21.-22.05. Nanjing

Wie schon bei dem Bildern erwähnt sind wir heute in Nanjing. Das war lange Zeit die Hauptstadt von China unter diversen Dynastien sowie der präkommunistischen Republik 1911-49. Außerdem unter den Taiping-Rebellen, die Mitte des 19. Jahrhunderts Gleichheit, Landreform und den Sturz der völlig korrupten Qing-Dynastie und die Vertreibung der Ausländer versprachen, aber de facto das Land nur in den schlimmsten Bürgerkrieg der Menschheitgeschichte stürzten, mit 20 Millionen Opfern. Nur der Zweite Weltkrieg kostete mehr Leben.

Nanjing ist ruhiger und sauberer als Xi’an. Auch der Verkehr ist besser, es gibt eine U-Bahn und Ampeln werden nicht ignoriert. Die touristische Erschließung ist noch nicht so weit fortgeschritten, aber sie bauen am Südtor gerade eine “Altstadt“ genau wie in Xi’an.

Eine Bemerkung zum chinesischen Bier: es handelt sich eher um ein Erfrischungsgetränk mit 2,5-3,5%. Die meisten Sorten schmecken sehr ähnlich, am besten ist noch Tsingtao. Die deutsche Baukunst hat ein paar Spuren hinterlassen, auch in Namen wie “Hans“, “Rheineck“und natürlich der von den Deutschen gebauten Tsingtao-Braurei.

Heute haben wir erstmals in einem Lokal gegessen, wo es keine englisch oder bebilderte Speisekarte hab. Mario bestellte also mit dem Sprachführer im Reiseführer. Das klappte auch ganz gut. Die Kellnerin lieh sich dann noch den Reiseführer aus, wahrscheinlich um einige Begriffe für eine internationale Speisekarte abzuschreiben. Zukünftige Gäste werden sich aber wundern, denn es ist ein deutschsprachiger Reiseführer… Da gibt es dann also bald kein English Menu, sondern ein German Menu…

Wanderung durch den Purpurberg-Park in Nanjing. Mehr Park als Berg, ein sehr schön ausgebautes Naherholungs gebiet. Dort befinden sich auch zwei wichtige historische Gräber: das Mausoleum des ersten Ming-Kaisers und das des ersten chinesischen Präsidenten Sun Yat Sen. Das Minggrab sieht aus wie eine minimal kleinere Version der verbotenen Stadt mit Grabhügel am Nordende. Anscheinend wollten die Kaiser ihr Leben im Tod fortsetzen. Naja und das Grab des ersten demokratischen Präsidenten? Sieht aus wie ein Kaisergrab, nur mit blauen Ziegeln.

Überhaupt, die chinesische Architektur. Sie ist wenig abwechslungsreich. Im Prinzip haben die während ihrer kulturellen Blüte während der Tang-Dynastie einen Stil entwickelt (rote Säulen, geschmückte Balken, Giebeldächer, Innenhöfe) und den haben sie in den folgenden Jahrhunderten nur wenig geändert. Hat Du einen Palast oder ein Grabmal gesehen, hast Du sie alle gesehen – zumindest beinahe. Zumindest für die Ming-Bauten gilt das deutlich.