Hier entsteht der Blog zur Dänemark-Reise von 3.-18. Juni 2022
Kategorie: Allgemein
03. Juni 2022 – Kiel
Erster Stopp der Reise war Kiel. Ich bin mit dem ICE von München nach Kiel gefahren, das dauert sieben Stunden. Es könnten auch sechs oder noch weniger sein, aber da greift die deutsche Kleinstaaterei: der ICE muss mindestens zweimal in jedem Bundesland halten, egal ob es Sinn macht oder nicht – in Hamburg hält er sogar dreimal (!) Die Halte in Ingolstadt, Fulda, Göttingen, Hamburg-Harburg, Hammburg Dammtor und Neumünster könnte man sich echt schenken, dann wäre der ICE wahrscheinlich nur 5 1/2 Stunden unterwegs und könnte sich tatsächlich Schnellzug schimpfen. Sei’s drum, immerhin kam ich ohne Verspätung an (aber auch nur weil die Bahn zwischen Hamburg und Kiel offensichtlich jede Menge Puffer einbaut).
Kiel selbst ist hübsch gelegen und hat viel Blau (Wasser) und Grün (Bäume) – architektonisch ist die Stadt allerdings ziemlich seelenlos. Können sie nicht viel dafür, Kiel wurde als strategischer Hafen im Zweiten Weltkrieg gründlich zerbombt und die Architektur des Wiederaufbaus war halt mehr von Pragmatismus als von Ästhetik geprägt.







Jetzt wissen wir auch, wofür die Bundeswehr das Sondervermögen braucht: um endlich neue Schiffe mit modernen Antrieben zu kaufen, die noch dazu billiger sind!
Als nächstes geht es mit dem Auto weiter nach Dänemark.
04. Juni 2022 – Ferienhaus Ringkøbing
Von Kiel aus waren es ca. 4 Stunden bis zum Ferienhaus nahe Ringkøbing, inklusive eines kürzeren Staus an der dänischen Grenze. Die Dänen machen nämlich immer noch Grenzkontrollen – EU-rechtlich zweifelhaft und angesichts des Durchwinkens der allermeisten Autos wahrscheinlich auch nicht effektiv. Aber egal, wir haben es geschafft.

Das Haus (Standort siehe Reiseroute) ist groß und sehr luxuriös, mit sieben (sehr kleinen) Schlafzimmern, drei Badezimmern, Whirlpool, Hallenbad mit Gegenstromanlage, großer Küche, etc. Weitere Bilder folgen, auch von den Bewohnern. Leider sind wir weniger als geplant: mein Cousin Michael, also der Sohn der Tante Anita, deren Geburtstag wir nachfeiern, ist kurz vor Abreise an Covid erkrankt und konnte nicht kommen. Was ein Mist.
Das ganze ist entlang Ringkøbing Fjord gelegen, also zwischen Nordsee und einer Lagune. Beide habe ich bisher nur aus dem Auto gesehen, aber auch werden Fotos noch folgen.
Auf der ganzen Halbinsel (bzw. beiden Halbinseln, nördlich und südlich des Durchbruchs) sind Ferienhaussiedlungen (vor allem für Deutsche) und Schweinezuchten. In den nächsten Tagen werde ich die Gegend erkunden und berichten.
05. Juni 2022 – Ringkøbing Fjord
Wie versprochen ein paar Bilder vom Ferienhaus und seinen Bewohnern.

















Als diese Bilder entstanden, war das Wetter ziemlich schön und einigermaßen warm. Heute (Pfingstmontag) regnet es ziemlich, das soll morgen auch noch so weitergehen. Weiteres folgt sobald sich Gelegenheit ergibt.
06. Juni 2022 – Ringkøbing und Kitesurfing
Hier noch ein paar Eindrücke von Haus und Umgebung:



Am Nachmittag hat es aufgehört zu regnen, daher sind Hans-Martin und ich mit dem Fahrrad nach Ringkøbing gefahren.







Mittlerweile regnet es wieder sehr intensiv, aber ab morgen Nachmittag soll es wieder besser werden.
08. Juni 2022 – Smørrebrød und Sandskulpturen
Reichlich Aktivität im Ferienhaus:





Zum Abendessen haben Vibeke und Petra dann die dänische Spezialität Smørrebrød gemacht.








Unweit des Ferienhauses, im Touri-Ort gibt es auch eine Sandskulpturen-Ausstellung.

















10. Juni 2022 – Fanø
Am letzten vollen Tag im Ferienhaus haben einige von uns einen Ausflug nach Fanø gemacht. Das ist eine Insel vor der Westküste, ca. zwei Stunden Fahrt südlich, inkl. Fähre. Petras und Vibekes Vater kommt ursprünglich von da.


Aber selbst in einem kleinen Woll-Laden können die wahren Fans sich einige Zeit aufhalten. Max, Rike und ich haben daher das Städtchen erkundet.


Natürlich gibt es da auch an der Küste eine große und durchaus malerische Dünenlandschaft:



Sie haben auch welche gefunden, aber nur mit dem Fernglas sichtbar. Auf dem Rückweg lagen dann die gleichen Viecher unmittelbar bei der Fähre, ganz ohne Wanderung.

Mittlerweile bin ich in Kopenhagen angekommen, für den zweiten Teil meines Urlaubs, diesmal solo.


Morgen starte ich mit einer Walking Tour und dann sehe ich mal, was ich so abklappere an touristischen Aktivitäten.
12. Juni 2022 – Kopenhagen Walking Tour
Wie üblich habe ich meine Städtereise mit einer Free Walking Tour begonnen. Die gibt es mittlerweile quasi überall und sind eigentlich immer gut. Das Geschäftsmodell basiert darauf, dass jeder Teilnehmer, das zahlt, was er für angemessen hält, und anscheinend rechnet es sich.













Die Walking Tour war vorbei, die Schauer wurden häufiger. Ich bin aber trotzdem einfach an der Küste weiter nach Norden gewandert. Wobei „Küste“ hier das Westufer der Meerenge meint, die letztlich der Hafen von Kopenhagen ist, mit Christanshaven auf der anderen Seite. Ähnlich wie der „East River“ zwischen Manhattan und Brooklyn.




Einer der Gründe, die Küste nach Norden weiterzugehen ist die angeblich „zweitenttäuschendste Sehenswürdigkeit der Welt“ (Nr. 1 ist Manneken Pis):


Aber auch außer der Statue ist in der Gegend einiges zu sehen.



Vor allem aber gibt es hier das Kastell von Kopenhagen, eine hervorragend erhaltene Festungsanlage aus dem 17. Jahrhundert. Das ist im Prinzip immer noch eine militärische Einrichtung (da stehen auch ein paar wenige Wachsoldaten und die Kasernen werden zumindest teilweise genutzt), aber das Ganze ist auch eine Art Parkanlage, die der Öffentlichkeit zumindest tagsüber zugänglich ist.


CucombreLibre from New York, NY, USA, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons







Danach hatte ich dann genug Tourismus für einen Tag. Ich bin mit dem Wasserbus und der Metro zurück zu meinem Domizil gefahren, wobei das Wetter Fotos aus dem Wasserbus verhinderte.

Morgen geht es weiter mit einer Food Tour und dann sehe ich mal, wo die Füße (oder die Metro) mich hintragen.
13. Juni 2022 – Food Tour etc.
Heute wie gesagt Food Tour, das hat sich für mich ebenso wie Free Walking Tours bei Städtereisen bewährt. Die Food Tour begann an den Torvehallerne, das sind zwei Markthallen, die zwar an einem historischen Marktplatz stehen, die es aber erst seit einigen Jahren gibt.






Dort ging es dann los mit der ersten Verkostungen:




Dann ging es weiter durch verschiedene Teile der Stadt. Tatsächlich habe ich bei der Food Tour eine größere Strecke zurückgelegt als gestern bei der Walking Tour. Und natürlich gab es mehr zu Essen und zu Trinken:



Wir kamen auch an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei:


Letztlich gingen wir zum Nachtisch über, auch in mehreren Runden.




Nach der Food Tour habe ich noch etwas Sightseeing auf eigene Faust betrieben, z.B. in den nahe gelegenen botanischen Garten:




Und nach Schloss Rosenborg, ebenfalls eine ehemalige königliche Residenz, die mittlerweile als Museum dient und die Kronjuwelen behaust:














14. Juni 2022 – Tivoli und andere Traumländer
Mittlerweile geht mir das Wetter einigermaßen auf den Senkel. Im gefühlten 15 Minuten Takt Regen, Wind, Kalt, Warm, Sonne, das bedeutet Jacke aus, Jacke an, Jacke zu, Jacke auf, Kamera raus, Kamera rein, etc. Kurze Regenschauer eigentlich ständig und jeden Tag mindestens einmal ein richtiger Guss. Na gut, ich bin adäquat ausgestattet mit den Klamotten, aber so richtig Entspannung kommt da nicht auf. Sei’s drum.
Heute habe ich drei Orte von Träumen und Sehnsucht aufgesucht. Der erste ist das Restaurant Noma, Gründungsort der New Nordic Cuisine und mehrfach als das beste Restaurant der Welt ausgezeichnet. Zumindest einer der Wettbewerbe hat sie jetzt einfach in eine Hall of Fame eingetragen und lässt sie nicht mehr teilnehmen, damit auch mal andere gewinnen.
Nun hätte ich mir das trotz des hohen Preises (>€200 fürs Menu plus ähnliche Summen für die Weinbegleitung) durchaus mal geleistet. Nur gibt es da drei Probleme: 1.) man muss viele Monate im Voraus reservieren, 2.) als Einzelgast kann man nur auf einen der vier Plätze an einem zusammengewürfelten Gemeinschaftstisch hoffen und 3.) genau in dieser Woche hat das Noma schlicht geschlossen, weil sie von der Winter- auf die Sommersaison umstellen. Problem 3.) vereitelt damit auch alle Hoffnung auf Wartelisten o.ä., insofern kann man nix machen. Leider haben auch die anderen Edelkneipen Kopenhagens monatelange Wartelisten, insofern muss ich den Foodie in mir mit Foodtour und Streetfood versorgen.
Aber fotografieren kann man es ja, zumal das nur ca. 40 Minuten zu Fuß von meiner Ferienwohnung entfernt ist und der Weg durch den schönen Teil von Christiania (s.u.) führt.



Nun ist das Noma unmittelbarer Nachbar eines anderen Orts von Traum und Sehnsucht (für andere Leute, nicht mich): die Kommune Christiania, die sich selbst als autonomen Freistaat sieht (die dänische Regierung sieht das etwas anders). Bei Christiania denken jetzt manche wahrscheinlich an Fahrräder oder Drogen – der Verkauf letzterer ist wohl in den letzten Jahren massiv reduziert worden, um die ständigen Probleme mit der Polizei zu reduzieren. Was mir aber nicht klar war: Christiania besteht nicht nur aus einem größeren Gelände im relativ urbanen Stadtteil Christianshavn, sondern auch aus den östlichen Festungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert, und das ist ein sehr schönes, grünes Gebiet. Genau dadurch führt mich mein Weg auf dem Marsch zum Noma.









Den städtischen Teil von Christiania (auf der Karte unten links) fand ich nicht ganz so schön.


Drinnen ist es eine Ansammlung von Hütten, umfunktionierten Häusern, Ständen, Kneipen, Werkstätten etc. Im Prinzip das, was das Tollwood auf turbokapitalistische Art und Weise performativ nachzubilden versucht. Hier ein paar Bilder:





Nach meinem Besuch in Christiania bin ich weiter zum dritten Ort von Träumen und Sehnsucht (diesmal eher von Kindern): Tivoli. Das musste natürlich sein, schließlich habe ich letztes Jahr das ursprüngliche Tivoli in Italien besucht, wo Kaiser Hadrian sich entspannte. Die Version in Dänemark ist demokratischer und besser erhalten – einer der ältesten Theme Parks in der Welt und direkte Inspiration für Disneyland.

Für mich ist das beeindruckendste an Tivoli, wie effizient sie den Platz nutzen. Das ganze Gelände ist kaum größer als ein glorifizierter Häuserblock, aber durch die extrem verwinkelte Anlage hat man den Eindruck, einen wesentlich größeren Freizeitpark zu besuchen. Auch ohne irgendwelche Fahrtgeschäfte zu nutzen haben ich (inkl. Essen und Kaffee) gute drei Stunden dort zugebracht.
Die Fahrgeschäfte haben eher Oktoberfest-Niveau und sind nicht mit Disneyland oder Universal Studios zu vergleichen.








Besonders amüsant fand ich, dass Tivoli ganz unapologetisch einem politisch ziemlich unkorrekten Orientalismus frönt. Hier ist die Welt noch in Ordnung: die Türken liegen vor Wien, Fu Man Chu bedroht das British Empire und der Orient ist exotisch und mysteriös. Die Bilder sprechen für sich:





Doch auch Dänemark kommt zum Zuge:





Langsam gehen mir die ganz offensichtlichen Sehenswürdigkeiten aus. Zeit für Museen, evtl. einen Tagesausflug und weniger Offensichtliches. Ich glaube, morgen miete ich mir ein Fahrrad…