12. Juni 2022 – Kopenhagen Walking Tour

Wie üblich habe ich meine Städtereise mit einer Free Walking Tour begonnen. Die gibt es mittlerweile quasi überall und sind eigentlich immer gut. Das Geschäftsmodell basiert darauf, dass jeder Teilnehmer, das zahlt, was er für angemessen hält, und anscheinend rechnet es sich.

Startpunkt war das Rathaus von Kopenhagen. Wie man sieht, was das Wetter unstet – es rangierte von gleißendem Sonnenschein bis teils sehr heftigen Regenschauern.
Die goldene Figur am Rathaus zeigt den Bischof Absalon (1128-1201), den (vermeintlichen) Gründer von Kopenhagen. Meine Bibelkenntnisse mögen etwas rostig sein, aber wer nennt seinen Sohn Absalon? Der biblische Abschalom versuchte einen Putsch gegen seinen Vater König David und scheiterte kläglich.
Direkt am Rathausplatz ist auch der Eingang zum Tivoli, aber da gehe ich erst in den nächsten Tagen hin.
Das Rathaus ist streng von mythischen Wesen bewacht. Oben auf dem Dach lauern übrigens auch Eisbären (aus Bronze) von denen mir aber kein befriedigendes Bild gelingen wollte.

Die Tour führte an dem ältesten Gebäude der Stadt aus dem 17. Jahrhundert vorbei. Richtig alte Gebäude sind Mangelware in Kopenhagen: mehrere Feuer und das katastrophale Bombardement der Briten 1807 ließen wenig übrig. Fast alles entstand dann erst im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts.
Der Gammel Strand, der alte Strand. Das Ufer links war mal die Küste, bevor eine künstliche Insel (rechts) aufgeschüttet wurde.
Auf der Insel steht nun Schloss Christiansborg. Das war mal (in einer früheren Inkarnation) Sitz des Königs. Es brannte nieder, der König zog um und schenkte dann das neue Gebäude dem dänischen Volk. Es ist der Sitz der Parlaments.
Mit einem eigenen Eingang für die Premierministerin. Die Security geht übrigens schwer gegen Null.
Unweit findet sich ein neueres Stadtzentrum, den Kongens Nytorv. Quasi der Stachus, nur grüner und ruhiger.
Da wiederum in der Nähe ist der Nyhavn, der „neue Hafen“. Allerdings nicht ganz so neu: er wurde 1673 eröffnet und dient heute primär als Setting für Restaurants, Tourboote und das ein oder andere Segelschiff.
Die Tour endete an Schloss Amalienborg. Das sind eigentlich vier nahezu identische Palais. In diesem hier wohnt eigentlich Königin Margarete. Wie alle Kopenhagener ist sie aber aktuell in ihrem „Sommerhaus“ – der königlichen Yacht. Ihr Palais hat mehr Schornsteine als die anderen – der Witz geht, dass das wegen ihres Kettenrauchens notwendig sei. Security auch hier sehr gering, nur ein paar Soldaten in Uniformen mit Bärenfellmütze direkt bei den Häusern. Aber zumindest Königin und Kronprinz waren auch nicht da.
Hier noch ein Bild von der Hafenküste aus: Springbrunnen, in der Mitte bei der Reiterstatue die Palais des Schloss Amalienborg und ganz hinten die sog. Marmorkirche.
Unweit der Marmorkirche findet sich dann auch die russisch-orthodoxe Kirche der Stadt, die Alexander Nevski Kirche. Wahrscheinlich vom heiligen Eisenstein errichtet. Oder war es Potemkin?

Die Walking Tour war vorbei, die Schauer wurden häufiger. Ich bin aber trotzdem einfach an der Küste weiter nach Norden gewandert. Wobei „Küste“ hier das Westufer der Meerenge meint, die letztlich der Hafen von Kopenhagen ist, mit Christanshaven auf der anderen Seite. Ähnlich wie der „East River“ zwischen Manhattan und Brooklyn.

Direkt auf der anderen Seite, auf einer Linie mit Schloss Amalienborg, liegt die Oper von Kopenhagen, die man normalerweise mit dem Wasserbus erreicht. Der Eingang ist dem Meer zugewandt.
Auf dem Weg konnte ich dann herausfinden, was die deutsche Bundesmarine so treibt. Die Fregatte „Schleswig-Holstein“ liegt an einer Bar vor Anker. Ganz unmittelbar: die Gangway führt direkt zum Personaleingang der Bar links im Bild.
Immerhin passt die dänische Marine auf, dass die Deutschen nicht allzu sehr über die Stränge schlagen.
Oder behalten sie vielmehr diese Invasoren im Blick?

Einer der Gründe, die Küste nach Norden weiterzugehen ist die angeblich „zweitenttäuschendste Sehenswürdigkeit der Welt“ (Nr. 1 ist Manneken Pis):

Die kleine Meerjungfrau. Wie man sieht, kommen die Touristen trotzdem.
Ich natürlich auch.

Aber auch außer der Statue ist in der Gegend einiges zu sehen.

Zum Beispiel die St. Alban’s Church. Quasi das anglikanische Gegenstück zur russisch-orthodoxen Newski-Kirche.
Hier aus grüner Perspektive.
Oder der Gefionspringvandet, ein großer Springbrunnen. Da baden aber genau so wenig Blondinen drin wie im Trevi-Brunnen in Rom.

Vor allem aber gibt es hier das Kastell von Kopenhagen, eine hervorragend erhaltene Festungsanlage aus dem 17. Jahrhundert. Das ist im Prinzip immer noch eine militärische Einrichtung (da stehen auch ein paar wenige Wachsoldaten und die Kasernen werden zumindest teilweise genutzt), aber das Ganze ist auch eine Art Parkanlage, die der Öffentlichkeit zumindest tagsüber zugänglich ist.

Dieses Bild deutet die typisch sternförmige Form der Festungsanlage an.
Besser sieht man es aber auf diesem Luftbild.
CucombreLibre from New York, NY, USA, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
Die Anlage…
…ist recht malerisch…
…und hat alles, was eine Festung braucht. Kirche…
…und Windmühle.
Auf den Gelände findet sich auch das Denkmal für die dänischen militärischen Auslandseinsätze seit 1948…
…mit der Liste der Länder und Regionen…
…und der Liste der dort Gefallenen und Verstorbenen. Alles natürlich deutlich kleiner als z.B. das Vietnam-Memorial in Washington.

Danach hatte ich dann genug Tourismus für einen Tag. Ich bin mit dem Wasserbus und der Metro zurück zu meinem Domizil gefahren, wobei das Wetter Fotos aus dem Wasserbus verhinderte.

Quasi beim Umsteigen habe ich noch dieses Bild von Vor Frelsers Kirche in Christianshavn geschossen. Eigentlich geht man da wegen dem Turm hin, den man tatsächlich bis ganz nach oben erklimmen kann, die letzten Meter (quasi die gewendelte Spitze oben) an der Außenseite! Der Aufstieg war aber wegen Regens geschlossen. Und die stürzenden Linien im Foto bekam ich nicht mal mit der besten Software weg – zu extrem!

Morgen geht es weiter mit einer Food Tour und dann sehe ich mal, wo die Füße (oder die Metro) mich hintragen.

2 Kommentare

  1. Wir sind inzwischen zurück in München nach kleinem Stopp auf der Insel Rømø (zwischen Fanø und Sylt) und einer Übernachtung in Kiel.
    Bei der Hitze haben wir mit Sehnsucht an das zurückgelassene Meer gedacht!

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