2022 – Kopenhagen Walking Tour

Wie üblich habe ich meine Städtereise mit einer Free Walking Tour begonnen. Die gibt es mittlerweile quasi überall und sind eigentlich immer gut. Das Geschäftsmodell basiert darauf, dass jeder Teilnehmer, das zahlt, was er für angemessen hält, und anscheinend rechnet es sich.

Startpunkt war das Rathaus von Kopenhagen. Wie man sieht, was das Wetter unstet – es rangierte von gleißendem Sonnenschein bis teils sehr heftigen Regenschauern.
Die goldene Figur am Rathaus zeigt den Bischof Absalon (1128-1201), den (vermeintlichen) Gründer von Kopenhagen. Meine Bibelkenntnisse mögen etwas rostig sein, aber wer nennt seinen Sohn Absalon? Der biblische Abschalom versuchte einen Putsch gegen seinen Vater König David und scheiterte kläglich.
Direkt am Rathausplatz ist auch der Eingang zum Tivoli, aber da gehe ich erst in den nächsten Tagen hin.
Das Rathaus ist streng von mythischen Wesen bewacht. Oben auf dem Dach lauern übrigens auch Eisbären (aus Bronze) von denen mir aber kein befriedigendes Bild gelingen wollte.

Die Tour führte an dem ältesten Gebäude der Stadt aus dem 17. Jahrhundert vorbei. Richtig alte Gebäude sind Mangelware in Kopenhagen: mehrere Feuer und das katastrophale Bombardement der Briten 1807 ließen wenig übrig. Fast alles entstand dann erst im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts.
Der Gammel Strand, der alte Strand. Das Ufer links war mal die Küste, bevor eine künstliche Insel (rechts) aufgeschüttet wurde.
Auf der Insel steht nun Schloss Christiansborg. Das war mal (in einer früheren Inkarnation) Sitz des Königs. Es brannte nieder, der König zog um und schenkte dann das neue Gebäude dem dänischen Volk. Es ist der Sitz der Parlaments.
Mit einem eigenen Eingang für die Premierministerin. Die Security geht übrigens schwer gegen Null.
Unweit findet sich ein neueres Stadtzentrum, den Kongens Nytorv. Quasi der Stachus, nur grüner und ruhiger.
Da wiederum in der Nähe ist der Nyhavn, der „neue Hafen“. Allerdings nicht ganz so neu: er wurde 1673 eröffnet und dient heute primär als Setting für Restaurants, Tourboote und das ein oder andere Segelschiff.
Die Tour endete an Schloss Amalienborg. Das sind eigentlich vier nahezu identische Palais. In diesem hier wohnt eigentlich Königin Margarete. Wie alle Kopenhagener ist sie aber aktuell in ihrem „Sommerhaus“ – der königlichen Yacht. Ihr Palais hat mehr Schornsteine als die anderen – der Witz geht, dass das wegen ihres Kettenrauchens notwendig sei. Security auch hier sehr gering, nur ein paar Soldaten in Uniformen mit Bärenfellmütze direkt bei den Häusern. Aber zumindest Königin und Kronprinz waren auch nicht da.
Hier noch ein Bild von der Hafenküste aus: Springbrunnen, in der Mitte bei der Reiterstatue die Palais des Schloss Amalienborg und ganz hinten die sog. Marmorkirche.
Unweit der Marmorkirche findet sich dann auch die russisch-orthodoxe Kirche der Stadt, die Alexander Nevski Kirche. Wahrscheinlich vom heiligen Eisenstein errichtet. Oder war es Potemkin?

Die Walking Tour war vorbei, die Schauer wurden häufiger. Ich bin aber trotzdem einfach an der Küste weiter nach Norden gewandert. Wobei „Küste“ hier das Westufer der Meerenge meint, die letztlich der Hafen von Kopenhagen ist, mit Christanshaven auf der anderen Seite. Ähnlich wie der „East River“ zwischen Manhattan und Brooklyn.

Direkt auf der anderen Seite, auf einer Linie mit Schloss Amalienborg, liegt die Oper von Kopenhagen, die man normalerweise mit dem Wasserbus erreicht. Der Eingang ist dem Meer zugewandt.
Auf dem Weg konnte ich dann herausfinden, was die deutsche Bundesmarine so treibt. Die Fregatte „Schleswig-Holstein“ liegt an einer Bar vor Anker. Ganz unmittelbar: die Gangway führt direkt zum Personaleingang der Bar links im Bild.
Immerhin passt die dänische Marine auf, dass die Deutschen nicht allzu sehr über die Stränge schlagen.
Oder behalten sie vielmehr diese Invasoren im Blick?

Einer der Gründe, die Küste nach Norden weiterzugehen ist die angeblich „zweitenttäuschendste Sehenswürdigkeit der Welt“ (Nr. 1 ist Manneken Pis):

Die kleine Meerjungfrau. Wie man sieht, kommen die Touristen trotzdem.
Ich natürlich auch.

Aber auch außer der Statue ist in der Gegend einiges zu sehen.

Zum Beispiel die St. Alban’s Church. Quasi das anglikanische Gegenstück zur russisch-orthodoxen Newski-Kirche.
Hier aus grüner Perspektive.
Oder der Gefionspringvandet, ein großer Springbrunnen. Da baden aber genau so wenig Blondinen drin wie im Trevi-Brunnen in Rom.

Vor allem aber gibt es hier das Kastell von Kopenhagen, eine hervorragend erhaltene Festungsanlage aus dem 17. Jahrhundert. Das ist im Prinzip immer noch eine militärische Einrichtung (da stehen auch ein paar wenige Wachsoldaten und die Kasernen werden zumindest teilweise genutzt), aber das Ganze ist auch eine Art Parkanlage, die der Öffentlichkeit zumindest tagsüber zugänglich ist.

Dieses Bild deutet die typisch sternförmige Form der Festungsanlage an.
Besser sieht man es aber auf diesem Luftbild.
CucombreLibre from New York, NY, USA, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
Die Anlage…
…ist recht malerisch…
…und hat alles, was eine Festung braucht. Kirche…
…und Windmühle.
Auf den Gelände findet sich auch das Denkmal für die dänischen militärischen Auslandseinsätze seit 1948…
…mit der Liste der Länder und Regionen…
…und der Liste der dort Gefallenen und Verstorbenen. Alles natürlich deutlich kleiner als z.B. das Vietnam-Memorial in Washington.

Danach hatte ich dann genug Tourismus für einen Tag. Ich bin mit dem Wasserbus und der Metro zurück zu meinem Domizil gefahren, wobei das Wetter Fotos aus dem Wasserbus verhinderte.

Quasi beim Umsteigen habe ich noch dieses Bild von Vor Frelsers Kirche in Christianshavn geschossen. Eigentlich geht man da wegen dem Turm hin, den man tatsächlich bis ganz nach oben erklimmen kann, die letzten Meter (quasi die gewendelte Spitze oben) an der Außenseite! Der Aufstieg war aber wegen Regens geschlossen. Und die stürzenden Linien im Foto bekam ich nicht mal mit der besten Software weg – zu extrem!

Morgen geht es weiter mit einer Food Tour und dann sehe ich mal, wo die Füße (oder die Metro) mich hintragen.

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13. Juni 2022 – Food Tour etc.

Heute wie gesagt Food Tour, das hat sich für mich ebenso wie Free Walking Tours bei Städtereisen bewährt. Die Food Tour begann an den Torvehallerne, das sind zwei Markthallen, die zwar an einem historischen Marktplatz stehen, die es aber erst seit einigen Jahren gibt.

Dort ging es dann los mit der ersten Verkostungen:

Dann ging es weiter durch verschiedene Teile der Stadt. Tatsächlich habe ich bei der Food Tour eine größere Strecke zurückgelegt als gestern bei der Walking Tour. Und natürlich gab es mehr zu Essen und zu Trinken:

Wir kamen auch an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei:

Wie z.B. dem historischen Universitätsgebäude. Lustigerweise ist die Uni ähnlich alt wie die LMU und dieses Gebäude ähnlich alt wie das LMU-Hauptgebäude. Mit dem Unterschied, dass das Kopenhagener Gebäude wohl nicht mehr für den Lehrbetrieb verwendet wird.
Der Rundetaarn („Runder Turm“), ursprünglich als Universitätsobservatorium gebaut, nachdem der König den berühmten Astronomen Tycho Brahe aus dem Land geworfen hatte, wohl in der Hoffnung auf würdigen Ersatz.

Letztlich gingen wir zum Nachtisch über, auch in mehreren Runden.

Letztlich gab es noch Edel-Schokoküsse, wieder zurück in den Markthallen.

Nach der Food Tour habe ich noch etwas Sightseeing auf eigene Faust betrieben, z.B. in den nahe gelegenen botanischen Garten:

Und nach Schloss Rosenborg, ebenfalls eine ehemalige königliche Residenz, die mittlerweile als Museum dient und die Kronjuwelen behaust:

Zu guter letzt bin ich wieder zurück zu den Markthallen, wo meine Metro-Linie praktischerweise direkt hält. Und weil ich da schon wieder etwas Hunger hatte, habe ich mir noch ein paar gänzlich un-dänische Empanadas gegönnt.
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14. Juni 2022 – Tivoli und andere Traumländer

Mittlerweile geht mir das Wetter einigermaßen auf den Senkel. Im gefühlten 15 Minuten Takt Regen, Wind, Kalt, Warm, Sonne, das bedeutet Jacke aus, Jacke an, Jacke zu, Jacke auf, Kamera raus, Kamera rein, etc. Kurze Regenschauer eigentlich ständig und jeden Tag mindestens einmal ein richtiger Guss. Na gut, ich bin adäquat ausgestattet mit den Klamotten, aber so richtig Entspannung kommt da nicht auf. Sei’s drum.

Heute habe ich drei Orte von Träumen und Sehnsucht aufgesucht. Der erste ist das Restaurant Noma, Gründungsort der New Nordic Cuisine und mehrfach als das beste Restaurant der Welt ausgezeichnet. Zumindest einer der Wettbewerbe hat sie jetzt einfach in eine Hall of Fame eingetragen und lässt sie nicht mehr teilnehmen, damit auch mal andere gewinnen.

Nun hätte ich mir das trotz des hohen Preises (>€200 fürs Menu plus ähnliche Summen für die Weinbegleitung) durchaus mal geleistet. Nur gibt es da drei Probleme: 1.) man muss viele Monate im Voraus reservieren, 2.) als Einzelgast kann man nur auf einen der vier Plätze an einem zusammengewürfelten Gemeinschaftstisch hoffen und 3.) genau in dieser Woche hat das Noma schlicht geschlossen, weil sie von der Winter- auf die Sommersaison umstellen. Problem 3.) vereitelt damit auch alle Hoffnung auf Wartelisten o.ä., insofern kann man nix machen. Leider haben auch die anderen Edelkneipen Kopenhagens monatelange Wartelisten, insofern muss ich den Foodie in mir mit Foodtour und Streetfood versorgen.

Aber fotografieren kann man es ja, zumal das nur ca. 40 Minuten zu Fuß von meiner Ferienwohnung entfernt ist und der Weg durch den schönen Teil von Christiania (s.u.) führt.

Gut, dass ich zu Fuß gekommen bin, denn mein Kajak hätte ich am Noma nicht parken dürfen!
Das Noma baut einen Teil seiner Zutaten selbst an, hier die Gewächshäuser.
Das Gebäude rechts und hinten ist das eigentlich Restaurant. Näher kommt man wegen einer Absperrung aktuell nicht hin.

Nun ist das Noma unmittelbarer Nachbar eines anderen Orts von Traum und Sehnsucht (für andere Leute, nicht mich): die Kommune Christiania, die sich selbst als autonomen Freistaat sieht (die dänische Regierung sieht das etwas anders). Bei Christiania denken jetzt manche wahrscheinlich an Fahrräder oder Drogen – der Verkauf letzterer ist wohl in den letzten Jahren massiv reduziert worden, um die ständigen Probleme mit der Polizei zu reduzieren. Was mir aber nicht klar war: Christiania besteht nicht nur aus einem größeren Gelände im relativ urbanen Stadtteil Christianshavn, sondern auch aus den östlichen Festungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert, und das ist ein sehr schönes, grünes Gebiet. Genau dadurch führt mich mein Weg auf dem Marsch zum Noma.

So muss man sich das vorstellen, das linke Ufer sind die alten Wehranlagen.
Auf der Karte sieht man es besser. OpenStreetMap contributors, CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons
Beim Zugang zum Gelände gibt es nur ein paar Hinweisschilder und jemand hat allzu schnellen Radlern ein paar Steine in den Weg gelegt.
Dahinter stehen einige lustige Häuschen im Wald.
Das ist zwar nicht die Villa Kunterbunt…
…aber etwas Pippi Langstrumpf Feeling kommt trotzdem auf.
Natürlich betreiben die Hippies strikte Mülltrennung mit detaillierten Instruktionen.
Auch auf der anderen, nicht zu Christiania gehörenden Seite baut man nah und etwas ungewöhnlich am Wasser.
…und es gibt seltsame Dinge zu sehen.

Den städtischen Teil von Christiania (auf der Karte unten links) fand ich nicht ganz so schön.

Z.B. ist das Gelände von einem Zaun umgeben.
Wobei der Eingang durchaus offen steht.

Drinnen ist es eine Ansammlung von Hütten, umfunktionierten Häusern, Ständen, Kneipen, Werkstätten etc. Im Prinzip das, was das Tollwood auf turbokapitalistische Art und Weise performativ nachzubilden versucht. Hier ein paar Bilder:

Dieses Kunstwerk fand ich sehr launig.

Nach meinem Besuch in Christiania bin ich weiter zum dritten Ort von Träumen und Sehnsucht (diesmal eher von Kindern): Tivoli. Das musste natürlich sein, schließlich habe ich letztes Jahr das ursprüngliche Tivoli in Italien besucht, wo Kaiser Hadrian sich entspannte. Die Version in Dänemark ist demokratischer und besser erhalten – einer der ältesten Theme Parks in der Welt und direkte Inspiration für Disneyland.

Vor Walt Disney war schon Hans Christian Andersen ein Fan, die Statue schaut direkt auf den (alten) Eingang von Tivoli.

Für mich ist das beeindruckendste an Tivoli, wie effizient sie den Platz nutzen. Das ganze Gelände ist kaum größer als ein glorifizierter Häuserblock, aber durch die extrem verwinkelte Anlage hat man den Eindruck, einen wesentlich größeren Freizeitpark zu besuchen. Auch ohne irgendwelche Fahrtgeschäfte zu nutzen haben ich (inkl. Essen und Kaffee) gute drei Stunden dort zugebracht.

Die Fahrgeschäfte haben eher Oktoberfest-Niveau und sind nicht mit Disneyland oder Universal Studios zu vergleichen.

Dafür werden auch moderne Rides an die Old School Ästhetik des Parks angepasst.
Verwinkelte Gassen…
…erschaffen eine Illusion von Größe.
Schön ist auch die Liebe zum Detail. Was ist das schlimmste, was dem modernen Theme Park Besucher passieren kann? Wenn das Smartphone leer ist. Hier kann man kleine Schließfächer mit verschiedenen Ladekabeln anmieten.

Besonders amüsant fand ich, dass Tivoli ganz unapologetisch einem politisch ziemlich unkorrekten Orientalismus frönt. Hier ist die Welt noch in Ordnung: die Türken liegen vor Wien, Fu Man Chu bedroht das British Empire und der Orient ist exotisch und mysteriös. Die Bilder sprechen für sich:

Doch auch Dänemark kommt zum Zuge:

Und ganz alte Freunde aus der Kindheit tauchen auf: Rasmus Klump alias Petzi.

Langsam gehen mir die ganz offensichtlichen Sehenswürdigkeiten aus. Zeit für Museen, evtl. einen Tagesausflug und weniger Offensichtliches. Ich glaube, morgen miete ich mir ein Fahrrad…

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