05.05.2024 – Lahemaa-Nationalpark

Heute war ein Tagesausflug in den Lahemaa-Nationalpark angesagt, der östlich von Tallinn liegt. Dafür habe ich eine geführte Tagestour gebucht, denn ohne Auto kommt man da nicht gut hin und ohne Guide ist es ungleich aufwändiger, die interessanten Stellen abzuklappern. Wir waren dann auch nur sechs Leute inklusive Guide.

Der Nationalpark wurde noch zu Sowjetzeiten gegründet und war der erste Nationalpark in der Sowjetunion, wobei allerdings nur ein Teil des weitläufigen Geländes wirklich Nationalpark im Sinne von keine kommerzielle Nutzung ist. Es wohnen auch Leute dort und Teile des Geländes werden land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Aber die tatsächlich Wildnis ist schon recht beeindruckend.

Auf dem Weg dahin kamen wir an Unmengen von Plattenbauten aus den 70er Jahren vorbei, wo ein Großteil des russischsprachigen Bevölkerung in einer Parallelgesellschaft lebt. Außerdem sahen wir Unmengen von Zugvögeln auf dem Weg nach Finnland und Skandinavien – leider hielten die nicht für Fotos aus dem Auto an. Ein Großteil des Wegen führte über die alte Autobahn nach St. Petersburg (nur 300km entfernt) wo es fast keinen Verkehr gab, da die Grenze weitgehend geschlossen ist (nur Fußgänger mit Visum kommen durch). Dafür hatte die Autobahn Linksausfahrten und Wendemöglichkeiten – günstig zu bauen, aber bei mehr Verkehr sicher arg gefährlich.

Auf dem Weg kamen wir auch bei diesen bronzezeitlichen Rundgräbern vorbei, die während des Autobahnbaus entdeckt wurden.

Die estnische Landschaft ist flach und von Wasser und Wald geprägt, hauptsächlich Birken und Kiefern. Erster Stopp war der Jägala-Wasserfall. Das muss man sich wie Niagara vorstellen, nur halt in Miniatur.

Der zweite und weitaus längste Stopp war dann eine Wanderung durch Sumpf und Moor entlang eines Pfads aus Holzplanken. Dabei sah man auch viele Seen, die durch den früher üblichen Abbau des Torfes aus dem Moor entstanden.

Aber wie gesagt gibt es nicht nur Wildnis. In der Region sind auch Herrenhäuser der alten Großgrundbesitzer (gerne deutscher Adel) erhalten, zum Teil mit Gärten:

Mittagessen haben wir in einer Cafeteria-Wirtschaft gegessen. Leider war das Ambiente besser als das Essen, das eher an eine Mensa in den 80er Jahren erinnerte. Ich konnte die Dame nicht davon abhalten, weiße Sauce über meine Pommes zu kippen…

Gegen Ende waren wir dann noch an der Küste, der Nationalpark umfasst mehrere Buchten und Kaps. Man sieht hier auch gut die Hinterlassenschaften der letzten Eiszeit in Form von großen bis riesigen Findlingen:

Zum Abendessen zurück in Tallinn genehmigte ich mir dann Spareribs, die sich in der Schweinefleisch-affinen Küche Estlands großer Beliebtheit erfreuen. Allerdings werden sie gerne mit einer Kirschsauce getoppt, was zumindest ungewohnt ist:

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