Wer die Überschrift nicht versteht: ich war vom 28.10.-01.11.2022 in Wien. Welcher „Feiertag“ liegt in diesem Zeitraum? Genau. Tut’s weh? Gut!
Aber im Ernst, ich wollte eine Städtereise über das verlängerte Wochenende Ende Oktober machen und Wien bot sich an. Ich war zwar 2016 schon mal hier, aber das ist eben auch schon wieder eine ganze Weile her und ich hatte auch keinen Blog verfasst.
Die Anreise war ein wenig abenteuerlich, aber auch nur, weil ich bei den Hinfahrt den schönen Direkt-Railjet der ÖBB von München nach Wien (oder auch bis Budapest) nicht nehmen konnte – ich hatte einen Vortragstermin in Rosenheim. Der spülte zwar Geld in die Kasse, aber dafür musste ich dann mit dem Regionalzug nach Salzburg fahren, denn der Eurocity war so verspätet, dass ich meinen Anschluss von Salzburg nach Wien nicht bekommen hätte. Sei’s drum, bei der Rückfahrt ist ein Direktzug.
Untergekommen bin ich in einer Ferienwohnung in der Nähe des Westbahnhofs, im 15. Bezirk von Wien. Diese Durchnummerierung der Bezirke muss eine habsburgerische Sache sein, ich kenne das nämlich nur aus den Städten des ehemaligen KuK. Ist jedenfalls einigermaßen verkehrsgünstig gelegen und auch gemütlich.
Am Freitag 28.10. bin ich erst am frühen Abend angekommen und war nur noch einkaufen und was essen.
Wie immer war der erste Programmpunkt eine Free Walking Tour zum Überblick. Habe ich zwar auch 2016 schon gemacht, aber die Guides sind doch immer andere mit anderen Geschichten und auch die Touren variieren. Sowohl die Tour als auch die anderen Zielen heute waren alle im „alten“ Wien, also dem Teil der Stadt, der bis ins 19. Jahrhundert von einer Mauer umgeben war, die erst Kaiser Franz-Joseph (regierte 1848-1916) einreißen ließ und so die Ringstraße schuf.
Am Stephansdom endete die Walking Tour, ich bin aber noch eine ganze Weile weitergestapft.
Dann ging es zurück in die Hofburg, wo es das für mich interessanteste Museum Wiens gibt: die Schatzkammer der Habsburger.
Interessanterweise waren die Reichkleinodien Gegenstand des einzigen möglicherweise gerechtfertigten Kunstraubs der Nazis: eigentlich gehören die Dinger historisch nach Nürnberg. Von dort hatte man sie nach Wien gebracht, damit sie nicht Napoleon in die Hände fielen – aber nachdem Napoleon weg war gaben die Habsburger sie nicht mehr her. Die Nazis brachten sie dann nach dem Anschluss wieder nach Nürnberg, aber die Alliierten „restituierten“ die Kleinodien dann wieder nach Wien. Sei’s drum, Wien ist auch nicht so viel weiter von meinem Domizil weg als Nürnberg…
Nach der Schatzkammer habe ich mir noch ein paar wichtige Gebäude entlang der Ringstraße angesehen:
Wie üblich bin ich am ersten Urlaubstag ziemlich weit rungekommen und war dann rechtschaffen fertig.
…und alle seine Toten. Inspiriert (nicht nur) von Wolfgang Ambros nutzte ich die Gelegenheit, den berühmten Friedhof heim… äh aufzusuchen. Man sollte dazu sagen: der Zentralfriedhof ist „nur“ ein Friedhof in demselben Sinn wie der Todesstern „nur“ eine Raumstation ist: eigentlich viel zu groß für dieses kleine Wort.
Der Zentralfriedhof ist auch bekannt dafür, dass er religionsübergreifend ist, wobei es eigene Bereich für die verschiedenen Glaubensgemeinschaften gibt.
Es gibt natürlich auch einen muslimischen Friedhof (da war mir der Fußmarsch zu lang) und auch einen protestantischen (der ist aber so unbedeutend und klein, dass ich ihn mir gespart habe).
Und dann gibt es die Ehrengräber, das sind besonders prunkvolle und aufwändig gestaltete Grab- (und manchmal nur Gedenk-)stätten für berühmte Leute – nicht zuletzt Musiker.
Ob wohl Wolfgang Ambros auch mal ein Ehrengrab hier bekommt? Er wäre jedenfalls in guter Gesellschaft.
UNO / Donauinsel
Totgesagte leben länger, sagt man. Vielleicht gilt das ja auch für die Vereinten Nationen, die neben New York und Genf auch hier einen wichtigen Standort haben. Dieser befindet sich auf der Donauinsel zwischen der alten und der neuen Donau.
Quasi nebenan auf der Donauinsel ist der Donaupark, der ursprünglich mal für eine internationale Gartenschau angelegt wurde.
Prater
Zu guter Letzt war ich noch am Prater, der letztlich sehr ähnlich ist wie die Fahrgeschäfte beim Oktoberfest, nur eben permanent installiert. Leider nicht so charmant wie das Tivoli in Dänemark.
Wie geneigte Leser wissen, fahre ich nicht zum Spaß in den Urlaub, sondern wegen einer sehr ernsten Sache: dem Essen. Ein bisschen food porn war ja schon, hier noch mehr österreichische Spezialitäten:
Das Hochamt der österreichischen Küche ist aber (zumindest für mich) der Tafelspitz bzw. die ganze Sudfleischküche. Drum war ich auch beim Plachutta – das ist eine hochwertige Restaurantkette, die sich darauf spezialisiert hat. Dort wird der Tafelspitz schon regelrecht rituell serviert und verzehrt.
An einen Nachtisch war nicht zu denken, viel zu satt. Aber das war vielleicht auch ganz gut so, denn so blieb die Rechnung noch zweistellig (mit zwei weißen Spritzern dabei). Tatsächlich sind die Preise in Wien sowohl im Supermarkt als auch in den Lokalen teils merklich höher als in München.
Wie jene, die mich kennen, wissen bin ich sicher kein Opernfan. Aber die Staatsoper in Wien ist halt auch historisch und architektonisch interessant, drum habe ich eine Führung gemacht.
Schönbrunn
Die Sommerresidenz der Habsburger. Ursprünglich nur eine kleine Burganlage, die aber von den Türken zerstört wurde. Dann ein Jagdschlösschen und letztlich baute Maria Theresia Mitte des 18. Jahrhunderts Schönbrunn zum Sommersitz der Habsburger aus.
Natürlich habe ich auch die Innenräume besichtigt, aber da durfte man nicht fotografieren. Rangiert von sehr prunkreich (Große Galerie und Millionenzimmer) bis total spartanisch (Arbeits- und Wohnräume von Franz-Joseph).
Der Wienaufenthalt nähert sich dem Ende. Es folgt noch ein kleiner Nachtrag.
Letzter Tag in Wien, der Zug fährt am Nachmittag. Das gibt mir aber noch Zeit, ein paar kleinere Sehenswürdigkeiten abzuklappern.
Kulinarisches zum Abschluss:
Dieser Blogeintrag entsteht bereits im Zug zurück nach München. Das Internet in der Bahn funktioniert bei der ÖBB deutlich besser als bei der DB – überraschen kann das keinen.
Damit schließe ich den Blog, vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Mal.